Burgruine Ratzenried
Die Burgruine Ratzenried ist ein schönes Ausflugsziel und bietet noch einiges an Gestein.
Die Burg Ratzenried war einst eine wichtige Burg im Allgäu, gelegen zwischen Kißlegg, Wangen und Isny. Im Folgenden geht es um die Geschichte des Ortes, der einst Wetzelsried hieß, und um die Burg, die heute eine schöne Ruine mit gutem Ausblick darstellt.
Geschichte der Burg Ratzenried
Die Geschichte der Burg Ratzenried ist mit der Geschichte des Dorfes verbunden. Doch hieß das Dorf ursprünglich mal Wetzelsried, das man 1353 mit einem t, also “Wetzelsriet”, schrieb. Die Namensänderung erfolgte erst im Jahr 1650. Die Burg auf 722 Metern Höhe und einem Bergsporn hieß aber Ratzenried oder später auch Obere Burg.
Der Name kommt von dem alemannischen Siedler Razo, der hier den Wald rodete. So bedeutet Ratzenried “Rodung durch (eine Person namens) Razo”. Ein Adel ist schon seit 1167 bezeugt. Dabei handelte es sich um Ministeriale im Auftrag des Klosters St. Gallen, das es von dem alemannischen Siedler als Geschenk erhielt. Der Adel der Burg wurde 1180 erstmals erwähnt.
Die Burg Racinriet des 12. Jahrhundert stand auch an dem Platz, wo heute die Ruine steht. Jedoch findet man dort nicht die Reste dieser Burg, sondern eines Ausbaus aus dem 15./16. Jahrhundert. Die erste Burg wurde vom Kloster St. Gallen erbaut und diente der Verwaltung und Verteidigung des Besitzes. Sie wurde 1220 weitreichend umgebaut. Wie sie dann oder davor aussah, ist unbekannt.
Zum Ende des 13. Jahrhunderts starben die Ritter von Ratzenried aus. Es folgte ein neuer Adel, der sich auch von Ratzenried nannte: die Esel von Ratzenried. Diese starben aber 1335 ebenfalls aus. Dann folgten die vielen Adelshäuser, die die Burg kurzzeitig besaßen. Von 1335 bis 1350 waren es Unrain von Ratzenried, ab 1353 Hans von Molpertshausen und dann Johann von Molpertshausen bis 1369. Konrad von Stegen folgte bis 1380, von Sürgen bis 1395 und die von Prassberg besaßen die Burg nur wenige Jahre. Ab 1400 war das Haus Königsegg Eigentümer, ab dem Jahr 1419 übernahm von Stüdlin und ab 1423 saßen die von Hirnheim auf der Burg. Die Grundherrschaft übte Ansberg aus.
Neubau und Ende der Burg Ratzenried
Die großen Veränderungen, die man in der heutigen Ruine erforschen kann, erfolgten erst im 15. bzw. 16. Jahrhundert. Der damalige Besitzer, Jos Humpis, Familienmitglied einer reichen Kaufmannsfamilie aus Ravensburg, kaufte die Burg 1453 und ließ sie wiederherstellen. Er erwarb nicht nur die Burg, sondern auch 25 Höfe. Er zahlte dafür 5.800 Gulden. 1454 erhielt er zudem die Niedergerichtsbarkeit des Pfarrgebiets Ratzenried. 1495 bekam die Familie die Hohe Gerichtsbarkeit, was zuvor die Grafen von Eglofs innehatten. Durch Adelung durch den Kaiser wurden die Brüder Humpis zum Adel von Ratzenried.
Der Sohn von Jos von Hupis, Jakob von Ratzenried, baute dann von 1498 bis 1502 das Schloss Ratzenried im Dorf Wetzelsried. Derweil vergrößerte der ältere Bruder, Jos Humpis von Ratzenried, ab 1491 die Burg Ratzenried für 11.000 Gulden und etablierte sie als Herrschaftssitz. Die Summe von 11.000 Gulden entspricht heute einem Betrag von 1,2 Millionen Euro und kommt einer Kaufkraft von 3,5 Millionen Euro im Mittelalter gleich.
Die Burg maß ab dem 16. Jahrhundert 220 Meter in der Länge und 75 Meter in der Breite. Sie bestand aus drei Teilen und verfügte über drei Brücken. In der von einer Mauer umgebenen Vorburg waren einige Häuser angesiedelt, die über eine Brücke zu erreichen waren. Dort lebten die Handwerker und auch die Stallungen waren in der Vorburg untergebracht.
Danach folgten eine weitere Mauer und dann die eigentliche Kernburg mit Türmen zu allen Seiten. Die Burgmauern bestanden aus Bruchsteinmauerwerk und waren auch durch Türme gesichert. Die Türme, vor allem der auf der Westseite, waren mit Kanonen bestückt und maßen bis zu vier Meter Dicke. Die Burg entsprach damals dem modernsten Standard, den man für Geld kaufen konnte. Derart befanden sich mindestens acht Öfen in der Burg, sodass jeder Raum beheizbar war. Die Räumlichkeiten waren prachtvoll dekoriert und mit teurem Stoff und edlen Möbeln bestückt.
1553 kaufte die Familie von Ratzenried noch die Herrschaft über Gerazreute hinzu. Sie war Teil des Ritterkantons Hegau-Allgäu-Bodensee. Außerdem tauschte man mit der Stadt Wangen einige Güter in Berfallen, Reute, Schwenden und Zimmerberg.
Am 8. Mai 1632, während des Dreißigjährigen Krieges, zerstören die schwedischen Truppen die Burg. Der damalige Burgherr, Wolfgang von Ratzenried, suchte in der Schweiz Zuflucht. Schon zuvor zerstörten die Schweden das Schloss im Dorf, die Kirche und einige Bauernhäuser. Der Schaden an der Burg wurde auf insgesamt 100.000 Gulden geschätzt, was das Interieur und Mobiliar implizierte – zu viel, um die Burg erneut aufzubauen. Der letzte Nachkomme der Linie verstarb vier Jahre später. Er wurde in Friedrichshafen-Kluftern beerdigt. In dieser Zeit erfolgte auch die Umbenennung der Ortschaft Wetzelsried in Ratzenried.
Zwar erlangte das Kloster St. Gallen den Besitz an der Burg Ratzenried wieder, doch wurde es im gleichen Jahr ob der Säkularisation aufgelöst. So bekam Kaiser Franz II. aus dem Haus Habsburg-Lothringen, der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen, das Gut im Jahr 1803. 1806 musste er ob der Niederlage gegenüber der französischen Republik abdanken und Ratzenried wurde zunächst bayrisch und ab 1810 fiel es an Württemberg.
Für drei Jahre ging das Lehen der Burg an die Freiherren von Ratzenried, die aber dann ebenfalls ausstarben. So gelangten die Grafen von Beroldingen an das Lehen. Im Jahr 1904 wurde die Burg Teil des Besitzes des Hauses Waldburg–Zeil.
Schon seit der Zerstörung durch die Schweden im 17. Jahrhundert diente die Burgruine als Steinbruch. So sind die Steine in einigen Häusern in Ratzenried verbaut. Im 18. Jahrhundert war der Ort Ratzenried verödet.
So schwanden die Überbleibsel der Burg, bis 1870 eine Gruftkapelle durch Graf Paul Ignatz von Beroldingen, dem königlichen Kämmerer, erbaut wurde. Die Kapelle wurde im Stil des Historismus, der Neogotik, und unter dem Namen Heilig-Kreuz-Kapelle erstellt. Darin wurden der Graf und seine Familie beerdigt. 1904 wurde sie abgerissen.
Seit 1985 ist der Heimatverein Ratzenried Besitzer der Ruine Ratzenried. Dieser legte die heute sichtbaren Teile der Ruine frei und sicherte den Bestand.
Wo befindet sich die Burgruine Ratzenried?
Wenn man in Ratzenried ist, muss man der Burgstraße in Richtung Süden/Eglofs folgen. Der Weg gabelt sich und man fährt links durch den Wald bis zu einem Gehöft, wobei man schon davor parken muss. Nach dem Hof läuft man nach rechts und schon bald sieht man die Ruine vor sich. Eine Führung kann man unter der Nummer 07522/5282 bzw. 3902 ausmachen.
- 88260 Argenbühl
- GPS: 47.713010, 9.901111