Heiligenberg ist vor allem durch sein gleichnamiges Schloss bekannt, was im Stil der Renaissance weithin sichtbar über dem Linzgau thront.
Manche glauben, Heiligenberg habe seinen Namen, wegen der Verehrung des Berges in der Antike. Ja, die Kelten haben unweit von hier, und vielleicht sogar an dieser Stelle, auch gehaust. Tatsächlich wird der Berg im Mittelalter auch Sancto Monte, also lateinisch für heiliger Berg, genannt; jedoch geht das auf eine Reliquie zurück.
Mit 730 Metern über NN hat man einen prächigen Ausblick auf das Linzgau, den Bodensee und die Alpen dahinter.
Der Ort ist schon zur Antike besiedelt worden – man fand ja so einige Hinterlassenschaften. Aber erst ab dem Mittelalter gab es eine schriftliche Erwähnung der Ortschaft – im 12. Jahrhundert. Teils wurde der Ort auch nur als Berg bezeichnet. Allerdings gab es eine alte Burg, die heute oberhalb von Frickingen an den Wällen noch auszumachen ist. Ab dem 14. Jahrhundert spricht man aber nur noch von Hailigenberge, wegen der Reliquien des frühchristlichen Papstes Felix, der auch heilig gesprochen wurde. Ihm ist auch die Schlosskapelle gewidmet.
Die erste mittelalterliche Burg an dieser Stelle wurde 1276 erbaut, schon damals für den Grafen Heiligenberg. Von diesem Bau ist im heutigen Schloss nur der Bergfried und der Kemenatenbau auf der vom Bodensee abgewandten Seite der Renaissance-Anlage übriggeblieben.
Werfen wir einen kurzen Blick auf das Adelsgeschlecht der Grafen von Heiligenberg, der Originalfamilie. Diese hohe Adelsfamilie (Grafen) wurde erstmals 1135 genannt. Damals war der Graf ein Mann mit viel Einfluss. Bekannt sind die Herren Berthold und Berthold II., wobei der II der Vater und Berthold der Sohn ist. Der Sohn verkaufte Heiligenberg und widmete sich den kirchlichen Ämtern, auch sein Bruder Konrad ging zur Kirche. 1277 verkaufte Berthold die Burg, an den Bruder des Vaters: Hugo I. von Werdenberg aus der heutigen Schweiz. Mit Berthold starben die Original Heiligenberger aus.
Wie im Mittelalter üblich, benannte man sich nach der Ortschaft und so wurde der neue Burgbewohner Hugo I von Werdenberg-Heiligenberg. Es dauerte dann nicht mehr lange, bis das Linzgau durch die Grafschaft Heiligenberg begrifflich ersetzt wird. Zum Ende des 14. Jahrhunderts wird das Gebiet von Konstanz, nach Dingelsdorf, von Ludwigshafen bis nach Aach-Linz, und von Pfullendorf bis nach Ostrach, Riedhausen und Berg reichen. Die Grenze war die Schussen und der Bodensee. Die Grafen von Heiligenberg waren Landvogte und daher auch die Herren über Recht und Burgfrieden. Sie beschäftigten sich aber nur mit der höheren und nicht mit der niederen Gerichtsbarkeit (geringe Delikte); dabei wurden Strafen ausgesprochen und Ländereien abgetreten oder getauscht. Oftmals sind es Streitigkeiten, zuweilen auch das despektierliche Verhalten einer Magd.
In dieses Gebiet fallen auch wohlhabende Klöster, wie jenes das das Schloss Salem einst beherbergte. Zwischen den Gafen in dieser Burg und den Geistigen im Kloster gab es des Öfteren Streit bis die jeweiligen Kaiser, das Kloster unter Reichsschutz stellten. Das reichte zurück bis ins 12. Jahrhundert, solche Macht hatten die Grafen Heiligenberg. Doch haben sie nie die Herrschaft über das Kloster Salem ausgeübt.
Im späten Mittelalter wurde die Burg ausgebaut. Die Grafen von Heiligenberg-Werdenberg stockten ihr Gebiet und ihre Kasse kräftig auf. Ebenfalls üblich, gab man das Geld für Burgen aus. 1378 erbte der Nachkomme von Hugo die Burg Heiligenberg: Albrecht IV. Doch blieb ihm das Glück versagt und er starb ohne Nachkommen. Von seinem eingesetzten Erben wurde er hintergangen und verkaufte 1413 die Burg an die Einflussreichsten jener Zeit: die Habsburger. Sie dominierten nicht nur Oberschwaben für lange Zeit, sie stellten später die K und K Monarchie. 1428 starb der letzte der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg.
Nun war noch die Gräfin Anna von Werdenberg übrig. Sie heiratete den Grafen Fürstenberg im Jahr 1516 und ab 1535, zehn Jahre nach dem Bauernkrieg, sollten die Burgbewohner Fürstenberg-Heiligenberg heißen. Und noch heute, 200 Jahre nach der Säkularisierung, wohnt ein Teil der Adelsfamilie zuweilen in diesem Schloss.
Mit dem neuen Grafen, Graf Ferdinand II. von Fürstenberg, wurde die Burg zu einem Schloss im Stil der Renaissance. Im Jahr 1559 begannen die Arbeiten, kurz darauf verstarb der Graf. Sein Sohn, Graf Joachim, der ab 1560 die Bauarbeiten überwachte, ließ den Bau vollenden. Seit 1575 steht an der Stelle der alten Burg, das Schloss Heiligenberg als Vierflügel-Anlage auf drei Etagen. Zudem entstanden der Renaissancehof und ein Festsaal. Der Fachmann, der das umsetzte, war Hans Schwarz.
In den Jahren bis 1584 entstand der Rittersaal, eines der bedeutendsten Räumlichkeiten des Schlosses – auf zwei Etagen, mit reichlich Holzschnitzereien und einer Kassettenholzdecke. Die Arbeiten wurden von Jörg Schwartzenberger aus Meßkirch gefertigt. Der Kaminunterbau ist aus Sandstein und mit Figuren verziert. Man nimmt an, dass diese Figuren von Hans Morinck stammen. Der Südflügel ist wohl der prachtvollste von allen. Ein weiteres Highlight ist der frei stehende Glockenturm, der eine barocke Haube hat. Er ist aus dem Jahr 1600.
Jedoch ist auch die Kapelle sehenswert und ebenfalls aus dieser Zeit und verfügt über einen Touch von Gotik. Die riesigen Glasfenster, die sich über drei Etagen ziehen, sind ursprünglich aus einer Kirche in Konstanz. Das Gewölbe ist von 1599 von Dürner, die Empore mit Relief und Figuren von 1596 von Glöckler und ausgemalt wurde es im 19. Jahrhundert. Die Kapelle ist auch der Friedhof für die Fürstenberger.
Von Nordosten erreicht man den Eingang bei einem Pavillon über eine Brücke aus Stein. Die Vorburg hingegen ist nicht so prachtvoll gestaltet, verfügt jedoch ebenfalls über renaissencetypische Giebel. Sie diente einst als Bollwerk gegen feindliche Truppen. Jedoch verlor sie schon im 16. Jahrhundert ihre strategische Bedeutung. Davon zeugen nur noch die ehemaligen Wehrtürme.
Der Brunnen vor dem Schloss entstammt übrigens nicht aus dem Mittelalter, sondern von 1914. Die Figuren auf dem Brunnen sind von 1885.
Ab dem 17. Jahrhundert ist das Schloss nur noch selten im Zentrum der Adelsfamilie. Einer technischen Fehlleistung haben wir es zu verdanken, dass das Schloss den Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) überlebt hat. Französische Truppen wollten die Anlage ursprünglich sprengen, was glücklicherweise nicht funktionierte.
Auch diese Linie der Fürstenberg-Heiligenberger war nicht von männlichen Nachkommen gesegnet und starb 1716 aus. Die Fürstenberger einer anderen Linie übernahmen das Schloss, aber wohnten dort nur selten.
Erst in den Jahren 1796 bis 1854 wurde das Schloss renoviert und mit einem Park versehen, was mit für die Entwicklung von Heiligenberg als Kurort beitrug.
Das Schloss kann durch eine Führung besichtigt werden. Dies aber nur zwischen Mitte April und Ende Oktober, jeweils dienstags bis sonntags um 11 Uhr, 14 Uhr und 15.30 Uhr möglich. Tickets gibt es beim Sennhof am Schloss.
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Führungen im Schloss Heiligenberg Ostersamstag bis Ende Oktober Dienstag bis Sonntag
(nicht und Sonntag), 11, 14 und 15:30 h