Kirche Zwiefaltendorf | Oberschwaben
Der kleine Ort an der Donau, Zwiefaltendorf, verfügt über eine gotisch-barocke Kirche, deren Ursprung bis ins 8. Jahrhundert zurückgeht.
Diese Kirche ist nicht auf einer der Routen der Oberschwäbischen Barockstraße vertreten. Sie verfügt über eine lange Geschichte und einige, vor allem gotische, aber auch barocke Kunstwerke. Schon in der Steinzeit war dieses Fleckchen besiedelt und denkbar ist auch, dass die Kelten sich hier nieder ließen.
Dass die Kirche dem heiligen Michael gewidmet ist, ist oftmals ein Indiz für eine frühe Kirchengemeinde, wie in Aßmannshardt. Die Kirche war vermutlich eine sogenannte Wehrkirche, die sich verteidigen kann. Dafür spricht die Mauer und die Tatsache, dass die Kirche auf einem Hügel steht. Letzteres könnte aber auch ein Indiz für eine Überbauung eines heidnischen Tempels sein.
Geschichte der Kirche in Zwiefaltendorf | St. Michael
Im Jahr 776 wird das Dorf samt der Kirche urkundlich erwähnt. Das auskunftsgebende Dokument beschreibt den Besitzer des Orts, das Kloster St. Gallen, welches beispielsweise auch die Kirche auf dem Bussen oder die Kirche in Kißlegg aufkaufte. Damit existierte Zwiefaltendorf früher als das größere Zwiefalten, das seinen Namen von diesem Ort hat und erst 1089 gegründet wurde. So heißt das heutige Zwiefaltendorf im 12. Jahrhundert Niederzwiefalten, also Zweivaltaha inferior. Im 13. Jahrhundert wird es als Zwiueltun villa erwähnt.
Außerdem fanden sich nördlich der Stadt Reihengräber aus der Zeit des fränkischen Königsadels, der Merowinger. Dabei handelt es sich vermutlich um Gräber der Alemannen.
Der ursprüngliche Adel aus dem 12. Jahrhundert hier, war der der “Bossen”. Der niedere Adel (Ritter) ist ab dem 11. Jahrhundert nachweisbar, der bis zum Ende des 13. Jahrhunderts urkundlich belegt ist. Die von Bossen waren vermutlich mit den Herren von Stein und von Pflummern verwandt, wenn man nach der Wappenkunde geht.
Im Jahr 1288 kam die Ortschaft, samt Kirche und Patronat, vom Herzog von Teck an das Kloster Zwiefalten. Als Lehen gehörte es dem Ritter Rudolf von Emerkingen. Im Jahr 1698 wurde das Patronat an den Bischof von Konstanz abgetreten. Ab 1311 war der Herrscher des Dorfes der Graf von Württemberg. In diesem Zusammenhang wurde die Burg von Zwiefaltendorf erwähnt, deren Überreste im Schlossgarten gefunden wurden. Vermutlich belehnte man die Herren von Stadion und die Herren von Stein mit der Ortschaft.
Sie übergaben das Verwaltungsrecht und die Burg an ihren Hofmeister Albrecht Speth und im Jahr 1441 wird es deren Eigentum, von wo an es bis zur Säkularisierung verbleibt. Albrecht Speths Grab befindet sich in der Kirche St. Mauritius in Neufra. Diese Familie nannte sich ab dem 15. Jahrhundert zu Zwiefaltendorf.
Dann ab 1503 bekommt Zwiefaltendorf das Recht einen Markt zu unterhalten und acht Jahre später die Blutgerichtsbarkeit als Lehen vom Kaiser. Zwiefaltendorf wurde übrigens im 16. Jahrhundert niedergebrannt, und zwar aus Rache des Herzogs Ulrich von Württemberg an dem Ritter Dietrich von Speth. Denn ab 1534 wurde hier die Lehre Luthers, also die Reformation, gepredigt. Vermutlich war dies auch der Grund, weswegen man sich mit dem Vogt verstritt. Diesen hatte man wegen ungebührlichem Verhaltens aus dem Dienst entlassen und ihm gegenüber die Fehde ausgesprochen. 1584 kam es zwischen dem ehemaligen Vogt und der Gemeinde erneut zum Eklat, als dieser einen Hans Zorn verleumdete und Speth als Fürsprecher und Anwalt auftreten musste.
Inzwischen war die Burg ein Schloss und der Truchsess von Waldburg wetterte um 1600 gegen den Graf von Hohenzollern-Hechingen und forderte seine Untertanen auf, das Schloss Zwiefaltendorf einzunehmen und zu bewachen.
Kunstwerke | St. Michael Zwiefaltendorf
Wann die Kirche in Zwiefaltendorf ursprünglich erbaut wurde, ist unbekannt. Doch bekannt ist ihr Wandel zu einer gotischen Kirche im 15. Jahrhundert und schließlich zur barocken Kirche im Jahr 1746. Neben der Kirche und hinter dem Friedhof steht das Pfarrhaus, das ebenfalls im 18. Jahrhundert umgebaut wurde. Der Kirchturm, mit seinen romanischen Zügen, ist 31 Meter hoch und von einem Satteldach gekrönt, auf welchem sich die Störche wohlfühlen.
In der gotisch gebliebenen Apsis hinter dem Altar befinden sich die Gräber des damaligen Ortsadels, unter anderen der “von Speth” oder der “von Berg”. Die Verzierungen der Grabmäler stammen von dem damals bekannten Bildhauer “Jörg Syrlin der Ältere” aus der Ulmer Schule; seine Kunstwerke findet man beispielsweise auch in der Kirche in Erbach. Das in der Apsis befindliche Chorgestühl ist übrigens ebenfalls von Jörg Syrlin d. Ä., und zwar aus dem Jahr 1499. Aus der Spätgotik ist das Rippengewölbe sowie die Fenster mit ihren spitz zu laufenden Bögen.
Aus der gotischen Zeit sind noch einige Kunstwerke erhalten, die man in der Kirche sehen kann. Aus der romanischen Zeit – 1288 – stammt das Kirchenschiff, welches dann mit einem Stichkappengewölbe ausgestattet wurde. Dieses mutet zwar gotisch an, ist aber aus der Zeit des Barocks.
Die Kanzel in der Kirche in Zwiefaltendorf ist übrigens neogotisch, so auch der Altar mit seinen Bildern und die Orgel-Verkleidung aus dem Hause Kleß. Die Orgel verfügt über elf Register und ein Kegelladenwerk.
Aus der Spätgotik und vom Bildhauer Daniel Mauch stammt die Madonna (1509). Andere Werke von Mauch sind auch im Berliner Bode-Museum zu sehen. Weitere künstlerischen Figuren sind die Heilige Anna oder die Heiligen Josef und Sebastian.
Adresse der Kirche St. Michael in Zwiefaltendorf
- Von-Speth-Straße 30
- 88499 Riedlingen-Zwiefaltendorf
- GPS-Daten: 48.216157,9.516727
- Homepage der Stadt Riedlingen
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