Legende zum Untergang des Schlosses Blutsberg | Zwei Versionen
Zwei ähnliche Legenden rund um das Schloss Blutsberg und deren Ende.
Die Legende vom verwunschenen Schloss Blutsberg berichtet vom unchristlichen Lebensstil der Menschen auf dem Schloss und von ihrem Untergang. So beginnt die Sage damit, dass vor langer Zeit ein Schloss auf dem Blutsberg stand. Dort wurden viele Feste gefeiert, die Dekadenz hielt Einzug.
Man aß und schlemmte als gäbe es kein Morgen. Was übrig blieb, wurde boshaft zweckentfremdet, ja man soll den Kindern sogar das Hinterteil mit dem übriggebliebenen Kuchen abgewischt haben. Eine brave Magd war dort angestellt, die das Treiben nur schwer ertrug. Sie wollte ihr Hinterteil nicht derart reinigen und bot an, es mit der schönsten Schürze aus Seide zu tun, wenn es dann eine Ruhe damit hätte.
Doch der kleinlaute Protest ging im Luxusleben der Burgbewohner unter und fand kein Gehör. Die Leute wollten keine Läuterung, ja nicht einmal darüber nachdenken.
Eines Tages klopfte es an der Pforte und ein fremder Mann bettelte um Almosen. Die Schlossfrau gab ihm eines der Kuchenreste, mit denen man die Kinder das Hinterteil säuberte. Der Bettler mahnte angesichts dessen die Magd, sie soll das Schloss umgehend mit ihm verlassen. Sie willigte ein und ging mit ihm hinaus.
Als sie vor den Toren waren, drehte sich der Bettler um und entbot dem Schloss den schwersten Fluch. Als er seinen Mund schloss, öffnete sich die Erde und das Schloss fiel in die Tiefe des Bergs. Kaum Geschehen schloss die Erde sich wieder und begrub das Schloss. Drei Tage lang soll man noch den Hahn aus den Tiefen des Blutsbergs krähen gehört haben.
In einer anderen Version waren die Burgherren immer gerecht gegen jedermann. Doch ein junger Ritter, der die Macht auf der Burg übernahm, brachte seine Gemahlin mit. Diese war herrisch und ungerecht. Die Frau ließ Bettler, die des Wegs kamen, von Hunden davonjagen.
Durch sie veränderte sich auch der Burgherr. Er wurde habgierig und grausam und so schickte er seine Mannen los, um die Armen zur Fronarbeit zu zwingen. Wer sich weigerte oder gar wehrte, wurde ins Burgverlies geworfen, woraus es kein Entfliehen und Entkommen gab.
Die Burgherren aber schwelgten im Luxus und täglich wurde der Tisch mit allen Leckereien vollgestellt. Was übrig blieb, wurde den Schweinen zum Fraß vorgeworfen. Auch die Dienerschaft frohlockte bald der Dekadenz. Nur eine Magd entsagte dem Treiben.
Eines Tages wurde ihr befohlen, die Kinder in Milch zu baden und mit Schmalzküchle abzureiben. Sie flehte die Herrschaften an, dies unterlassen zu dürfen. Sie suchte nach einem Ausweg und bat eine Kollegin um Hilfe. Sie würde eine Schürze aus Seide und etwas vom Lohn bekommen, wenn sie diese Tätigkeit übernehmen würde. Doch niemand wollte ihr helfen.
Eines Tages klopfte ein Bettler. Die Dienerschaft war verwundert, schließlich wusste jeder, wie man auf dem Blutsberg mit Bettlern umgeht. Sie ließen ihn aber eintreten und gaben ihm die Reste des Kinderbads: Milch und Schmalzküchle. Die gute Magd warnte ihn aber und steckte ihm etwas Geld zu. Zugleich forderte sie ihn auf, zu gehen, nur um ihn vor größerem Schaden zu bewahren.
Doch der Bettler blieb und gab sich zu erkennen. Es war ein Gottgesandter, der über die Burg richten solle. Sein Antlitz erleuchtete und die Magd warf sich auf die Knie, bat um Verzeihung und küsste ihm die Hände. Er trat mit ihr vor das Tor der Burg und hob seinen Wanderstab. Er brach ihn entzwei, wie der Richter im Urteil über Leben und Tod.
Jetzt öffnete sich der Erdenschlund und verschlang die Burg. Die Magd erschrak und rannte ins Dorf, um Hilfe zu holen. Doch als sie zurückkam, war der vermeintliche Bettler verschwunden. Der Platz auf dem einst die Burg stand, war wüstes Land, worauf kein Grashalm wuchs.
Einige Jahre später wollten einige Burschen aus Eschach und Altmannshofen den Schatz der Burg aus dem Berg heben. Sie suchten die Magd auf, ihr die Stelle zu zeigen. Doch die Frau weigerte sich und sprach, der Schatz sei genauso verflucht, wie die Burg und ihre Bewohner. Doch die jungen Leute waren damit nicht zufrieden. Immer wieder drängten sie sie, sie solle den Platz zeigen. Da zog sie in ein fremdes Land um.
Doch das Strafgericht des Abgesandten von Gott bestrafte mit dem Versinken der Burg auch Unschuldige. Die Tiere und ein kleines Kind, das nicht verstand, was dort getrieben wurde, waren schuldfrei in die Tiefe gezogen worden. An den heiligen Tagen bis Neujahr kann man das Kind, das heute ein Frau in einem weißen Kleid ist, mit einer Reihe von Pferden, Kühen, Hunden, Katzen, Hennen und Tauben auf dem Blutsberg umherziehen sehen. Die Tiere hört man von Weitem schreien.
Wenn sie merkt, dass sie beobachtet wird, winkt sie die Menschen herbei. Sie bittet diese dann, mit ihr zu gehen und sie zu erlösen. Sie würde verraten, wo der Schatz der Burg verblieben sei. Es gebe Gold, Geld und Schmuck. Doch sie mahnt, man muss es den Armen geben und so könnte sie Frieden finden. Doch selten findet sich jemand, der in das Berginnere mitgehen will.
Ein Eschacher sah sie einst. Als er aber mitbekam, dass auch die Tiere redeten, da nahm er Reißaus und rannte, bis er die Lichter von Altmannshofen sah.
Ein junger Mann aus Aichstetten folgte ihr tatsächlich und gelang in eine Höhle, wo er im trüben Licht Schlangen, Molche und Kröten zwischen blanken Knochen und Schädeln sah. Dazwischen konnte man Gold und Schmuck erkennen. Aber da packte ihn das kalte Grausen, und er ging rückwärts wieder aus der Grotte heraus. Er machte kehrt und rannte davon. Auf dem Feld blieb er stehen. Er hörte ein Wehklagen: “Wehe uns, noch ein Jahrhundert warten, noch eines…”
Womöglich war der dekadente Lebensstil der Burgbewohner oder die grausame Art der Grund, warum die Bauern sie schleiften, wenn es denn so war.
Wo befindet sich der Burgstall Blutsberg?
- Entlang der A 96
- zwischen Tobelbach und Aitrach
- nördlich von Altmannshofen
- 88317 Aichstetten-Altmannshofen
- GPS: 47.894366, 10.051297