Herdwangen | Geschichte & Rathaus Wandmalerei

Herdwangen im Landkreis Sigmaringen im Linzgau blickt auf eine lange Geschichte zurück. Auch die Zeit des Bauernkrieges prägte – eine Episode dessen wurde auf der Fassade des Rathauses verewigt.

Das Rathaus von Herdwangen ist Teil des Gemeindegebietes Herdwangen-Schönach, wobei Herdwangen die größere Häuseransammlung darstellt. Daher findet sich auch das Rathaus in diesem Teilort, auf welchem ein Stück Geschichte von Herdwangen gemalt wurde.

Geschichte der Ortschaft Herdwangen

Vermutlich ist Herdwangen älter als seine Erwähnung aus dem Jahr 1194, zumal es mutmaßlich schon 1156 urkundlich erwähnt wurde. 1194 übernahm Papst Coellestin III alle Ländereien des Klosters Salem in sein Protektorat, wozu auch Herdwangen zählte. Zu jener Zeit hieß die Ortschaft Hetenach, was mit enach ähnlich dem Mengener Ennetach ist und keltischen Ursprungs sein könnte. Den Namen Herdwangen erhielt der Ort erst im 12. Jahrhundert, damals von einer Person abgeleitet “Hediwanch”.

Es gibt Indizien, wie der Burghof in Herdwangen die auf eine Burg in dem Ort hindeuten. So bleibt es unbewiesen, jedoch ist durchaus denkbar. Aber es gibt keine Belege, welcher Adel diese Burg erbaut haben soll.

Vor 1194 war die Ortschaft womöglich im Besitz des Klosters Petershausen, das nach und nach aus Geldnot seine Territorien verkaufte. Petershausen stand dem Bischofssitz in Konstanz sehr nahe, denn der Konstanzer Bischof Gebhard II (949 – 995) gründete es. Ab 1275 gehörte Herdwangen zum Linzgau und 1289 kaufte das Kloster Petershausen das Gelände (zurück). Weite Teile des Linzgaus war damals im Pfandgut des Bischofs von Konstanz, so auch Herdwangen bis 1289. Anno 1323 ging das Lehen an Albrecht von Grüningen.

1400 bekam und 1402 verkaufte das Kloster Petershausen das zur Vogtei Ulrich Besserers gehörende Herdwangen an das Spital in Überlingen und in dessen Herrschaftsbereich verblieb es bis 1677. Im 16. Jahrhundert bekam Petershausen aber von dem Grafen von Bodman ein Grundstück in Herdwangen.

Fast 100 Jahre nach dem Übergang an Überlingen, verlehnte der Kaiser das Gebiet an Petershausen zurück, das inzwischen den Grafen von Heiligenberg geliehen worden war – doch das Adelsgeschlecht starb aus.

1803 ging Herdwangen an den Marktgrafen von Baden und gehörte zehn Jahre später zum Bezirksamt Pfullendorf und noch später zu Überlingen.

Wandmalerei am Rathaus Herdwangen-Schönach | Bauernkrieg

Das Rathaus der Gemeinde Herdwangen-Schönach stammt aus dem Jahr 1770. Die Malereien auf der Front des Gebäudes sind aus dem 20. Jahrhundert und entspringen dem Pinsel des Künstlers Carolus Vocke.

Das Gemälde erzählt eine Geschichte, und zwar die Geschichte des Bauernkrieges in Oberschwaben im 16. Jahrhundert. Im Jahr 1525 erhoben sich die Bauern, angestachelt von den Freiheitsgedanken des Thomas Münzer und den schlechten Lebensbedingungen. Die Bauern waren zu jener Zeit verstärkt Leibeigene, ohne Rechte, aber mit vielen Pflichten. Ihre Verschuldung mehrte sich über die Generationen und waren kaum noch abzuzahlen.

Die Obrigkeit, vertreten durch den Truchsess von Waldburg, hatte zu wenig Soldaten, um mit den Bauern fertig zu werden. Erst nach dem Ende von Schlachten in Italien kamen genug Söldner durch Oberschwaben, sodass man eine Armee aufbauen und die Bauern besiegen konnte. Doch zuvor – aus Angst vor den Bauern – unterschrieben beide Parteien Verträge zur Verbesserung der Situation der Bauern.

Der sogenannte Vertrag von Weingarten sah nur wenige Besserungen für den Nichtadel vor, jedoch war es dem Adel – von Gottes Gnaden – schon zu viel.

Mit den verstärkten Truppen rückte man den Bauern zu Leibe und die, die flüchteten, wurden im Nachhinein gefoltert und hingerichtet. Dadurch machte sich der Georg III. seinen Namen: “Bauernjörg”. Dessen Grab befindet sich in der Kirche von Bad Waldsee, in der Stadt, in der er auch geboren wurde.

Nach der Schlacht bei Bad Wurzach ritt der Bauernjörg und sein Gefolge nach Radolfzell und war auf dem Weg durchs Linzgau in Scharmützeln mit Bauern verwickelt. Aus Rache und zur Demoralisierung, wurde das Vieh der Bauern vertrieben und sie sollten einen neuen Vertrag unterschreiben. In Herdwangen sammelten sich die aufständischen Bauern, die sich weigerten. Ihr Anführer, Jakob Forster, wurde später in Ketten gelegt und am 28. Mai 1525 in Ludwigshafen hingerichtet.

Diese Geschichte hat der Künstler bildhaft ausdrückt. So sieht man rechts den Bauernjörg von Waldburg in der Position eines unnachgiebigen Kriegers. Darüber die Flagge des Schwäbischen Bunds, also die Söldnerarmee, die die Bauern niedermetzelten und im Hintergrund die Pferde, die die Bauern nicht hatten, sowie des Waldburgers Gefolge im Lager. Links des Eingangs findet man die bildliche Darstellung der Vertragsrückgabe von Hans Schmid aus Herdwangen an den ritterlichen Adelsvertreter. Über dem Portal die kriegsmüden Bauern und vorausahnend das glücklose Ende des Bauernaufstandes, der – nebenbei gesagt – die erste demokratische Bewegung in Oberschwaben war.

Adresse des Rathaus Herdwangen-Schönach

  • Gemeindeverwaltung
  • Dorfstraße 49
  • 88634 Herdwangen-Schönach
  • Homepage
Schwoable

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