Mittelalterliche Stadtbefestigung Überlingen | Tore, Türme und mehr
Die Stadt Überlingen verfügt noch über einige Türme. Die meisten dienten im Mittelalter der Stadtbefestigung.
Vor allem zwei Türme dominieren die Grenzen der mittelalterlichen Altstadt von Überlingen. Der Gallerturm und der St. Johann-Turm. Dazwischen grünt es heute im ehemaligen Graben der Stadt, wie im beeindruckenden Blatterngraben.
Stadtbefestigung Überlingen
Die Überlinger Stadtbefestigung besteht aus Türmen, Gräben und in den Molassefels geschlagene Schluchten, die meist auch noch aufgemauert wurden. Sie diente selbstverständlich der Stadtverteidigung. Wer sich der Stadtmauer näherte, musste mit Geschossen von den Türmen rechnen.
Es ist absolut eine Tour wert, sich diese Stadtbefestigung anzusehen. Etliche Tafeln erklären die Bedeutung und die Geschichte der Konstruktionen, von denen das meiste tatsächlich noch zu sehen ist. Es ist der grüne Gürtel, der die Stadt umschließt. Teils sogar überdacht und immer mit einem schönen Anblick.
Überlingen erhielt 1180 das Stadtrecht vom Kaiser Barbarossa, was direkt zum Bau der ersten Stadtmauer samt Graben führte. Ab dem 14. Jahrhundert umschloss man weitere Teile der Siedlung, sodass ein äußerer Mauerring und der Blatterngraben entstanden. Zum Ende des 15. Jahrhundert wurde die Stadtverteidigung um die Fischerhäuser Vorstadt erweitert und im 16. Jahrhundert schloss man auch den westlich gelegenen Gallerrücken ein.
Die innere Stadtmauer hatte den Storchenturm, das Rudolfstor (welches 1865 niedergerissen wurde und davor ein Gefängnis war), den Turm am Stadtgraben, das noch existente Fraziskanertor, den Vorgänger des Gallerturms, den Roseobel, das Obertor (das 1880 zusammenbrach), der St. Johann-Turm und der abgegangene Stadtmauerturm. Des Weiteren gehörte das Helltor, das Zeughaustor (1840 abgerissen) und ein unbenannter Turm mit Zwiebeldach dazu. Das Fährtor sicherte den Hafen der Stadt ab, der 1858 entfernt wurde.
Die äußere Stadtmauer maß über einen Kilometer in der Länge und erweiterte die Befestigung um das Gallertor, das Rundbogentor, das Gansertor und das Wiestor.
Die technische Entwicklung machte eine Ausweitung der Verteidigung nötig, sodass man anlässlich des Dreißigjährigen Krieges vorgelagerte Wälle aushob. Die Moderne mit ihrem Verkehr führte in vielen Städten dazu, dass man Tore abriss. Doch in Überlingen erhielten sich viele Türme und Tore.
Türme der Stadtbefestigung Überlingen
Dort steht auch der Gallerturm mit seinen 30 Metern Höhe, benannt nach einem Nonnenkloster in der Nähe, das dem Heiligen Gallus gewidmet war und 1534 zugunsten der Stadtbefestigung abgerissen wurde. Das Kloster soll der Legende nach von dem Alemannen Gunzo gegründet worden sein. Der Turm ist einer der frühesten Zeugnisse von Befestigungstürmen. Erbaut wurde er zwischen 1502 und 1503 durch zwei Baumeister “von Falensia”. Wo das ist, ist unbekannt. Sie sollen aber keltischen (welschen) Hintergrund haben. Daher ist auch der Name Wahlenturm oder Wallenturm geläufig. Die fünf Stockwerke waren nur durch die vier Meter dicken Mauern möglich. Die Zinnen sind von 1875 und das Zeltdach stammt aus den 1930er Jahren.
Der Quellturm von 1510 war zum Schutz der Mineralquelle errichtet worden und steht unterhalb des Gallerturms. Der runde Turm ist aus Sandsteinquadern mit Gesims gefertigt und verfügt über ein Kegeldach.
Der Badturm ist heute nicht mehr in Gänze existent. Er befand sich im Südwesten des mittelalterlichen Überlingens. Der Wehrturm wurde im 15. Jahrhundert erbaut und verfügte über drei Etagen. Oben ragte er etwas vor und verfügte über ein Zeltdach mit Gauben. Im 20. Jahrhundert wurde er zunächst als Wohnturm genutzt und 1954 in Teilen abgerissen. Heute befindet sich an der Stelle das Bad-Hotel und die Villa Seeburg.
Das Aufkircher Tor ist ebenfalls ein Turm, der auch im 15. Jahrhundert erbaut wurde. Das genaue Datum ist unbekannt, aber in den Urkunden wurde er bereits 1452 erwähnt. Zu der Zeit sicherte eine Zugbrücke das Tor. Das Wächterhaus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zugunsten des Verkehrs entfernt. Es war ein Torturm mit Rundbögen, Eckquadern und Quadersockel. Auch der Dachreiter ist noch vorhanden. Das Aufkircher Tor stellt das nordwestliche Ende der Anlage dar.
Das Scheerengraben-Türmchen erweckt zwar einen mittelalterlichen Eindruck, doch der Turm stammt von 1901 und dient der Entlüftung des Eisenbahntunnels. Daher ist sein Name Tunnelbelüftungsturm.
Der Wagsauterturm ist aus dem späten 15. Jahrhundert und wurde 1675 erweitert. Der viereckige Bau wurde in den 1950er Jahren wieder hergestellt.
Der Kesselbach- oder Kohlturm aus dem 14. Jahrhundert diente der Sicherung des Aquädukts vom Kesselbach. Der heutige Dreigeschosser aus dem 17. Jahrhundert hat ein Fachwerkgiebel und einen runden Treppenhausanbau. Er wurde 1730 zu einem Wohnturm umgestaltet.
Der Rosenobelturm oder auch kurz Rosenobel ist ein Ersatzturm für den Roßnauerturm, der im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Errichtet wurde er 1655 bis 1659 als Rondell mit Kasematten als Tonnengewölbe.
Ganz im Osten steht der St. Johann-Turm. Er misst 37 Meter und wurde im 13. Jahrhundert erwähnt. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde sein heutiges Antlitz geschaffen. Er war der Artillerie zur Verfügung gestellt worden, als die Schweden 1634 angriffen.
Das Franziskanertor wurde 1494 erbaut und ersetzte ein Trutztor. Mit der Erweiterung hatte es seine Wehrfunktion verloren. Im 19. Jahrhundert hat man das Nachbargebäude entfernt, damit der Verkehr fließen kann. Der Turm aus der Spätgotik wartet mit einem typischen Staffelgiebel und einem Spitzbogentor auf.
Der Kuderturm war der Pulverturm, der 1860 abgerissen wurde. Der Storchenturm wurde 1872 entfernt.
- Badturm (teils abgerissen Christophstraße 2)
- Quellturm (Sebastian-Kneipp-Steige)
- Gallerturm (Sebastian-Kneipp-Steige)
- Aufkircher Tor (Aufkircher Straße 56)
- Scheerengraben-Türmchen (Scheerengraben)
- Wagsauterturm (Friedhofstraße 31)
- Kesselbach- oder Kohlturm (Kesselbachstraße 2)
- Rosenobelturm (Stadtgraben)
- St. Johann-Turm (Gradebergstraße 24)
- Franziskanertor (Franziskanerstraße)