Die Geschichte der Stadt Pfullendorf und die schönste Doppeltoranlage am Bodensee: das Obertor – Teil der ehemaligen Stadtmauer der ehemaligen Reichsstadt.
Die Gegend um Pfullendorf war schon in der Epoche der Kelten ein begehrtes Siedlungsgebiet, davon zeugen die gefundenen Viereckschanzen in der Nähe von Aach-Linz und weitere keltische Siedlungsfunde in der Umgebung der Stadt. Auch die Römer fanden es hier heimelig, so befand sich hier auch eine römische Villa Rustica, die vermutlich von den Alemannen zerstört wurden.
In manchen Quellen wird Pfullendorf auch mit Juliomagus gleichgesetzt, was sich im 18. Jahrhundert sogar im Stadtwappen widerspiegelte. Jedoch befand sich Juliomagus vermutlich im heutigen Schleitheim in der Nähe von Schaffhausen.
Trotz der nachweislich langen Geschichte des Ortes gibt es die ersten urkundlichen Erwähnungen erst im 11. Jahrhundert. Damals Pfullindorf, was entweder von einer Person stammt oder mit dem sumpfigen Untergrund zu tun haben könnte; Dorf am Phoul. Vermutlich siedelten die ersten Alemannen und Franken in der Region im 6. Jahrhundert und die Ortschaft Pfullendorf hat sich vermutlich im 9. Jahrhundert gegründet, da die Stadt auch über die Endung -dorf verfügt. Das Dorf lag vermutlich südöstlich und unterhalb der heutigen Stadt Pfullendorf.
Der in der Burg wohnende Adel, bestand aus den Grafen von Pfullendorf. Dabei handelte es sich vermutlich um sehr einflussreiche Grafen. Davon zeugen viele Ländereien im gesamten Linzgau und darüber hinaus am Bodensee. Der erste Graf von Pfullendorf, der in den Urkunden erscheint, ist Rudolf – zum Ende des 12. Jahrhunderts. Die Grafen waren wohl ein Ableger der Udalrichingern und damit auch mit dem Adel von Bregenz verwandt. Sie verfügten über Münzprägereien, was ihren Reichtum mehrte. Sie produzierten im ausgehenden 12. Jahrhundert Eber-Hohlmünzen, die nur einseitig mit einem Motiv versorgt waren.
Doch starb das Adelsgeschlecht mit ihm aus. Der Kaiser Friedrich I von Staufen, genannt Barbarossa, beerbte den Grafen als Vetter. Die Tochter des Grafen heiratete einen Habsburger (Österreich) und gilt als Stammmutter der Habsburger Throndynastie. Die Habsburger waren das einzige Erzherzogtum im Deutschen Reich, da sie öfters als andere Adelshäuser den Kaiser stellten. Im Jahr 1209 übernahmen Ministeriale, die Herren von Ramsberg, im Auftrag der Staufer die Herrschaft in Pfullendorf.
Mit dem Stauferkaiser Friedrich Barbarossa oder seinem Nachfolger Friedrich II erhält die Stadt Pfullendorf das Stadtrecht im Sinne der Staufer im Jahr 1220. Mit diesem Recht ausgestattet kam auch schnell die Stadtbefestigung mit seinen vier Stadttoren. Dazu später mehr.
Im 13. Jahrhundert endete die Kaiserherrschaft der Staufer und die Habsburger Dynastie beginnt. Der König von Österreich, Rudolf von Habsburg, unterstellt die Stadt dem Reich und somit wurde Pfullendorf 1268 zur Reichsstadt ernannt. Das bedeutete, dass sich kein niederes Gericht oder Herrscher einmischen durfte – nur der Kaiser höchstpersönlich.
Die ersten Stadtverwaltungen wird mit dem Amman 1220, dem Rat 1273 und dem Gericht 1330 im 13. und 14. Jahrhundert vermerkt. Ab 1434 erhielt man auch das Hochgericht oder Blutbann, was zuvor die Grafschaften Heiligenberg und Sigmaringen ausübten, und war damit komplett frei von umliegenden Begierden. Dieses Vorrecht behielt man bis zur Säkularisierung 1803. Zwischenzeitlich versuchte der Graf von Werdenberg im 15. Jahrhundert die hohe Gerichtsbarkeit zu erlangen, doch war der Streit mit dem Bau des Galgens 1551 zu Gunsten der Stadt entschieden worden.
Den Amman stellte vermutlich das Adelsgeschlecht der Gremlichs, ein wichtiges Adelsgeschlecht im Ort. Sie wurden im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt und erhielten das Amt wohl als Pfand vom Kaiser, bis König Sigismund diese Position auf dem Konstanzer Konzil 1415 ersatzlos strich. Sie hatten ihren Sitz wohl im Gremlich-Haus, das heute umbenannt ist. Der Adel benannte sich nach der Heirat nach den Herren von Jungingen und starb im 17. Jahrhundert aus.
Noch unter diesen Zeichen entwickelten sich zwei Klöster in Pfullendorf. Ab 1257 wird das Kloster (heute Spital) neben dem Obertor erwähnt. Nach dem Aussterben des stauferischen Geschlechts im Jahr 1268, zog König Rudolf von Habsburg durch Verleihung von Privilegien die Stadt unmittelbar an das Reich. Von da an bis zum Jahre 1803 war Pfullendorf eine Reichsstadt.
Durch die Reichsunmittelbarkeit blühte die Gemeinde auf und vor allem das Handwerk übernahm mit den Zünften das Zepter der Stadt. Der Bürgermeister wurde aus deren Mitte gewählt – erstmals 1386. Sie dominierten den sogenannten “Großen Rat”, bei dem mehrere Personen versammelt waren. Mit Ausnahme von wenigen Jahren blieb dieses einigermaßen demokratische Konzept bis zur Säkularisierung bestehen. Unter dieser Regie entstand um 1558 eine Bauernzunft in der Oberstadt.
In den darauf folgenden Jahrhunderten verbündete man sich mit anderen Städten, wie Ravensburg oder Überlingen, im Bund der Seestädte und man war im 15. Jahrhundert Teil der Koalition gegen Bayern im Schwäbischen Bund.
Das 16. Jahrhundert brachte die Hexenverfolgung nach Pfullendorf, wobei nachgewiesenermaßen 15 Frauen ihr Leben verloren. Sie starben aber nicht auf dem Scheiterhaufen, sondern wurden geköpft. Im Bauernkrieg konnte man mit Tributzahlungen eine Zerstörung verhindern.
Das 17. Jahrhundert bot den Dreißigjährigen Krieg und die Pest, wobei die Stadt 559 Menschen verlor. Während des Krieges, im Jahr 1632, besetzten die schwedischen Truppen nach einem fünfstündigen Gefecht die Stadt. Dabei wurde auch die Kirche Maria Schray angezündet und weitgehend zerstört, nur der Chor im Stil der Gotik blieb erhalten. Während der Besatzung wurden etliche Familien der Stadt entführt oder ermordet.
Auch das 18. Jahrhundert barg seine Schrecken für Pfullendorf. So wurde die Stadt 1704 von Truppen der Bayern und Franzosen besetzt, die aber nur dort unterkamen und dann weiterzogen. Pfullendorf war außerdem ein Ort an dem die sogenannten Schwaben-Kinder verkauft wurden. Mit der Säkularisierung verliert Pfullendorf den Status Reichsstadt und wurde Baden zugeschlagen.
Pfullendorf wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts an das Bahnnetz angeschlossen, hatte jedoch keine kriegsrelevante Industrie. Trotzdem wurde Pfullendorf im Zweiten Weltkrieg stark verwüstet, da die Bomber der Allierten, die Friedrichshafen bombardierten, ihre restlichen Bomben hier fallen ließen. Jedoch gab es nur wenige zivilen Opfer. Im April 1945 wird Pfullendorf von den Franzosen befreit.
Seit der Kreisreform 1973 gehört Pfullendorf zum Landkreis Sigmaringen. Und man fand im 20. Jahrhundert auch Öl in Pfullendorf.
Mit dem Stadtrecht für Pfullendorf entstanden binnen weniger Jahre die Stadtmauer und die Wachtürme. Zudem gab es vier Stadttore in alle Himmelsrichtungen, durch die man Zugang zur Stadt bekam. Die Tore sind bis auf eines, das Obertor, im 19. Jahrhundert abgerissen worden.
Im Süden stand das Steinbronnertor, das 1831 abgerissen wurde. Im Osten oder vielmehr Südosten stand das Gebsentor, welches 1844 der Moderne weichen musste. Und im Westen gab es das Engelinstor, das 1829 entfernt wurde. Die Tore waren über der Stadtmauer miteinander verbunden, wovon es noch Reste zu bestaunen gibt – wie beispielsweise beim Museum der Stadt. Auch die Gräben der Stadtbefestigung sind noch zu sehen.
Die Tore haben ihre Namen von den Orten, den man in dieser Richtung erreicht. Nur das Obertor, heißt aufgrund der Position so. Sobald man das Tor passiert, geht es denn auch gut bergab und andersherum bergauf. Das Obertor ist eine sogenannte Doppeltoranlage und wie man immer wieder hört, die schönste Doppeltoranlage am Bodensee. Das Vortor wurde vermutlich 1505 gebaut. Der Gang zwischen den beiden Toren ist mit einem Kreuzigungsrelief zur selben Zeit gestaltet worden.
Der dahinterliegende Turm diente zur Beobachtung sich nähernder Feinde und misst 38 Meter in der Höhe. Das Obertor und der Torturm gelten als Wahrzeichen der Stadt Pfullendorf.
Es gibt auch Führungen in den Gebäudekomplex, welche rund eine Stunde dauern und wobei man mehr über die Geschichte des Ortes erfährt. Dabei hat man vom Turm einen wunderbaren Blick über die Stadt. Der Preis dafür beläuft sich auf zwei Euro.
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