Franziskanerkirche in Überlingen
Die zweitgrößte Kirche in Überlingen ist die Franziskanerkirche. Sie war einst Teil eines Klosters in der Stadt.
Schräg gegenüber dem Salmannsweiler Hof in Überlingen liegt die Franziskanerkirche eines ehemaligen Klosters. Die barockisierte Kirche heißt offiziell die Franziskanerkirche zur Unbefleckten Empfängnis.
Geschichte der Franziskanerkirche zur unbefleckten Empfängnis
Ob zuerst Franziskanerinnen oder zuerst Franziskaner in Überlingen am Bodensee einen Konvent eröffneten, ist unklar. Der 1209 gegründete Bruderorden ist spätestens ab 1259 in Überlingen nachzuweisen. Damals vertraten die Brüder des Ordens die Schwesternschaft bei einem Schenkungsvorgang. Der Orden war der Kustodie (Verwaltungseinheit der Franziskaner) Bodensee innerhalb des Straßburger Verbunds (Provinz Argentina) zugeordnet.
Der Grund und Boden für das Klostervorhaben spendete die Gräfin Elisabeth von Königsegg im Jahr 1300, der damals schon innerhalb der Stadtmauer an einem Stadttor lag. Das Franziskanertor bekam aber erst später diesen Namen. Acht Jahre später folgte eine Stiftung des Konrad von Schertweg, womit man die Bauarbeiten für die Kirche beginnen konnte.
1348 erfolgte die Weihung des Gotteshauses durch den Bischof von Konstanz. Innerhalb von 40 Jahren wurde eine Basilika mit drei Schiffen errichtet. Mit dem Verkauf von Grabstätten auf dem Kirchengelände konnte man bis 1520 genug Geld für einen Chorumbau zusammen sammeln. Dazu zählte auch die spätere Zunft der Schneider, die gemeinsam eine Grablege ergatterten. Zudem sammelte man Geld in beispielsweise Meersburg, Mengen, Pfullendorf, Riedlingen, Saulgau oder Sigmaringen.
Die damals noch gotische Kirche verfügte bereits über einige Altäre, wie es auch heute im barocken Zustand der Fall ist. Noch bis ins 17. Jahrhundert bewohnten bis zu 15 Mönche das Kloster und es war der Verwaltungssitz der Provinz Argentina und der Boddensee-Kustodie. Daher wurden hier die Provinzkapitel abgehalten. Außerdem fanden hier Wahlen des Bürgermeisteramts, der Richter und Verwalter statt. Des Weiteren wurden hier Festivitäten abgehalten.
Während der Reformation schlug sich das Kloster, im Gegensatz zur Stadt Überlingen, auf die Seite der Anhänger Luthers. Der Lesemeister des Klosters musste daher die Gemeinde verlassen. Da sie nun kein Geld mehr sammeln konnten und das Geschäft mit den Beerdigungen ausblieb, ging es wirtschaftlich bergab. Schon 1532 wurde ein Friedhof außerhalb der Stadt angelegt. Zudem wurde der Orden von seinen Vorgesetzten wegen seines offenbar nicht konformen Verhaltens abgemahnt.
Noch im Dreißigjährigen Krieg wurde der Guardian, der oberste Mönch im Kloster, wegen der wirtschaftlichen Fehllage abgesetzt und 1647 musste man Pfarreien abgeben. Um 1648 reduzierte sich die Zahl der Ordensmitgliederzahl auf fünf. Außerdem hatten sich die Kapuziner in Überlingen breit gemacht. Die Kapuziner erfreuten sich auf Kosten der Franziskaner größerer Beliebtheit.
Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts konnte sich der Franiskanerorden mit dem Sammeln von Almosen wieder erholen. Es entstanden die Gürtelbruderschaft (1604), die Antoniusbruderschaft (1680) und die Kreuzbruderschaft (1736).
Nachdem die Jesuiten ein Gymnasium errichteten, wurde dies 1658 von den Franziskanern übernommen. Ab 1675 konnte man sich dort der Philosophie widmen, was zu einer Verringerung des sonstigen Lehrangebots führte. 1712 wurde noch ein neues Schulgebäude gebaut, nachdem man in den Jahren davor die Konventsgebäude wegen des schlechten Zustands abriss und neu erbaute.
Das geringere Lehrangebot verbreiterte sich ab 1742. 1808 wurde das Kloster mit der Säkularisierung aufgehoben und die Schulaufgabe wurde der Stadt übertragen. Das Kloster war nach der Säkularisierung im Besitz des Hauses Baden und danach der Stadt Überlingen.
Dabei wurden die Räumlichkeiten für verschiedene Zwecke genutzt: Schule, Kaserne, Gericht und Gefängnis. Ab 1855 kaufte das Heilig-Geist-Spital zu Überlingen das Kloster und zog dort ein. Das ehemalige Spital wurde kurz darauf abgerissen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde es zu dem heute noch existierenden Altenheim St. Franziskus. Die Kirche wird sowohl für Gottesdienste als auch für Events genutzt.
Barockisierung und Kunstwerke der Franziskanerkirche Überlingen
Die Neubauten und Renovierungen des frühen 18. Jahrhunderts durch den Franziskanerorden gelang ganz im Stil der Barockzeit, was heute den Charme der Kirche ausmacht. Die Pläne dazu erarbeite der bekannte Baumeister Johann Michael Beer.
Derart wurde das Langhaus mit dem gewölbten Dachstuhl ausgestattet. Die Gemälde schuf der Maler Franz Ludwig Herrmann aus Konstanz. Dazu zählt auch die angedeutete Kuppel, die sehr an die Kuppel in Florenz erinnert. Der barocke Stuck stammt von dem Künstler Bantle.
Die Barockisierung des Chors erfolgte ab 1754, was mit einer Vergrößerung einherging und die gotischen Elemente verschlang. Die Deckenfresken im Chor stammen von dem Franziskaner Sebastian Schilling aus Villingen. Nach zehn weiteren Baujahren war die Barockisierung komplett.
Die Figur des Täufers und ein Kruzifix stammen aus der Zeit vor 1350. Aus der Zeit der Gotik stammt außerdem noch der Hauptaltar, der 1520 gefertigt wurde, aber dennoch in den Jahren 1754 und 1759 barockisiert wurde. Er zeigt die Muttergottes Maria auf dem Erdenrund, welche auf eine Schlange tritt. Des Weiteren sind Adam und Eva, die Dreifaltigkeit, sowie Joachim und Anna (Eltern von Maria) zu sehen. Etwas seitlich ist der Franziskanertheologe Johannes Duns Scotus kniend abgebildet. An den Säulen aus Marmor befinden sich zudem die Figuren der Heiligen Laurentius und Stephanus.
Der Schöpfer des Kunstwerks sind die bekannten barocken Künstler Joseph Anton Feuchtmayer und Franz Anton Dirr. Die Malereien stammen von Gottfried Bernhard Göz. Die Künstler schmückten davor auch die Wallfahrtskirche Birnau. Die Altarrückseite (Chörle) zeigt ein geschnitztes Reliefbild.
Der linke Seitenaltar ist der Bonaventura-Altar und der rechte Seitenaltar ist der Johann Nepomuk-Altar, welche beide von 1763 sind. In den Seitenschiffen stehen der Franziskus und der Antonius von Padua Altar. An der Wand des Langhauses steht der Sebastiansaltar, der 1766 von der gleichnamigen Bruderschaft gestiftet wurde. Dem gegenüber steht der Bäckeraltar von 1763. Sie sind allesamt, wie auch die Kanzel (1761), von Feuchtmayer und Dirr geschaffen worden.
Das Gehäuse der Orgel auf der Empore ist von 1755 von Johann Georg Aichgasser. Die Orgel selbst ist von 1958. Da die Franziskaner ein Bettelorden sind, hat die Kirche keinen hohen Kirchturm, sondern nur einen Turmaufsatz auf dem Dach.
Wo befindet sich die Franziskanerkirche?
- Franziskanerstraße
- 88662 Überlingen
- GPS: 47.76820198104972, 9.160038134964937