Es gab schon einige Anwärter auf den Herzogstitel, aber der Kaiser hat es inzwischen in seine Hand genommen. Burchard III scheint das Glück hold. Die Ausnahme macht die Regel oder hat sich etwa der Fluch gelegt? Die Ungarn sind besiegt, ein neuer König ist inthronisiert – da kommt der Fluch zurück und bringt abermals den Sohn gegen den Vater auf. Wer wird dieses Mal die Oberhand gewinnen?
Die Anfänge des Herzogtums Schwaben waren geprägt von Mord und Totschlag. Dann aber gelingt es der ersten Generation, sich empor zu schwingen. Für diese Anmaßung bezahlten sie mit dem höchsten Preis – ihrem Leben (Teil I). Dann begehrte der Sohn gegen den Vater auf und schloss einen Pakt, der Schwaben bis ins Mark erschütterte und das Land verwüstet zurückließ (Teil II). Der Fluch liegt auf dem Herzogtum Schwaben und sucht auch jene heim, die nur danach streben. Nun der dritte Teil der vierteiligen Reihe: Der Fluch der schwäbischen Herzöge: Herzog Ernst gegen den Vaterkönig.
Der Fluch scheint gebannt: Burchard III & Otto II
Zu Beginn des Herzogtums Schwaben konkurrierten zwei Familien um den Titel. Einer der beiden Clans war der Adel der Burchadinger. Der Begründer hat es wohl nicht bis zur Herzogswürde geschafft, obwohl das sein offensichtliches Ziel war und wofür er sein Leben geben musste. Sein Sohnemann errang den Titel und blieb es für neun Jahre.
Im Jahr 954 bestimmte König Otto I dessen Sohn, Burchard III, zum neuen Herzog von Schwaben – einen legitimen Anwärter. Burchard III erhielt den Posten im Rahmen der Reichsversammlung von Arnstadt als Lehen und nicht als Erbtitel. Das machte das Herzogtum einzigartig und band den Herrscher an die Krone. Das dankte er ihm sein Leben lang und stand dem König immer treu zur Seite. Gemeinsam besiegten sie die Ungarn auf dem Lechfeld 955. Es war ein gewaltiger Sieg, der die Ungarneinfälle stoppte. Damit erwarb Otto I nicht nur den Beinamen ‚der Große‘, sondern es reichte sogar bis zur Kaiserwürde. Otto I wurde 962 zum ersten Kaiser des Heiligen Reichs Römischer Nation erkoren.
Wo sein Vater erlag, beim Italienfeldzug, setzte Burchard III historische Siege durch, die Otto I 965 die norditalienischen Herzogtümer sicherte. Zusammen mit seiner Frau Hadwig stiftete Burchard III 970 das Benediktinerkloster auf deren Stammburg Hohentwiel. Im November 973 starb Burchard III, der bis dato erfolgreichste Herzog Schwabens. Sein Grab lag in der Erasmus-Kapelle des Klosters Reichenau, das den Nachfolgern Ottos eine wichtige Stätte war. Die Kapelle hat die Jahrhunderte allerdings nicht überdauert.
Der nachfolgende Herzog war abermals von Ottos Gnaden und von Geburt an mit einem gewissen Erbrecht für den Titel als Herzog ausgestattet. Der Halbneffe hatte in die Burchadinger eingeheiratet und hieß Otto II. Wie es damals wohl gewertet wurde, dass er denselben Namen wie der König trug? Herzog von Schwaben, Otto II, tat es seinem Vorgänger gleich und war ein ergebener Dienstmann des gleichnamigen Königs Otto II. Es war übrigens der erste deutsche König in diesem ersten deutschen Reich.
Herzog Otto II von Schwaben wurde 976 auch auf Lebenszeit zum Herzog von Bayern. Allerdings war er in militärischen Belangen nicht so erfolgreich wie sein Vorgänger. Er starb im Gefecht gegen die Sarazenen 982 und mit ihm erlischt der Adelszweig. Ohne Erben musste ein neuer Kandidat gefunden werden, der einen entsprechenden Stammbaum vorweisen konnte.
Geschichte wiederholt sich: Der Königssohn Ernst I rebelliert
Der König konnte den schwäbischen Herzog einsetzen, das hatte sich inzwischen eingeschliffen. Die Wahl fiel auf Konrad I von Schwaben, der gegen den aufständischen Herzog von Bayern und für den König agierte. Über ihn ist vor allem zu berichten, dass er sich auch als elsässischer Herzog bezeichnete. Womöglich eine Belohnung für seine Treue, denn er war ein exzellenter Vasall des Königs, der inzwischen Otto III hieß. Herzog Konrad I starb 997 und stiftete eine Dynastie königstreuer Herzöge von Schwaben: Hermann II (997–1003), Hermann III (1003–1012). Anschließend bildeten Ernst I (1012–1015) und Ernst II. (1015–1030) und Hermann IV (1030–1038) eine neue Dynastie.
Trotz der dynastischen Verhältnisse gab es einige Schwierigkeiten für die Herzöge. Schlug der Fluch erneut zu? Hermann II wollte sich zum König aufschwingen. Die Konkurrenz personifizierte sich durch Heinrich von Bayern, der ihn bei Mainz militärisch bezwang und Hermann verlor das Elsass und ein wichtiges Kloster (Diedenhofener Urkunde). Es gab einige Gefechte, bis er sich unterwarf und das Jahr darauf starb Hermann II. Sein Sohn, Hermann III, übernahm das Ruder im Herzogtum Schwaben. Er war beim Antritt der Herzogswürde gerade acht Jahre alt und stand unter der Vormundschaft seiner Mutter Gisela, obwohl der König Heinrich II das verboten hatte. Er starb neun Jahre später ohne einen Erben. Die Dynastie war gebrochen worden.
Ernst I hatte sich für den Posten in Position als Herzog von Schwaben gebracht. Er war aus dem Hause der Babenberg und heiratete die Mutter des minderjährigen Hermann III. Er und seine Frau waren eingeschworene Feinde des Königs Heinrich II von Bayern. Schließlich war Gisela die Tochter des Herzogs von Schwaben Hermann II, den Heinrich II von Bayern um die Königswürde brachte. Doch die Zeiten änderten sich und um das Jahr 1010 wechselte Ernst I ins königliche Lager über. Er war nun auf der Seite des Königs Heinrich II. Dafür bedachte der König Ernst I im Jahr 1012 mit der Herzogswürde. Allerdings füllte er das Amt nur drei Jahre aus. Bei einem Jagdausflug am 31. Mai 1015 wurde Ernst I von einem Pfeil seines Gefolgsmanns schwer verletzt. Der als Unfall getarnte Anschlag auf den Herzog Ernst I war wohl seiner Frau Gisela zuzurechnen, wie es auch Ernst I mit seinen letzten Worten durchblicken ließ.
Diese Worte vernahm wohl auch der König, der den Ausgleich mit Gisela suchte und ihrem Sohn das Herzogsamt verlieh. Allerdings war Ernst II zu dem Zeitpunkt (1015) erst fünf Jahre alt und die zweifache Witwe Gisela zum zweiten Mal Vormund eines schwäbischen Herzogs. Dieses Mal heiratete sie Konrad von Speyer, der wie sie in Opposition zum König stand. Bei ihm konnte Gisela davon ausgehen, dass er nicht die Seiten wechselte. Mehr noch: Er avancierte zum neuen König, dessen Krönung mit einem Eklat endete.
Gisela wurde vom Bischof Aribo nicht gekrönt. Ob die Gerüchte wahr waren, dass er glaubte, sie wäre der Krönung von Geburt her nicht für würdig, ist umstritten. Es könnte sich dabei auch um gekränkte Gefühle durch unbedachte Äußerungen gehandelt haben, wie es unter intriganten Höflingen schon damals Sitte war. Jedoch wurde die Krönung der Königin später noch nachgeholt.
Doch der Stiefsohn, der zwischenzeitlich unter dem Vormund des Erzbischofs von Trier lebte, war vom neuen Daddy nicht so begeistert, weshalb er in frühen Jahren gegen ihn aufbegehrte.
Zusammen mit anderen Adeligen zettelte Ernst II einen Aufstand gegen Konrad II an, welcher den Anfang der späteren Salierdynastie auf dem reichsdeutschen Thron markierte.
Herzog Ernst II wird über den Groll gegen den Stiefvater Konrad II zum Raubritter
Wie schon der Herzog Liudolf gegen seinen Vater, den König, rebellierte, so hat sich auch dieser Herzog in jungen Jahren gegen seinen Stiefvater, den König, gerichtet. Kurz nach der Krönung seines Stiefvaters schloss er sich einer geheimen Gruppe gegen den König an. Der genaue Grund ist nicht überliefert. Aber der Plan misslang. Die Mutter des Herzogs, Gisela, konnte für ihren Sohn eine Begnadigung erreichen, wofür er militärischen Beistand in Italien leisten musste.
Im Jahre 1026 beorderte ihn der stiefväterliche König zurück nach Schwaben, wo er die Ordnung wiederherstellen sollte. Denn Graf Welf aus Altdorf (Weingarten) nutzte die Abwesenheit des Königs für eine kleine Rebellion. Ernst II erhielt als Belohnung dafür das Kloster Kempten als Lehen. Damit drückte der Vater dem Sohn ein Wohlgefallen aus. Doch Ernst II hatte den Groll gegen den Stiefvater nicht bewältigt. Abermals schloss er sich einer Opposition gegen den König an. Zusammen mit seinen Verschwörern überfielen sie das Elsass. Er baute in Burgund mit Blick auf das Erbe schon Burgen und plünderte beispielsweise das Kloster Reichenau.
Im Juli 1026 tagte der Reichstag in Ulm, zu welchem sich die schwäbischen Aufständler melden sollten. Ernst II glaubte sich angesichts der vielen Verbündeten in Sicherheit und hielt einen Herzogslandtag in derselben Stadt ab. Zu seinen Verbündeten zählte beispielsweise der Graf Welf. Einige Quellen sehen demn Welfen als Strippenzieher, dessen Kontrolle dem Herzog galt. Dennoch war kein Verlass auf die Verbündeten des schwäbischen Herzogs. Sie wollten sich keinesfalls offen gegen den König stellen. Isoliert unterwarf er sich diesem nun. Im Jahr danach war der schwäbische Aufstand beendet.
Für den Aufstand wurde Ernst II auf dem Reichstag in Ulm schuldig gesprochen und auf der Burg Giebichenstein gefangengesetzt. Zwei Jahre später wurde er begnadigt und sogar wieder als Herzog von Schwaben eingesetzt, wenn auch ohne beispielsweise Weißenburg.
Am Hoftag 1030 in Ingelheim sollte der Herzog für den Königsfrieden einstehen und seinen ehemaligen Bündnispartner, Werner von Kyburg, bekämpfen. Dafür hätte er wieder mehr Freiheiten als Herzog erhalten. Aber Ernst II lehnte es ab, sich gegen seine bisherigen Bündnispartner zu wenden. Dafür verlor er das Herzogtum erneut und obendrein wurde er exkommuniziert, also aus der Gemeinschaft der Gläubigen (Kirche) ausgeschlossen. Mehr noch, seine Mutter Gisela versagte ihm die Unterstützung. Nach einer kurzen Flucht betätigte er sich vorübergehend als Raubritter von der Burg Falkenstein bei Schramberg aus.
In einer Schlacht am 17. August 1030 gegen den Bischof von Konstanz wurde er von eben diesem ehemaligen Verbündeten, gegen den er sich nicht wenden wollte – namentlich Werner von Kyburg – erschlagen. Andere Quellen zufolge sind sie zusammen im Kampf gegen den Bischof gefallen.
Der König und Stiefvater bezeichnete Ernst II als „tollwütigen Hund“. Dennoch fand er im Münster von Konstanz seine letzte Ruhestätte. Seine Geschichte war selbst für seine Zeitgenossen so dramatisch, dass sie in das Epos „Herzog Ernst“ eingeflossen ist und mit der Geschichte von Liudolf (in Teil 2) verflochten wurde. Aber diese Spielmannsdichtung hat nur wenig mit dem realen Herzog Ernst II zu tun und stellt vor allem den Treueeid Ernsts in den Vordergrund.
Mit Hermann IV kam 1030 schon wieder ein zu junger Herzog auf den Thron, dem Gisela nur wenige Jahre vorstand. Ihr dritter Sohn war zwar mit etwa 15 Jahren zum Herzog ernannt worden, aber stand unter dem Vormund des Bischofs Warmann von Konstanz.
Hermann IV wurde tatsächlich recht mächtig, da er 1036 Adelheid von Turin heiratete. Allerdings war sein Leben nicht sehr lang. Mit Anfang 20 starb er bei einem Feldzug in Italien an einer Fieberkrankheit und hinterließ keine Erben. Hat der Fluch wieder zugeschlagen?
Doch die Hochzeiten des Herzogtums von Schwaben fanden ihr Ende. Die Herzöge werden zusehends einsetzt und prägen kaum noch die Geschicke des Landes.
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