Kloster Rot an der Rot
Die frühere Prämonstratenserabtei Mönchsrot (heute: Rot an der Rot) ist eng verwoben mit der Geschichte des Ortes Rot.
Die Ortschaft ist schön gelegen, wo die sich Gewässer Rot und Haslach vereinen. Das ehemalige Kloster an der Rot, südöstlich von Ochsenhausen, reicht in das 13. Jahrhundert zurück, wobei die Geschichte des Ortes wohl nur wenig älter ist. Das Klosterareal und die Kirche sind Teil der Oberschwäbischen Barockstraße, wobei man auch viel Klassik erkennen kann.
Geschichte des Orts Rot an der Rot
Die erste Erwähnung des Ortes in den Urkunden des Mittelalters findet man um das Jahr 1100 herum. Zu dieser Zeit schenkte Adelbert von Wolfertschwenden die Hälfte der dortigen Kirche der Reichsabtei Ochsenhausen. Wann diese erste Kirche in Rot an der Roterbaut wurde ist unklar, vielleicht plante man in Rot den Aufbau einer Residenz.
Damals wurde es noch Rota und im Jahre 1179 Rhota geschrieben. Auch Rotte oder Rothum kommen vor. Der Ort wird im Hochmittelalter durch Waldrodung erst geschaffen. So rührt der Name vermutlich auch vom Roden ab, zumal der Ort 1433 als Mönchsreute oder Mönchsrot erwähnt wurde. Es könnte aber auch sein, dass der Fluss Rot schon vor der Ansiedlung des Klosters so genannt wurde.
Mittelalterliche Geschichte des Klosters Rot an der Rot
Schon 1126 waren die von Wildenberg im Besitz des Areals. Die edelfreie Hemma, vermutlich die Witwe von Wildenberg und ihr Sohn stifteten es dem Vorbildskloster in Prémontré, womit sie dann das vermutlich erste Prämonstratenserkloster in Schwaben gründeten. Von Prémontré aus kommt der Konvent 1132, der teils aus Nonnen besteht, zusammen.
Der Legende nach war bei der Gründung der Heilige Norbert von Xanten dabei. Dieser war zunächst Wanderprediger und begründete dann seine eigene Stiftsgemeinschaft in der Landschaft von Prémontré im Norden Frankreichs. Er selbst wurde 1126 Bischof von Magdeburg. Er starb im Jahr 1134 und könnte also anwesend gewesen sein. Diese Geschichte, ob wahr oder nicht, förderte die Blüte des Klosters an der Rot und führte vielleicht auch zur Reichsunmittelbarkeit ab 1179. Damit war es also nur dem Kaiser (damals Friedrich I.) unterstellt und frei von örtlichem Adel. Es hatte dennoch einen Schirmherrn – ab 1407 war es der Truchsess von Waldburg, dessen Nachkommen hier auch mal Äbte waren und die Landvogtei Schwaben.
Die Mönche und Nonnen zogen in ein heute nicht mehr existierendes Gebäude nahe der heutigen Friedhofskirche St. Johannes Baptist ein – welches im Jahr 1381 abgerissen wurde.
Noch im 12. Jahrhundert gründete das Kloster Rot einige Ableger. Darunter das Kloster Weißenau im Jahr 1145 und das Kloster Obermarchtal 1171. Auch das Kloster Schussenried wurde von Rot aus gegründet.
Aber nicht nur Mönche beherbergten das Gotteshaus, sondern auch andere Glaubensgemeinschaften. Die Frauen schlossen sich schnell dem Männerorden an, auch um deren Vorteile zu genießen. Allerdings gab es Kritik an dem geschlechtgemischten Kloster. Ab 1139 wird das gemeinsame Gebet untersagt. Daher baute man zwei Jahre später einen Konvent für Frauen auf dem heutigen Friedhofsgelände, welcher dem heiligen Johannes gewidmet war. Der Männerkonvent war der Jungfrau Maria gewidmet. Es entstand ein sogenanntes Doppelkloster. Dem Ruf des Frauenkonvents folgten vor allem adelige Töchter aus der Umgebung.
Noch 1338 bekam die Kirche des Klosters einen neuen Chor, samt Hochaltar. Um das Jahr 1380 wurde der Frauenkonvent aufgelöst, vermutlich ob der grassierenden Pest und eines wirtschaftlichen Niedergangs. Das betraf nicht nur den Nonnenkonvent, sondern auch die Mönche. Der Männerkonvent stand ebenfalls schlecht da und so blieb es für etwa eine halbe Dekade. Jedoch war über fast die gesamte Zeit ein Abt vorhanden.
Ab 1420 kam ein neuer Abt – Martin Hesser, der den Wiederaufbau übernahm. Sein Vorgänger hatte für Kapital gesorgt und das Recht des Klosters vor äußerer Einmischung bewahrt. Die Ruinen des Klosters ließ Hesser abbrechen und baute eine gotische Kirche auf, die aber erst 1481 fertiggestellt wurde. Nach einem Brand musste sie 1506 renoviert werden und wurde 1509 mit insgesamt 16 Altären geweiht. Im Jahr 1495 erhielt das Kloster einen Sitz im Reichstag. So wurde 1521 auf dem Reichstag in Worms erwähnt, dass das Kloster über zehn Soldaten und einen Reiter verfügte. Man zahlte im 16. Jahrhundert hohe Beträge zur Bekämpfung der Türken, die sogenannte Türkensteuer.
Ab dem 16. Jahrhundert sammelten sich um das Gotteshaus sogenannte Bruderschaften. Das waren Laienverbände zum gemeinsamen Beten an einem bestimmten Ort – eine Modeerscheinung der damaligen Zeit. So gründete 1579 der Dominikaner Nuntius Ninquarda die Rosenkranzbruderschaft. Diese wurde vom Abt in Rot, Ehrmann von Zell, aktiv unterstützt. Eine andere Bruderschaft war die Sebastiansbruderschaft, zu deren Ehren eine Sebastianskapelle in der ehemaligen Rot-Pfarrei Haisterkirch entstand. Noch bis zum 18. Jahrhundert kam es zu solchen Bruderschaften.
Dreißigjähriger Krieg & barocker Wiederaufbau in Rot
Bei einer Bestandsaufnahme im Jahr 1601 befand sich das Kloster in bestem Zustand. Noch 1616 bekam das Kloster Rot die Blutgerichtsbarkeit als Pfand – man konnte also über Leben und Tod urteilen. Im 18. Jahrhundert wurde aus dem Pfand ein bleibendes Recht. Schon zuvor bekam man die Pontifikalien, also die Rechte eines Bischofs. Noch 1630 nahm die Brauerei ihre Arbeit auf. Ein neues Gebäude dafür entstand 1692, allerdings brannte es im 19. Jahrhundert ab.
Doch der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) stand vor der Tür. Das Kloster wurde während dieses Religionskriegs über 200-mal geplündert. Die Plünderungen verursachen tiefgehende Schäden an den Gebäuden und am 6. Mai 1681 wurde der Rest ein Raub der Flammen. 1683 befand sich mitten im Klosterareal ein tiefer Graben, wodurch der Mühlenbach floss.
Noch im Jahr 1681 startete der Wiederaufbau – selbstverständlich im Stil des damals angesagten Barocks. 1691 fand man die Kraft den Graben aufzuschütten. Dafür nutzte man den Schutt des abgebrannten Klostergebäudes und man baute einen neuen Weg für das Wasser unter der Oberfläche, woran man eine Mühle setzte – denn auch die Vorgängermühle brannte ab. Der Aufbau dauerte fast zwei Dekaden. Im Jahr 1702 wurde dann auch die neue Klosterkirche fertig und die Ausstattung konnte sich sehen lassen.
Die Pläne dazu entwarf der Abt des Klosters, Martin Ertle. Einige gotische Reste wurden miteinbezogen, dazu gehören Wandfresken auf der Südseite. Ein Fresko aus der Zeit erinnert noch heute, mit einem gekrönten Schild und dem doppelköpfigen Reichsadler (Habsburger König und Kaiser) an die Reichsunmittelbarkeit des Klosters.
An der Stelle, wo der tiefe Graben war, wurde ein Brunnen angelegt. Der Klosterbrunnen wurde 1716 geschaffen und bestand aus Wertacher Marmor. Bei der Eröffnung war dem Brunnen eine Säule in der Mitte aufgesetzt, die geschmückt war. Dazu gehörten Ranken, Beschläge und Wasserspiele aus Bronze. Auf der Spitze erhob sich die Göttin Fortuna. Alle Figuren sind 1945 entfernt worden und seitdem verschwunden.
Barocke Kunst in Rot
Das Vorbild für den barocken Bau war das Kloster Obermarchtal. Der Hochbarock kommt besonders am Gästeflügel der Südseite zum Ausdruck: Ein Achteck mit reichem Schmuck und dem bemalten Aurelius-Turm. In der Spritze befand sich die Armsünderglocke, ein Verweis auf die Blutgerichtsbarkeit (Hohe Gerichtsbarkeit) der Abtei. Der Stuck stammte von den Künstlern Johannes F. Sichelbein und Matthäus Zehender.
Die Klosteranlage verfügte über sechs Flügel, wobei der Ostflügel beim Chor (der bis 1779 durch den Baumeister Johann Baptist Laub entstand) 1840 abgerissen wurde. Dort befanden sich der Kapitelsaal, wovon noch Teile erhalten sind, sowie die barocke Bibliothek. Darin befanden sich rund 7.000 Bücher, welche großteilig vernichtet wurden. Einige Stücke befinden sich heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Die Decke, eine Stuckkassette, befindet sich heute im Schloss Erbach (Odenwald). Teil des Flügels waren zwei der ursprünglich neun Wachtürme der Abtei.
Am barocken Chor waren drei Künstler am Werk, darunter Andreas Etschmann. Die Darstellung im Hochaltar “Der Geburt Christi” ist von 1694 von Johannes Heiß. Die Verzierungen der Sakristei entstanden 1695. Es finden sich große Figuren des Heiligen Augustin, des Heiligen Norberts, der ja angeblich bei der Gründung anwesend war, aus dem 18. Jahrhundert in der Kirche.
Die Fresken von Zick über der Orgelempore zeigen die Vertreibung der Händler aus dem Tempel durch Jesus und dessen Abendmahl befindet sich vor dem Chorbogen. In der Kuppel sieht man die Himmelfahrt Marias. Die Fresken zum Heiligen Norbert (Chor) sind von Meinrad von Au (1780). Die barocken Apostelfiguren auf dem Chorgestühl sind von 1720 und vermutlich von Johan Ruez aus Bad Wurzach.
Die Orgel, sowie die kleinen Chororgeln (1785), kommen von Johann Nepomuk Holzhey (1793). Die Orgel wurde letztmalig 1989 renoviert und gilt als die besterhaltenste ihrer Art. Seine Baukunst findet sich auch im Kloster Weißenau, Kloster Wiblingen und in Kirchen Isnys.
Außerhalb befindet sich die Kreuzigungsgruppe, die vermutlich von 1338 ist. Allerdings sind auch barocke Anleihen darin zu erkennen. Im Jahr 1611 baute man auf dem Friedhofgelände (Gottesacker) eine Kapelle, worhinein man die Kreuzigungsgruppe brachte. Wegen eines Aufbruchs wurde sie in die Kirche St. Johann gebracht. Seit 1976 befindet sie sich neben der Kirche.
Klassizisms & Kirche St. Verena
Die frühbarocke Kirche St. Verena war aber einem Abt zu wenig modern. Abt Mauritius Moritz ließ dieses Gotteshaus ohne Rücksprache umändern. Er warb mit dem “neuen Stil” und meinte damit den Klassizismus. Der Grundriss war derselbe. Die Arbeiten begannen 1782 und bis 1786 entstand die neugestaltete Kirche. Abt Moritz erlebte die Fertigstellung nicht mehr, das übernahm Abt Held – mit eigenen Vorstellungen. Ab 1739 bis 1741 wurde an der Bruderschaftskirche St. Johann gebaut.
Aber es gab einen Unfall und das Kirchenschiff stürzte ein. Das kostete sechs Menschen das Leben. Bei der Schadensbehebung hat man die Decke von Franz Xaver Feuchtmayer II, seinem Bruder Simpert und Januarius Zick verzieren lassen.
Die klaren Formen des Klassizismus, der neben dem Prunk des Barock steht, lassen sich in der Kirche deutlich erkennen. Die Westfassade ist mit dem Portal und den Pilastern im Stil der Klassik erbaut. Ebenfalls in diese Stilrichtung fällt der Dreiecksgiebel. Darunter die Heilige Verena im Stil des Barock. Im Westen wacht der Heilige Mauritius. Zu sehen sind auch noch die Tore des Klosterareals, wie das Obere (1712) und das Untere Tor. Die Bemalung der Tore ist nicht das Original. Von der ursprünglichen Klostermauer ist nur wenig erhalten.
Die Osttürme sind der Nobertusturm von 1684 und der Verenaturm von 1702. Wegen der vielen Zwiebeltürme wurde das Kloster auch als “Oberschwäbischer Kreml” bezeichnet. Im 18. Jahrhundert war das Kloster zudem Bühne für die Musik der Klassik, daher stammen auch einige Komponisten der Zeit aus Rot, wie der Abt Nicolaus Betscher. Er war gleichsam auch der letzte Abt des Klosters.
1803 wird das Kloster durch die Säkularisierung aufgelöst, was bedeutet, dass keine neuen Geistlichen dazukommen durften. Das gesamte Areal geht mit dem neuen Namen “Rot an der Rot” an den Grafen von Wartenberg und danach an den Grafen von Erbach, welcher es an Wartenberg-Rot gibt. 1840 wurde der Ostflügel abgerissen und an den Staat verkauft. Ab dem 20. Jahrhundert wurde es als Landwirtschaftsgebäude genutzt. Während der NS-Zeit Zeit diente es als Arbeitslager und später als Schulungsort. Ab 1949 kamen einige Prämonstratensermönche zurück, die aber zehn Jahre später wieder von dannen ziehen. Im Jahr 1960 kaufte die Diözese das Kloster und machte daraus ein Bildungshaus.
Wo ist das Kloster Rot an der Rot?
- Klosterhof 5
- 88430 Rot an der Rot
- GPS: 48.014453, 10.029928
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