Rathaus in Ulm
Das reich geschmückte Rathaus der Stadt Ulm vereint Frührenaissance und Spätgotik und hat so einiges erlebt.
Die Stadt Ulm wurde schon im 11. Jahrhundert zur Stadt ernannt, was an der guten Verkehrslage – entlang der Donau – lag. Ein Amman (Amtmann) wurde ab dem 13. Jahrhundert gewählt und seit 1292 spricht man in Ulm von einem Bürgermeister.
Vom Gewandhaus zum Rathaus in Ulm
Das heutige Rathaus ist in den Jahren 1420 bis 1434 im Stil der Frührenaissance entstanden. Der älteste Teil des Rathauses war der Nordflügel, der aber abgerissen wurde. Damals war es allerdings nicht das Rathaus, sondern das Gewandhaus. Das bedeutet, dass man hier Tücher kaufen konnte. Neben Salz (Hall) und Eisen, waren Tücher das Handelsgut in Ulm.
Im Jahr 1362 änderte sich das Angebot im Gewandhaus und es erhielt die Bezeichnung “Kaufhaus” und sieben Jahre später wurden dort auch Lederwaren, vor allem Sättel, gehandelt. Im Jahr 1370 wurde das heutige Rathaus um einen Ostflügel, der heute noch steht, erweitert. Fortan hieß es “Neues Kaufhaus” und beheimatete unter anderem auch die Metzgerstände, die ihre Waren von der Donau her brachten – wo heute der Metzgerturm steht. Davon zeugt noch das Spitzbogentor auf der südlichen Seite des Gebäudes.
Kunst und Punk des Ulmer Rathauses
Ab 1383 wurde auch das Gericht in dem zentralen Haus untergebracht, das im Parterre tagte. Die Ratsstube folgte 1395 und ab 1419 ist es offiziell das Rathaus der Stadt Ulm. Dafür wurde aber noch einmal umgebaut. Der Ratssaal wurde über der Kaufhalle eingebaut und ein Teil der Front mit großen Fenstern im Stil der Spätgotik versehen. Zwei der Fenster an der Ostseite wurden umrahmt und die Fenster gen Süden mit Wimperg Topings verziert.
Bei den Fenstern befinden sich bekannte Figuren, die von Hans Multscher (Ostseite: Kaiser) und Meister Hartmann (Südseite: die Kurfürsten) stammen. Diese beiden Institutionen bedingten einander im Mittelalter. Da es während der Umbauarbeiten gerade keinen Kaiser gab, wurde das Ideal eines Kaisers dargestellt: Karl der Große. Er wird von zwei Knappen umrahmt und ihm steht der König von Böhmen und Ungarn, Sigismund, zur Seite – beide Regionen hatten eine besondere Autonomie innerhalb des lockeren Fürstenbundes. Diese Figuren hier sind aber nicht im Original, diese findet man im Ulmer Museum.
Das Roth’sche Haus wurde für den Umbau entfernt und 1480 als Anbau wiedererrichtet. Dieser ist aber im Jahr 1900 wieder abgerissen worden. 1576 und auch in den 1640er Jahren wurde das Rathaus umgestaltet, was letztlich das Ende des ehemaligen Kaufhauses bedeutete. Teils wurde es entfernt, teils nutzte man es als Gefängnis. Stattdessen errichtete der Baumeister Hans Michel den Querbau mit den Säulen.
Macht des Rathauses im Mittelalter
Im 14. Jahrhundert war Ulm frei von fremden Gerichten und hatte auch das Recht Todesurteile (Blutbann) auszusprechen. Diese Urteile wurde der Öffentlichkeit über Verkündigungserker mitgeteilt und der befindet sich auf der Ostseite des Rathauses. Aber auch der Kaiser stand hier, wenn er zu Gast war und ließ sich bejubeln. Ulm war eine Pfalzstadt, quasi ein Regierungssitz.
Der Erker wurde bereits bei den Umbauarbeiten erstellt und in den Jahren 1539 und 1604 umdesigned. 1540 wird die Fassade des Rathauses bemalt, sowohl auf der nördlichen, als auch auf der östlichen Seite. Die Bilder zeigen die Themen der Renaissance: Die Wiedergeburt der Antike.
Die Wandmalereien des 16. Jahrhunderts sind thematisch sortiert: Östlich befinden sich die Weisheit der Götter, die Selbstreflexion des Menschen und die Justizia, die Gerechtigkeit – eingerahmt in die christliche Mythologie. Die Nordseite beschäftigt sich mit antiken Kriegen, deren Helden und mit dem Gehorsam. Der Künstler war vermutlich Martin Schaffner.
Ulmer Rathaus bekommt neue Malereien
Ab 1898 wird das Rathaus, das damals nicht mehr in Schuss war, renoviert und abermals umgestaltet. Das erwähnte Roth’sche Haus wurde entfernt und 1903 wird eine Freitreppe installiert. Zudem wurde die Fassadenmalerei wieder mit Farbe belebt, sie sind dabei aber übermalt worden. Und der zwischenzeitlich zerstörte Verkündungserker und der Uhrengiebel von 1520 mit der Uhr (1580 von Isaak Habrecht renoviert) wurden wieder aufgebaut.
Seitdem prangt von der Fassade die Ulmer Schachtel mit den Wappen von Verbündeten Ländern und Städten, sowie die Szene, wie Karl IV. 1376 Ulm erfolgreich gegen die Belagerung verteidigt.
Ulmer Rathaus in der Moderne
Im Dezember 1944 wurde Ulm bei einem Luftangriff stark beschädigt und auch das Rathaus blieb nicht verschont. Zwar blieb die Fassade stehen, aber im Inneren gab es starke Zerstörungen. Die Bomben überlebte eine Tür von Jörg Syrlin dem Jüngeren von 1509, die heute ebenfalls im Museum von Ulm zu sehen ist.
In der Nachkriegszeit wurde das Rathaus wieder hergerichtet und seit 1951 tagt auch der Bürgermeister wieder im Rathaus in Ulm. Die Renovierungsarbeiten dauerten bis zum Jahr 1973 an. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts baute man wieder um, woraus ein kleiner und ein großer Ratssaal entstanden. Darin sind noch heute Scheibenreste von 1600 und die Sonnenuhr von 1540 erhalten.
Wo liegt das Rathaus von Ulm?
- Marktplatz 1
- 89073 Ulm
- GPS: 48.397008, 9.993294