Geschichte des Klosters / der Reichsabtei Gutenzell (-Hürbel)

Die Gemeinde Gutenzell entstand aus dem Bau eines Klosters der Zisterzienserinnen. Noch heute dominiert das Kloster die Ortschaft.

Ein Kloster mit einer Stiftskirche, die den heiligen Kosmas und Damian gewidmet ist. Viele Fragen zu diesem mittelalterlichen Bau am Rande des Flusses Rot sind ungeklärt.

Ehemalige Klosterkirche Gutenzell
Ehemalige Klosterkirche Gutenzell

Gründungsgeschichte der Abtei Gutenzell

Die Abtei Gutenzell tritt im 13. Jahrhundert ins Licht der Geschichte. Womöglich gab es schon zuvor eine Siedlung, relativ sicher aber gab es dort bereits eine Kirche, als 1237 die Gründung des Klosters Gutenzell offiziell durch den Papst Gregor IX festgehalten wurde. Damit wurde das Kloster dem Kaiser unterstellt und zur Reichsabtei. Der Frauenkonvent wurde dem Zisterzienserorden unterstellt. Die Wahl des Zisterzienserordens hing mit dem Unterstützer Abt Eberhard von Rohrdorf zusammen, der dem Kloster Salem vorstand.

Die Financiers des Klosterprojekts waren zwei adelige Damen aus dem Hause Schlüsselberg. Der Adel aus Bayern gründete einige Klöster. Die Anlage in Schlüsselberg könnte schon im 12. Jahrhundert entstanden sein. Einige Grabungen im 20. Jahrhundert deuten auf Mauerreste aus dieser Zeit. Das könnte auch erklären, warum das Patrozinium den beiden Heiligen Kosmas und Damian gewidmet ist. Dabei handelte es sich um Mediziner, die Kranke heilten. Im christlichen Glauben waren es Märtyrer, aber in den Quellen ihrer syrischen Heimat starben sie an einem natürlichen Tod. Mit ihrer Kraft sollte auch die Pest besiegbar sein.

Die erste Stiftung der Schüsselberger könnte einem Brand zum Opfer gefallen sein. Man geht davon aus, dass der Adel von Aichheim das neue Kloster stiftete. Zunächst war es demnach eine Beginensammlung, die durch den Papst und das Geld der von Aichheim in ein ordentliches Konvent überführt wurde. Die Aichheimer waren auch in späteren Jahren dem Kloster verbunden und stellten die erste Äbtissin.

Auch eine Verbindung zur Kapelle St. Wendelin und der Burg Ametshausen sind denkbar. Ob es das Vorgängergotteshaus war, wo die Beginen sich sammelten, ist umstritten. Ein Zisterziensermönch erzählte in einer Geschichte des Rudolf von Schlüselberg, der seine Frau, die an Aussatz litt, verließ, um in Portugal gegen die Sarazenen zu kämpfen. Er schlug sich zu einer Gesundheitsquelle durch und heilte damit seine Frau.

Der angedachte Name der Siedlung war Cella Dei, also Gottes Zell. Aber schon 1259 spricht man von der Bona Cella, also Gutenzell bzw. damals Guotencelle. Der deutsche Name taucht erst 1275 auf. Zu der Zeit werden Gutenzell und Ametshausen zusammen aufgeführt.

Der Konvent in Gutenzell bestand aus adeligen Frauen. Ihr Alltag setzte sich aus dem Gebet, der Lesung und der Meditation zusammen. Die Laienschwestern mussten die Haus- und Gartenarbeit leisten. Die Nonnen selbst webten Kleidung. Ab dem 18. Jahrhundert begann man damit, auch die Jesusfiguren zu bekleiden. Das Kloster verbündete sich um die Jahrhundertwende vom 17. zum 18. Jahrhundert mit den Augustinern von Memmingen und den Benediktinern von Ochsenhausen.

Brände in der Reichsabtei Gutenzell

Das Dorf Gutenzell entstand erst im 15. Jahrhundert. Das Kloster, das seit 1275 von den Steuern befreit war, wurde durch Salem mit der Seelsorge betreut. Im Jahr 1369 zerstörte ein Blitzschlag mit anschließender Feuersbrunst das Kloster. Es dauerte bis 1390, um das Kloster wieder aufzubauen. 1474 spendete der Kaplan Stöhlin 900 Gulden und verband es mit der Bedingung, dass ein Kaplaneihaus gebaut wurde. Dafür las der Kaplan die Messe in der Klosterkirche, sodass die Bauern hier eine Kirche hatten. Aus der Klosterkirche wurde eine Pfarrkirche, obwohl das offiziell erst 1767 gelang.

Einen weiteren Brand gab es 1522, der das Konventgebäude beschädigte. Während des Aufstands der Bauern wurde das Kloster 1525 erneut den Flammen ausgesetzt. Der Versuch der Reformation scheiterte im selben Jahr. Doch die Neubauten sollten auch im Dreißigjährigen Krieg in Mitleidenschaft gezogen werden. Im Jahr 1632 flohen die Nonnen vor den Schweden aus dem Kloster in Richtung Steiermark. Die Nonnen selbst legten damals das Feuer. Die Truppen auf der Seite der Evanglischen brandschatzten das Kloster aber dann doch im Jahr 1647, wovon kaum ein Stein auf dem anderen blieb. Nur unter enormem finanziellen Aufwand konnte das Kloster bis 1665 neu aufgebaut werden.

Der Konvent erhielt 1521 einen Sitz auf den Reichs- und Kreistagen des Deutschen Reichs, was mit den Privilegien Kaiser Sigismunds aus dem 15. Jahrhundert zusammenhing. Im 17. Jahrhundert ging es steil bergauf mit dem Kloster. 1685 bekommt es den Blutbann als Lehen der Landvogtei Schwaben, welchen man ab 1768 aufgekauft hatte.

Im Jahr 1753 wechselte das Kloster die Obrigkeit und ersetzte Salem mit dem Adel von Kaisheim, denn man hatte sich mit dem Kloster Salem verstritten. Im selben Jahrhundert entstanden neue Gebäude, es wurde in eine neue Orgel investiert und die Abteikirche erhielt neue Altäre. In jenen Tagen wurden auch die Katakombenheiligen Justina und Christina als Patroninnen aufgenommen, deren Reliquien im 17. und 18. Jahrhundert nach Gutenzell kamen.

Mit der Aufklärung 1803 gelang das Kloster als Entschädigung für die Napleonische Neuordnung an den Grafen von Toerring. Das Kloster war zu dem Zeitpunkt heillos überschuldet, trotz der acht Weiler (mit Gütern in Achstetten, Kirchberg und Oberholzheim) mit fast 1.200 Menschen. Drei Jahre später wurde es Württemberg zugeschlagen und die Standesherrschaft blieb bis 1809. 1803 zählte der Konvent noch 23 Chorfrauen und 13 Laienschwestern. Sie konnten auch nach der Neuordnung ihren Glauben so weiterleben. Erst 1851 starb die letzte Nonne des Klosters.

Baugeschichte und Kunstwerke der Klosteranlage Gutenzell

Nur Mauerreste auf der nördlichen Seite des Langhauses und im Chorabschluss zeugen noch von dem romanischen Bau des 12. Jahrhunderts. Ab dem 14. Jahrhundert entstand eine Pfeilerbasilika, deren Außenseite mit seinem Sterbepfeilerchor noch erhalten ist. Der Baumeister Bernold von Würzburg ließt 1336 den Chor und die Abtei im Stil der Frühgotik bauen. Die Herz-Jesu-Kapelle entstand 1714 in Halbkreisform.

Der Barock zog 1755 und 1756 ein. Hierfür war der Baumeister Dominikus Zimmermann verantwortlich. Der Stuck in der Kirche stammt vom barocken Stuckateur Franz Xaver Feuchtmayer und die Deckenbilder kreierte Johann Georg Dieffenbrunner. Die Malereien zeigen biblische Szenen und die Apostel. Das Deckengemälde im Chor zeigt die Schutzheiligen Kosmas und Damian. Die Marienkapelle ist ein einschiffiges Gotteshaus mit Dreiachtelchor und Dachreiter, der im 18. Jahrhundert entstand.

Das Kloster, vor allem die Kirche, zeugen vom religiösen Eifer der Nonnen. In dieser Tradition gibt es bis heute ein Krippenspiel mit barocken Figuren. Die Tradition der Bekleidung ist, wie oben erwähnt, dem 18. Jahrhundert entsprungen. Aus der Torwache im Klosterhof wurde in der Neuzeit die Gaststätte.

1864 wurde aber das Konventsgebäude abgerissen. Es blieb die Ostflügel, der heute als Pfarrhaus dient. Auch der Gästebau ist aus dem 17. Jahrhundert, wie auch der Zehntstadel und einige Wirtschaftsgebäude. Auch der Kreuzgang musste im 19. Jahrhundert weichen.

Heute ist ein Teil des Klosters das Toerringer Schloss und ein Hotel-Restaurant ist in die Räume eingezogen.

Wo liegt die ehemalige Reichsabtei Gutenzell?

  • Schlossbezirk
  • 88484 Gutenzell-Hürbel
  • GPS: 48.11606398505418, 9.996158148888483 (Kirche)

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