Das Kloster in Ochsenhausen gilt als das Vorzeige Kloster der Oberschwäbischen Barockstraße, leider kann man es nicht spontan besuchen.
Das Kloster beherbergt eine Musikschule und ein Klostermuseum, sowie einen barocken Bibliothekssaal, ähnlich dem im Kloster Bad Schussenried. Zudem gibt es eine Sternwarte, einen Fruchkasten und die Kirche, aus barocker Zeit, auf dem Gelände des Klosters Ochsenhausen. Um diese Sehenswürdigkeiten in Oberschwaben zu sehen, muss man einen Termin für eine Führung machen. Spontanen Wanderern bleibt vieles verschlossen – am Putztag der Kirche auch diese. Und dies obwohl die Musikschule einen Zugang zu Teilen des Geländes ermöglichen könnte.
Das Kloster, das einem Schloss nicht unähnlich ist, gehörte seiner Zeit zu den wichtigsten Orten in Oberschwaben, und das Gebiet des Klosters war recht groß! Im 18. Jahrhundert war die Abtei Ochsenhausen größer als Biberach, Weingarten oder Memmingen und hatte Gebiete auf heute bayrischer Seite. (Karte aus dem 18. Jahrhundert)
Das sakrale Gebäude wurde im Jahr 1093 eingeweiht und war bis zur Säkularisation ein Benediktiner Kloster. Von Beginn an war die Klosterkirche dem Heiligen Georg gewidmet. Einige Jahre zuvor wurde das Grundstück von welfischen Ministerialen von Wolfertschwenden (bei Memmingen) gestiftet. Zu Beginn war es im Verhältnis zu heute recht klein. Es verfügte lediglich über drei Seitengebäude und eine Kirche. Damals hieß Ochsenhausen vermutlich noch Ohsinhusin, vielleicht nach einer Person benannt.
Nach der Fertigstellung wurde das Kloster der Abtei St. Blasius unterstellt, doch es sollte sich bald davon lossagen. Denn das Kloster war zwei Mal in seiner Geschichte der Austragungsort von religiösen Unterschieden des Christentums.
Im 12. Jahrhundert wurde das Kloster zu einem Schwesternkonvent und zum Ende des Jahrhunderts übernahmen die Staufer das Land. Sie gewannen einige Jahre später den Thronstreit um die Kaiserkrone. Im 14. Jahrhundert kam das Kloster unter das Protektorat der Stadt Ulm.
Zum Ende des 14. Jahrhundert gab es mehr als einen Papst und die Christenheit im Mittelalter war gespalten. 1378 starb Papst Gregors XI und die Kardinäle waren sich uneins, wer der nächste sein sollte. Also gab es drei und erst das Konzil in Konstanz konnte den Streit beenden. Die Abtei St. Blasius unterstützte den einen, die Abtei Ochsenhausen einen anderen Papst. So trennte man sich und blieb unter Ulmer Schutz dem römischen Papst Urban VI. treu. Die Geistlichen aus St. Blasius wurden vertrieben und mit dem neuen Papst erhielt das Kloster Ochsenhausen den Titel Abtei. Das bedeutete auch, dass man mehr Rechte hatte und beispielsweise Gelände aufkaufen konnte. 1397 wurde die Abtei Ochsenhausen frei und war nicht mehr fremdbestimmt, einzig dem Reich war es fortan unterstellt. Im Jahr 1422 entstand die Reichsabtei Ochsenhausen und 1495 die freie Reichsabtei Ochsenhausen.
Damals wurde die Kirche im Stil der Gotik umgestaltet und vergrößert. Die Kirche blieb auch beim ausstehenden Bauernkrieg weitgehend unversehrt, weil man den Untergebenen mehr Rechte zugestand. Doch mit der gewonnenen Schlacht des Bauernjörg von Waldburg wurden die Zugeständnisse wieder zurückgenommen.
Die vielen Landkäufe hatten vor allem mit dem Vorkaufsrecht des Klosters zu tun, sie kassierten eine Art Immobiliensteuer und eine Einkommensteuer, vor allem die Leibeigenen betreffend. Das Geld in der Kasse der Abtei mehrte sich weiter, wenn die Untergebenen eine gewisse Freiheit haben wollten.
Auch bei der Reformation blieb man den alten Traditionen treu und das, obgleich das nahe gelegene Biberach eher protestantisch war und das ebenfalls protestantische Ulm Soldaten schickte. Der Abt der Abtei floh nach Augsburg und ersuchte Hilfe an kaiserlicher Stelle, die ihm aber verwehrt wurde. Sein Nachfolger, der Abt von Weingarten, Gerwin Blarer, verhinderte erfolgreich die Reformation des Klosters. Dem Abt Urban Mayer ist der Fruchtkasten zu verdanken, aber er unterschrieb auch Todesurteile gegen vermeintliche Hexen im 16. Jahrhundert.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster nicht verschont, die in Ulm stationierten, schwedischen Truppen brandschatzten das Kloster mehrfach. Erstmals am 22. Juni 1632 und danach auch umliegende Gemeinden wie Tannheim oder Ummendorf. Die Schäden am Kloster wurden genutzt, um die Barockisierung im 17. Jahrhundert voranzutreiben, dennoch hatte das Kloster immer noch genug finanzielle Ressourcen.
Der Bibliothekssaal, der Konventssaal und die Sternwarte entstanden zwischen den Jahren 1783 und 1793. Damals war Ochsenhausen eines der größten Gebiete der Region und ähnlich reich wie Weingarten. Die Klosterkirche wurde ab 1725 im Sinne des Barocks gestaltet.
Im Jahr 1803 wurde das Kloster aufgelöst und ging an den Grafen von Metternich, der im gleichen Jahr zum Fürsten wurde, womit Ochsenhausen fortan ein Fürstentum war. Der Fürst nahm alles an sich und verwies den Abt des Klosters. Nach dem er eigentlich alles aus dem Kloster verkauft hatte, verstarb der Fürst 1805 und ein Jahr später kam das Kloster und Ochsenhausen an das Königreich Württemberg.
Dann kam der lange Zeitraum des Verfalls, bis man im Jahr 1964 über Dekaden mit der Renovierung begann, dessen Ergebnis man heute betrachten kann – nur leider eben nicht immer auch von innen.
Vor allem die Kirche bietet ein prächtiges Bild vom verschwenderischen Barock seiner Zeit. Sie wurde im 15. Jahrhundert von dem ursprünglich romanischen Bau im spätgotischen Stil umdekoriert. Vom 17. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert wurde das Gotteshaus dann im Stil des Barocks verändert.
Der Fruchtkasten ist zur Lagerung von Früchten erstellt worden, seine spätere Verwendung als ein Produktionsort für das Militär, kam im Zweiten Weltkrieg. Heute ist es ein Veranstaltungssaal und ein Ort für die Kunst.
Das Museum zeugt von der langen Geschichte des Klosters, samt der interessanten Ausstellungsstücke. So auch eine Miniaturausgabe der barocken Sternwarte. Diese stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist weitgehend erhalten. Sie funktioniert auch noch, wenngleich das Rohr ersetzt werden musste. Das Konventsgebäude wird durch sein barockes Inneres geziert.
Wie gesagt, bedarf es eines Termins und einer Führung, um sich diese Hinterlassenschaften der Geschichte Oberschwabens anzusehen.
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Nett,
was war der frühere Kornspeicher?
Das Rathaus war früher ein Lagerhaus https://www.oberschwaben-tipps.de/rathaus-ochsenhausen/