Bussen | Oberschwabens höchste Erhebung

Der Bussen ist ein Berg in Oberschwaben, welcher mit seinen 767 Metern über NN die höchste Erhebung im enger gefassten Ländle darstellt. Daher hat man auf dem Bussen einen überwältigenden Ausblick über Oberschwaben – bis zu den Alpen oder der Schwäbischen Alb.

Der Bussen ist ein beliebtes Wanderziel, was sicherlich auch mit dem atemberaubenden Ausblick zu tun hat. Auf dem Bussen steht eine Kirche, deren Ursprünge auf das 9. Jahrhundert zurückgehen.

Auf der anderen Seite des Bussens liegt ein Burgturm und dazwischen ist eine Liegewiese, vom Wald umgeben. Ein Idyll für Wanderer und Menschen, die Ruhe suchen oder die Aussicht genießen wollen. Leider ist Zelten oder Feuermachen, was das Grillen impliziert, nicht erlaubt.

Geschichte des Berg Bussen in Oberschwaben

Durch Funde an Keramiken konnte die Besiedelung des Bussens in Oberschwaben von der Bronzezeit bis ins 5. Jahrhundert vor Christus zurückdatiert werden. Vermutlich ist es die Erhebung an sich, weswegen schon die Kelten hier Fruchtbarkeitsopfer darbrachten. Junge Paare wandern auf den Berg um dort ein “Bussakindle” zu bekommen, was ebenfalls als Fruchtbarkeitsritual zählen dürfte. Die heutigen Bussakindle sind aus Marzipan und käuflich erwerbbar.

Auch der Name des Bussens kann man wohl zu den Indizien für den Fruchtbarkeitskult zählen. Denn die Bedeutung von Buss oder Budd, wie auch das bayrische Busserl, ist Kuss. Wobei auch das keltische Wort für „Penis“ steht, wenn man es vom altirischen „Bod“ ableitet. Dies könnte man von der Erhebung wiederum ableiten.

Es ist schwer vorzustellen, dass die Römer diese erhöhte Lage mit gutem Blick und guter Verteidigungsmöglichkeit, nicht als Kastell nutzten. So vermuten manche, dass es schlicht noch nicht gefunden wurde. Vielleicht hätte die Entweihung der heiligen Stätte auch einen Aufstand der Kelten bewirkt, sodass die Römer hier nicht bauten.

Noch heute ist der Berg eine Wallfahrtsstätte für religiöse Katholiken, die sich die Gemälde der Heiligen und das Abbild der schmerzhaften Muttergottes ansehen, was auf eine Tradition aus dem 16. Jahrhundert zurückgeht.

Die auf dem Bussen befindliche Kirche wurde im Jahre 805 dem Kloster Sankt Gallen geschenkt. Diese erste Erwähnung beinhaltete eine Kirche, die vermutlich eine romanische Basilika dartellte. Im Jahr 892 wird es als Atrium Sankt Laudegarii genannt. Damals hieß der Berg Bussin oder Pussone.

Später gehörte der Bussen dem Kloster Reichenau. Damals war der Berg im Besitz des Grafen Berthold. Um das Jahr 1300 wird auf dem Bussen eine Burg und eine Kirche erwähnt, damals ist es ein Lehen von Österreich (Habsburg). Die Burg stand jedoch woanders. Ddie “hintere” Burg entstand wohl im 11. Jahrhundert. Ein Hochadel muss hier gewohnt haben, vermutlich die Grafen von Veringen und / oder die Grafen von Grüningen-Landau. Erst ab dem 13. Jahrhundert gibt es hier einen Ritteradel, vermutlich Ministerale des Kaisers.

Immer wieder wechselte der strategische wichtige Berg den Besitzer. Daher kann auch nicht genau gesagt werden, wann die Burg auf dem Berg erbaut wurde und auch nicht, von wem. Im 14. Jahrhundert geht die Burg durch mehrere Hände, als Pfand. Zunächst an die Grafen von Hohenberg (1314), dann an den Adel von Ellerbach (1352) und 1387 an die Truchsessen von Waldburg. Ab 1454 als Erbe an die männlichen Nachkommen der Waldburger. In diesem Jahrhundert wurden vermutlich weitere Burganlagen auf oder um den Berg herum erbaut.

1633, im Dreißigjährigen Krieg, wird die Burg von den Schweden und ihren Verbündeten – den Württembergern – angezündet und fast völlig zerstört. Seit 1785 gehört die Burg schließlich zum Hause Thurn und Taxis. Der Burgturm, welcher heute als Aussichtsplattform dient, wurde 1869 erbaut. Mit dem Fall des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen ging der Berg an das Königreich Württemberg.

Seit 1997 gehört der Berg Bussen in Oberschwaben dem Landkreis Biberach, welcher die Gebäude renoviert. Vom Bussen bis nach Riedlingen zieht sich der sogenannte Schöpfungsweg. Eine Wanderroute für Gläubige.

Kirche auf dem Bussen

Wie schon erwähnt, war die Kirche an diesem Punkt schon sehr früh entstanden und erstmals 805 erwähnt. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass christliche Missionare auf den heiligen Plätzen der Heiden ihre Kirchen erbauten. So ist dieser Platz wohl schon seit der Antike heilig.

Der romanische Vorgängerbau war Sankt Leodegar gewidmet, so künden Urkunden von 892. Seit 1432 ist die Kirche dem Heiligen Johannes Bapitst gewidmet, dazu gesellt sich die Schmerzhafte Muttergottes. Das Patronat geht im Jahr 1693 an das Kloster Reichenau, welche den Bussen als Wallfahrtsort ausbauen.

Der Bau war im Jahr 1516 im Stil der Spätgotik erreichtet worden. In den 60er Jahren des letzten Jahrhundert hat man die Kirche erneuert und auch vergrößert. Von dem Vorgängerbau blieb nur der Turm und der dreiseitig-geschlossene Chor. Der Turm wurde aber im Jahr 1748 erhöht.

Burgturm auf dem Bussen | Aussichtsplattform

Schon wenn man die Kirche erklommen hat, hat man einen guten Blick über Oberschwaben. Hier befindet sich eine Karte, auf der man – je nach Blickrichtung und Sichtweite – bestimmen kann, was man sieht.

Auf der Seite der Burg, welche offen (Mai bis Oktober – 8 Uhr bis 20 Uhr) ist, kann man auf die Turm-Aussichtsplattform steigen. Hier ist die Aussicht noch bombastischer. Wenn man gen Süden schaut, erblickt man schnell einen recht großen See: den Federsee. Man kann bei gutem Wetter bis nach Bad Waldsee und darüber hinaus – bis zum Bodensee schauen. Auch die Alpen im Hintergrund sind bei guter Sicht gut zu erkennen.

Auf einer Tafel verewigte man ein Gedicht von Michael Buck über die Aussicht vom Bussen über das schöne Oberschwaben.

Kriegsopfergedenken auf dem Bussen in Oberschwaben

Schon wenn man nach Offingen fährt, steht dort ein Denkmal für einen Flugkampf, der sich über dem Bussen abgespielt hat. Auf dem Berg ist auch ein Denkmal für die Opfer des Krieges. Regelmäßig werden hier Gedenkfeiern an die Kriegsopfer abgehalten.

Wie kommt man auf den Bussen?

Der Bussen liegt zwischen Riedlingen und Biberach. Genauer zwischen Uttenweiler und Unlingen. Die Stadt, die zum Fuß des Bussen liegt, ist Offingen. Auch wenn sich Heudorf am Bussen nennt, so ist es von dort noch eine ganze Ecke weg.

Bilder zum Bussen

Kontakt zur Kirche auf dem Bussen

 

 

Schwoable

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