Neues Schloss Tettnang
Die Stadt Tettnang ist eng verbunden mit der glücklosen Grafenfamilie von Montfort. Die Stadt ist bekannt für seinen Hopfen und sein Schloss: Das Neue Schloss Tettnang.
Tettnang hat tatsächlich drei Schlösser, das Prächtigste ist aber wohl das Neue Schloss mit seinen eindrucksvollen Barockverzierungen. Von Weitem sieht man seine gelbe Fassade und die schmucken Dekorationen. Daher ist es auch eine wichtige Station der Oberschwäbischen Barockstraße. Hier war der Sitz des Adelsgeschlecht derer von Montfort, die einen weiteren Sitz direkt am Bodensee hatten, südlich von Eriskirch in Langenargen.
Geschichte des Neuen Schloss in Tettnang & Ruin der Familie von Montfort
Erbaut wurde das Neue Schloss ab dem Jahr 1717, unter dem Grafen Anton III. von Montfort. Er lebte von 1670 bis 1733. Es ersetzte den abgebrannten Vorgängerbau, die untere Burg Tettnangs. Sie fand ihr Ende während des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648). Zwar wird oftmals 1712 als Jahr der Erbauung genannt, tatsächlich ist aus dieser Zeit nur der Bauvertrag. Auf Grund von Änderungswünschen der Bauherren und dem Abbrechen der Burgruine, wurde der Baubeginn mehrfach verschoben.
Der Graf Anton III. und seine Frau residierten ursprünglich im alten Schloss Tettnang, was heute das Rathaus der Stadt ist. Die beiden liebten das Leben auf großem Fuße, was der Lebensstil der Familie war. Das sollte zum späteren Ruin der Familie führen.
Der beauftragte Baumeister war der Benediktinermönch Christoph Gessinger, welcher schon das Neue Schloss in Meersburg fertigstellte. 1720 war der Rohbau des Schlosses Tettnang zwar fertig, jedoch war der Graf inzwischen überschuldet und übersiedelte nach Salzburg. Graf Ernst setzte die Bautätigkeit neun Jahre später fort.
Am 10. November 1753 brannte das Schloss fast vollständig ab, jedoch überlebte der Keller, das Erdgeschloss teilweise und das Archiv des Schlosses. Auch die Fassade blieb unversehrt. Den Wiederbau unterstützten die umliegenden Klöster und einige Städte. Vor allem aber das Kloster Schussenried stellte Geld und Kompetenz. Der neue Baumeister war Jakob Emele.
Im Jahr 1755 starb der Graf Ernst von Montfort und somit wurde es die Aufgabe des Sohnes, Graf Franz Xaver, den Bau zu vollenden. Auch er wollte nur das Beste nehmen und beauftragte unter anderem Joseph Anton Feuchtmayer, der auch bei der Dekoration des Schlosses Salem, ein ehemaliges Kloster, mitwirkte.
Da das Schloss Unsummen verschlungen hatte, wurden einige Arbeiten nicht bezahlt. Das wirkte sich auch auf den Materialfluss aus, so hatte man bei der Renovierung festgestellt, dass man die angekokelten Balken wieder benutzt hatte.
1770 waren zwei der drei Etagen der Vierflügelanlage fertig, jedoch fanden sich keine Finanzspritzen mehr für die Grafen von Montfort und so blieb der Bau unvollendet – und kein Graf aus dem Adelsgeschlecht von Montfort hat jemals das fertige Schloss zu Gesicht bekommen.
Als die Schuldenlast erdrückend war, verkaufte man alles. Graf Franz Xaver starb, von seiner Frau verlassen, 1780. Sieben Jahre später, sollte der letzte Monfort völlig verarmt sterben. In einer Kneipe in Tettnang hatte er, zuviel des Alkohols, einen Herzinfarkt erlitten.
Die Schulden waren vor allem in Österreich gemacht worden, welche kurzerhand die Stadt Tettnang samt halbem Schloss übernommen hatte.
In den Kriegen des 19. Jahrhunderts diente das Schloss als Krankenlager und als Wohnung für Beamte. Erst im 20. Jahrhundert, 1954, wurde an dem Schloss weitergearbeitet und zu dem, was es heute ist. Ein barockes Schloss aus dem 20. Jahrhundert.
Für die Renovierung des Schlosses hat das Land Baden-Württemberg vor ein paar Jahren 4,5 Millionen Euro investiert. Im Foyer des Schlosses gibt es eine Ausstellung mit alten Bildern und der Geschichte des Anwesens.
Barocke Kunst im Neuen Schloss Tettnang
Heute ist in dem Schloss noch viel Barock zu sehen und es beherbergt ein Museum. Der Prunk des Schlosses erhebt sich über drei Stockwerke als Vierflügelanlage. Im Inneren, was man bei einer Führung entdecken kann, finden sich prachtvoll geschmückte Räume – ganz im Zeichen des Spätbarocks. Es vermittelt doch einen Eindruck von der Prunksucht der Familie, was sie in den Ruin trieb.
Der Stuck ist im Stil des Spätbarocks, des Rokokos, und gilt als einer der Schönsten in Oberschwaben – er stammt von Joseph Anton Feuchtmayer. Er war auch der Innenausstatter für die Wohnräume der Grafen. Der Stuck im Baccussaal stammt von Johann Caspar Gigl, aber auch der im Holländischen Kabinett und vermutlich auch in der Schlosskapelle; wie die Stuckfigur des Propheten Habakuk. Alle Figuren und Dekoelemente sind einzigartige Unikate.
Zu sehen ist auch ein Kinderbett, welches reich verziert ist. Es steht in einem der Grünen Zimmer, deren Räume mit grünen Stoffen verkleidet sind. So ein verziertes Bettchen aus dem 18. Jahrhundert stand wohl auch einst im Schloss Tettnang. Doch war es nur ein Bett für die Öffentlichkeit, also wenn Besuch kam.
Neben den Grünen Räumen ist vor allem der Bacchussaal von 1769 zu nennen, er hat seinen Namen von dem Partygott (wie man heute sagen würde) Baccus, die römische Entsprechung von Dionysos. Die Fresken an der Decke zeigen antike Götter wie Herkules und Jupiter. Baccus, der Weingott, sitzt auf einem Faß, das aber tatsächlich der Heizofen ist. Die Fresken wurden im Jahr 1772 von Andreas Brugger kreiert. Damit wollte sich der Graf auf eine Stufe mit den Göttern gestellt sehen, Unsterblichkeit für die Herren von Montfort. Und hier wurde feste Party gemacht, unter den Augen der gemalten Herrscher. Der Raum wird von dem grauen und roten Marmor dominiert.
Das Tafelzimmer (also Esszimmer) ist ebenfalls sehr reizvoll. Dort steht ein Konsoltisch, das aber kein Original ist. Die Ausstattung wurde ja vollkommen versilbert. Die Deckendekoration aus dem Jahr 1758 stammt aus der Hand von Franz Martin Kuen. Die Bilder zeigen übrigens den glücklosen Grafen Franz Xaver mit seiner zweiten Frau. Bevor er starb, verließ ihn aber schon die dritte Frau.
In den Aufgängen im Schloss finden sich im Stuck etliche Bilder, zumeist mit Motiven aus der Region und dem Leben der Leute und der Pracht der Grafen.
Barocke Schlosskapelle Tettnang
Ein besonderes Schmuckstück ist barocke Schlosskapelle, wo sich heute noch Paare das Ja-Wort geben. Die Grafen saßen beim Gottesdienst auf der Galerie des Gotteshauses. Erbaut, bzw. rekonstruiert wurde das Gotteshaus von dem Schussenrider Baumeister Jokob Emele 1755, mit einem offensichtlichen Materialmangel. An der Decke des Rokokobaus befindet sich ein Bild des Grafen Jean de Montfort als Tempelritter im Kampf gegen die Türken, was im Jahr 1248 war. Es stammt von Andreas Brugger aus dem Jahr 1770, jedoch war dieser Montfort keineswegs einer des Adelsgeschlechts vom Bodensee.
Auch in der Schlosskapelle findet sich viel Stuck, wie üblich für die Rokokozeit (also Spätbarock). Von wem diese sind, ist nicht gesichert, man nimmt jedoch an, es war Caspar David Gigl. Teile der Innenausstattung befinden sich heute in der St. Georgskapelle vor dem Schloss. Die Schlosskapelle war erstmals im Jahr 1730 erbaut und nach dem Brand 1770 erneut errichtet worden. Damals hatte man die Apsis (Altarraum) absichtlich erweitert. Die ursprüngliche Glocke konnte der Baumeister aber nicht wieder einsetzen oder es war zu wenig Geld da.
Nach Renovierungsarbeiten wurde festgestellt, dass die ursprüngliche Kapelle bunt bemalt war. Die bunten Fenster stammen aber aus dem 20. Jahrhundert.
Preise, Öffnungszeiten und Adresse des Schloss Tettnang
Der Eintritt für eine Schlossbesichtigung kostet 4 Euro, ermäßigt 2 Euro. Geöffnet ist die Anlage von April bis Oktober, täglich ab 14.30 Uhr. Von Oktober bis November kann man zwar in das Schloss, doch bleiben einem die barocken Schmuckräume verschlossen. Events gibt es im Schloss an Weihnachten und auch unter dem Jahr kann man hier einiges zu erleben: Kostümpartys, Kaffeekränzles, Nachtwanderungen oder Vorträge gehören zu Repertoire.
- Schlossstrasse
- 88069 Tettnang
- GPS: 47.670104, 9.585339
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