Archäologische Funde im eigenen Garten | Beschäftigung zu Corona-Zeiten
Auch im eigenen Garten kann man archäologische Funde machen! Tipps zur Recherche und Suche.
Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie auf einem geschichtlich bedeutenden Boden leben. Ich treffe bei meinen Fahrten durch Oberschwaben immer wieder auf Leute, die gar nicht wussten, dass auf ihrem Grundstück mal eine Burg stand, mal eine Schlacht stattfand oder es sogar eine heilige Stätte der Kelten war.
Doch das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich! In Oberschwaben gab es viele geschichtsträchtige Ereignisse. Man weiß nicht viel von den Siedlungsbedingungen der Zeit vor den Kelten, aber auch diese lebten hier. Die Römer besetzten um die Zeitenwende das Land und dann kamen die Alemannen, die Franken und auch Funde aus dem Mittelalter sind nicht selten und durchaus wichtig.
Burgen gab es im Mittelalter alle paar Kilometer. Bei vielen Baustellen findet man auch immer wieder etwas, was vielleicht nicht immer gemeldet wird, weil es die Bauarbeiten verzögert. Doch in der Zeit von Corona kann man ja selbst mal nachschauen.
Recherche zum eigenen Grundstück
Viele Menschen sitzen derzeit in ihren Gärten und pflegen die Pflanzen. In Zeiten des Coronavirus ist das sicherlich eine Möglichkeit, sich die Zeit zu vertreiben. Aber man kann auch selbst mal ein bisschen nachforschen, was auf dem eigenen Gelände passierte. Die erste Anlaufstelle ist das städtische Archiv, das man derzeit natürlich nicht besuchen sollte. Aber man kann per E-Mail eine Anfrage stellen.
Eine andere Anlaufstelle ist das Portal des Landesarchivs Baden-Württemberg. Auch hier finden sich zahlreiche Hinweise auf die Geschichte, vor allem aus der Zeit des Mittelalters. Natürlich kann man sich auch in Buchform über die Geschichte des Ländles informieren. Die Auswahl ist riesig. Zu Empfehlen sind auch die alljährlich erscheinenden Ausgrabungsneuigkeiten des Landes Baden-Württemberg.
Ansonsten helfen auch Straßennamen. Wo eine Burgstraße ist, führte diese mal zu einer Burg. Wo eine Römerstraße ist, marschierten darauf einst römische Legionäre. Sicherlich ging dabei immer mal etwas verloren oder es gab eine längst vergessene Schlacht. Auf der Flucht vor den Alemannen vergruben viele Römer ihre Wertgegenstände und Münzen. Die Kelten vergruben Waffen und Materialien für die Götter oder als Grabbeigabe. Die Menschen im Zweiten Weltkrieg vergruben sogar Waffen, weil sie sie nicht abgeben wollten. Vor allem aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges findet man noch viele Dinge in den Böden unseres Landes, was aber auch Kampfmittel sein könnten. Also vorsichtig sein!
Suche im eigenen Garten
Wenn man zu der Idee gekommen ist, dass im Garten was liegen könnte, dann man sich ja mal auf die Suche begeben. Dafür gibt es eine Reihe von Werkzeugen.
Vor allem der Metalldetektor ist dabei hilfreich. Damit kann man zwar keine Keramik oder Holzfunde machen, aber – wie der Name schon sagt – Metall. Die Bronzeverarbeitung begann um die Zeit von 2.200 v. Chr.
Für den Anfang reichen Geräte um die 100 Euro, doch diese sind wenig präzise und reichen auch nicht sehr tief. Je teurer, desto mehr Tiefenreichweite, könnte man grob verallgemeinernd sagen.
Viele Geräte können die Metallarten unterscheiden, wobei der Preis ebenfalls eine Rolle spielt. Wenn man ein Signal erfasst hat, gibt es einen Pinpointer. Damit lässt sich das gefundene Signal besser orten. Bei den meisten Modellen muss man diesen Kopf dann gedrückt halten und folgt dem Piepston.
Beim Graben muss man dann Vorsicht walten lassen. Wenn man ein Signal hat, kann das auch eine Leitung sein, die man durch schnelles Graben zerstört. Außerdem muss man sorgfältig vorgehen, wenn man etwas gefunden hat. Man muss es langsam ausgraben, um es nicht zu beschädigen.
Hat man etwas gefunden, sollte man es fotografieren und zunächst so belassen. Das Foto sendet man an das Landesdenkmalamt, die den Fund einschätzen.
Rechtliche Einordnung
Nur Funde aus Bayern darf man in Bayern frei verkaufen. Im Rest der Republik muss man archäologische Funde dem jeweiligen Landesdenkmalamt melden. Das ist in der sogenannten Schatzregal-Ordnung geregelt. Das Amt entscheidet dann, ob der Fund relevant ist. Ist er relevant, gehört der Fund dem Land. Dafür bekommt man Anerkennung und vielleicht kann man sich die Fotorechte an dem Fund sichern.
Man darf selbstverständlich auch nicht ungefragt auf fremdem Gelände graben. Ist es Privatbesitz, braucht man die Erlaubnis desjenigen, dem das Grundstück gehört. In Baden-Württemberg bedarf es auch einer Genehmigung für das Sondeln.
Aufgrund massiven Drucks in den sozialen Medien und des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, fühle ich mich genötigt, diesen Artikel mit einer Rechtsbelehrung zu versehen. So schreibt das Landesamt für Denkmalpflege:
Auch wenn Sie in diesem Artikel auf die rechtliche Situation hinweisen, halte ich es aus fachlich-archäologischer Sicht für problematisch, dass Sie hier Werbung für die private “Schatzsuche” machen. Leider zerstören Laien dabei unbewußt, aber auch mutwillig die Fundkontexte, die für die archäologisch-historische Beurteilung eines Fundplatzes oder Fundes von fundamentaler Bedeutung sind. Die Mitarbeit von Laien als ehrenamtliche Helfer:innen bei Grabungen oder auch als Sondengänger ist grundsätzlich bei den Denkmalpflegeämtern willkommen, jedoch sollten interessierte Bürger:innen dazu vorher den Kontakt zu den Behörden suchen.
Bitte bitte nicht! So macht man die eine Sache kaputt, die den höchsten historischen Wert hat: Den Kontext. Objekte ohne Kontext sind für die Forschung fast nutzlos. Das Graben sollte man den Profis überlassen.
Wir finden Ihren Vorschlag gut, sich zunächst einmal an kommunale Archive oder ein Landesarchiv zu wenden, um mehr über die (Vor-)Geschichte des eigenen Grundstücks zu erfahren. Aber Sie sollten keinesfalls anfangen, “archäologische Ausgrabungen” zu veranstalten – das ist eine ganz schlechte Idee! Denn wenn man irgendwo, wo sich archäologische Funde verbergen, ein Loch gräbt – etwa, weil ein Metalldetektor etwas angezeigt hat – und tatsächlich ein archäologisches Objekt findet, dann hat man unfreiwillig den gesamten Kontext drumherum vernichtet. Geborgen hat man vielleicht ein mittelalterliches Messer, aber ob ein kaum noch sichtbarer, höchst empfindlicher Gegenstand aus Leder, Knochen etc. daneben lag – die Erkenntnis liegt in Bröseln auf dem Abraumhaufen neben dem “Grabungs”-Loch. Sie ist für alle Zeiten vernichtet.
Archäologen gewinnen viele Erkenntnisse über die Vergangenheit mittels genau jenes Kontexts – man spricht vom “Befund”, viel weniger über Objekte an sich.
Wenn man unbeabsichtigt etwas findet, dann ist es eine gute Empfehlung, das am Ort zu belassen, es zu fotografieren und das ans Landesdenkmalamt zu senden.
Wenn Sie archäologische aktiv werden wollen, dann recherchieren Sie nach Mitmach-Projekten, in denen Sie bei richtigen Ausgrabungen helfen können. So macht Ihre Mitarbeit Sinn, trägt zu wissenschaftlicher Erkenntnis bei – un im Austausch mit ausgebildeten Archäologiennen udn archäologen erfahren Sie jede Menge über die Vergangenheit.
Vielen Dank für die Beiträge. Sicherlich haben Sie recht damit, dass es auf die Umstände und den Kontext des Funds ankommt. Ich weise explizit darauf hin, dass man sich vorsichtig nähern und es beim ersten Anblick fotografieren und in Ruhe lassen soll. Aber würde denn auf Verdacht tatsächlich ein Forschungsteam im eigenen Garten vorbeikommen, wenn der Detektor anschlägt?
Die Landwirtschaft gräbt jeden Tag mit schwerem Gerät um, wenn ein Bagger beim Straßenbau etwas findet, ist das selten sorgsam herausgearbeitet. Wenn ein Eigentümer oder eine Eigentümerin auf dem eigenen Grundstück etwas findet, wäre es sonst womöglich nie zutage gefördert worden.
Ich frage mich auch, wie viele Funde tagtäglich durch den privaten Hausbau vernichtet werden. Meines Erachtens lassen viele Baufirmen eventuelle Funde verschwinden, weil das mit Zeit und Kosten verbunden ist. Hier verschwinden sicherlich mehr historische bedeutende Funde, als wenn man in seinem Garten gräbt. Würde man beispielsweise unvorsichtig für die Gartenarbeit graben, wäre der Hinweis gleichfalls verloren. Eine Lösung, wie hier beschrieben, wäre zielführender: https://www.einewelteinezukunft.de/fonds-fuer-archaeologische-funde/ Einen solchen Fonds sehe ich als geeignetere Möglichkeit, historische Funde zu erhalten.
Des Weiteren fördert die Hobbyarchäologie auch den Spaß an der Archäologie und auch das finde ich sehr wichtig. Derart kann man die Menschen für die Geschichte vielleicht mehr begeistern als ein Buch. Daher sehe ich den Beitrag eher als Werbung für die Archäologie.
Würden Sie auch empfehlen sich selbst den Blinddarm rauszuschneiden? Lassen Sie bitte Experten, die jahrelang studiert oder in Ausbildung waren, Ihre Arbeit tun. Und ihre Argumentation dass andere es ja auch und viel schlimmer machen ist ehrlich gesagt etwas kindisch. Nicht immer mit dem Finger auf andere zeigen, wenn man selbst etwas nicht so tolles getan hat. Mich würde interessieren, woher Sie z.B. wissen, dass Baufirmen Funde verschwinden lassen. Nicht das es nicht stimmt. Aber anhand Ihres Kommentars müssen Sie es ja schon mehrere Male beobachtet haben. Wieso haben Sie es dann nicht gemeldet? Oder ist es vielleicht doch nur eine Vermutung und ein Versuch vom eigenen Fehlverhalten abzulenken?
Bei Langeweile lieber in einem Buch oder Archiv recherchieren und falls ausversehen mal etwas im Garten gefunden wird, nicht sofort weitergraben und Funde aus ihrem Kontext reißen.
Und wie von der DGUF vorgeschlagen, sollten Archäologie Interessierte lieber bei einer Mitmach Grabung helfen, da bekommen sie auch Hilfe und das notwendige Wissen von professionellen Archäologen. Danach weiß man auch wie man bei einem eventuellen Überraschunsgsfund im eigenen Anwesen umgehen soll.
Bitte erst einen richtigen Archäologen fragen, bevor man solche Artikel veröffentlicht. Dann entsteht auch weniger Schaden .
Also lieber gar keine oder durch Gartenarbeiten – niemand gräbt vorsichtig um – schwer beschädigte Funde? Erinnerung: Es geht hier um das eigene Grundstück. Ich denke, hier kann man die Kirche auch mal im Dorf lassen.
Vor dem Hintergrund Ihres dramatischen Blinddarm-Vergleichs könnte man sogar so weit gehen und sagen, dass man vor jedem Spatenstich mit einem Detektor über die entsprechende Stelle gehen muss. Denn als Nicht-Experte will man ja nicht brutal den Bauch aufschneiden und darauf hoffen, den Blinddarm nicht zu beschädigen. 😉
Ein schwer beschädigter Fund ist ärgerlich, aber damit lässt sich arbeiten. Für gemeinhin gräbt man auch nicht tiefer als die Humuskante um. Mal davon abgesehen, dass umgraben für den Boden und die Bodenlebewesen ungünstig ist. Ein zerstörter Befund ist unwiederbringlich weg und damit ein vielfaches an Informationsgehalt. Beispiel, bei einer einzelnen Münze wäre es gut zu wissen, lag Sie auf einem Laufhorizont oder war sie vergraben. Das macht einen gewaltigen Unterschied. Die Münze für sich bleibt nur eine Münze und der Mehrwert ohne Kontext heute quasi null.
Deshalb ist auch das Argument, naja sonst wäre es ja gar nicht gefunden worden, nur ein Strohmann. Aus Sicht der Archäologie ist es nämlich häufig besser etwas wird nicht gefunden, da Bergung immer auch Zerstörung bedeutet. Frau Zerres und ich haben dies für Unterirdisch hier einmal ausführlich aufgedröselt: https://unterirdis.ch/index.php/unterfreunden/podcast-freunde-im-gespraech/item/61-raubgrabung
In meinem Augen ist die Gefahr, den Fund komplett (unwiderbringlich) zu zerstören, sehr viel größer, wenn man unbedacht Gartenarbeiten ausführt. Es gibt ja nicht nur das oberflächliche Beete-Umgraben, sondern auch Pfanzlöcher stechen, Brunnen bohren, Löcher für Gartenteich ausheben etc.
Wenn hingegen beim Schatzsuchen der Metalldetektor piept, wäre man doch viel vorsichtiger beim Ausgraben, weil man eben weiß, dass es ein Schatz sein könnte. Man hätte doch in diesem Fall eher einen (leicht) beschädigten Fund, mit dem man arbeiten könnte, wie Sie sagten.
Wenn man dann vorsichtig die Erde abträgt und tatsächlich etwas findet, sollte man es natürlich sofort den entsprechenden Behörden melden. Diese können dann die restliche Ausgrabung – ggf. sogar weiträumig – fortführen.
“Wenn hingegen beim Schatzsuchen…” da liegt doch der Hase im Pfeffer. Durch das gezielte Sondeln schaffen Sie Zerstörung von Befunden oder durchlöchern ganze Befundkomplexe. Bleiben wir bei meinem Beispiel mit der Münze, wenn Sie das Amt rufen, sobald Sie diese vollständig freigelegt haben, ist i.d.R. die Information über den Kontext (Befund) unwiederbringlich verloren.
“Man hätte doch in diesem Fall eher einen (leicht) beschädigten Fund, mit dem man arbeiten könnte.” Ohne Befund, kann man einfach sehr sehr viel weniger mit einem Fund arbeiten. Der Fund verrät mir nicht, wo er genutzt wurde, wieso er da lag und nicht wo anders usw. das können nur Befunde liefern.
Wenn es Ihnen wirklich um Kulturgüterschutz geht, wäre die naheliegende Empfehlung im Fall tieferer Bodeneingriffe Erkundigungen beim Denkmalamt/der Stadtarchäologie einzuholen, ob mit Funden gerechnet werden müsste und dann das weitere Vorgehen abzusprechen.