Die oberschwäbische Legende vom Schrättele. Erzählung und Deutung.
Das Schrättele ist heute Teil der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet und gilt als Hexe. Aber das Schrättele ist im Wesen sehr viel älter. Ein böser Geist, der durch Oberschwaben und angrenzende Gebiete zog oder vielleicht auch noch zieht?
Die bösen Geister, wie das Schrättele, sind alte Geistervorstellungen, die sich bis ins Mittelalter hielten. Das Schrättele ist auch ein Mahr, wie es in vielen Regionen Europas vorkommt. Nach dem Glauben der Menschen von früher, handelt es sich um Nachtgeister, die in die Menschen fahren und für Gram und Schmerz sorgen. Nicht selten sind sie zudem weiblicher Natur.
Das Wort Mahr lebt im romanischen Sprachraum weiter, wie im englischen das Wort Nightmare (Albtraum) oder auch im deutschen das Wort Märchen. Die eigentliche Bedeutung des Wortes Mähr war einst wohl “etwas zerteilen” oder “zerdrücken” und es damit zu mehren.
Im Ländle kennt man das Wesen als Schrättele. Es kommt in der Nacht und fällt über Schlafende her – Jung und Alt.
In seiner Form ist das Schrättele eher nicht beunruhigend, aber nur so passt es durch das Schlüsselloch. So kommt es als Strohhalm, als schwarze Henne oder als Maus des Wegs und das immer um 12 Uhr nachts. Es setzt sich auf die Brust seiner Opfer und drückt; daher auch der Name. Es fühlt sich an wie ein schweres Gewicht und man denkt an Herzinfarkte und Lungenbeschwerden.
Finden die Schrättele keine Menschen zum Ärgern, gehen sie an das liebe Vieh. Vor allem Pferde sind dann in Gefahr. Auch dort drücken die Schrättele die Tiere und flechten Ihnen dabei die Haare. Tags darauf sind die Tiere unruhig und verschwitzt und die Menschen müssen die Haare der Tiere wieder entwirren.
Die Schrätteles-Magd von Oberschwaben
In einer bekannteren Geschichte lebt das Schrättele in einer Form weiter: Die Schrätteles-Magd von Oberschwaben.
Es war einmal eine Magd, die ihrem Herren gut diente. Der Herr, ein Bauer, der mit seiner Frau auf einem Hof lebte, war zufrieden mit der Magd. Doch sie war immer so fertig und zerknittert, als hätte sie die ganze Nacht über kein Auge zugetan.
In einer Nacht blieb der Bauer auf, um zu sehen, was die Magd in der Nacht trieb. Ein Verdacht stand im Raum: Sie selbst war ein Schrättele und tatsächlich ging die Magd um kurz vor zwölf Uhr in die Stube, wo sie um Schlag Mitternacht umkippte.
Aus ihrem Mund kroch eine kleine, weiße Maus. Der Bauer wusste, dass das das Schrättele ist. Die Maus rannte zum Stall und der Bauer vorne weg. Er entfernte den Zugang zum Stall, was ein Brett war, das über den Morast gelegt wurde.
Die Maus versuchte es an anderen Stellen, doch es gab kein Durchkommen. Ihr Drang etwas zu drücken war aber so hoch, dass das Schrättele in Form der Maus auf eine Eiche sprang und diese drückte. Es quietschte und knarrte und die Maus verkrallte sich in der Rinde des Baumes.
Der Bauer wusste nun vom Geheimnis der Magd schrattweis zu gehen und sprach mit ihr am nächsten Morgen. Sie war von Kratzern übersät, überall blaue Flecken und hatte dunkle Flecken an den Beinen. Unter Tränen gestand die Magd, sie wisse von dem Schrätteles-Fluch. Sie habe ihn von ihrer Mutter geerbt. Um ihn zu brechen, müsste sie einen prächtigen Gaul matern bis dieser Tod sei.
Der Bauer war gutherzig und nach einer Weile erlaubte er der Magd, sich vom Fluch zu befreien. Eines Tages war der beste Gaul im Stall dahin, aber die Magd war vom Schrättele-Sein befreit.
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Diese bösen Geister nennt man auch Druden... Im norddeutschen Raum spricht man auch von Walridern.