Geschichte von Rötsee: Legende & Kirche
Die Geschichte des kleinen Orts Rötsee, die ins tiefe Mittelalter mit der Legende über Ratperonius und die Wallfahrtskirche führt.
Am Rande der Rötseen im Naturschutzgebiet Gründlenried-Rötseemoos im Allgäu liegt der Ort Rötsee. In der örtlichen Kirche befindet sich das Grab des Predigers Ratperonius, über den sich eine Legende rankt.
Geschichte von Rötsee und von Ratperonius
Der Ort Rötsee nimmt seinen urkundlichen Anfang im 12. Jahrhundert als Rotse, was sich wohl auf den Fluss Rot und den kleinen Moorweiher, der vor Rötsee liegt, bezieht. Der Ort wurde um das Jahr 1000 vom seliggesprochenen Einsiedler Ratperonius gegründet. Das erste Gotteshaus entstand zusammen mit einer Klause noch im elften Jahrhundert auf einer Insel, die es heute nicht mehr gibt.
Im Jahr 1112 verkaufte der Bischof von Konstanz das Areal an das Kloster in Petershausen bei Konstanz. Es entstand die Propstei der Benediktiner von Petershausen. Im Laufe der nächsten Jahre bis 1116 erwarb man weitere Güter an der Stelle. Wann die ersten Pröpste tatsächlich eingesetzt wurden, ist unklar. Nachzuweisen sind sie erst ab dem 15. Jahrhundert.
Im Jahr 1580 verkaufte das Kloster die Propstei mit Kirche und Gütern an Hans Ulrich von Schellenberg, was zur Vereinigung des schellenbergischen Teis der Herrschaft in Kisslegg führte. Ab 1600 erhielt das Haus die Hohe Gerichtsbarkeit als Lehen vom Kaiser.
Wallfahrtskirche Maria Königin der Engel in Rötsee
Erbaut wurde die Kirche St. Maria zwischen 1025 und 1050. Es war und ist ein Ort für Wallfahrten. Der Chor der Kirche mit barocker Zwiebelhaube wurde 1449 gefertigt, denn ein Brand zerstörte das Haus. Ab 1580 wurde die Kapelle zur Basilika ausgebaut und damit zur Kirche Maria, Königin der Engel. Bis zum Jahr 1748 erfolgten barocke Umbauten und Renovierungen mit dem barocken Ergebnis von heute.
Die Kirche bietet einige Kunstwerke, wie die Marienstatue von Hans Multscher aus dem 15. Jahrhundert sowie die sehenswerten barocken Altäre. Das Deckenbild zeigt Maria als Fürbitterin der Menschen vor Gott. 1953 wurde das Grab des Ortsgründers Ratperonius wiedergefunden und in den Steinsarg verlegt, der sich hinter den Bänken befindet.
Aus der ursprünglichen Kirche stammt noch das Mittel- als auch das Querschiff. Für die Wallfahrten an den “Goldenen Samstagen”, die die ersten drei Oktober nach Michaeli darstellen, erhielt die 1710 gegründete Bruderschaft Mariä Leibeigenschaft “um ein seliges Ende” im Jahr 1751 päpstliche Ablässe.
Wer war der Selige Ratperonius?
Der selige Ratperonius kam als Wanderprediger und Einsiedler ins Allgäu. Er war ein Adelsmann aus dem Hause von Rappenberg in Thüringen. Auf Geheiß des Bischofs, Ulrich von Augsburg, mit dem er zusammen das Allgäu bereiste, ließ er sich im Rötensee nieder.
Der Legende nach überfiel ihn an dem Riedsee der Schlaf, was der Bischof als Zeichen ansah, sich an dem Ort eine Kapelle zu errichten. Der wichtigere Grund war wohl, dass der Adel jener Tage ihm kein Land geben wollte. Zu jener Zeit war das Christentum noch nicht so verbreitet. Berengar von Arnach erbarmte sich und überließ ihm dann die Stelle im 10. Jahrhundert.
Nach dem Tod des Einsiedlers im Jahr 1034 wurde er in der Kirche beigesetzt. Damit wurde das Gotteshaus zu einer Wallfahrtskirche. Anfangs war der Sarg noch offen, sodass man den Leichnam berühren konnte. Das sollte Glück bringen. Heute gilt dasselbe für die Steinplatte. Der steinerne Fußabdruck, der von Ratperonius stammen soll, soll qua Berührung helfen, Fußkrankheiten zu heilen. Sein Ehrentag ist der 26. Juli.
Die Legende zur Gründung durch den Einsiedler Ratperonius
Als dichte Wälder noch das Allgäu bekleideten und die Heiden von Wanderpredigern bekehrt wurden, erreichte Ratperonius das Allgäu. Die dichten Wälder und das unwegsame Gelände bot ein gutes Versteck für Räuber. Ratperonius wurde gewarnt, doch der Gottesmann baute sich im Ried eine Zelle auf. Er lebte als Einsiedler auf dem Flecken und so war er leichte Beute für die Räuber. Sie kamen und schlugen den Einsiedler nieder. Doch auf wundersame Weise heilten seine Wunden.
Ratperonius predigte auch in den umliegenden Dörfern das Wort Gottes. Die Räuber nutzten die Chance und zerstörten seine Klause. Doch Ratperonius gab nicht auf und baute eine weitere Klause. Kurz darauf durchquerte der Bischof Ulrich das Gebiet auf dem Weg von Augsburg nach Konstanz und machte beim Ratperonius Station. Der Einsiedler betete zu Gott, die Räuber mögen den Bischof mit seinem goldenen Kreuz und dem Bischofsring verschonen. Nur für eine Nacht sollen die Räuber ferngehalten werden, sodass der Bischof unbehelligt bleibe. Er betete, das Wasser möge ihn schützen.
Als die beiden Christen am nächsten Tag für ihre Gebete vor die Klause traten, war die Klause vom Wasser umgeben eine Insel im Rötensee. Über Nacht zog sich das Wasser schützend um das Haus des Einsiedlers.
Wo befindet sich die Wallfahrtskirche Rötsee?
- Rötsee 2
- 88353 Kißlegg