Über die Geschichte der Ortschaft und der Kirche St. Stephanus in Herlazhofen im Allgäu.
Die kleine Gemeinde liegt südlich von Leutkirch im Allgäu und verfügt über eine kleine spätgotische Kirche mit barockem Altar, die zuvor vermutlich eine Burg war.
Vermutlich wurde Herlazhofen im 8. oder 9. Jahrhundert erstmals besiedelt. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1246. Im 13. Jahrhundert gab es die Bezeichnungen Erlandishovin oder Herlandeshoven, was wahrscheinlich von einem Personennamen herrührt.
In der Urkunde von 1246 wird ein Heinrich von Herlazhofen genannt, welcher dem Kloster Baindt eine Stiftung machte. Dort wird auch die Stellung des Heinrichs genannt. Er war der Pfleger der Söhne von Hohenegg. Die von Hohenegg, ebenfalls aus dem Allgäu, waren Edelfreie (Hoher Adel). Und so wie sein Herr ein Gefolgsmann des Grafen von Veringen – ein Ministerial – war, so war es gegenüber dem Herrn von Hohenegg. 1278 wird Heinrico de Herlandeshoven wieder erwähnt. Auch hierbei ging es um eine Spende an das Kloster in Baindt.
Ab 1291 ging Herlazhofen an eine andere Linie der Hohenegg, vermutlich aus Schulden. Der Sohn Heinrichs ging ins Kloster Irsee und brachte es zum Abt. Auch dessen Nachkomme blieb ein Geistlicher, aber mit ihm starb 1421 das Adelshaus Herlazhofen aus.
Im 14. Jahrhundert ging ein Teil von Herlazhofen an das Haus von Hohentann. Diese Adelsfamilie hatte einen ungeklärten Hintergrund. Womöglich, da sie sich zunächst “von Tanne” nannten, waren sie mit dem Haus von Tanne im heutigen Alttann verwandt. Dieser Adel wurde später zum Haus Truchsess von Waldburg.
Im 15. Jahrhundert ging das Areal an das Kloster Kempten über, mit denen die von Hohentann in Verbindung standen. Und die Straße nach Leutkirch wurde bezollt, so eine Urkunde von 1431. Im 16. Jahrhundert versuchten die Habsburger (Österreich) ihre politischen Interessen in Schwaben verstärkt durchzusetzen. Sie luden zum Landtag nach Altdorf (Weingarten) ein, doch aus Protest boykottierte der Adel den Herrschaftsanspruch der Habsburger und es kam keiner – außer den rechtsfreien Bauern aus der Gegend um Herlazhofen. Die Bauern hier bestellten ihr eigenes Land und waren den Habsburgern treu ergeben.
Ab dem 18. Jahrhundert ging Herlazhofen an das Amt zu Gebrahofen (womit es später kurzzeitig zu Bayern gehörte) und war Teil der Landvogtei Oberschwaben. Der Landvogt war in der Geschichte oftmals der Truchsess von Waldburg und ab 1644 wurden die Königsegger mit Sitz in Aulendorf zu “Erblandvögten”.
Im 19. Jahrhundert verödete die Gegend, aber es entstanden auch neue Höfe, wie Burris, Haslerhöfe, Kapf, Spitzenrain und dererlei mehr. Für vier Jahre gehörte Herlazhofen nach der Säkularisierung zu Bayern und ab 1810 zu Württemberg. Seit 1972 ist Herlazhofen Teil der Gemeinde Leutkirch.
Wann die erste Kirche an der Stelle gebaut wurde, ist nicht bekannt. Es gibt Hinweise, dass es ursprünglich gar keine Kirche war. Vielleicht war es die Burg des Adels von Herlazhofen. Denn der Adel musste ja irgendwo gewohnt haben, mit Vorzug in einer Burg.
Vielleicht war der Turm der Kirche ursprünglich ein Wohnturm, wo der Adel eben wohnte. Zum einen gibt es zwischen Turm und Langhaus keinen rechten Winkel und zum anderen war der Turmeingang früher vermutlich ein Fenster. Denn man fand an dieser Stelle Einzelteile dafür. Ein Fenster macht nur Sinn, wenn sich dort kein Gebäude anschließt, was es aber tut.
Im 20. Jahrhundert sollen noch Mauerreste zu sehen gewesen sein, die darauf hindeuten, dass früher ein anderes Ensemble an den Gebäuden war. Derart könnte es auch noch alte Kellergewölbe geben. Es gibt abschüssiges Gelände, was gut zu verteidigen ist und einen Weiher, dessen Wasser vielleicht in den Graben geleitet wurde. Etwaige Gräben wurden bei einer Neugestaltung aufgeschüttet. Davor befand sich der Maierhof, wo der Verwalter wohnte. Dessen Haus stand dort, wo heute der Gasthof Adler steht.
Die Kirche in Herlazhofen wird erstmals im Jahr 1239 erwähnt und schon damals war sie dem Heiligen Stephan gewidmet. Der Märtyrer Stephan(us) ist der Schutzheilige der Maurer, der Steinhauer, der Schneider, der Zimmersleute und vor allem der Pferdeknechte. Im Jahr 1343 kaufte der Sohn Heinrichs von Herlazhofen, inzwischen Abt in Irsee, einen Ablassbrief für die Kirche und seine Eltern. Die Kirche ist auch die Grablage des Heinrichs von Herlazhofen, sowie seiner Frau Adelheid
Das Patronat über die Kirche hatte schon damals der Herr von Hohenegg, der es aber 1239 an den Adeligen von Laubenberg verkaufte. Im Jahr 1594 kam es an das Kloster Weingarten (Altdorf).
Im Jahr 1426 wird die Pfarrkirche in Herlazhofen neu gebaut. Der gotische Stil der Kirche wird 1717 etwas barocksiert. Das Langhaus wird erweitert und auch der Chor wird größer. Die Kanzel ist gotisch, der Altar ist jedoch im Stil des Barock gehalten. So auch der Stuck und die Deckenfreskos mit der Auferstehung Jesu’ im Langhaus, als auch mit der Dreifaltigkeit in der Apsis.
Im 20. Jahrhundert wurde die Kirche innen und außen renoviert. Im Umfeld befindet sich der Friedhof von Herlazhofen.
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