Reformation & Bauernkrieg – Teil III: Bauernhaufen & Zuspitzung
Die Revolution von 1525: Die oberschwäbischen Bauernhaufen bildeten sich gegenüber dem Schwäbische Bund unter dem Bauernjörg.
Die Vorgeschichte (Teil I) zum Bauernkrieg war geprägt von Leibeigenschaft und Abgaben an den Adel und die Geistlichen. Mit der Reformation und dem Buchdruck regte sich Widerstand von ganz unten – den Bauern. Bereits in den Jahren vor 1525 gab es Aufstände von Bauern und sie sammelten sich zu konspirativen Treffen. Es entstand die Bauernverfassung (Teil II), die erste ihrer Art auf europäischem Boden, und Müntzer trat auf ins Licht der Geschichte.
Der Habsburger Kaiser der Deutschen Reichs, Karl V., war in Spanien und das meiste Militär des Reichs war in Italien – im Krieg der Habsburger (Österreich) gegen Frankreich. Im April 1525 besiegten die Habsburger Truppen diejenigen Frankreichs und standen kurz darauf wieder zur Verfügung. Doch brauchten sie eine Zeit, bis sie wieder im Lande waren.
Die Bauern, die sich im Südwesten versammelten und ihre Forderungen gemäß den zwölf Artikeln der Bauernverfassung formulierten, warteten auf die Gerichtsentscheidung. Damit hatte man sie beschwichtigt, denn die Truppen der Obrigkeit waren ja im Ausland. Unterdessen forderten sie aber weiter das Ende der hohen Abgaben und des Frondienstes, was auf Widerstand traf, da man ja das Gerichtsurteil in Stockach abwarten sollte. Die Befürchtungen, der Adel und die Geistlichkeit würden sich nicht an das Urteil halten, machten sich breit.
Inzwischen war eine große Anzahl von Bauern bei Tuttlingen angekommen, wo sie sich mit weiteren Verbänden vereinten. Als sie auf Widerstand trafen, teilten sie sich wieder auf. Als der Plan, Hüfingen und Villingen zu überfallen, verraten wurde, trennten sich einige Bauern und zerstreuten sich. Diejenigen, die blieben, stürmten zwei Schlösser, was ein Signal für eine Vielzahl von Bauern war, nach Hüfingen und Donaueschingen aufzubrechen.
Das rief den Kaiser auf den Plan, der seine restlichen Truppen mobilisierte. Sie sollten die Bauern aufspüren und per Folter die Anführer ausfindig machen. Die Aufgabe wurde dem Truchseß, Georg III. von Waldburg, der eine unrühmliche Person in dieser Revolution spielte (woher auch sein Name “Bauernjörg” rührt) übertragen.
Die Truchsessen von Waldburg waren wohl die mächtigsten Adeligen nach dem Kaiser in Oberschwaben im Mittelalter. Sie hatten viel Land und hohe Ämter inne. Georg III, der Bauernjörg, war der Anführer des Schwäbischen Bundes.
Um Zeit zu gewinnen, bis seine Söldner aus Italien zurückkehrten, verhandelte der Waldburger mit den Bauern. Seine ersten Handlungen sollten einen Ausblick auf das Kommende geben. Um die Bauern aus ihrer Deckung zu locken, enteignete er das Dorf Mühlhausen, welches das Heimatdorf des ersten Anführers Hans Maurer war, und vertrieb das Vieh. Doch die Bauern setzten sich nach Donaueschingen ab, splitteten sich wieder auf und plünderten Klöster.
Das Stockacher Gericht wollte derweil tagen, aber es kam immer wieder zu Formfehlern, wie man heute sagen würde. Letztlich kam es zu keiner Entscheidung mehr, da der Bauernkrieg bereits seinen Anfang nahm. Zuvor noch versuchte der Bauernjörg die Bauern mittels Drohungen oder Versprechungen ruhigzustellen. Vor allem die Bauern im Hegau glaubten ihm allerdings nicht, sie kannten ihn wohl bereits zu gut.
Der Truchseß besetzte im Februar 1525 die Stadt Engen, bevor die Bauern sie erreichen konnten. Dort verkündete er den Bauern, würden sie aufgeben und eine Geldstrafe zahlen, würde man es vergessen, ansonsten würden Köpfe rollen – nicht im übertragenen Sinn. Doch die Bauern hatten nichts zu verlieren und ihre Reihen mehrten sich sogar.
Württemberg und Österreich
Oberschwaben war zu diesem Zeitpunkt vor allem im Besitz der Habsburger (Österreich), der Truchsessen von Waldburg und den Klerikern. Württemberg war zu dieser Zeit nördlich von Oberschwaben und Oberschwaben kein Teil von Württemberg – das kam erst 1803.
In Württemberg rebellierten die Menschen schon rund zehn Jahre vor dem Bauernkrieg. Hier waren es vor allem die Bürger, die Veränderungen forderten und ein Ende der Lasten. Die Bewegung “Armer Konrad” war geboren. Sie kritisierte vor allem den teuren Lebenswandel des Herzogs, Ulrich von Württemberg. Es endete mit dem Tübinger Vertrag, der dem Herzog erlaubte, mit dem Geld die Rebellen zu bestrafen. Viele flüchteten in den Schwarzwald.
Württemberg und Österreich waren sich feindlich gesinnt. Im Krieg in Italien stand Württemberg auf der Seite Frankreichs. Zwar hatte der Herzog von Württemberg im eigenen Land blutig mit dem Freiheitswillen seiner Untertanen aufgeräumt, aber wollte die Bauern im Hegau finanziell unterstützen. Jedoch scheiterte der Plan, vermutlich aus Geldnöten. Allerdings gab es einen geheimen Pakt zwischen den Hegauern, Schwarzwäldern und dem Herzog von Württemberg. Einige Bauern sollen danach nach Württemberg zurückgezogen sein, allerdings fanden sie nicht das vor, was sie erhofften.
Bildung der drei Haufen: Der Allgäuer-, der Baltringer- und der Seehaufen
Während es im Hegau bereits zu Gewalt gekommen war, war im Allgäu alles noch beschaulich. Doch in Leubas, im nördlichen Teil von Kempten, sammelten sich die Bauern zum Allgäuer Haufen. Ihr Hass richtete sich auf den Abt (Fürstabt) des Klosters Kempten. Er trieb mit miesen Tricks das Geld von den Bauern ein (siehe Teil II). Ein Gericht in Günzburg sollte urteilen, doch hielten sich die Obrigen wieder nicht daran. Die Bauern aus Tettnang, Raithenau und Langenargen, aus der Grafschaft Montfort, kamen dem Allgäuer Haufen bei. So waren rund 7.000 Menschen bereit, für ihre Forderung mit dem Leben einzustehen. Ihr Anführer war Florian Greisel, Pfarrer von Aichstetten. Sie sollten bis zum März zwei Bundestage abhalten, bei denen man sich beriet. Memmingen beugte sich den Forderungen der Bauern weitgehend, weswegen der Spruch aufkam “Memmingen ist bäurisch”.
Der Baltringer Haufen, zwischen Biberach und Ulm ansässig, wurde von Ulrich Schmied angeführt. Binnen kurzer Zeit sammelten sich 12.000 Menschen und damit die größte Ansammlung bewaffneter Bauern. Der dritte große Haufen bildete sich am Bodensee und wird daher Seehaufen genannt. Sie sammelten sich entlang des Sees über Ailingen, Immenstaad, Hagnau bis in die Grafschaft Werdenberg – bis zum Stift Salmanweiler (Kloster Salem) und Pfullendorf. Der Anführer war Eitel Hans Ziegelmüller aus Unterteuringen und nahm seinen Sitz in Bermatingen. Die Stadt sollte für die Unterbringung zahlen, dafür nähme sie keinen Schaden.
Die Menschen in den Gebieten der Adligen von Schellenberg und von Waldburg forderten den Truchseß auf, auf ihrer Seite zu kämpfen. In seiner Abwesenheit stellte sich (Bad) Wurzach auf die Seite der Bauern. Das war für den Bauernjörg vermutlich besonders bitter, da Wurzach von den Waldburgern gegründet wurde.
Der Batringer Haufen verhandelte mit dem Grafen von Königsegg-Aulendorf und forderte die zwölf Artikel der Bauernverfassung. Der Adel verwies auf die Gerichte, wiederum als Hinhaltetaktik bis zum Eintreffen der Söldner aus Italien. Die Reichsstädte Kempten und Ravensburg sollten Weiteres vermitteln. Der Bauernjörg handelte das mit allen drei Haufen aus und diese verhielten sich danach ruhig. Danach konnte der Truchseß in den Krieg gegen Württemberg ziehen. Auf dem Weg dahin traf er Bauern, die nach Württemberg unterwegs waren. Er metzelte rund 60 Bauern, mit Forken und Sensen bewaffnet, nieder und bei einer weiteren Schlacht kamen weitere 133 ums Leben. Auf der Seite des Truchseß’ gab es keine Verluste. Nach einem Sieg über Württemberg kehrte Georg III. Truchseß von Waldburg zurück.