Kloster Untermarchtal

Untermarchtals Kloster ist über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt, so ist es auch ein Wallfahrtsort für Jugendliche zum katholischen Jugendtag, der hier jedes Jahr stattfindet.

Wenn man in der Stadt nachfragt, sind die Einwohner von Untermarchtal sehr stolz auf ihr Kloster, das man auf den ersten Blick nicht als Gotteshaus ausmacht. Vorneweg gesagt, es ist eine Art Betonbau im Stil der 60er Jahre, und einzig das Kreuz auf dessen Dach verrät den Gebäudezweck. Vom Hof aus in Richtung des süßen, kleinen Klosterlädele, das eine Bäckerei, sowie ein Lebensmittel- und Souvenirgeschäft beinhaltet, sieht man im Hintergrund die Kirche St. Andreas, die Teil der Oberschwäbischen Barockstraße ist.

Kloster Untermarchtal

Das Kloster in Untermarchtal ist von viel Grün umgeben und sticht mit seinem Grau sehr hervor. Über eine Treppe kommt man vom Parkplatz, vorbei an Blumenbeeten, zu dem Gotteshaus, das genau genommen das Mutterhaus der Vinzentinerinnen ist. Sie gehören zum Orden der barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul. Dieser hat sich der Barmherzigkeit verschrieben und gründete im 17. Jahrhundert einen Frauenverein, der sich um Kranke und Arme kümmerte. Das war die “Bruderschaft der Damen der christlichen Liebe” [sic!].

Noch heute kümmern sich die Nonnen des Ordens um Alte, Kranke und arme Menschen, und das nicht nur in Untermarchtal und Umgebung, sondern auch in Tansania.

Zur Anlage gehört auch ein Bildungshaus, das vor dem Kloster liegt.

Geschichte des Klosters und Untermarchtal

Einst war das Kloster in Untermarchtal etwas größer und das heutige Kloster war ein Teil eines Schlosses. Die erste Erwähnung von (Unter)Marchtal ist aus dem Jahre 805, als der Graf Chadaloh und Wago, Söhne des Grafen Perahtold, ihre Besitztümer an das Kloster St. Gallen abtreten.

Der ursprüngliche Name des Ortes war im 13. Jahrhundert Niedermarhtel oder nur Marhtel, also Marchtal. Die Herrschaft über Untermarchtal hatten die Grafen von Berg und die Herren von Steußlingen inne. Ein Lehen hatte hier auch die Familie von Teck. Eine Linie der Steußlinger (Stuizzelingen) lebte vom im 13. und 14. Jahrhundert in der Burg Untermarchtal. 1286 wurde bekundet, dass die Steußlinger einige Wiesen bei der Burg an den Konvent Marchtal verkaufen, diese durften sich dort auch Mauern errichten. Einige Jahre zuvor mussten die Steußlinger dem Kloster eine Entschädigung zahlen, da man sich dort zu Unrecht Holz aus deren Wälder nahm.

An dieser Stelle stand denn damals auch eine Burg, von der heute gar nichts mehr zu bemerken ist. Wegen der vielen Überbauungen ist auch so ziemlich gar nichts über sie bekannt, außer dass sie danach in die Hände der Herren von Stein kam. Vermutlich hatten sie das Areal als Lehen, teils von den Habsburgern (Österreich), teils von den Württembergern. Allerdings verfügten die Österreicher über die Hohe Gerichtsbarkeit.

Im 15. Jahrhundert ging Untermarchtal an die Familie Speth von Ehestetten, die sich hier auch niederließen. Vielleicht wurde die Burg von ihnen geschliffen und deren Steine als Baumaterial verwendet. Im Jahr 1517 war die Burg jedenfalls zerstört oder der Bauernkrieg kam dem nach. In den Jahren von 1573 bis 1576 erbaute man an dieser Stelle dann ein Schloss.

Das Schloss aus dem 16. Jahrhundert wurde im Jahr 1886 zum Kloster der Barmherzigen Schwestern vom Orden des Heiligen Vinzenz von Paul, das ab 1891 von den Nonnen bewohnt war. Sie bauten hier Gebäude, darunter auch eine Schule.

In den Jahren von 1893 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wurde die Anlage baulich umgeändert. Das heutige Kloster in seiner Form stammt aber aus dem Jahr 1970 bis 1972; der Architekt war Herrmann Baur.

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Kloster den “Berliner Kindern” als Unterkunft, dabei handelte es sich um eine Volkssolidaritätsaktion des Jahres 1946. Im Jahre 1948 änderte sich auch das Wappen der Stadt: Von Helmen mit einem Löwen in die jetzigen weißen Wolfsfangeisen (Dietriche) auf blauem Grund. Außerdem war im Wappen, vor dem Zweiten Weltkrieg, ein M für (Unter)Marchtal und ein Kreuz vertreten.

Wenn man das Gotteshaus betritt, geht es im Halbkreis nach oben, vorbei an bunten Kreuzen. Im Inneren des Klosters stößt man auf einen halbrunden Kreis, der mit Bänken ausgefüllt ist und nach hinten emporsteigt, im Stil eines Amphitheaters.

An der rechten Wand hängt eine futuristisch anmutende Orgel aus den 60er Jahren, ansonsten ist die Einrichtung wenig aufmerksamkeitserregend.

Adresse des Klosters Untermarchtal

  • Margarita-Linder-Straße 6
  • 89617 Untermarchtal
  • GPS: 48.239164,9.607361
  • Homepage


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