Mit Stämmen aus der Schussen werden wichtige dendrologische Daten für Oberschwaben erstellt.
Bei Ausbauarbeiten der B30 bei Ravensburg fand man viele Baumstämme aus verschiedenen Epochen der Menschheit. Damit kann man einen Teil der Lücke für archäologische Vergleichsdaten in Oberschwaben schließen.
Das griechische Wort für Baum ist Dendron und daher kann man sich schon in etwa vorstellen, was es mit der Dendrologie auf sich hat. Jedes Kind weiß um die Jahresringe der Bäume und auch, dass sich diese je nach Witterung und Klima unterscheiden.
Daher sind sie bei Bäumen derselben Zeit ziemlich gleich und mit dem Abgleich kann man das Jahr herausfinden, in welchem der Baum geschlagen wurde.
In der Dendrologie stellt man einen entsprechenden Katalog zusammen und für Oberschwaben gibt es dabei noch große Lücken. Die meisten Daten hat man aus der Steinzeit, wofür man sich die Stämme der Pfahlbauten im Bodensee und auch im Federsee anschaute.
Die Dendrologie Oberschwabens fußt auf Eichenstämmen, die man fand. Die belegbare Geschichte mit Baumringen reicht mit Lücken ca. 10.000 Jahre zurück.
Bei Bauarbeiten an der B30 fand man nun Baumstämme, die vor Jahrhunderten über die Schussen trieben. Sie wurden bei Hochwasser entwurzelt und davon geschwemmt. Damit kann man den dendrologischen Katalog für Oberschwaben gut ergänzen.
Man fand dabei nicht nur Baumstämme, sondern auch bearbeitetes Holz. Daraus lassen sich weitere Rückschlüsse auf die Menschen damals ziehen.
Mit Hilfe der Baumstämme können nun weitere Datensätze erstellt werden. Findet man später Bäume, kann die Baumringe mit den bekannten abgleichen und herausfinden, in welchem Jahr der Baum gefällt wurde. Die Daten werden in Kooperation mit der Universität Hohenheim und der Universität Freiburg erarbeitet.
Die fünfzig gefundenen Eichenhölzer stammen aus verschiedenen Zeiten. So fand man Stämme, die 2785 v. C. bis 2473 v. C. wuchsen und aus der Zeit der Schnurkeramik stammen. Andere Stämme kann man der Bronzezeit zurechnen, die zwischen 1793 v. C. und 1742 v. C. gefällt wurden. Aus der Zeit der Kelten fand man Stämme von 855 v. C. bis 339 v. C.
Ein Stamm aus dem Jahr 350 v. C. weist Hiebspuren auf. Allerdings bleib ungeklärt, woher diese stammen und wieso sie dort zu finden sind. Einige Baumstämme wurden vermutlich in der Latène-Zeit geschlagen, also zur Zeit der Kelten. Die Latène-Zeit beginnt um 450 v. C. und geht bis ungefähr zur Zeitenwende, als die Römer die Kelten unterwarfen.
Die Stämme standen vorher an Auen und wurden durch Hochwasser hier angeschwemmt. Solche Hochwasserfluten werden mit Zeiten in Zusammenhang gebracht, da der Mensch viel gerodet hat, oder es Naturkatastrophen waren. Einer der Bäume maß über einen Meter Durchmesser und lebte wohl 353 Jahre.
Die unterschiedlichen Epochen spiegeln sich auch im Sediment der Schussen wider. Unten war sandiges Kies, was eine hohe Fließdynamik ermöglicht und in der Mitte findet sich eine Kornverkleinerung bis hin zu Sand. Auch hier waren noch einige Baumstämme gelagert. Oben findet sich eine feine Auen-Lehmablagerung.
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