Katzentürmle & Stadtmauer Bad Saulgau

Das Katzentürmle in Bad Saulgau ist ein Teil der mittelalterlichen Stadtmauer und war einst ein Gefängnis für die Stadt. Ein anderer Teil der Stadtmauer hat mit der unrühmlichen Geschichte der Hexenverbrennungen zu tun.

Auch die mittelalterliche Stadt (Bad) Saulgau verfügte über eine Stadtmauer. Einen Teil davon sieht man noch und dort steht auch das Katzentürmle, welches als Gefängnis diente.

Katzentürmle und Stadtmauer in Bad Saulgau

Katzentürmle und Stadtmauer Bad Saulgau

Ursprünglich hatte die Stadtmauer mehrere Tortürme und eine umfassende Mauer zur Abwehr. Im Zuge der Modernisierung der Stadt, 1825, wurden die Tore sowie weite Teile der Stadtmauer entfernt. Das Katzentürmle und die Mauer dort, sind die einzigen Teile der Stadtmauer, die noch existieren.

Der Name Katzenturm (und in der schwäbischen Verniedlichungsform: Türmle) kommt vor der ehemaligen Funktion des Turms. Es war ein Gefängnis, wo man die Menschen für einen Tag eingesperrt hatte. Der Name dafür war Karzer, woraus sich das Katzentürmle entwickelte.

Von oben ist die ehemalige Stadtmauer von Bad Saulgau in der Tendenz noch zu erkennen. Grob: Die Kaiserstraße und die Werderstraße. Im Zentrum steht die Kirche St. Johannes. Vor dem oberen und unteren (Nord und Süd) Tor entstanden schon im 13. Jahrhundert Vorstädte.

Ein weiteres Gefängnis der Stadt war in einem anderen Torturm, der heute nicht mehr existiert. Dies war das Osttor, das weniger verkehrsrelevant  als das nördliche und südliche Tor war. Dort wurden die Schwerverbrecher aufbewahrt, wozu auch die Hexen zählten. Dieser Torturm stand neben dem heutigen “Gasthof Spitaltor” auf der östlichen Seite der Altstadt, nicht weit davon entfernt.

Hexenverfolgung in Bad Saulgau

Bad Saulgau ist auch als Hexastädtle bekannt, das liegt daran, dass hier besonders viele Menschen dem Hexenwahn zum Opfer fielen. In den Jahren zwischen 1518 und 1684 wurden in Bad Saulgau mindestens 46 Hexenprozesse durchgeführt. Dies gab es zwar auch in anderen Städten Oberschwabens, doch die Zahl ist hier besonders hoch.

In dieser 166jährigen Phase der Hexenverfolgung in Bad Saulgau wurden 29 Personen nachweislich hingerichtet. Zwei Personen wurden aus der Stadt verbannt. Wie die anderen dokumentierten Fälle ausgingen, ist unbekannt und auch, ob das tatsächlich alle Fälle waren.

Die Opfer waren allesamt Frauen, wobei man auf die Jugend keine Rücksicht nahm. So war die jüngste vermeintliche Hexe erst 15 Jahre alt. Sie wurde am 16. März 1674 hingerichtet. Zudem war man besonders brutal in Bad Saulgau des 17. Jahrhunderts. So hatte man beispielsweise eine Frau namens Anna Persauter zwei Mal vor Gericht gestellt 1666 und 1672. Sie wurde zunächst zum Geständnis gefoltert und anschließend geköpft. Eine Frau gebar sogar ein Kind im Gefängnis. Weitere Namen vermeintlicher Hexen finden sich auf einer Liste von Anton Pratorius.

Auch der Stand spielte oftmals keine Rolle, so wurde auch die Frau des Mathias Wahrer, einem Ratsmitglied und Kämmerer des Franziskanerklosters, 1672 hingerichtet. Das Todesurteil war in der Regel die Verbrennung auf dem Scheiterhaufen mit zuweilen vorheriger Erdrosselung. Die Kläger waren ebenfalls aus allen Ständen, so ist eine Anklage aus dem Hause der Truchsessen Waldburg vermerkt. Die Anklagepunkte reichten von der Anzahl der Zehen bis zum Wettermachen. Aber auch die Klassiker wie Missernten und Zauberei wurden unter Anwendung von Gewalt zugegeben.

Der Gemeinderat hat die verurteilten Frauen in der Zwischenzeit rehabilitiert und wollte damit an das Unrecht erinnern.

Wo ist das Katzentürmle?

  • Fuchsgasse
  • 88348 Bad Saulgau
  • GPS: 48.018642, 9.498906
Schwoable

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