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Der satanische Räuber: Moderne Fassung von “Der Räuber und die zwölf Müllertöchter”

Die Räubersleut geisterten vor allem im 18. und 19. Jahrhundert durch Oberschwaben. Einige Legenden berichten von dieser Zeit.

Wenn man in Oberschwaben an Räuber denkt, kommt zuerst der Schwarze Veri in den Sinn. Aber die schwäbischen Räuber waren vielzählig. In jenen Tagen herrschte große Armut und der Hunger trieb die Räuber um. Heute werden ihre Taten, vor allem jene des Schwarzen Veri, gerne etwas romantisiert. Doch es gab auch Zeiten, da sah man sie mit dem Teufel verbunden. Wie konnten sie der fürstlichen und der göttlichen Allmacht sonst ein Schnippchen schlagen? Diese Geschichte ist ein Beispiel dafür.

Der magische Räuber und das Blut der zwölf Mädchen (modernisierte Version von der ‚Räuber und die zwölf Müllerstöchter‘)

Diabolischer Räuber mit dem Teufel im Bunde.

Südlich von Immenried waren die Wälder früher tiefer und dunkler. Tief genug, sodass sich ein Räuber darin vor neugierigen Augen verstecken konnte. Dieser Räuber hauste im Wald im unteren Windhag. Der namenlose Räuber war gefürchtet, denn bisher entging er äußerst erfolgreich der Obrigkeit. Er war bekannt dafür, sich der schwarzen Magie zu bedienen, weshalb ihm die Kugeln der Gewehrläufe nichts anhaben konnten. Um diese diabolische Macht zu erhalten, musste er dem Herrn der Finsternis das Blut von zwölf Mädchen opfern.

Wie es dem Zufall genehm war, hatte der örtliche Müller tatsächlich zwölf Töchter und einen Sohn. Und schon war der Räuber auf der Spur. Der Räuber umgarnte den Müller mit Zaubersprüchen, als ein Kind nach dem anderen verschwand. So vergaßen die Leute ihren Gram. In seinem düsteren Waldversteck hielt der dunkle Räuber die Mädchen gefangen, bereit, sie dem Teufel zu übergeben. Immer wieder überwand die Verzweiflung über den Verlust von Töchtern und Schwestern den magischen Bannspruch. Daher musste der böse Räuber die magischen Sprüche immerzu verstärken, sodass sie weiterhin klaglos ihr Tagwerk verrichteten.

Als er sich auch des letzten Mädchens bemächtigt hatte, brachte er sie in sein Räuberlager im Wald im unteren Windhag und verfuhr wie mit den anderen Mädchen. Er setzte sich unter eine Tanne, die so hoch war, dass ihre Krone in den Wolken hing. Dort band er Weidenruten zu einem Strick zusammen, während die Müllerstochter ihn von den Läusen befreien musste. Und der Räuber erzählte Gruselgeschichten und Missetaten, um den Teufel günstig zu stimmen. Als er fertig war und das Mädchen fesseln wollte, fiel ein Blutstropfen auf ihre Hand. Das Mädchen schaute hoch und schrie laut als sie die im Baum hängenden Schwestern erblickte. Mit starrem Blick und weit aufgerissenen Augen zitterte das Mädchen am ganzen Leib. Als sie sich ihres Endes bewusst wurde, schüchterte er sie ein: „Mach Dein letztes Gebet und bereite Dich auf das Ende vor!“ Das Mädchen warf sich weinend und nach Gnade winselnd vor ihm auf den Boden. Doch der Räuber kannte kein Pardon. Er brauchte die Macht des Zaubers, da seine Zauberkraft zunehmend schwand.

Schluchzend bat sie den Räuber um drei letzte Schreie, die er gönnerhaft gewährte. Aus Mark und Bein erschallte aus dem Wald der erste Schrei, der sämtliche Vögel davonfliegen ließ. Er galt Jesus. Der zweite Schrei war der Muttergottes Maria gewidmet und mit den dritten Schrei erhörte ihr Bruder. Er war der Jäger im Wald und suchte nach seinen Schwestern. Mit einer Meute aus sieben Hunden gelang ihm die Festnahme. Der geringe Zauber des Räubers verpuffte vor dem Eifer des Retters. Den Räuber überkam das Blutgericht, die Mädchen wurden errettet.

Schwoable

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