Die Geschichte der Zisterzienserinnenabtei in Heiligkreuztal bei Riedlingen-Altheim.
Zwischen Riedlingen und Langenenslingen liegt das Kloster Heiligkreuztal, das im Mittelalter entstand und dessen Namen von einer Reliquie herrührt.
Das Kloster Heiligkreuztal wurde 1227 gestiftet, aber die Geschichte des Klosters beginnt schon etwas früher. Die wegen ihrer einfachen Tracht als “grauen Schwestern” bezeichnete Beginen-Gemeinschaft aus dem nahe gelegenen Ort Altheim, begehrten die Aufnahme in den Orden der Zisterzienser. Sie existierten bereits seit 1140 in Altheim und im Jahr 1204 wurde dem Wunsch nach Aufnahme in den Orden nachgekommen. Das Kloster Salem zeigte sich dafür verantwortlich.
Erst dank der Stiftung der Geschwister von Grüningen-Landau konnte der Bau im Jahr 1227 beginnen. Die Gräfin Hailwilgilde von Grüningen-Landau wurde daher auch die erste Äbtissin des Klosters. Doch um den Bau zu beginnen brauchte es auch noch den Verzicht des Ritters Konrad von Markdorf auf das Gut Wasserschapf. Werner von Altheim verkaufte es der Beginengemeinschaft, sodass das Kloster entstehen konnte.
Der Ort dafür hieß seinerzeit Wasserschapf (Wazzershaf oder Wazzirschaphen) und das Jahr 1227 bezeichnet dessen erste Erwähnung in den mittelalterlichen Urkunden. Ein Schapf ist übrigens eine Wasserkelle mit einem langen Stil. Ab 1231 wurde der Flecken Erde dann, nachdem eine Reliquie den Weg dorthin gefunden haben soll, in Heiligkreuztal umbenannt.
Der Sage nach soll der Graf Egon einen Splitter des Kreuzes herangeschafft haben, das aus dem Kreuz Christi stammen soll. Von dieser Reliquie rührt auch der Name des Orts, respektive des Klosters. Es gibt es drei Varianten, wie das Kloster an die Reliquie kam.
In einer Version stahl ein Graf ein Stück aus dem Schloss Heiligenberg. Da dies aber nicht gerade die feine-christliche Art war, erblindete er. Davon schwer beeindruckt legte er den Eid ab, seinen gesamten weltlichen Besitz an die Beginen abzutreten. Er erhoffte sich davon wieder sehen zu können. Im Traum wies im Gott dann, er solle die Reliquie wieder zurückbringen. Er beichtete seine Sünden und tat Buße, und zur Belohnung erhielt er sein Augenlicht zurück. Ob des Wunders bat er um ein kleines Stück des heiligen Holzes, womit der das Kloster gestiftet haben soll. Auf der Baustelle soll es zu zwei weiteren Wundern gekommen sein.
Die zweite Version sieht ebenfalls einen Diebstahl vor. Egon war in der Variante ein Mönch des Klosters Reichenau, wo er die Reliquie stahl und ebenfalls blind wurde. Er gestand gegenüber dem Abt und gelobte den Bau einer Kirche. Dadurch erhielt er ein Stück und soll das verfallene Kloster in Wasserschapf erneuert haben. In der Version wird Egon als Graf von Grüningen-Landau identifiziert, da seine Schwester Hailwilda Ätissin wurde. Doch gab es keinen Grafen von Grüningen-Landau mit Vornamen Egon.
Die dritte Version erzählt von einer Klostergründung im Jahr 1204. Damals soll ein Wildschwein ein Stück des Heiligen Kreuzes an der Stelle des heutigen Klosters ausgegraben haben.
Es ist natürlich unwahrscheinlich, dass es ein Stück des Holzes vom Kreuz Christi bis in die Gegenwart überlebt hat, doch in der Strahlenmonstranz von 1712 ist ein Stück Holz eingelassen. Auf der Rückseite der Monstranz ist textlich die dritte Variante verzeichnet.
Seit 1238 unterstand das Kloster der Aufsicht des Klosters Salem, damals unter dem Abt Eberhard von Rohrdorf und im gleichen Jahr unterstellte es der damalige König Heinrich VII seinem Schutz. Obwohl dieser kein Kaiser war und das Kloster daher nicht dem Reich unterstand, verfügte man über die Niedergerichtsbarkeit. Im Jahr 1251 bestätigte der Papst, Gregor IX, das Kloster. Die Herrschaft hatte ab dem 14. Jahrhundert das Haus Habsburg (Österreich) inne und den Vogt stellte die Grafschaft Sigmaringen. Ab 1535 fiel das an Recht an den Fürsten von Hohenzollern.
Der Konvent bestand vor allem auch Töchtern aus gutem Hause. Zu Höchstzeiten (1382) war das Kloster die Heimat von 125 Nonnen und das brachte auch finanzielle Mittel mit sich, sodass sich das Kloster bald Güter in der Umgebung einverleibte. Durchschnittlich waren es aber nur 20 Nonnen. Auf dem Höhepunkt gehörten Andelfingen, Beuren, Binzwangen, Dollhof, Ertingen, Friedingen, Heiligkreuztal, Hundersingen, Landauhof, Thalhof und Waldhausen zu dem Kloster.
Der Konvent und die ehemalige Klosterkirche und heutige Pfarrkirche St. Anna wurde 1256 fertiggestellt und geweiht. Es war aber vermutlich nicht das erste Gotteshaus auf dem Gelände. Die Kirche wurde als dreischiffige Basilika errichtet. Das Kapitelhaus, inklusive des Speisesaals und dem darüber liegenden Schlafraum schlossen sich an den Kirchenbau an. Mit dem Kreuzgang war auch der südliche und westliche Teil des Klosters miteinander verbunden.
Schon 1315 begannen die Arbeiten an der Pfeilerbasilika, die ebenfalls über drei Schiffe verfügen sollte. Die Bauleitung hatte der Meister Konrad inne. 1319 wurde das Gotteshaus geweiht. Die drei Altäre sowie ein Fenster im östlichen Teil der Kirche wurden rechtzeitig zur Weihe fertig. Der vierte Altar, der in der vorherigen Kirche stand, fand ebenfalls Platz.
Das Kloster Heiligkreuztal im Übergang zur Aufklärung
Wie an vielen geistlichen Orten fanden die Unsitten der Kirche eine kritische Reflexion, sodass die Äbtissin Veronika von Rietheim 1521 strengere Regeln anschlug. Des Weiteren sorgte sie für weitere Umbaumaßnahmen und es entstand ein Münster im gotischen Stil. 1532 wurde das Münster um ein Gewölbe erweitert. Zudem erhielten auch das Refektorium, der Kapitelsaal und der Kreuzgang neue Gewölbe. Ab 1549 gab es eine Mühle samt Bäckerei. Die Baumaßnahmen von Joseph Schmid prägen teils noch heute das Kloster.
Im Inneren zogen mystische Lehren ein, die sich in Wandbildern widerspiegelten. Außerdem wurden die neuen Flügelaltäre eingebaut, die allerdings schon vor der Amtszeit der Äbtissin von Rietheim in Ulm geordert wurden.
Die Reformation ging an dem Konvent weitgehend vorbei, jedoch wurde es 1552 geplündert. Damals gab es Kämpfe zwischen katholischen Ständen und dem evangelischen Bund, genannt Schmalkaldischen Bund. Unter der Äbtissin Anna Stebenhaber wurde das Münster zu Beginn des 17. Jahrhunderts renoviert und im Stil des frühen Barocks gestaltet.
Weitere Verwüstungen gab es durch die Schweden 1632 und 1647 während des Dreißigjährigen Krieges. Auch danach begannen die Renovierungsarbeiten relativ schnell. 1652 wurde das östliche Konventgebäude in den Sitz der Äbtissin gewandelt. Ab 1686 gab es auch eine Apotheke mit medizinischer Notfallstation im südwestlichen Teil der Anlage. Außerdem wurden weitere Gebäude für die Verwaltung und die Bewirtschaftung errichtet.
Das Münster wurde noch 1699 mit neuen Fresken und einem Portal versehen und der Barock zog verstärkt ein, vor allem am Chor. Der Speisesaal wurde verlegt und es gab weitere Renovierungsarbeiten. Ab 1744 kam eine Bibliothek hinzu und 1752 wurden unter der Äbtissin Maria Josepha von Holzapfel neue Altäre aus Stuckmarmor bestellt. Der Auftrag ging an den bekannten Barockmeister Joseph Anton Feuchtmayer. Diese Bauarbeiten bestimmen bis heute das Aussehen des Areals.
Der Vorbote des Endes war die Grande Armee mit der Plünderung im Jahr 1796. Sieben Jahre später wurde auf dem Reichsdeputationskongress die Auflösung des Konvents beschlossen. Heiligkreuztal fiel zunächst an den Grafen von Löwenhaupt und Hillesheim und später das Königreich Württemberg. Die 36 Nonnen blieben noch. Vier davon harrten bis 1843 an dem Ort aus. Jedoch gab es Einschränkungen, wie das Verbot des Chorgesangs ab 1809.
Nach dem das Kloster verlassen wurde, wurde das Gotteshaus zur Pfarrkirche St. Anna. Der Chor wurde der evangelischen Gemeinde zugesprochen. Ab 1948 kaufte Alfred Lange das Areal und holte es aus dem Tiefschlaf. Das Land Baden-Württemberg renovierte die Kirche.
1972 kaufte das Aulendorfer Stefanuswerk e. V. (heute Stefanus-Gemeinschaft) das Kloster. Seit 1999 ist ein geistliches Zentrum der Diözese Rottenburg-Stuttgart und heute ist es eine christliche Begegnungsstätte. Außerdem wurde ein Museum für christliche Kunst eingerichtet, es gibt einen Klosterladen, eine Gaststätte und Seminarräume.
Vorrangig sind die Stuckarbeiten und die Altäre von Joseph Anton Feuchtmayer zu nennen. Bekannt wurde vor allem die sogenannte Christus-Johannes-Gruppe. Dabei handelt es sich um eine geschnitzte Figur aus dem 14. Jahrhundert. Der Künstler ist unbekannt. Des Weiteren ist das Bild “Johannesminne” bedeutsam. Es zeigt Jesus und Johannes zusammen.
Ebenfalls sehenswert sind die Malereien im Kreuzgang aus dem 16. Jahrhundert. Im Stil der Aufklärung ranken sich Pflanzen auf den Bildern der Decke. Im Nordflügel gibt es 25 Bilder von Äbtissinnen des Klosters, wobei die von Rietheim die Letzte aus der Reihe ist. Daneben ist die Passionsgeschichte dargestellt. Bilder von einigen Heiligen finden sich im Ostflügel. Viele Kunstwerke sind aber nach Stuttgart verfrachtet worden.
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