Evangelische Stadtkirche Ravensburg
Die evangelische Stadtkirche Ravensburgs liegt direkt am Marienplatz im Zentrum der Stadt und ist ein echter Hingucker.
Wenn man durch die Altstadt Ravensburgs läuft, fällt einem die evangelische Kirche irgendwie mehr ins Auge als die katholische Kirche. Das mag daran liegen, dass die katholische Stadtkirche, direkt am Frauentor gelegen, von mittelalterlichen Bauten umgeben ist. Darin eingebettet, geht man eher dran vorbei. Ganz anders die evangelische Kirche am anderen Ende des Marienplatzes. Hier gibt es nur ein auffälliges altes Gebäude.
Geschichte des Kamiliterordens in Ravensburg
Mönche des Ordens der Karmeliter aus Dinkelsbühl zwischen Ulm und Nürnberg gründeten 1344 an dieser Stelle ein Kloster.
Der Orden der Karmeliter war ein sogenannter Bettelorden. Dennoch brachten sie es zu beträchtlichem Wohlstand in Ravensburg.
Zunächst waren die Mönche wenig beliebt in der Reichsstadt, so engagierten sich diese in der Stadt. Zudem waren sie der Stadt beispielsweise in der Gerichtsbarkeit unterstellt. Der Orden unterstand in der Geistlichkeit dem Ravensburger Konvent.
Mit Predigten, Seelsorge und ihre Verbundenheit mit der Muttergottes und der heiligen Anna (beiden gemeinsam ist die unbefleckte Empfängnis) machten sie sich aber bei der Bevölkerung beliebt. Durch die Verleihung von sakralen Gegenständen und als Mitglied der Ravensburger Handelsgesellschaft und den Zünften waren sie auch im Rathaus beliebt. Dies förderte selbstverständlich auch deren Einfluss und das Kapital des Ordens, so bekamen sie von den Patriziern der Stadt (Faber, Humpis und Möttelin) für die Errichtung einer großen Kapelle und andere Kapellen als Grablege beträchtliche Summen.
Zudem brachte die Brauerei enorm viel Geld in den Bettelorden, denn man verfügte seit 1664 über eine eigene Brauerei. Darüber hinaus bezog man durch Ländereien Steuern von insgesamt 23 Gütern als Einnahmequelle, dazu zählte auch die Mönchmühle in Ravensburg.
Der Konvent verfügte im Kloster zuletzt auf drei Etagen über 43 Räumlichkeiten sowie einen Rekreationssaal (Schlafsaal), einer Bibliothek sowie Stallungen, Gärten und Bier- und Weinkeller.
Doch wollte man ein Bettelorden sein. Mit dem Geld baute man an den Klostergebäuden und der Kirche. Doch kam es im 16. Jahrhundert zur Reformation. Die Reformisten hielten ihre Messen ebenfalls in der Kirche ab, sodass die Katholiken im Chor der Kirche verblieben.
Zur Zeitenwende hin zur Säkularisierung wurde aus dem großen Konvent ein kleiner Konvent, und vor allem wollte niemand mehr aus Ravensburg zu den Karmelitern. So versuchten sie sich als Seelsorger und Mediziner, um sich zu etablieren – nicht nur in Ravensburg, auch in der Kommende in Altshausen oder in der Landvogtei, deren Sitz in Altdorf (heute Weingarten) war. Zudem engagierte man sich im Gebiet der Truchsessen von Waldburg und deren Linien sowie beispielsweise im Kloster Weißenau.
Als Wiedergutmachung nach dem Sieg der französischen Armee ging das Karmeliterkloster in Ravensburg an die Kommende in Altshausen, doch schon zwei Jahre später an Bayern. Ein Jahr später löste sich der Konvent auf. Die Kirche war seither nur noch evangelisch Gläubigen vorbehalten. Noch wohnten die Mönche dort, doch als 1810 Ravensburg an Württemberg ging, mussten die Mönche das Gebäude verlassen. Eine Kaserne zog ein, aber kurz darauf kaufte die Stadt Ravensburg das ehemalige Kloster auf und etablierte eine Schule darin.
Evangelische Stadtkirche Ravensburg | Geschichte
Das Gotteshaus wurde im 14. Jahrhundert, genauer 1344, erbaut und wurde 1349 eingeweiht, obwohl noch nicht ganz fertig. Es waren die Karmeliter, die den Ort als Klosterkirche aussuchten. Dank der oben erwähnten Spende wurde das Gotteshaus 1392 erweitert und renoviert. Doch der Turm stand damals noch nicht – die Karmeliter waren in einem Bettelorden.
Die von den Patrizierfamilien Faber (1404) und 1448 von Möttelin gestifteten Kapellen sind der Kirche angeschlossen. 1452 kommen die Allerheiligen-Kapelle und 1461 die Kapelle der Handelsgesellschaft hinzu, respektive wird erneuert. Der Patrizier Humpis lässt es sich 1483 nicht nehmen eine Kapelle für seine Grablege zu bauen. Zuletzt kommt die St. Anna Kapelle im Jahr 1508.
Der Turm ist mit 56 Metern in der engen Altstadt äußerst auffällig und entstand 1844. Ein kleiner Turm wurde für die Kapellen entfernt.
Auch die Architektur der Kirche, insbesondere die Fenster im neogotischen Stil und der Chor mit seinen Wandmalereien, ist interessant. Diese Wandmalereien sind aus dem 14. und 15. Jahrhundert und zeigen Heilige und religiöse Ansichten. Auch ein Kirchenfenster aus dem 15. Jahrhundert ist erhalten.
Ravensburg erreicht die Reformation ab 1544 und sie wurde hier verkündet. Es kam zu Konflikten, die erst zehn Jahre später beendet wurden: Das Langhaus wurde zur evangelischen Kirche, den Chor behielten die Katholiken. Bis 1810 blieb diese Trennung erhalten – außer in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, als die Kirche wieder in katholische Hände geriet.
Mit der Übergabe an die Reformation änderte sich auch das Erscheinungsbild im Inneren der Kirche. Das Mittelalter wich dem Klassizismus und schließlich wurde es im Stil der Neogotik verändert. Erst im 20. Jahrhundert wurden die Wandmalereien wieder freigelegt und man versuchte die ursprüngliche Erscheinungsform wieder herzustellen.
Heute ist das Haus nicht nur der Platz für Gebete, sondern auch für theologische Bildung und Seminare.
Adresse der Evangelischen Stadtkirche
- Marienplatz 5
- 88212 Ravensburg
- Telefon 0751 – 22471
- Homepage der Evangelischen Gemeinde Ravensburgs