Die Stadt Eriskirch trägt bereits im Namen die Wichtigkeit der Kirche, die aus der Zeit der Gotik stammt.
Die gotische Kirche der Stadt Eriskirch wurde nur im Inneren ein wenig barockisiert, aber vor allem die gotischen Wandmalereien zeugen von der Kunst im Bodenseeraum zu jener Zeit. Eriskirch liegt rechts von der Schussen, wo sie in den Bodensee hineinfließt.
Heute ist Eriskirch vor allem ob des Naturschutzgebietes am Bodensee bekannt, das mit seinem Naturschutzzentrum gleichermaßen ein Ziel für den Tourismus und Wissensbegierdige darstellt. Aber verlockend ist auch das Strandbad Eriskirch mit Zugang zum Bodensee.
Der Ort war, wie viele Orte rund um den Bodensee schon in der Steinzeit beliebt. Dies veränderte sich über die Jahrhunderte nicht und so bauten die Römer hier eine Brücke über die Schussen. Diese verband wohl eine Siedlung, die am westlichen Ufer lag, mit dem östlichen Ufer.
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die Urkunde von 1143 könnte jedoch eine Fälschung sein. Somit ist die erste tatsächliche Erwähnung aus dem Jahr 1155. Im Jahr 1257 wird der Ort abermals erwähnt – als Erischirche oder Erinskilche. Also die Kirche von Erisch, was der Sage nach Irisch bedeutet. Diese stammt wohl ursprünglich aus der Zeit der Karolinger, aus dem 8. und 9. Jahrhundert. Dazu unten mehr.
Der Grundbesitz gehörte zum Kloster Weingarten, das 1301 hier seine Ländereien an den Bischof von Konstanz verkaufte. Dieser wiederum verkaufte Eriskirch 1472 an die Stadt Friedrichshafen, damals Buchhorn, obgleich die Bevölkerung strikt dagegen war. Aber schon 1271 besaß der Domstift zu Konstanz einige Güter hier und den Vogt ernannte der Adel vom Baumgarten. 1257 kaufte der Ritter Heinrich von Ravensburg dem Abt Konrad von Weingarten Besitzungen in Eriskirch ab. Ritter Heinrich von Ravensburg war Ministerial des Kaisers. Die Abmachung sah vor, dass nach dessen Tod die Besitzungen wieder an das Kloster gehen.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche geplündert, weshalb sich heute darin barocke Elemente wiederfinden. Der Bau selbst ist aber nicht barockisiert worden. Dazu unten mehr.
Nach der Säkularisierung erhielt Bayern 1803 den Zuschlag für Eriskirch, da es zu Buchhorn (Friedrichshafen) gehörte und ab 1810 dann zu Württemberg. Mit den Anschluss an die Schwäbische Eisenbahn ging es wirtschaftlich bergauf, jedoch war die wirtschaftliche Situation in den Jahrhunderten davor auch nicht schlecht, da es war ein wichtiger Wallfahrtsort war.
Schon früh muss es in der Gemeinde Eriskirch eine Kirche gegeben haben, denn der Name weist ja schon darauf hin. Die heute zu begutachtende Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist im Stil der Frühgotik gestaltet. Der Grund dafür lag war wahrscheinlich darin, dass die vorherige Kirche bereits zu einem wichtigen Wallfahrtsort und damit zu klein geworden war.
Denn schon zuvor stand an dieser Stelle eine Kapelle und diese wurde, so erzählt es die Legende, von dem irischen Mönch St. Gallus errichtet. Gallus war mit einem Companion auf der Suche nach Fischen und geriet in ein Unwetter auf dem Bodensee. So kamen sie an den Platz, wo die Schussen in den See mündet. Aus Dank, dass sie überlebt hatten, errichteten sie eine hölzerne Kapelle, die wohl schon damals der Mutter Gottes, Maria, gewidmet war. Gallus war ein irischer Wandermönch und gründete so einige Kirchen in Oberschwaben und Umgebung. Erin oder Erisch soll daher für irisch stehen.
Tatsächlich wird die Kirche erst im 12. Jahrhundert, 1143 oder 1155, erwähnt bzw. eine Kapelle. Aber auch 1257 steht die Kapelle noch. Ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde es zu einer Pfarrkirche, wie der Kodex Maior aus Weingarten darlegt. Eine eigene Pfarrei entstand 1353. Mehr und mehr Pilger wanderten hier her und so wurde aus der Kapelle eine größere Kirche. Im Jahr 1420 wurde sie fertiggestellt. Wie der Name kundtut, war aber schon vorher eine Kirche – vermutlich aus Holz – an dieser Stelle. Das macht das Gotteshaus zu einer der ältesten Wallfahrtstätten in der Region, die “Unserer Lieben Frau” gewidmet war.
Zuerst wurde das Schiff im Jahr 1387 erwähnt und der Chor wird auf 1409 datiert, was man einer dendrologischen Analyse verdankt. Das lag vermutlich an der Vielzahl an Wallfahrern, die das Gotteshaus aufsuchten. Die verehrten Kunstwerke wurden derweil noch in der Kapelle gelassen. Der Chor, der 1409 entstand, war zu der Zeit höher als das Kirchenschiff.
Das Kirchenschiff ist zwölf Meter breit und das Dach ist eine architektonische Besonderheit, da es ohne schräge Holzstabilisierung auskommt. Der Turm misst 61 Meter in der Höhe und war mit dem für die Gotik typischen Dach ausgestattet. Die Treppe im Turm ist auf die Jahre 1409 bis 1416 zurückzuführen, die Glockenstube stammt von 1419. Der Turmhelm wurde in der Zeit des Umbaus im 17. Jahrhundert im Stil eines Satteldachhelms verändert, nachdem die schwedischen Truppen die Kirche geplündert hatten.
In diesem Zug wurde auch das Langhaus um zwei Meter erhöht und dem Chor angeglichen. Einige Fenster wurden zugemauert, dafür wurden aber auch neue eingezogen. Die Wandmalereien (siehe unten) wurden übermalt und es wurden barocke Elemente in die Kirche integriert. Dazu gehören die Decken und ihre Bemalung, der Altar und weitere Kunstgegenstände.
Das heutige Turmdach wurde 1869 erbaut, denn im Jahr 1834 schlug dort der Blitz ein. Letztmalig wurde die Kirche in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts renoviert. Diese kostete damals anderthalb Millionen D-Mark. 2007 wurde die 750-Jahre Feier angegangen, wozu eine neue Glocke (siehe unten) angeschafft wurde.
Aus der Zeit des Barock stammen die Pieta am rechten Seitenaltar, sowie die zwölf Apostel, die Kanzel und der Altar, sowie die Figuren des Heiligen Josef, des Heiligen Sebastian und das große Kruzifix. Im Chor wurde das Kirchengestühl barockisiert, wovon aber nur noch die Wangen erhalten sind. Das Deckengemälde von 1750 im Chor zeigt Maria Himmelfahrt. Der Maler war vermutlich Anton Maulbertsch.
Vielleicht wichtiger und interessanter sind die Rundum-Wandmalereien, die man erst 1933 wiederfand, da man diese nicht sehr häufig vorfinden kann. Sie spiegeln zwei Bilderzyklen wider, denn die Menschen des Mittelalters konnten in der Regel nicht lesen – auch nicht die Adeligen. Dennoch spricht man von der Armenbibel und sie wurde um 1420 fertiggestellt.
Das Langhaus zeigt Szenen aus dem Neuen Testament und im Chor werden Szenen aus dem Alten Testament gezeigt. Das war zu jener Zeit in Deutschland in der Regel eigentlich andersherum, nicht so aber südlich der Alpen. Die gesamte Kirche war mit Wandbildern geschmückt. Die Bilder des Neuen Testaments zeigen links die Verhaftung Jesu’ und die gegenüberliegende Seite das Jüngste Gericht mit Jesus als Richter. Beim Chor zeigt man den sogenannten Feiertag Jesus, das darauf hindeuten soll, dass man sonntags nicht arbeiten darf. Des Weiteren sieht man die “Drei Lebenden und drei Toten”, was symbolisch darauf verweist, dass der Tod letztlich obsiegt und die Zeit auf Erden endlich ist. Gegenüber sieht man die Grablegung Jesu’, sowie die Auferstehung. Des Weiteren sieht man die Heilige Katharina, sie wurde gerädert, und die Heilige Agatha von Catania, sie wurde bis zum Tod auf glühende Kohlen gelegt.
In der Apsis gibt es 44 Bilder, wobei das letzte das Abendmahl in der Hostienmühle zeigt. Die anderen zeigen, wie schon erwähnt, jeweils Szenen des Alten Testaments.
Die neueren Malereien sind von Josef und August Braun von 1933. Sie sind dort, wo man keine gotischen Bilder fand. So auch das Deckengemälde im Kirchenschiff, das eine Ansicht von Eriskirch darstellt. Die Prozession wurde mit damals existierenden Personen gemalt. Darunter der Bürgermeister und der Pfarrer der Zeit.
Ebenfalls aus der Gotik, sogar noch älter als die Malereien, ist die Gnadenmadonna. Sie steht auf dem linken Seitenaltar und ist von 1350. Die anderen Mariendarstellungen sind ebenfalls dem 15. Jahrhundert zuzuschreiben. Die Figuren sind vom Meister aus Eriskirch, wie er genannt wird. Einige Figuren finden sich heute in anderen Kirchen und Kapellen.
Außerdem sind noch zwei Farbfenster in der Apsis (Chor) der Kirche zu sehen, die im frühen 15. Jahrhundert gefertigt und vom Grafen Heinrich von Montfort gestiftet wurden. Sie zeigen die Legende der Heiligen Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin, der 313 das Christentum zuließ.
Der Turm beherbergt sechs Glocken, die teils noch aus der Zeit der Gotik stammen. Ihre Namen sind “Ava Maria” (1595), “O Maria caelum assumpta ora pro nobis” (1950), “Franziskus Glocke” (2007), “Papst Benedikt XVI” (Ratzinger-2007), “Vier Evangelisten” (13. Jahrhundert) und “Maria Hilf” (14. Jahrhundert). Die neueren sind Ersatz für eingeschmolzene Glocken, aus denen man im zweiten Weltkrieg Waffen machte. Andere überlebten, denn es kam nicht mehr zum Einschmelzen und so wurden sie 1948 wieder zurückgebracht.
Die Glocken entfalten ihre Klänge besonders um 12 Uhr und um 18 Uhr mit den Engelsläuten und dem Lied Salve Regina. Samstags um 16 Uhr gibt es ein Ständchen der großen Glocken und am Freitag um 11 Uhr läutet das kleine Geläut im Gedenken an das Opfer Jesu’ .
Die Glockenstube, das ergaben ebenfalls Untersuchungen, ist von 1419. Die Orgel ist aus dem Hause Späth aus Mengen-Ennetach. Sie wurde 1904 gebaut und zuletzt 1999 renoviert.
Die Kirche ist selbstverständlich frei zugänglich. Wer den Turm und den Dachstuhl aus dem 15. Jahrhundert erklimmen möchte, mag sich vorher im Pfarramt melden.
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