Geschichte und Kirche von Kanzach

Die Geschichte des kleinen Orts Kanzach und dessen Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt.

Die Bachritterburg von Kanzach liegt direkt neben der Riedlinger Straße, während die Kirche hinter Bäumen versteckt bleibt. Der Ort, der ursprünglich aus dem Kirchendorf und den Schadenweiler zusammengewachsen ist, tritt erst spät ins Licht der Geschichte.

Maria Himmelfahrt Kanzach
Maria Himmelfahrt Kanzach

Geschichte von Kanzach

Seit wann an dieser Stelle Menschen siedelten, ist nicht klar. Doch siedelte man im frühen Mittelalter etwas nördlicher des heutigen Kanzachs. So fand man alemannische Reihengräber im Ortsteil Seelenwald. Hier stand auch eine mittelalterliche Burg namens Rußegg. Irgendwann näherte man sich, vielleicht aus verkehrstechnischen Gründen, der heutigen Position an.

Die spätere Burg von Kanzach stand jedoch nicht dort, wo heute die Bachritterburg rekonstruiert wurde, sondern in der Nähe der Kirche. Dabei handelte es sich vermutlich um eine Turmburg mit Wassergraben. Der Ort tritt in den mittelalterlichen Urkunden erst 1169 auf. Damals hießt der Ort Canca, wobei die Schreibweise zwei Jahre später „Kanczhach“ war.

Der Name des Orts leitet sich vom gleichnamigen Bach ab, der auf den Adel von Kanzach abfärbte. Offenbar trugen sie ab 1286 den Beinamen Bachritter, weshalb der Adelssitz die Bachritterburg war.

Die Ritter von Kanzach wurden ebenfalls im 1169 erwähnt und gehörten dem niederen Adel an. Sie waren Teil der im elften Jahrhundert entstandenen Ministeriale und unterstanden einem höheren Adel oder den Geistlichen, und bezüglich Kanzach war der Ortsherrscherin das Kloster Reichenau. Die Burg und andere Güter erhielten die Herren von Kanzach als Lehen von dort.

Aber sie hatten wohl die Grundherrschaft über Teile von Kanzach inne, was eher selten der Fall war. Womöglich hatte das mit dem Umzug der Burg von Rußegg zu tun. Später erlangten die Herren von Pflummern den Grundbesitz, deren Herrschaft von 1227 bis 1366 andauerte. Sie erbauten ab 1230 auch die sogenannte Bachritterburg, wobei es sich um eine Turmhügelburg handelte.

Der letzte Eintrag über den Adel von Kanzach erfolgte 1331. Die anteilige Ortsherrschaft erbten nach deren Ende die Herren von Hornstein. Im Jahr 1387 übergaben sie den Ort in Teilen an die Herren von Blankenstein. 1392 erwarb der Bürger Hans Höpplin aus Saulgau Kanzach und verkaufte es 1442 an den Damenstift in Bad Buchau. Damit gingen auch die Besitzungen des Klosters Reichenau auf den Stift Buchau über.

Allerdings erstreckte sich die volle Macht des neuen Besitzers nur auf das Dorf. Die hohe Gerichtsbarkeit über die Belange außerhalb des Dorfs erlangte der Graf von Friedberg, der es von 1499 bis 1789 innehatte.

Doch die Dominanz der mittelalterlichen Ordnung endete zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Mit der Säkularisierung ging Kanzach 1803 zunächst an den Fürsten von Thurn und Taxis und drei Jahre später an Württemberg.

Im Laufe der Jahrhunderte wuchsen die Bereiche um die Kirche und der sogenannte Schadenweiler zusammen. Der Name Schadenweiler rührt vermutlich von einer Person.

Geschichte der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt

Die Kirche von Kanzach wurde 1263 aktenkundig. Sie durfte damals im Stil der Gotik errichtet worden sein, wovon heute der untere Teil des Turms erzählt. Das Patronat über die Kirche lag bis 1387 bei der Burg und wurde ebenfalls von den Herrn von Hornstein geerbt. Sie übergaben es dem Kloster Schussenried, von wo es dann 1387 an das Stift in Buchau überging. In dieser Zeit war es noch eine Kirche zu Ehren „Unserer Lieben Frau“.

Der Barock ereilte das Gotteshaus zwischen 1740 und 1744, womit sich der Name in Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt änderte. Dabei wurden weite Teile des Gebäudes neu errichtet. Um das Jahr 1800 wurde auch die Pfarrscheuer als Fachwerkshaus erbaut. Ein Brunnen, eine Aussegnungshalle und ein Kindergarten gesellen sich heute zum Kirchplatz.

Im Inneren geht der Blick zum barocken Altar und dem filigranen Stuck. Das Deckengemälde dürfte aber jüngeren Datums sein. Des Weiteren findet sich außen eine Miniatur-Lourdesgrotte an der Kirche und im Außenbereich erblickt man Abbildungen der Stifterin von Buchau Adelinis, dem Heiligen Gerold, Karl dem Großen und Hildegard von Bingen.

Wo befindet sich die Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt

  • Marbacher Str. 28
  • 88422 Kanzach
  • GPS: 48.07990904119544, 9.5560156552676

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