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Dreißigjähriger Krieg IV | Die Schweden kommen nach Oberschwaben

Der Dreißigjährige Krieg tobte besonders heftig in Süddeutschland. Die Geschichte des Krieges und die Ereignisse in Oberschwaben in fünf Teilen. Teil 4: Die Schweden kommen nach Oberschwaben.

Der erste Teil behandelt den Anfang des Krieges, der zweite Teil dreht sich um die Seuchen des 17. Jahrhunderts und der dritte Teil erklärt die internationalen Verflechtungen. Nun, im vierten Teil, erreicht der Krieg Oberschwaben. Raub, Plünderungen, Krankheiten, Hunger und Misshandlungen waren an der Tagesordnung. Die Schweden kommen nach Süddeutschland.

Maria Schray ein Raub der Flammen

Schweden in Süddeutschland ab 1630

Opponenten im Dreißigjährigen Krieg

“Alter Schwede” ist ein Spruch, den jeder kennt. Gemeint sind die Soldaten aus Schweden, die nach dem Krieg vor allem dem preußischen Heer dienten. Denn die Schweden waren kampferprobt und sie sorgten für ordentliche Zerstörung – auch und vor allem in Oberschwaben. Was die katholischen Truppen im protestantischen Sachsen machten, dafür sorgten die Schweden in Süddeutschland. Die Strategie war dieselbe, die der verbrannten Erde. Man versuchte, den gegnerischen Nachschub zu zerstören. Der Kampf wandte sich nun verstärkt gegen die Zivilbevölkerung und vor allem die Bauern.

Das bedeutete, dass man die Dörfer und Städte plünderte oder erpresste. Menschen wurden ermordet oder entführt, um Lösegeld zu erpressen. Das Vieh wurde vertrieben oder getötet, um das Leid zu erhöhen. Zur Unterminierung der Moral wurden die Frauen vergewaltigt, was man damals Schändung oder Notzucht nannte. Beide Gegner gingen so vor, um die jeweilige Gegenposition zu schwächen und zu demotivieren. Viele Bauern flüchteten in die neutrale Schweiz oder in die Alpen. Wem das zu weit war, zog ins Ried oder in die Wälder. Die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung galt als unehrenhaft und war dennoch an der Tagesordnung. Plünderungen waren hingegen normales Kriegsgeschäft und ein wichtiger Nebenverdienst der Soldateska.

In Oberschwaben war man 14 Jahre lang dem Kriegsgewirr entgangen, aber dann kam der Krieg mit voller Macht ins Ländle. Noch 1624 gab es den Befehl aus Österreich, dass man nach dem Ave-Maria die Glocken für die Toten des Krieges läuten sollte. 1630 kommt der Krieg näher, denn immer mehr Truppen ziehen durch das Land. Der Siegeszug der Schweden beginnt in Ulm, einer protestantischen Stadt mit dem evangelischen Münster im Zentrum. Von dort aus eroberten die Schweden ab 1630 ganz Oberschwaben.

In Waldsee beriet der Stadtrat im Januar 1632 über Vorbereitungen, falls sich der Krieg nähert. Dazu gehörte: 1. einen Mehlvorrat anzulegen, 2. die Stadttore nachts zu verschließen, 3. private Vorräte anzulegen. Das wurde erschwert, da 1632 ein Hagel die Ernte verringerte.

Im April 1632 waren die Schweden im Illertal angekommen und am 19. April eroberten sie (Bad) Wurzach. Die Schweden drangen 1632 auch in Biberach und Ravensburg ein und besetzen die Städte. Zwar waren Reichsstädte offiziell dem Kaiser unterstellt, de facto übte aber Schweden die Macht hier aus. In Waldsee versammelte man sich und beschloss sich dem Feind nicht zu widersetzen, weil man der Übermacht nichts entgegensetzten konnte. Der Vogt berichtete von dem Vorgehen der Schweden und bat um Asyl, was ihm gewährt wurde.

Am 19. April 1632 wurde Waldsee auch darüber informiert, dass Generalmajor Ruthwen der schwedischen Armee einen Tribut verlangte. Die Ratsherren von Waldsee baten beim Landvogt in Weingarten nach einem Verhaltensvorschlag, doch kam nur der Tipp, durchzuhalten. Erst am 21. April entsandte die Stadt Unterhändler nach Biberach, wo die Schweden einquartiert waren. Die Verzögerung wurde den Waldseern übel genommen und so erhoben die Schweden einen Tribut in Höhe von 100 Talern in der Woche – zumal die Unterhändler aus Waldsee ohne einen Vorschlag ankamen. Der Befehlshaber selbst wollte entweder ein gutes Pferd oder ebenfalls 100 Taler. Die Zahlung sei rückwirkend zu entrichten, fügte man hinzu. Nach Verhandlungen mithilfe des Seitenwechslers Kapitänleutnant Masque, der Waldsee kannte, musste Waldsee nur 600 Taler zahlen.

Aber Waldsee war voll mit Flüchtlingen und deren Hab und Gut weckte Begehrlichkeiten bei den Schweden. Das erschreckte die Ratsherren von Waldsee und sie gaben die Order aus, dass nur noch Flüchtlinge aufgenommen werden, die ihren Schutzbeitrag leisten könnten. Die Stadt Waldsee erhob also Schutzgeld von den Flüchtlingen. Im Jahr 1633 erhöhte sich der Betrag dafür.

Waffen des 17 Jahrhunderts in der Waldburg: Spieße

Am 9. Mai 1632 verlangte der schwedische Oberst Taupadel Einlass für sich und seine 800 Reiter. Die Stadt weigerte sich, weil man hoffte, die kaiserlichen Truppen würden zur Hilfe eilen. Das taten sie aber nicht und der Oberst forderte 300 Taler als Wiedergutmachung für die lange Wartezeit. Er verschaffte sich selbst Zugang zur Stadt und ab dem 15. Mai trat die Stadt 100 Taler pro Woche an ihn ab. Kurz darauf kamen die kaiserlichen Truppen unter dem Oberstwachtmeister Wolkenstein und vertrieben die Schweden. Sie zogen am 5. Juni 1632 in Richtung Leutkirch und Isny wieder ab, aber einen Tag später waren die Schweden erneut da. Sie plünderten trotz Schutzgeld in Höhe von 300 Gulden das Kloster, das Rathaus, das Spital und weitere Häuser der Stadt Waldsee. Der Schaden wurde danach auf 34.468 Gulden beziffert. Am 9. Juni forderte der schwedische Generalkommissar mit Sitz in Biberach, den wöchentlichen Tribut ein und legte der Stadt nahe, sich dem König von Schweden zu unterwerfen.

Biberach gehörte, wie Waldsee auch, zum Reichsgebiet der Habsburger. Die Reichsstadt Biberach war aber sowohl protestantisch als auch katholisch. Der Stadtrat war katholisch und die Mehrheit der Bevölkerung war evangelisch. Die St. Martins Kirche ist noch heute eine sogenannte Simultankirche – also für beide Konfessionen. Zunächst waren die Truppen im Auftrag der Schweden freundlich und zahlten gut. Doch das Wesen des Krieges änderte das Verhalten der Soldaten.

In Biberach waren anfangs die kaiserlichen Truppen (katholisch) eingezogen, dann kamen die Schweden, dann wieder die katholischen Truppen des Kaisers und dann wieder die Schweden. Ab 1640 kamen die Franzosen in die Reichsstadt Biberach. 1633 gingen die schwedischen Truppen in Biberach zur Gewalt über – auch hier ging es um die Strategie der verbrannten Erde. Von 1632 bis 1634 lagen die Schweden auch in Bad Saulgau. Davon zeugt noch heute die Schwedenkapelle und die Legende vom Kreuzwunder.

Bayern rief Wallenstein 1634 um Hilfe, doch dieser wusste, dass Bayern an seiner Entmachtung wenige Jahre zuvor beteiligt war und ignoriert das Flehen. Er schonte seine Ressourcen und plante geheime Friedensverhandlungen. Als der Kaiser das erfuhr, ließ er Wallenstein ermorden.

Neuen Tribut von Waldsee forderte der schwedische Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar. 200 Gulden seien ab 1. Juli pro Woche zu entrichten. Dies blieb bis Mitte September bestehen, dann zogen die Schweden nach Memmingen, wo man sich mit dem französischen Heer vereinte. Zusammen mit dem Generalmajor Ruthwen und einigen Offizieren lud sich der Herzog von Sachsen-Weimar noch im Juli 1632 beim Bürgermeister von Waldsee zum Essen ein. Außerdem kamen im September 1632 zweimal schwedische Dragoner vor die Stadt und forderten Proviant: 4.746 Rationen Brot, 2.120 Pfund Fleisch, 225 Scheffel Hafer und 16 Eimer (4.704 Liter) Wein. Das hatte man durch eine Sondersteuer, der Entnahme aus dem Spital (wo die Armen versorgt wurden) und dem Kloster aufgebracht.

Waldsees Adel, der Truchsess von Waldburg und der Prälat des Chorstifts, waren derweil schon ausgeflogen und brachten sich in Sicherheit. Denn die Waldburger und auch die Königsegger waren die Landvögte von Ravensburg mit Sitz auf der heutigen Veitsburg. Die Veitsburg war das Zentrum der Habsburger in Oberschwaben. Von Lindau her zogen im April 1633 wieder schwedische Truppen vor Waldsee auf. Der Torwächter am Ravensburger Tor ließ sie in der Nacht herein und wurde später dafür ins Gefängnis geworfen.

Am 26. Januar 1633 wurde Waldsee abermals von den schwedischen Truppen geplündert. Das öffentliche Leben kam ins Stocken und der Rat hielt bis zum August keine Sitzung mehr ab. Neuerlich wurde Schutzsteuer erhoben und bei Strafe war es verboten, weitere geflüchtete Bauern in die Stadt zu lassen. Jedoch durfte 1637 der Graf von Aulendorf nach Waldsee ziehen, solange es die Stadt nichts kostet.

Im Jahr 1635, die Pest war in Waldsee abermals ausgebrochen, lag die Landwirtschaft am Boden. Es fehlte vor allem an Pferden. Daher beschloss der Stadtrat, neue Rösser zu kaufen. Dafür verkaufte man das Silbergeschirr der Stadt und bat bei reichen Privatpersonen um ein Darlehen. Notfalls, so der Stadtbeschluss, sollte man es den Juden bei Rheinegg wegnehmen. Den in die Stadt geflüchteten Bauern wurde angeordnet, die Felder wieder zu bewirtschaften, oder sie würden aus der Stadt hinaus geworfen werden. Da die Stadt pleite war, wurden auch keine Gelder mehr an Waisen gezahlt. Die Armenspeisung im Spital wurde auf ein Minimum gesetzt. Der Wein in Waldsee wurde in Markdorf verkauft, um Geld für ein Pferd für die Feldarbeit zu haben. Außerdem waren einige Häuser in Waldsee zwischenzeitlich baufällig geworden. Wer sich keine Renovierung leisten konnte, dessen Haus wurde von der Stadt abgerissen.

Ein Drittel der Häuser stand leer, die Bewohner waren weggezogen oder tot. In Ravensburg lebte nur noch rund die Hälfte der Menschen. Die Vorstädte von Ravensburg waren komplett verödet. Die Kindersterblichkeit war extrem hoch. Bei meinen Vorfahren starben selbst nach dem Krieg noch sechs von sieben Kindern. Die Schweden zogen erst 1650 ab und die Menschen musste noch Jahre nach dem Krieg notleiden.

Das Jahr 1636 zeichnete sich vor allem durch eine Hungersnot aus. Zudem wurden die Lebensmittel immer teurer. Die Stadt erhielt jedoch ein Darlehen vom Kloster Münsterlingen (Schweiz).

Schwerter der Zeit

Derweil vermiesten die Mäuse im Oktober 1637 die Ernte, jedoch blieb man weitestgehend vom Krieg verschont. Das blieb auch 1638 so. Aber man musste Soldaten für die kaiserliche Armee stellen. Zudem hatte man die Schutzsteuer für Fremde weiter erhöht – auf 12 bis 24 Kreuzer pro Woche. Das Brot wurde standardisiert, damit die Bäcker nicht weiter Schindluder damit treiben konnten. Dafür durften nur Waldseer Bäcker ihr Brot in der Stadt verkaufen. Doch trotz geringerer Steuereinnahmen musste man höhere Abgaben an die kaiserliche Armee entrichten.

Derweil gab es ehemalige Soldaten, die durch die Gegend von Waldsee zogen und auf eigene Rechnung plünderten. Sie raubten vor allem das Vieh der Bauern. Daher beschloss man, die Bürger der Stadt zu bewaffnen. Jeder Bürger musste eine Schusswaffe haben, das Pulver bezahlte die Stadt. Schon Jahre zuvor rächten sich die Bauern an der durchziehenden Soldateska, wenn man ihrer habhaft werden konnte.

Bauernhaus des 17. Jahrhundert im Bauernmuseum

Im Jahr 1632 lagen 500 Bauern und Bürger versteckt im Altdorfer Wald. Konkret lagerten sie im sogenannten Langholz und Breithag, nördlich des Schreckensees. Sie wussten nicht, dass die Schweden in großer Überzahl auf dem Weg zu ihnen waren. Etwa die Hälfte von ihnen wurde in dem Gefecht getötet, darunter auch der Amman von Weingarten.

Dessen ungeachtet stieg die Abgabenpflicht für das kaiserliche Heer 1638 und 1639 an und das Geld ging an die Front – in dem Fall nach Konstanz und Radolfzell. Der Krieg wurde auch auf dem Bodensee geführt. Dort waren viele Kriegsschiffe mit Kanonen bestückt unterwegs. 1647 eroberten die Schweden die Insel Mainau, die damals dem Deutschen Orden gehörte. Der Krieg schränkte auch den Handel auf dem See ein.

1640 gab es weitere Einquartierungen in Waldsee – dieses Mal war es ein bayrisches Heer. Der Unmut der Bürgerschaft wuchs. Die Menschen waren es leid, zu viel haben sie verloren – vor allem an geliebten Menschen. Einer schrie, er werde den Stadtrat vor dem jüngsten Gericht verklagen. Die bayrischen Soldaten (Katholiken) verließen Waldsee zwar noch 1640, dafür kamen nun spanische Soldaten. Spanien wurde ebenfalls von den Habsburgern beherrscht. Sie waren besonders dafür berüchtigt, keine Gnade zu zeigen.

Am 16. Juni 1641 wurde vermeldet, dass die Aschenmüllerin dem einquartierten Soldaten nichts mehr zu essen gab. Der Soldat selbst lag halbtot auf dem Misthaufen. Sie erhielt den Befehl, den Soldaten ihr Essen zu geben. Am 24. Juni kamen Bürger zum Bürgermeister Mauer und protestierten gegen die Verhältnisse. Der Bürgermeister berief den Rat ein und ließ die Leute zu Aufwieglern und Rebellen erklären. Später sollten diese 20 Bürger festgesetzt, aber danach wieder entlassen werden. Erfolglos versuchte die Stadt, die Soldaten loszuwerden. Man suchte Hilfe bei übergeordneter Stelle, doch der Landvogt konnte nicht weiterhelfen. Die Stadt sagte den Soldaten, dass es nichts mehr gäbe. Daraufhin drohten die Söldner, sich mit Gewalt zu nehmen, was man brauche.

Am 20. Juli zogen die Soldaten dann endlich weiter und nach nicht mal einer Stunde forderten sie vom Hauptmann Sommersitz ihren Sold. Da der Hauptmann dem nicht nachkam, verweigerten sie die Gefolgschaft und plünderten den Hauptmann aus. Dieser floh zurück nach Waldsee, wo er vor dem Stadttor noch einen Soldaten anschoss. Die Leute wurden abermals aufgenommen und die Verletzten versorgt. Erst vier Tage später reiste der Hauptmann dann endgültig ab.

Doch noch immer sollte Waldsee Abgaben für das Heer vor der Festung Hohentwiel bezahlen, welches im Laufe des Krieges fünf Mal belagert, aber nie eingenommen wurde. Hohentwiel, das protestantisch war, hingegen terrorisierte Oberschwaben, auch mithilfe der Waffen der Städte Schaffhausen oder Stein am Rhein in der Schweiz. Der Burgherr Konrad Wiederholt aufseiten der evangelischen Truppen war groß im Geschäft. Der Graf von Fürstenberg fiel in der Schlacht zur Einnahme von Hohentwiel und das Adelshaus Fürstenberg musste Lösegeld für den Leichnam zahlen. Da Konrad Wiederholt aufseiten der evangelischen Truppen Ravensburg nicht einnehmen konnte, hatte er die Dörfer ringsum, wie Wolpertswende, in Brand gesteckt und die Leute terrorisiert. Um das zu beenden, musste die Reichsstadt Ravensburg Schutzgelder an Wiederholt bezahlen.

Im Jahr 1642 war Waldsee mit über 500 Gulden im Rückstand. Am 9. Mai 1642 drohte man mit Strafen, sollte das Geld nicht bezahlt werden. Doch auch mit einer weiteren Sondersteuer konnte die Stadt die Schulden nicht bezahlen und ein Exekutionskommando rückte in die Stadt ein. Angesichts dessen zahlte man die Schulden flott ab. Man richtete auf der Heurenbacher Steige auch eine Wache ein. In anderen Gegenden Oberschwabens hat man sogenannte Schwedenschanzen gebaut, die heute noch bekannt sind. Die Konstruktion war relativ einfach: Man hob eine Grube aus und installierte spitze Pfähle darin. Das Ziel war, die Reiterei in eine Falle zu locken. Das zeigt, wie verheerend die letzten Kriegsjahre waren.

Noch im Juni 1643 kam eine weitere Erhöhung der Abgaben. Im Januar 1646 wurden wieder Soldaten, wieder aus Bayern, einquartiert. Dies betraf auch die Habsburger Donaustädte und in Riedlingen beschloss man erfolglos eine Abordnung nach München zu schicken, um dies zu beenden. Noch im Oktober streiften die Soldaten durch das Land. Daher sollten sich die Bürger die Stadt Waldsee nun gegen alle Widrigkeiten verteidigen und sich auf dem Marktplatz einfinden, wenn die Wacht auf dem Schorren nur einen Schuss hörte. Doch das brachte wohl nicht viel, denn im Mai 1647 wurde das Rathaus von Waldsee von schwedischen und französischen Truppen erneut geplündert. Diese kamen von Biberach, wo auch der oberste Feldherr der Schweden, Feldmarschall Carl Gustav Wrangel, seinen Sitz hatte. Die Franzosen hatten die Stadt eingenommen und hausten darin. Danach gibt es keine Aufzeichnungen mehr über das Jahr 1647.

Gerade 1647 war das schlimmste Kriegsjahr, es war der Höhepunkt der Zerstörung in Oberschwaben. Auch beispielsweise Ravensburg wurde 1647 durch ein Flammenmeer zerstört. Die Veitsburg wurde von einem schwedischen und einem hohentwieler Soldaten angezündet, die als Symbol der katholischen Habsburger in Oberschwaben galt. Die Burg war durch das Feuer fast völlig geschliffen worden.

Die Stadtkasse Waldsees, so viel ist aber den Akten zu entnehmen, war leer. Zudem ist bekannt, dass die Schweden auf dem Rückzug nach Ulm das Schloss Wolfegg niederbrannten. Das war aber bei Weitem nicht das Einzige, auch das Schloss Altshausen oder die Burg Ratzenried wurden zerstört. Das Kloster Rot an der Rot wurde ganze 200 Mal überfallen. Wer nicht verraten wollte, wo das letzte Geld versteckt war, bekam den Schwedentrunk. Das bedeutet, dass man mit einem Trichter Jauche eingeflößt bekam, bis man das Versteck verraten hat.

Noch im Mai 1648 wurde ein Exekutionsteam von Ravensburg nach Waldsee entsandt, um die geschuldeten Abgaben einzutreiben. Das Geld wurde noch am selben Tag gesammelt.

Nicht nur Biberach und Waldsee, überall in Süddeutschland plündern die Schweden. Die Zustände, so berichten es einige Chroniken, waren riechbar – der Tod lag in der Luft. Es gab keine Menschen mehr, die die Toten beerdigen konnten, und es brannte allerorten. Auch die Pfarrei Blitzenreute vermeldete Tausende von Soldaten, die durchzogen, sowie die Einquartierungen derselben. Oftmals gab es keine Unterscheidung von Freund und Feind, respektive der Religionszugehörigkeit. Am 2. April 1636 wurden 17 Häuser abgefackelt, da es im Dorf Blitzenreute nichts mehr zu holen gab.

Hexenprozesse im und nach dem Dreißigjährigen Krieg

Derweil suchten die Leute nach Schuldigen für die desaströse Situation und diese waren schnell ausgemacht: Es waren die Hexen. In Städten, wie Waldsee oder Biberach, gab es Hexenprozesse. Süddeutschland war das Epizentrum der Hexenjagd im 17. Jahrhundert.

Diese gab es noch bis weit nach Kriegsende. In Biberach wurden zwischen 1647 und 1658 25 Frauen der Hexerei angeklagt – allesamt evangelisch. Ein bekannter Fall ist der der Frau Xeller vom Weißen Kreuz in Biberach. Die Anklage lautete: Schadenzauber, Hexentanz, Zechgelage mit dem Teufel in der Wirtsstube und Anfertigung einer Hexensalbe. Sie wurde als Anführerin der Hexen zweimal der “Peinlichen Befragung”, also der Folter, ausgesetzt und gestand nicht. 1649 wurde sie aufgrund zweier Gutachten, von katholischer und evangelischer Seite, vom Vorwurf der Hexerei freigesprochen.

In Waldsee gab es 47 Fälle von Hexenhinrichtungen, wobei die Zahl auch Vorfälle vor dem Dreißigjährigen Krieg implizieren könnte.

Schwoable

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