Oberhalb Hundersingens an der Donau gibt es ein Freilichtmuseum, die sogenannte Heuneburg. Das dazugehörige Keltenmuseum liegt in dem Ort Hundersingen.
Schon an der Front erkennt man einige Figuren, die man – wenn man mit der Materie vertraut ist – schon in vielen Büchern gesehen hat. Die Heuneburg ist einer der wichtigsten Fundorte der Kelten weltweit. In jedem Fachbuch erwähnt, steht das Museum dennoch aus Finanzierungsgründen immer wieder vor dem Ende.
Das Museum ist die erste Station eines archäologischen Wanderwegs rund um Hundersingen, der über Grabhügel, die Heuneburg bis zu den sogenannten Vierecksschanzen führt – vermeintlich heilige Stätten der Kelten.
Ein kurzer Überblick über die Kelten in Oberschwaben, hilft beim Verständnis des Museums. In der Umgebung der Heuneburg gibt es etliche Grabhügel, viele davon und die Heuneburg selbst werde ich noch in anderen Artikeln beschreiben.
Die Heuneburg wurde schon seit dem zweiten Jahrtausend vor Christus besiedelt, deren Anblick sich über die Jahrhunderte und Jahrtausende geändert hat. Heute stehen dort Rekonstruktionen der ehemaligen Keltenburg.
Wenn man das Museum betritt, sieht man zunächst einige Produkte, wie sie die Kelten schon hergestellt haben. Zur Linken wird man von einer netten Dame begrüßt, die vor allem auf zwei Videos zu Veranschaulichung hinweist. Eines handelt über das Steintor der Heuneburg, die oberhalb der Stadt liegt, und das sogar als 3-D-Animation. Das andere Video zeigt das Leben und die Zusammenhänge auf der Heuneburg Hundersingen und den umliegenden Fürstenburgen der Kelten und dem Mittelmeer, vor allem den Handel betreffend.
Im Erdgeschoss gibt es Erklärungen zur Entwicklung der Gesellschaft der Früh- und Spätkelten. Vor allem die Eisenzeit, also ungefähr das 7. Jahrhundert vor Christus, steht im Fokus, der Startpunkt der Heuneburg. Die Heuneburg, und davon zeugen die Ausstellungsstücke, war recht wohlhabend, das war dem Handel, vor allem auch mit dem Mittelmeerraum, geschuldet.
Vor allem Wein wurde gehandelt, dafür tauschte man Sklaven! Man fand aber nicht so viele Weinamphoren auf der Heuneburg. Wein war im Übrigen den Fürsten vorbehalten, der gewöhnliche Kelte trank Metbier oder andere archaische Bierarten.
Die Welt der Antike aus der Sicht der Römer und Griechen, und das wird schön dargestellt, ging von den Aithiopern im Süden bis zu den Kelten im Westen und den Hyperboräer im Norden. Im Osten siedelten die Inder und die Skythen, wobei deren Verbindung zu den Kelten umstritten ist. Die Kelten und all unsere Vorfahren stammen wohl aus Indien, das sieht man bei den Übereinstimmungen von Symbolen und religiösen Traditionen.
Wie der Handel mit Italien und Griechenland aus der gesamten Region funktionierte, wird hier ebenfalls erklärt. Viel ging über den von den Griechen gegründeten Handelsplatz Massalia, heute bekannt als Marseille. Vermutlich handelte man hauptsächlich mit Metallen, wie Zinn und Bronze, aber vermutlich auch mit Salzen oder Kalk.
Interessant sind auch die Keltengräber, die sich in Hügeln wiederfinden. Wie man diese fand und wie die Forschungsgeschichte war, ist ebenfalls im Erdgeschoss beschrieben. Der spektakuläre Fund eines Grabes, das mit einem Schwertransport zum Museum geschafft wurde, ist dort beschrieben. In dem Prunkgrab wurden gut erhaltene Grabbeigaben entdeckt, sogar Holz und Bernstein, was sich über die Jahrtausende erhalten hat. Außerdem scheint das Grab nie Opfer eines Grabräubers geworden zu sein. Dank dieses Grabe hat man heute bessere Einblicke in die damalige Zeit.
Im ersten Stock findet man die ganzen ausgegrabenen Ausstellungsstücke, wie Keramik oder Zimmermannshandwerk, das bei den Kelten sehr ausgeprägt war. Auch ein Schriftzeugnis ist auf Keramiken aus Griechenland gefunden worden, dieses stammt von ungefähr 540 v. Chr.
Man fand auf der Heuneburg auch modische Andenken aus dem Mittelmeerraum, wie Fiebeln aus dem Ostalpenraum, was wohl auch ein modischer Import für die hiesige Modekultur war. Mit dem Handel kamen nicht nur modische Neuerungen, sondern auch Hightech, wie die Drehbank. Auch das so beliebte Hähnchen wurde auf der Heuneburg gefunden, was wohl der Anfang des Hähnchens in Deutschland war. Es wurde aus dem Süden Europas importiert.
Im Museum wird schön aufgezeigt, wie die Menschen in ihren Gehöften damals lebten. Es gab Werkstätten, Scheunen und Schmiedestätten. Ausgestellt werden ebenfalls Funde aus den umliegenden Grabhügeln, darunter das Fürstengrab der Hohmichele, über das ich zu anderer Zeit berichte. Dieses war übrigens ein Familiengrab, vermutlich für die ganze Familie der verschiedenen Fürsten, was es auch so groß – mit seinen knappen 14 Metern – macht.
Herausragend ist die Rekonstruktion des Fürsten im Grab, wie es ursprünglich ausgesehen haben soll. Mit ihm vergraben waren ein Wagen mit goldenem Schmuck und anderen Grabbeigaben, die den Weg in die andere Welt verbessern sollten, natürlich auch Waffen und Nahrung, denn auch im Jenseits musst man sich behaupten. Der Status sollte gewahrt bleiben. Der Wagen, der wohl auch eine religiöse Rolle spielte, und der Körper waren mit Stoff umhüllt.
Vermutlich wurden nur die Fürsten derart begraben, was mit dem gewöhnlichen Kelten passierte, blieb bisher ungeklärt. Die keltische Gesellschaft war eine bereits hochgradig differenzierte Gesellschaft, die daher auch durchaus produktiv war.
Diese Fürsten der Heuneburg wurden, so scheint es, immer an einem Ort in der Umgebung untergebracht. Die meisten Gräber waren aber beim Fund bereits geplündert, vermutlich schon in den Dekaden nach der Beisetzung. Neben dem Bestattungsritual erfährt man noch mehr über die Fürsten jener Tage im keltischen Oberschwaben, wie ihre Kleidung und Trachten oder das Ess- und Trinkverhalten. Wein war damals sehr wichtig und den Fürsten vorbehalten.
Außerdem gab es auf der Heuneburg wohl auch eine Textilproduktion, wie Webstuhlfunde, die im Museum ausgestellt sind, belegen. Man konnte auch schon mehrere Farben herstellen, wie Blau, Rot und Weiß. Zudem gab es eine Glasverarbeitung, Knochenschnitzer für Schmuck und andere Schnitzereien, auch aus dem beliebten Bernstein. Aus Gagat, also fossilen Hölzern, wurden Armringe gefertigt.
Im weiteren Verlauf erfährt der interessierte Museumsbesucher auch viel über die Metallverarbeitung der Region damal, von der Bronze- bis zu der Eisenverhüttung.
Vermutlich lebten auf der Heuneburg um die 2.000 Menschen und das umfassende Gebiet war vermutlich doppelt so groß wie die Heuneburg selbst. Die Heuneburg und die Siedlungsreste vor der Heuneburg werden auf die gleiche Zeit bestimmt. Die Siedlung war wohl schon seit langer Zeit eine Metropole der Kelten.
Die lange Geschichte der Heuneburg und ihrer Herren wird ebenfalls dargelegt. Sie wurde zwei Mal niedergebrannt, warum und wieso, bleibt ein Rätsel, bestimmt aber ein Notfall damals. Schön dargestellt findet man im Museum die Bebauungszeiten. Mit dem steigenden Wohlstand änderten sich Aufbau und Planung des Baus, der immer größere Gebäude beherbergte.
Geöffnet ist das Museum in Hundersingen
Führungen kosten für eine Stunde 30 Euro, anderthalb Stunden 40 Euro. Der Eintritt kostet 3 Euro, zusammen mit der Heuneburg kostet es 5 Euro. Also echt ein Schnäppchen!
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