Einen Till Eulenspiegel kennt jeder, aber wer war Peter Paul Munding aus Gebrazhofen?
Peter Paul Munding war ein Spielmann, der durch die Gegend zog und auf Dorffesten für Unterhaltung sorgte. Er soll außerdem ein Musiklehrer gewesen sein, denn er spielte wohl Trompete. Zwar blieb ihm die Erfolgsgeschichte eines Till Eulenspiegel verwehrt, doch er kann sich oberschwäbischer Bekanntheit rühmen.
Munding nannten sich verschieden Menschen im 19. Jahrhundert, die durch die Gegend zogen und sich für die Unterhaltung mit Essen und Trinken bezahlen ließen. Diese Leute, wie auch Peter Paul Munding, waren keine Kinder von Traurigkeit und auch dem Alkohol sehr zugetan. Daher drehten sich auch einige Geschichten um den Biergenuss.
Diese fahrenden Musiker waren aber nicht überall willkommen. Es ist bekannt, dass der damalige Bürgermeister von Wangen diesen Komödianten den Auftritt auf Jahrmärkten verbot. In Bayern benötigten die Alleinunterhalter sogar eine Genehmigung, wenn sie aus Württemberg stammten.
Mundings hielten sich sowieso nur selten an solche Regeln und äußerten sich auch gerne mal gegen die Obrigkeit und die Kirche. Es waren, heute würde man sagen: Singer-Songwriter, mit einem gesellschaftskritischen Ansatz. Ja, fast schon Punks. Sie glänzten mit Humor und musikalischen Fähigkeiten.
Aus dieser Branche ist vor allem der Peter Paul bekannt, von dem man weiß, dass er 1802, vermutlich am 17. Februar, im Unteren Hundhof in Gebrazhofen geboren wurde. Er soll auch bei der Gründung des Musikvereins Roggenzell zugegen gewesen sein. Er heiratete 1850 eine Harfespielerin, wie ein erhaltenes Gedicht erzählt. Er hatte auch einen Bruder, Romuald Bruno, der ebenfalls Musiker war. Dieser schaffte es sogar bis ins Stadttheater von Straßburg und ein Nachkomme aus der Familie Munding war Musiker des Orchesters am Hoftheater in Leipzig.
Ein paar humoristische Geschichten des Peter Paul Munding sind überliefert. Ob sie freilich wahr sind oder nicht, lässt sich heute nicht mehr nachprüfen.
Streit im Hause Munding
Einmal gab es Zoff im Hause Munding und die Frau Munding redete über Tage nicht mit ihrem Mann. Das war dem ansonsten fröhlichen Munding nichts und so suchte er nach einem Ausweg. Er überlegte, wie er seine Frau dazu bringen konnte, wieder mit ihm zu reden. Als sie abends im Wohnzimmer strickte, schleppte er einen großen Bohrer in die Stube und setzte an. Er bohrte ein Loch in den Boden, während seine Frau ihm entsetzt zuschaute. Dann brach es aus ihr heraus: “Alter Esel, was machsch denn au do?” Er antwortete: “Dei Maul hon i g’sucht und grad hon i’s g’funda!” Endlich kam es zu einer Versöhnung der beiden.
Mundings Zechschulden
Wie erwähnt, war er auch dem Alkohol zugetan und eigentlich war der Munding auch ein gern gesehener Gast in den Wirtshäusern. Doch nicht immer konnte er bezahlen, was seine Kehle hinunter floss. Irgendwann war aber immer Zahltag und er hätte seine Zeche zahlen müssen. Doch sie einfach zu zahlen, das war nicht seine Art. Er suchte nach Möglichkeiten, sich der Schulden elegant zu entledigen.
Auf dem Weg zu einer Feier, auf der er auftreten sollte, begegnete ihm ein junger Mann, der einen leeren Sarg trug. Munding sprach den jungen Mann an und sie kamen ins Gespräch. Da kam ihm der Geistesblitz. Munding blickte den Mann mit dem leeren Sarg an und sprach: “Woisch was?! Lass mi in den Sarg neilieaga und wenn di jemoand froagt, wer g’schtorba sei, noa saisch, dr Munding!”
Der junge Mann wusste um den Ruf des Mundings und willigte ein. Er nahm den Munding in den Sarg und trug ihn zum Wirtshaus. Dort fragte der Wirt, wer denn gestorben sei. Der junge Mann sprach den ausgemachten Satz: “D’r Munding von Gebrazhofa.” Der Wirt war verblüfft und sprach: “was Du it sagsch. Der hoat no a bar Mark Schulda bei mir. Aber wenn er jetzet noa hie isch, denn seis ihm v’rgäba.” Der Munding erhob sich aus seinem vermeintlichen Sarg und sprach: “Vergelts Gott, Wirt!” Gelungenermaßen ging er dann mit der Geschichte zu weiteren Wirten in der Umgebung.
Wallfahrt der Mundings
Wie jedes Jahr machte man sich zur Wallfahrt auf, um für seine Sünden Buße zu tun. Auch an den Mundings ging dieser Brauch nicht vorbei. Um wahrhaft bußfertig zu sein, gaben sie getrocknete Erbsen in die Socken. Das schmerzte und erhöhte die Buße. Während die Frau auf dem Weg dann über ihre Füße jammerte, ging es Peter Paul Munding recht gut. Sie fragte: “Hosch Du die Erbsa in die Socka nei dua?” “Joa”, antwortete er und zog die Socken voller Erbsen aus der Tasche.
Im darauffolgenden Jahr musst er die Socken unter Aufsicht seiner Frau anziehen. Dieses Mal hatte er die Erbsen aber gekocht und so waren sie so weich, dass er sie problemlos zerdrücken konnte, als er auftrat.
Der Tod des Peter Paul Munding
Noch auf dem Totenbett sollte der Humor ihm beistehen. So versammelte er seine Freunde und Familie um sich, als er merkte, dass sein Ende gekommen war. Er sagte: “Leitle, kommet schnell, sitzet uff, jetzt goats abische.” Er starb am 27. April 1855 in Gebrazhofen.
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