Das Kloster Reute ist in mehrfacher Weise ein besonderes Kloster, welches wohl das wichtigste Gebäude der Ortschaft sein dürfte. Reute gehört zu Bad Waldsee und liegt rund 4 Kilometer südlich davon.

Das Kloster Reute in der Nähe von Bad Waldsee ist nicht nur Teil des Jabkobswegs in Oberschwaben, sondern beherbergt rund 200 Nonnen und vor ein paar Jahren war das Kloster und die Umgebung Schauplatz archäologischer Ausgrabungen.

 

Geschichte der Ortschaft Reute bei Bad Waldsee

Das Wort Reute kommt von dem, was wir heute als Roden bezeichnen, als den Wald mit Feuer zu minimieren. Auf diese Idee kamen schon die Menschen die ca. 3.500 Jahre v. C. hier siedelten. Die Überbleibsel dieser Siedlung fand man in der Nähe des Klosters.

Der Ort erscheint im Mittelalter erstmals im 10. Jahrhundert und wurde Liutbrahtesriute genannt, vermutlich nach einer Person mit dem Namen Liutbraht. Vielleicht der frühe Adel hier. Doch schon 1164 heißt es dann nur noch Ruti. Unklar ist, wo sich der Herrschaftssitz, also die Burg des Adels von Reute befand, vermutlich dort, wo heute das Kloster ist.

Die Ritter von Reute werden im Jahr 1220 erstmals erwähnt und sind bis in das 14. Jahrhundert nachzuweisen. Jedoch ist unklar, ob es dieselbe Familie war – denn Reutes gibt es in der Gegend viele. Sie waren vermutlich Ministerale des Stifts Waldsee, doch hatte der Ort seine eigene Gerichtsbarkeit. Der Lehensgeber war die Landvogtei, welche den Habsburgern unterstand.

Nachdem sich im Stift in Bad Waldsee die Moral lockerte, wurde es 1788 aufgelöst und Reute wurde an die Waldseer Linie derer von Waldburg verkauft. Als dann die Säkularisierung eintrat, verödete Reute für zwei Jahre, dabei wurden einige Höfe in der Umgebung gegründet. Ab 1806 gehört Reute zu Württemberg.

Kloster Reute bei Bad Waldsee

Das Kloster Reute wurde 1403 gegründet und zwar von religiösen Frauen, unter anderen war das die Elisabeth Achler, die später seliggesprochen wurde. Sie ist auch die Namensgeberin eines Platzes in Bad Waldsee ist – dem Gut-Beth-Platz. Elisabeth Achler ist hier auch begraben.

Denkbar ist es, dass sie die Burgreste nahmen, um ein Gotteshaus zu erbauen, denn an dieser Stelle wird auch eine Kapelle erwähnt und zwar schon im 10. Jahrhundert. Die Kapelle St. Peter und Paul gehörte wohl zum Kloster Weißenburg. Das Patronat ging im Jahr 1260 an das Kloster Paradies.

Im Jahr 1329 kauft das Waldseer Stiftskloster das Patronat über die Kirche und inkorporiert es 1351. Nach Ansicht des Propstes Kügelin, wäre man in Reute besser beim Beten, als die Stadt. Hierbei wurde er von der Elisabeth Achler inspiriert. Sie kannten sich lange Zeit. Wie praktisch dass ein Jakob von Metsch, Stiftspropst in Waldsee, das Gelände gehörte. Man gründete zunächst ein Beginenhaus

Ab 1402 gründete das Stift hier dann ein Franziskanerinnenkloster. Die Gelder dafür organisierte ebenfalls Jakob von Metsch. Damit wurden die ersten Konventgebäude gebaut, die über einen Gang mit der Kirche verbunden waren. Die Einnahmen wurden durch Handarbeiten finanziert, aber auch durch Betteln – ist ja ein Bettelorden. Zwischen 1421 und 1784 war das Gebäude ein Terziarinnenkloster, bei Beginn mit ungefähr 20 Schwestern.

Reute hatte mehr mit den Chorherren der heutigen Kirche zu tun, als mit dem Waldseer Franziskanern. So kam es im 17. Jahrhundert auch mal zu Streitigkeiten bezüglich des Klosters in Waldsee. Zum Ende des Jahrhunderts gewinnt das Franziskanerkloster diesen Machtkampf.

Mit der Seligsprechung der Guten-Beth im Jahr 1766 wird ihr Grab zum stark frequentierten Wallfahrtsort. Schon durch den vorherigen Ansturm an Pilgern sah man sich veranlasst, die Kirche zu vergrößern. Dies geschah in den Jahren zwischen 1625 und 1629. Nur ein Turm blieb damals aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Der Giebel stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Doch während des Dreißigjährigen Krieges kam es zu einem verheerenden Brand, weswegen man die Kirche im Jahr 1654 erneuerte. Auch im Jahr 1957 brannte das Gotteshaus. Das Pfarrhaus ist von 1739, die anderen Konventsgebäude von 1653, 1730 und 1745. Aufgrund der Brände im 17. Jahrhundert weiß man nur wenig über die ursprüngliche Anlage.

Bis in das späte 18. Jahrhundert verlief das Klosterleben relativ normal, nur dass die Ortschaft um das Kloster immer größer wurde. Dann wurde das Kloster 1786 von Kaiser Joseph II. kurzzeitig aufgelöst und verkauft. Der neue Eigentümer, die Grafen aus Wolfegg, machten aus den Gebäude ein Haus für Beamte und Förster. Es wurde im Jahr 1870 von Nonnen aus Ehingen wiedereröffnet.

Die Kapelle der Guten-Beth befindet sich im nördlichen Teil des Seitenschiffs der Kirche, wo auch ein Reliquienschrein ist. Seit 1999 gehört das Kloster zur Stiftung St. Elisabeth.

Heute ist das Kloster in Reute bei Bad Waldsee vor allem ein Ort der Besinnung und ein Wallfahrtsort. Die Franziskanerinnen Nonnen haben einen Missionierungsauftrag, dem sie in Indonesien und Brasilien nachgehen. Das Kloster bietet auch spirituelle Seminare. Und wer Erholung von der Moderne sucht, kann sich auch ins Kloster begeben. Zudem gibt es hier auch Fortbildungen verschiedener Institutionen.

Der Kräutergarten des Klosters ist sicherlich auch eine Sehenswürdigkeit und es gibt auch Teesorten. Die Wirkung der Kräuter kennt die ein oder andere Nonne noch. Auch die Kreativität wird im Kloster Reute groß geschrieben, so kann man liturgische Gewänder und Malerei kaufen. Im klostereigenen Lädele kann man die Produkte des Klosters erwerben.

Barocke Architektur des Klosters Reute

Die Architektur der Klosterkirche sind barocker Natur. Mit viel Schmuck sind die Innenräume der Kirche verziert, ähnlich der Kirche in Bad Waldsee. Die Wallfahrtskirche des Klosters Reute gehört sodann auch zur Barockstraße Oberschwaben.

Adresse des Klosters Reute

  • Elisabeth-Achler-Straße 23
  • 88339 Bad Waldsee-Reute
  • GPS 47.901181, 9.703013
Schwoable

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