Der kleine Ort Inzigkofen bei Sigmaringen und das bekannte Klostergebäude aus der Zeit des 14. Jahrhunderts.
Südwestlich der Kreisstadt Sigmaringen liegt der Ort Inzigkofen, der vor allem wegen seines Parks und seines Klosters bekannt ist, welches noch gotische, barocke und klassizistische Stile, sowie einen Touch der Renaissance vorzuweisen hat.
Die erste Erwähnung von Inzigkofen findet sich in den Urkunden des Hochmittelalters, aber schon sehr viel früher haben die Menschen hier gesiedelt. In der Nähe des Ortes im wunderschönen Donautal, das man prima mit dem Rad erkunden kann, gibt es Höhlen, die schon in der Steinzeit von Menschen bewohnt wurden. So fand man Reste aus der Urnenfelderzeit bei der Burghöhle Dietfurt und bei Inzigkofen fand man Überbleibsel aus der Bronzezeit.
Auch die Kelten siedelten hier, denn man fand bei Vilsingen ein Fürstengrab (Keltenhügelgrab) und in der Nähe des Klosters stand eine Villa Rustica, also ein Gutshof der Römer.
1263 wird Inzigkofen im Zusammenhang mit einer Schenkung erwähnt. Wobei die Truchsessen von Waldburg, genauer gesagt der von Waldburg-Rohrdorf, erwähnt werden. Sie schenkten den Zisterzienserinnen des Klosters Wald einen Hof in Inzigkofen, welcher wohl der einzige Hof hier war, woher auch der Name Inzigkofen stammen könnte. Aber auch der Hof von Unzo ist eine mögliche Variante bei der Namenswahl.
Im Jahr 1306 wird der Ort als Untzikoven samt Burg Utkoven erwähnt. Damals gehörte es noch zum Herrschaftsgebiet Sigmaringen und später zum Einflussgebiet derer von Reischach in Dietfurt. Beides spiegelt sich im Wappen der Gemeinde wider. Im 16. Jahrhundert erlangen die Grafen von Fürstenberg Inzigkofen und verkauften es dann an das Haus Hohenzollern-Sigmaringen, das man von hier aus sehen kann.
Inzigkofen wird dann noch zwei Mal in die Geschichte eingehen: Als 1796 ein französischer Soldat ein Pfarrhaus plündern wollte und dabei ermordet wurde – was zu einem Racheakt der Grande Armée führte und während der NS-Zeit, als das Kloster ein Arbeitslager für Frauen wurde. Während des Zweiten Weltkrieges machte man ein Auffanglager daraus.
Schon vor der Gründung des Klosters gab es eine Mauritiuskapelle, die 1388 abgerissen und neugebaut wurde. Die Weihung erfolgte auf den Heiligen Johannes Baptist, den Heiligen Bartholomäus und Mauritius. Damals hatte das Gotteshaus noch keinen Turm. Dieser wurde erst 1484 errichtet und mit Glocken ausgestattet. Das hatte mit dem Wechsel der Ordenszugehörigkeit zu tun (siehe unten). Der Turm wurde dann 1781 nochmals erhöht, was vom Baumeister Christian Großbaier durchgeführt wurde. Auch die sogenannte Nonnenempore wurde zu jener Zeit errichtet.
Auch der Stil des Klassizismus zog dann ein, was sich im Zopfstil und den aus Papier und Gips gemachten Blumenvasen abzeichnen lässt.
Schon zuvor, von 1391 bis 1449, wurde aus dem Holzgebäude des Konvents eine steinerne Kirche errichtet, die bis ins 16. Jahrhundert immer wieder verändert wurde. Vier Kirchen entstanden an dem Platz. Das heutige Antlitz erhielt es im 17. Jahrhundert. Ab dem 15. Jahrhundert stiftete vor allem Michael von Reischach einige Bauten, wie das 1475 entstandene Michaels Haus im Stil der Spätgotik – welches als Mesnerhaus bezeichnet wird.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg, 1659, wurde ein neues Klostergebäude für den Konvent und ein neuer Kreuzgang gebaut. Der ursprüngliche Kreuzgang wurde 1388 errichtet. Der Neubau stammt vom Baumeister Michael Beer aus Österreich und war im Stil des Barock gebaut, wobei auch Einflüsse der Renaissance zu sehen sind. So finden sich noch der Stuck in der Kirche und der Prälatensaal in diesem Stil. Auch die Kirche wurde 1665 neu gebaut und 1780 wurde durch Christian Grossbaier nochmal daran gearbeitet.
Der barocke Hochaltar verfügt über Flügelbilder aus der Spätgotik von 1505 und stammt aus der Künstlerwerkstatt Strüb. Die Figur der Bussenmadonna (von dem Berg Bussen) wird dem 15. Jahrhundert zugerechnet.
Die ebenfalls barocke Kapelle wurde 1740 mit barockem Stuck und die Deckenfresken im Stil der Wessobrunner, wie sie auch in Steinhausen zu finden sind, versehen und stammte vom Künstler Joseph Ignaz Weegschaider. Darin wird die Verkündung dargestellt. Die schwarze Madonna ist von 1743. Die Klostermauer ist auch aus der Zeit des Barocks, wozu noch weitere Häuser kommen. Außerdem werden größere Gärten angelegt, aus denen später der fürstliche Park wird.
Die Zehntscheuer, wo die Bauern ihre “Steuern” abgeben mussten und wo man das Getreide lagerte, wurde 1510 errichtet und im Dreißigjährigen Krieg, konkret 1636, von den Schweden zerstört. Sie wurde zehn Jahre später wieder aufgebaut, musste aber noch renoviert werden. Die Hohenzollern machten daraus eine Orangerie oder nutzen es als andersweitig. Zudem wurde sie als Lager an die Landwirte verpachtet.
Der Nonnenfriedhof, welcher durch die eisernen Kreuze gut erkennbar ist, verfügt auch über eine Skulptur aus Sandstein, die aus dem 17. Jahrhundert stammt. Ihre heutige Position bekam sie erst 1888. Wo sie stand und was sie ursprünglich darstellte, kann heute nicht mehr rekonstruiert werden.
Die Bibliothek ist ein Kind der Reformation. Zwar haben die Schriften von Luther hierin wohl keinen Zugang gefunden (siehe unten), aber dennoch entstand so eine beachtliche Sammlung an Schriften. Darunter befanden sich vor allem die mystischen Werke (siehe auch unten) des 14. Jahrhunderts, wie vermutlich auch von der Gut-Beth, aber auch Liturgien und andere religiöse Bücher. Zur Zeit der Aufhebung des Klosters zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind viele Bücher verkauft, aber vor allem vernichtet worden.
Während der Jubiläumsfeiern hatte man einige Bilder, Figuren, Zeichnungen und Reliquien (wie die Armspindel des Heiligen Fidelis) des Klosters ausgestellt. Darunter auch eine Skulptur des Heiligen Mauritius von 1350, die sich auch heute noch in Inzigkofen befindet. Andere Kunstwerke sind verteilt oder auch nach Sigmaringen gebracht worden.
Die Nonnen stellten auch Kunstwerke aus Gold und Silber her. Sie schmückten Reliquien beispielsweise mit Perlen und kreierten Figuren, wie eine Krippe aus Wachs.
Das Kloster existierte von 1354 bis ins Jahr 1856 – also ein halbes Jahrhundert über die Zeit der Säkularisierung hinaus. Es wurde von den Nonnen des Augustinerordens betrieben und war von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Vor allem aber war es wegen seiner Bibliothek und Musik berühmt.
Im Jahre 1354 gründeten zwei wohlhabende Blutsschwestern aus Sigmaringen, Mechthild und Irmengard Sönnerin, das Kloster zusammen mit einer Frau namens Lùdgart, wobei es anfangs noch sehr klein war und sie Beginen, also Laiennonnen waren. Schon zwei Jahre später konnte man eine Gruppe von Frauen und auch Männer anziehen und man vereidigte sich auf die Vorgaben der Franziskaner – was sich vor allem durch Armut auszeichnete.
Aber schon 1394 entschloss man sich nach den Regeln des Heiligen Augustus zu leben, die sich eigentlich auch dem Leben in Armut verschrieben – wovon aber schon bald keine Rede mehr war. Es entstand der Konvent aus den Augustiner-Chorfrauen, die anfangs auf 13 Personen begrenzt waren. Später erhöhte sich die Zahl auf 30, was auch damit zu tun hatte, dass man neue Beginen aufgenommen hatte.
Inzwischen hatte sich das Kloster auch bereits ausgeweitet, so wurde 1388 ein Kreuzgang erbaut, wie es bei fast allen Klöstern der Fall war / ist. Das übergeordnete Kloster war der Stift Mariazell bei Winterthur und ab 1395 wurde es der Gerichtsbarkeit und Ordnung der Pfarrei aus Laiz unterstellt. Die geistige Oberaufsicht hatte vor allem der Konstanzer Bischof.
Finanzen bekam man oft von Anwärterinnen, die nicht selten dem Adel entsprangen. Aber es gab auch einige Schenkungen, womit sich vor allem der Adel ein Plätzchen im Himmel sicherte. So wird der Urkunde meist auch der Beisatz “um des Seelenheils Willen” hinzugefügt. Im 15. Jahrhundert kamen noch Töchter von reichen Kaufmannsfamilien hinzu, die ebenfalls viel Geld mitbrachten.
Im Jahr 1412 wollte man sich erneut der Armut verpflichten und die Oberschwester Schmid, die acht Jahre danach verstarb hatte Visionen – ähnlich der Hildegard von Bingen, die auch im Kloster Sießen lebte. Man verfügte über einen strikten Lebenswandel, was mit einer Abtrennung von der Welt zusammenhing. Daraufhin wurde man von der Pfarrei Laiz befreit und ist selbst einer Pfarrei geworden. Dafür wurde ein Pfarrer gestellt und das zuständige Oberkloster war ab 1419 das Kloster Beuron.
Vor allem die von Reischachs förderten die Nonnen in Inzigkofen und gaben ihnen Schutz. Sie waren auch die Vögte in der Gegend, wobei ab 1421 die von Werdenberg, ab 1534 die von Fürstenberg und ab 1540 die von Hohenzollern den Job übernahmen. Vor allem die Sigmaringer (Hohenzollern) übernahmen die Herrschaft über Inzigkofen. Sie finanzierten auch den Großteil des Klosters.
Um abermals den leiblichen Bedürfnissen zu entgehen, wurden neue – noch strengere Regeln – für das Zusammenleben aufgestellt. Das wurde von den Mönchen in Beuron nicht unterstützt, woraufhin man sich an das Kloster Langenzenn wandte. Dies führte zu einer erneuten Reformbewegung ab dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts. Diese Reformbewegung kam aus dem Klosters Raudnitz (tschechisch: Roudnice nad Labem) aus Böhmen, was über Bayern an die obere Donau schwappte. So änderte sich auch die Herkunft der Visitationen (Kontrollen), die ab 1466 von Indersdorf , ab 1550 von Ulm und ab 1578 von Kreuzlingen (Schweiz) kamen. Dennoch durfte die Bevölkerung an den Messen in Inzigkofen teilnehmen.
Vom Kloster Inzigkofen aus strahlte eine mystische Aura – ob der Visionen der Priorin im 15. Jahrhundert oder der starken Frömmigkeit der Nonnen hier. Damit einher ging auch ein hohes Maß an Respekt, was sich auch in zahlreichen Bewerbungen zeigte. Dabei legte man offenbar auch viel Wert auf die musikalischen Fähigkeiten der Anwärterinnen. Zumindest war dies eines der Auswahlkriterien. Auch der Heilige Petrus Canisius war im November 1580 im Kloster Inzigkofen.
Trotz der vielen Reformbemühungen in Inzigkofen wurden die Schriften von Martin Luther dort als Ketzerei angesehen. Die evangelischen Gläubigen gingen nach Sigmaringen. Aber in dem 16. Jahrhundert verlor man sowieso die strengen Regeln aus den Augen. Schon 1502 wurden die Ordensregeln verwässert. Das änderte sich erst wieder im Dreißigjährigen Krieg. 1643 wurde das Klosterleben wieder strenger und so blieb es weitestgehend über die Jahrhunderte hin bis zum Ende. Das beinhaltete auch einige Bußregeln und man verbarg sich vor den Augen der Öffentlichkeit.
Zuvor hatte man mit der Übernahme eines Dominikanerinnenklosters in Hedingen das Eigenkapital nochmal stark erhöht. So verfügte das Kloster Inzigkofen im 17. Jahrhundert über 44 Höfe, die man zu Lehen hatte und man vergab verzinste Darlehen – was sich im Krieg richtig lohnte, da alle Geld brauchten, um die Truppen zu finanzieren. Doch die Schwestern zankten sich untereinander auch nicht schlecht.
Im 18. Jahrhundert waren es bereits 40 Nonnen, wobei die meisten dem Konvent angehörten und keine 10 Laien (Beginen) integriert waren. Die Nonnen widmeten sich streng dem religiösen Leben, während die Beginen sich vor allem mit der Arbeit verdingten. Zwar wählte der Konvent eine Frau an die Spitze, jedoch hatten vor allem die Kontrolleure (Visitatoren aus anderen Klöstern), die Beichtväter, der Bischof von Konstanz und der Vogt von Inzigkofen viel Einfluss.
Zur Zeit der Säkularisierung übernahm Fürst Anton Aloys von Hohenzollern-Sigmaringen das Kloster, worüber die Nonnen aus der Zeitung erfuhren. 1802 wurde das Kloster enteignet und es fand eine Versteigerung statt, wobei man viel Geld, vor allem mit den Büchern der Bibliothek einnahm, der Großteil wurde jedoch vernichtet. Doch die Schwestern durften bleiben und die letzte verstarb erst 1856.
Zwischen 1811 und 1848 war es fortan als Sommersitz der Fürstin aus Sigmaringen und die Parkanlagen entstanden, während der Herrschaft der Nazis wurde, wie oben erwähnt, aus dem ehemaligen Kloster Inzigkofen ein Arbeitslager.
Seit 1948 ist der größte Teil des Klosters zur Schule umfunktioniert worden und blieb bis heute Teil der VHS. Dort gibt es seither Kurse und Seminare und die Räumlichkeiten dienen als Schlaf- oder als Kursräume. Erst 2002 wurde die Gemeinde Inzigkofen Eigentümer, denn man hatte es dem Haus Hohenzollern abgekauft.
Danach musste es nochmals für 11,5 Millionen Euro denkmalschutzgerecht renoviert werden, was sich bis 2010 zog. Vor allem der Kapitelsaal im Ostflügel des Erdgeschosses ist inzwischen wieder im Original zu sehen. Darin befindet sich der Kachelofen aus dem 18. Jahrhundert und die Decke besteht aus Holzkassetten. Die Fertigstellung im Jahr 1663 findet sich als Zahl in dem Raum wieder.
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