Die heutige Burg Wildenstein bei Leibertingen steht hoch über dem Donautal und lockt nicht nur Wandersleut’ an.
Die Burg Wildenstein, wie sie heute noch existiert, ist eine der am besten erhaltenen Burgen in Deutschland. Sie war Denkmal des Monats April 2016 und beeindruckt die Besuchenden immer wieder. Die Burg war die letzte der insgesamt fünf Burgen auf dem Areal. Die anderen waren die Burg Altwildenstein, die Burg Unterwildenstein, die Wildensteiner Burg Hexenturm und die Wildensteiner Burg Hahnenkamm.
Die Burg Wildenstein schrieb eine Geschichte von Fehden, Legenden und Verrat. Sie überlebte Dynastien und ist eine der wenigen erhaltenen Burgen, die sowohl das Mittelalter als auch die Neuzeit in sich vereinen.
Die Burg entstand wohl im 13. Jahrhundert – nach dem Erlöschen der ursprünglichen Linie der von Wildenstein. Zwar wird sie im Jahr 1077 erwähnt, doch scheint dies eine Fälschung zu sein, um Ansprüche durchzusetzen, was ein probates Mittel im Mittelalter war. Aber Funde enttarnten diese Fälschung.
Wie schon die anderen Burgen, steht auch diese Burg auf einem Felssporn über dem Donautal auf 810 Metern. Der Kern besteht noch heute aus dem Gemäuer des 13. Jahrhunderts, der Rest stammt aus dem 16. Jahrhundert. Seither hat sich die Burg kaum verändert.
Zu dieser Zeit wütete auch die Pest in Oberschwaben, sodass diese abgelege Burg als Schutzbehausung genutzt wurde. Das Essen wurde hierfür vor die Burgtore gelegt. Auch die anderen Burgen, die unbewohnt waren, wurden ähnlich genutzt. Der Legende nach sollen auf der Burg Hexenturm Hexen gesammelt worden sein.
Zur Zeit der Bauernkriege fanden zahlreiche Adelige Schutz vor den Aufständigen in der Burg. Darunter beispielsweise die Grafen von Helfenstein, die Truchsessen von Waldburg, die Deutschordensleute aus Altshausen und die Mönche von Beuron. Noch im selben Jahrhundert kam es zum Fürstenkrieg, als die evangelischen Fürsten gegen den katholischen Kaiser aufbegehrten. So brachten sich 1552 abermals Adelige aus der Umgebung in Schutz. Erst mit dem Augsburger Religionsfrieden, drei Jahre später, sollte die Situation geregelt worden sein. Zuvor war die Lage auf der Burg recht brenzlig, denn Graf Friedrich von Castell wollte an das dort gelagerte Geld. Von Ulm aus zogen sie los, änderten aber kurzfristig ihre Pläne und zogen ins Allgäu.
Während dieser Schutzzeiten ging es hoch her auf der Burg, denn vor allem dominierte die Langeweile, was zu Ehebrüchen und Mangelerscheinungen führte. Auch das Essen war nicht immer so, wie man es gewohnt war, was zu Wutausbrüchen geführt haben soll.
Seit dem frühen 16. Jahrhundert steht die Burg in ihrer Form so da und verbindet die klassische Burg des Mittelalters mit der Bauweise der Renaissance. Dafür wurde der Bergfried entfernt und die Burg wurde mit einer Mauer befestigt. Diese verhinderte das Aufmarschieren von Truppen. Außerdem gab es die künstlich errichteten Zugbrücken, die sich über tiefe Gräben zogen.
Der Zugang zur Burg war nur über den künstlichen Halsgraben möglich, der zuweilen 20 Meter breit, 40 Meter lang ist und bis zu 26 Metern tief war. Heute ist das nicht mehr der Fall. Allein diese Ausmaße mögen die Angreifer beeindruckt haben. Die Schutzmauern der Festung sind von einem Wehrgang gekrönt, welcher eine Mauer von einem Meter dicke aufweist. Rundtürme erlaubten es, Angreifer an der Mauer unter Beschuss zu nehmen.
Die Vorburg diente auch als Unterkunft für die Schutzmannschaften und Pferde. Der Burgvogt bewohnte den Westturm, der Ostturm diente den Wächtern. Das Burgtor war früher niedriger als es heute der Fall ist.
Zudem wurden die Felsen entlang der Mauern künstlich bearbeitet, um den psychologischen Effekt der Höhe zu übertreiben. Noch heute ist es für einige Gäste eine Überwindung den Graben zu überqueren. Um diesen Effekt zu reduzieren, hat man den Gang überdacht.
Die Schutzmauern, auch Schildmauern genannt, waren 40 Meter lang, oval angeordnet und bis zu 25 Meter breit. Die Mauerdicke reichte von 5,5 Metern unten bis zu 3,7 Meter oben und es gab noch einige weitere raffinierte Details, um den Angreifern den Platz und die Möglichkeit zum Angriff zu nehmen. Man muss dazu sagen, dass deswegen auch die Artillerie hier nicht eingesetzt werden konnte. Aber nach und nach wurde die Waffengattung verbessert, sodass Festungen keine Optionen mehr waren.
Im Westturm, der vermutlich auf den Resten des Bergfrieds gebaut wurde, befand sich die Schreibstube und die spätere Kommandantur. Dort finden sich noch einige Malereien aus der Renaissance, die heute auf Schloss Werenwag zu sehen sind. Heute sind dort Schlafräume der Jugendherberge untergebracht. Ganz oben befanden sich zu Festungszeiten Kanonen, denn es war kein Dach vorhanden. Heute ist es der sogenannte Exerziersaal.
Von hier aus konnte man in das “Verließ” schauen, das bis zu fünf Meter tief war, aber vermutlich eher ein Speicher für Kostbarkeiten war. Allerdings kann es durchaus auch ein Verließ gegeben haben. 1506 wurde Barbara von Zimmern auf der Burg eingesperrt, weil sie in den falschen Mann verliebt war. Dennoch gelang die Hochzeit nach einem Schiedsgericht und der fragliche Mann, Hans von Weitingen, wurde württembergischer Obervogt. Im Burghof findet sich auch die Zisterne, die 17 Meter tief ist und dank eines “magischen Rats” Wasser speichern konnte. Dazu später mehr.
Die Burgkapelle ist im Stil der Spätgotik erbaut worden und verfügt über einen dreiachtel Chor. Darin findet sich das Wappen des Gottfried Werner von Zimmern und seiner Frau, aber auch das Wappen der von Öttingen. Die Kapelle wurde 1537 fertiggestellt. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Altar, der aus einer Meisterwerkstatt in Meßkirch stammt. Die Glocke soll aus dem Jahr 1525 stammen. Die Kapelle verfügt über einen Keller, worin sich ein Geheimgang befinden soll. Das war zwar sehr oft der Fall, aber hier wohl nicht.
Der über zwei Etagen gebaute Wohnturm als Giebelbau war etwas ähnliches wie der Palas, in dem der Burgherr wohnte. Vermutlich befanden sich in den großen Räumen oben und unten Wirtschaftseinrichtungen, wo noch heute die Burgschanke lockt. Die oberen Räume sind heute die Essens- und Verwaltungsräumlichkeiten der Jugendherberge.
Oben finden sich noch Fresken mit Vogebildern, die aber wohl des Öfteren geändert wurden. Des Weiteren findet man einen Bilderzyklus, wobei es sich um ein Heldenepos, die Sigenot Überlieferung handelt.
Auf der Burg lebten nicht nur die Bediensteten und der Graf, sondern auch ein Priester – der selbstverständlich für die Kapelle zuständig war, und ein Vogt, der die Burg verwaltete. Diese Position war sehr wichtig und nur Vertrauten des Grafen zugänglich. Im Falle des Vertrauensbruchs wurde der Burgvogt, samt seiner Mannschaft, ausgetauscht. Zudem waren die Wachmannschaft und der persönliche Friseur des Grafen permanent auf der Burg Wildenstein vertreten.
Im Jahr 1263 geht der Originaladel den Weg alles Irdischen und die Tochter erbte das Areal. Sie heiratet in die Familie von Justingen, die sich fortan von Wildenstein nannten. Die Burg wurde vermutlich im Anschluss daran gebaut. Der Anselm von Justingen war Adel im direkten Umfeld des damaligen Königs Friedrich II. Doch es gab Streit in der Frage der Investitur (Bekleidung von Ämtern im Reich) und der König ließ dessen Burg zerstören. Damit ging es abwärts mit den Herren von Justingen und werden im Jahr 1317 letztmalig erwähnt.
Im selben Jahr geht die Burg Wildenstein an das Adelsgeschlecht von Ramsberg, die ihren Sitz ebenfalls in Oberschwaben hatten. Doch waren sie nur zwei, drei Generationen auf der Burg vertreten. Im Jahr 1390 geht die Burg als Lehen des Kaisers Karl IV. an Burkhard von Lichtenstein und den Schencken von Stauffenberg. Der Schenck, Wilhelm von Stauffenberg, verliert sein Recht an der Burg schon fünf Jahre später, denn während eines Konflikts wird die Burg als Entschädigung an König Ruprecht von der Pfalz übereignet.
Dieser König Ruprecht I übergab die Burg im Jahr 1398 an Johannes den Älteren von Zimmern, der fortan die Geschicke der Burg lenkte. Die Burg war geteilt – als Lehen (solange es männliche Erben gibt) und zur Amtsweise. So sollte es bis 1415 bleiben, als beides zusammengeführt wurde. Dies wurde vom damaligen Pfalzgraf Ludwig veranlasst.
Im Jahr 1462 geht die Burg als Ganzes an Johann Werner den Älteren von Zimmern über. Schon zuvor und das mag einer der Gründe gewesen sein, wurde die Burg ausgebaut. In der 1.500-seitigen Geschichte des Adelshauses wird erwähnt, dass der Ausbau 20.000 Gulden gekostet haben muss – was heute gut und gerne über zwei Millionen Euro wären. Damals wurde auch die Zisterne errichtet, die aber immer wieder Wasser verlor. So soll es einen magischen Rat gegeben haben, der das Verschwinden des Wassers aufhielt.
Wegen einer Fehde zwischen den von Zimmern und den von Werdenberg gab es eine Reichsacht gegen Johannes Werner den Älteren. Das bedeutete, dass er keine Rüstung tragen, nicht aufs Pferd steigen und auch sonst keine adeligen Rechte einfordern durfte.
Daher raffte man den Besitz der von Zimmern in anderen Gegenden zusammen und brachte es auf die Burg Wildenstein. Die Höhenbastion sollte dann durch einen Trick von den Werdenbergern an sich gerissen werden. Der Trick bestand darin, dass sie den Torwärter bestachen und dieser dabei half , die Burg zu stürmen. Jedoch kam man nicht weiter als hinter das erste Tor. Dann musste man sich zurückziehen. So scheiterte der Versuch und die von Zimmern verkauften die Burg für nur 4.000 Gulden an den Grafen von Sonnenberg. Allerdings war die Rückkehr der Burg in den Schoss der Familie vorgesehen.
Nach dem Tod Johannes Werner dem Älteren von Zimmern 1495 wurde die Reichsacht aufgehoben. Verträge und derlei mehr waren nur solange gültig, wie die Menschen lebten. Mit dem Tod endeten Verträge, weshalb die jeweiligen Nachfolger sie erneuern mussten.
Den Großteil des ehemals Zimmern’schen Besitzes war nun aber schon in der Hand der Werdenberger, was sich langsam wieder ändern sollte. So machten sich Gottfried und Veit Werner von Zimmern (Sohn des Verstorbenen) daran, den Besitz wieder zusammenzukriegen. Sie kauften die Burg zurück und versuchten den von Werdenberg militärisch beizukommen, wofür man 1497 u.a. die Hilfe von den Adelshäusern Sonnenberg und Klingenberg erhielt.
Doch war die Fehde mit den von Werdenberg noch lange nicht ausgestanden. Inzwischen war Veit verstorben und der neue Herrscher von Zimmern war Johannes Werner der Jüngere. Nach dem Tod von Gottfried von Zimmern ging die Burg 1508 gemeinsam an die Brüder Johannes und Gottfried Werner. Zudem forderten die Klingenberger ihren Anteil an der Burg, da sie ebenfalls zur Verwandtschaft gehörten und bei der Fehde halfen.
Als Entschädigung für ihren Einsatz wurden sie mit Geld und einem Pferd belohnt und nahmen Abstand von dem Burgerbe. Dafür wandte man sich an ein Schiedsgericht. Dem nicht genug wurde von Sonnenberg,, der kurzzeitig im Besitz der Burg war und den Zimmern half ihr Gut wiederzubekommen, ermordet. Die Mörder waren unter den Herren von Werdenberg, die sich beleidigt fühlten.
Irrwitzigerweise wurde der Mörder aber gerade von Johannes Werner von Zimmern unterstützt und er war es, der ihm Zuflucht auf der Burg Wildenstein gab. Von dort aus beging er die Tat. Sein eigentliches Heim war die Burg Sigmaringen. Warum er das tat, geht aus der Zimmern’schen Chronik nicht hervor.
Der Bruder von Johannes Werner, Gottfried Werner, tauschte seine Güter in Meßkirch bis er die Burg Wildenstein besaß. Außerdem heiratete er glücklich, was seine Situation unterstützte. Das förderte den brüderlichen Zwist, der 1513 durch einen Burgschaden gesteigert wurde. Es kam zur Frage, wer denn die Brandkosten zu tragen habe. Der Burghauptmann schlug sich auf die Seite von Gottfried und so kam es 1514 zu einer vertraglichen Einigung zwischen den Brüdern Zimmern.
Jetzt kam es zu den baulichen Veränderung im Stil der Renaissance und dem Wandel zu einer Festung im Stil der Zeit. Zudem sollte eine ganze Stadt auf den Höhen errichtet werden, wofür man bereits einige Investoren fand. Jedoch blieb der männliche Erbe aus und das Projekt wurde abgeblasen.
Im Anschluss wurde Froben Christoph von Zimmern Chef des Clans. Er gab auch die Zimmern’sche Chronik in Auftrag. Er wohnte sowohl auf der Burg, als auch in Meßkirch. Im Jahr 1594 erlischt auch die Adelslinie der Grafen von Zimmern, sodass die Schwestern die Burg für 400.000 Gulden an den Grafen Georg von Helfenstein-Gundefingen verkauften, der mit einer von Zimmern verheiratet war.
Auch das Adelsgeschlecht Helfenstein-Gundelfingen starb 1627 aus und so ging die Burg über Umwege an den Grafen Wratislaus I von Fürstenberg. Für die optimierte Verteidigung im Dreißigjährigen Krieg hoffte man auf Geld vom Kaiser, was jedoch nicht kam. Daher schützten 1642 lediglich vier Musketiere die Burg. Die Bewacher wurden wohl bestochen und gingen teils auf ein Stadtfest in Meßkirch und der Verbliebene ruhte sich aus. Schwedische Truppen überfielen unter dem Befehl der Hohentwieler die Burg, was jedoch von einer einzelnen Frau verhindert wurde: Sie schloss die Tore, während die Musketiere flohen.
Dann rückten bayrische Truppen an und belagerten Burg Wildenstein. Aus Verzweiflung vereinbarte man schon nach kurzer Zeit eine Kapitulation. Von September 1642 bis ins Jahr 1649 blieb die Burg in der Hand der Bayern. Während späterer Kriege diente die Burg auch im Anschluss immer wieder als Rückzugsort. Ansonsten war es das Waffenarsenal der Burgherren.
Nicht Krieg, aber Unfälle setzten der Burg im 18. Jahrhundert zu. So brannte die Brücke 1744 ab, weil ein Wächter dort rauchte. 1756 brachte ein Blitzeinschlag großen Schaden mit sich. Ab 1770 wurden auch die Kanonen von der Burg entfernt, damals für die Salutschüsse zu Ehren der durchreisenden Marie Antoinette. Die Burg diente im 18. Jahrhundert aber vor allem als Staatsgefängnis der Fürstenberger.
Schon 1802 – nach der Säkularisation – sollte die Burg als Steinbruch dienen und abgerissen werden. Doch weil das Haus Fürstenberg die Zeichen der Zeit verneinte, zog man sich auf Burg Wildenstein zurück und erneuerte die Verteidigungsanlage. Im Jahr 1911 wurde die Burg durch ein Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen. Steine fielen herab und die Mauern wurden rissig.
Während des zweiten Weltkrieges wurde auf der Burg, vermutlich auf Geheiß des Philosophen und Nazi-Verehrers Heidegger, eine Fakultät eingerichtet. Diese Episode endete ein Jahr später 1945. Außerdem wurden die Kostbarkeiten während des Krieges, inklusive des Tafelbildes im Hauptaltar der Kapelle, in die Kirche St. Martin in Meßkirch gebracht.
Schon damals gab es eine Kneipe auf der Burg, die 1922 richtig Fahrt aufnahm – was bis 1971 anhielt. Auch eine Unterkunft konnte man zu der Zeit hier bekommen, denn das Kloster Beuron zog etliche Wallfahrende an. Zu einer richtigen Jugendherberge wurde es 1971, als Theresa von Fürstenberg die Burg für 150.000 DM an das Deutschen Jugendherbergswerk verkaufte. Und so ist es heute noch eine Jugendherberge – mit einer Kapazität von 156 Betten.
Die Burg ist nicht nur für den Besuch der Kneipe offen, man kann einige Teile auch so erforschen. Das betrifft aber nur die Anlage an sich, die Räumlichkeiten darf man nicht betreten, wenn man kein Gast der Jugendherberge ist. Eine Besichtigung ist nur im Rahmen einer Führung möglich. Und das gilt auch nur für die Sommermonate.
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