Gründungslegende der Stadt Bad Waldsee

Die Gründungslegende der Stadt Bad Waldsee ist ein schlechtes Plagiat.

Die Stadt Bad Waldsee hat ihren Namen aus der Antike und er hat nichts mit dem Wald zu tun, wie man annehmen könnte. Tatsächlich bedeutet Wahlase, so der mittelalterliche Name, wohl eher See der Wahlas, was wiederum auf die keltische Ursprungsbevölkerung hinweist: See der Kelten.

Brunnenszene der Gründungslegende Bad Waldsees
Brunnenszene der Gründungslegende Bad Waldsees

 

Der Name wurde wohl von den germanischen Einwanderern generiert, den Alemannen und Suebi, die sich hier niederließen. Leider gibt es keine Erkenntnisse darüber, wie der Ort ursprünglich hieß oder welcher keltische Stamm hier lebte. Doch die Gründungslegende der Stadt hat damit gar nichts zu tun.

So wie die Habsburger ihren Machtanspruch mit einer textlichen Fälschung manifestierten, so wurde auch die Gründungslegende von Bad Waldsee erfunden. Damit sicherte man sich eine Legitimation und eine großartige Herkunft. Dabei war man nicht mal wirklich kreativ, denn man plagiierte einfach die Geschichte von Heiligenberg.

Diese Sage wurde einem in Ulm 1486 erschienen Buch entnommen: “Thomas Lyrers von Rankweil alte schwäbische Geschichten samt Chroniken eines ungenannten Autoris”. Dort ist zu lesen:

“War zu dreihundert und dreißig Jahr

Von Christi Geburt merk’s ungefahr (ungelogen)

Ein frommer Herr, Emerius genannt

Ward aus Bissena in dies Land gesandt

Von Helena, der heiligen Kaiserin

Auf den Heiligen Berg in die Vöstin (Burg)

Mit viel Heiltum (Reliquien) und Cleinethern (Kleinodien)

Damit sie begabt den edlen Herrn

Hernach als er sich hat besonnen

Fing er an bei einem schönen Brunnen

Der fiel auf drei Ellbogen

In die Höhe – es ist nicht erlogen

Ein Kastell baut er in kurzer Frist

Merkt’s wie weiter ergangen ist

In neun Monat war es vollendet

Und dem Herrn Waldsee genennet

Das gemeine Volk leidet da große Not

Und arbeitet allein um das Brot

Ein Sack mit Korn, so jeder Ring

Möcht tragen, gilt gern drei Mark Pfennig

Albano, seinem Sohn gab er ein

Das Kastell soll sein Eigen sein

Nennet ihn ein Herren von Waldsee

Es ist geschehen in der neuen Ehe (Bündnis)

Das ist der Ursprung unsrer Stadt

Gott behüt allzeit einen weisen Rat.”

Beschriftung im Ratskeller
Beschriftung im Ratskeller

Im Ratskeller von Bad Waldsee, einer Gaststätte im Ort, ist das Szenario bildlich dargestellt. Bei Helena handelt es sich um Flavia Iulia Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, der das Christentum zur Staatsreligion erhob. Sie gilt als Heilige und ihrem Sohn, ob seiner Verdienste für das Christentum, gebührt wohl ebenfalls ein Platz im christlichen Himmel.

Über Emerius kann man nur sagen, dass er ein Adeliger (Edler) war. Er war von Helena befugt, eine Stadt zu gründen, und sein Sohn bezog das Kastell, also die Burg. Die Ausführung selbst führt diese Legende ad absurdum, denn um diese Zeit gab es in der Gegend weder eine christliche Gesinnung noch Römer. Tatsächlich hatten sich die Alemannen des Landes längst bemächtigt. Helena starb aber in diesem Jahr 330 n. Chr. und Konstantin weihte Konstantinopel als Hauptstadt ein.

Im Ratskeller sind darüber hinaus weitere Konterfeis einiger Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen aus dem Hause Habsburg zu sehen.

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