Am 1. August 1914 wurde das Militär mobilisiert – der erste Weltkrieg war ausgebrochen. Ein Bericht über die damaligen Zustände in Bad Waldsee.
In Sarajevo wurde der Thronfolger der Habsburger (Österreich) erschossen und das nahm man als Anlass dafür, Serbien bluten zu lassen. Auf allen Seiten war die Kriegslüsternheit gewachsen, was sich 1914 einen blutigen Weg bahnte. Deutschland hatte Österreich Beistand zugesichert, obwohl fast alle Adeligen in Europa miteinander verwandt waren. Auch Italien gehörte zum Bündnis. Russland sicherte Serbien Beistand zu, wobei England und Frankreich auf deren Seite standen. Auch Afrika und die Kolonien gehörten zu dem Kriegsschauplatz, der sich ab 1917 mit dem Kriegseintritt der USA zu einem weltweiten Krieg ausweitete.
Die Besonderheit dieses Krieges war, dass es der erste moderne Krieg war. Das bedeutet, dass die Technologie die Opferzahl drastisch erhöhte und man die Leute rigoros zur Schlachtbank führte. Damit legte man auch gleichsam den Grundstein für den zweiten Weltkrieg.
Mit der aufkommenden Industrialisierung wurde in Waldsee elektrisches Licht eingeführt und es fuhren die ersten Autos durch die Gegend. Die Industrie etablierte sich hier mit Firmen wie der Baumschule Scheerer oder dem Maschinenbauer Kibler. Auch der Tourismus hatte seine ersten Ausläufer in Bad Waldsee gefunden. Die Eisenbahn zog ein – wenn auch nicht durch Waldsee, aber durch Durlesbach. Die transportierten Güter und Personen nahmen immer weiter zu.
Im Februar war es noch kalt und der Boden war stark gefroren, aber die Fasnet galt es zu feiern. Die Hauptsorge war, dass das Brot ob der Mehlpreise teurer wurde. In Waldsee kam die Technik des Kinos an und sogar die Sonnenenergie war schon ein Thema. Aber die Kriegslüsternheit sorgte bereits für ein Manöver der Jugendlichen zwischen Waldsee und Aulendorf im Mai 1914.
Am 28. Juli kam es zu dem verhängnisvollen Attentat, das zum Krieg zwischen Österreich-Ungarn (K und K Doppelmonarchie) und zunächst nur Serbien führte. Das “Mördernest Belgrad” titelten die Zeitungen auch in Waldsee und zum Kriegsbeginn spielten Musikkapellen vor dem Rathaus. Währenddessen besuchte die Kaiserin das Krankenhaus in Waldsee, sowie das Schloss Waldsee.
Am 1. August trat Deutschland unter dem Jubel der Menschen in den Krieg ein. Zwei Tage später erklärte man auch Frankreich den Krieg, woraufhin viele Länder – auch beispielsweise Japan – Deutschland den Krieg erklärten. Der 1. August war in Waldsee ein sonniger Tag, aber die ersten Auswirkungen des Krieges konnte man auch hier spüren.
So wurde der Privatverkehr mit Autos und Motorrädern verboten, man durfte keine Brieftauben mehr benutzen und keine Post ins verfeindete Ausland schicken. Die Leute sammelten sich in der Innenstadt und gingen oftmals nicht mehr zur Arbeit. Viele wollten sich einziehen lassen und der Arzt Dr. Rembold forderte noch mehr Leute dazu auf.
Die Bank verweigerte Auszahlungen über 100 Mark. In Waldsee begannen die Menschen ihr Hab und Gut zu veräußern. Die Zeitungen forderten dies nicht zu tun, gleichzeitig berichteten sie über Unterstützungsgelder oder -waren für die Hinterbliebenen der eingezogenen Soldaten. Aber die Lebensmittelpreise stiegen drastisch an. Man sollte zudem nicht bei Leuten kaufen, die unpatriotisch waren. Ein Gesetz stellte Höchstpreise für die Dinge des täglichen Bedarfs fest.
Die Gesellschaft stellte sich den Krieg ein: Es gab Unterhosen für die Soldaten und die Kirche rief zu Bittprozessionen auf. Die Sanitäter und die Landwirtschaft verloren Arbeitskräfte, dabei war gerade Erntezeit. Es gab Aufrufe für Spenden an das Rote Kreuz und man sollte die Bahngleise bewachen. Die Menschen sollten keinen Schnaps und Wein an die Front schicken, sondern Marmelade, Säfte und gezuckertes Obst. An der Front war dann vor allem das Klopapier knapp.
Die Zeitungen propagierten Siegesgewissheit und schrieben, Russland sei kein ernstzunehmender Feind. England werde man das Fürchten lehren und gegen Frankreich habe man eine Riesenarmee. Diese Zuversicht war nicht überall in der Stadt anzutreffen. Die Zeitungen vermeldeten immerzu ein Juhu auf den Kaiser und die Truppen. Patriotismus über alles war das Motto. Auch die Jugend sollte sich trainieren, dieser Krieg sollte alle etwas angehen. Gehortetes Gold sollte in Papierform umgewandelt werden und man sollte nur noch deutsche Erzeugnisse kaufen.
Währenddessen verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation und vor allem die Handwerker wurden nicht mehr so gut bezahlt. Und dann kamen auch die ersten Todeslisten und am Ende des Augusts waren bereits 25 Soldaten im Krankenhaus von Waldsee eingeliefert worden. Der Heldentod für das Vaterland war stets präsent, genau wie die vermeintlichen Gräuel der Feinde. Ein- und dasselbe – nicht jedoch für die Kriegspropaganda. Es wurden leichte Siege verkündet und dass man bis Weihnachten zu Hause sei. Doch an Weihnachten saß man im Schützengraben und es sollten weitere Weihnachten folgen.
Je länger der Krieg dauerte, desto mehr verschwand die Euphorie und nicht erst 1918 gab es eine Rationierung von Strom, Papier und Lebensmitteln. Das Interessanteste für die Leute im Jahr 1918 war die Lebensmittelzuteilung. Ein Tischtuchverbot wurde erlassen und als Luxus dargestellt. Auch die Frage, wann eine Witwe wieder heiraten darf, war interessant. Die Antwort: zehneinhalb Monate nach dem Tod im Felde. Doch wann erfuhr man davon? Einige heirateten schon früher wieder.
Bier wurde beschlagnahmt, Tabak wurde rar und man mischte Buchenblätter unter. Der Schwarzmarkt blühte, aber nur für diejenigen, die das nötige Kleingeld hatten. Ab dem 1. April 1918 durfte man im Stadtsee auch wieder Fische fangen. Die Fleischzuteilung wurde ganz abgesetzt.
Am 11. November 1918 war der Krieg zu Ende und die Revolution startete ihren Siegeszug. Die Adeligen mussten abdanken, waren aber immernoch reicher als die “Normalsterblichen” und blieben es auch. Noch heute wohnen einige Adelige in ihren Schlössern und leben von dem Wald, den sie seit dem Mittelalter haben.
Insgesamt starben im ersten Weltkrieg fast 10 Millionen Menschen, 20 Millionen wurden verwundet und viele fielen dem Hunger in der Folge darauf zum Opfer. Und das für Patriotismus und schwachsinnige Vorstellungen der Überlegenheit.
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