Eines der wichtigsten Kastelle in Oberschwaben war das Reiterkastell Vemania hinter Isny im Allgäu.
Das Reiterkastell Vemania (Vimania) war Teil des Donau-Iller-Rhein-Limes, das fast bis zum Ende des römischen Imperiums standhielt.
Die Kastelle waren frühe Burgen, die die Römer bauten, um den Grenzverlauf zu Germanien abzusichern. Der Limes war keine feste Grenze, wie man es heute kennt, sondern ein durchlässiges Konstrukt, das bei Bedarf Soldaten aussandte, um Eindringlinge aufzuhalten oder Beutezügen der Germanen nachzugehen. Per Feuer wurde das Signal weitergegeben und die Reiter fingen die Eindringlinge oder Räuber vor oder hinter der eigentlichen Grenze ab.
Die Römer kamen um die Zeitenwende in das heutige Oberschwaben und errichteten im Laufe der Jahre eine Grenzsicherung, die man heute als Limes kennt. Es gab mehrere Verläufe. Zur größten Ausdehnung des Imperium Romanum verlief der Limes über Aalen nach Gunzenhausen und ab kurz vor Regensburg entlang der Donau.
Ab dem 3. Jahrhundert, vor allem unter Kaiser Diokletian, zogen sich die Römer an den Donau-Iller-Rhein-Limes zurück. Der vorherige Verlauf, bekannt als Obergermanisch-Rätischer Limes, wurde aufgegeben. Der Donau-Iller-Rhein-Limes verlief vom Bodensee über Bregenz bis nach Kempten und dann entlang der Iller. Zwischen Bregenz (Brigantium) und Kempten (Cambodunum) lag das Reiterkastell Vemania, wo heute der kleine zu Isny gehörende Ort Bettmauer liegt.
Die römische Provinz, die der Limes schützte, war Raetia II, wozu eben auch Oberschwaben gehörte. Aus dem aufgegebenen Kastell, so die Forschung, entstand der Ort Isny. Ob Isny von der Göttin Isis abgeleitet wurde oder für Eisen stand oder einen ganz anderen Ursprung hat, ist Teil der Forschungsdiskussion. Bettmauer könnte aber mit dem Kastell in Verbindung gebracht werden, da Mauerreste noch bis ins Mittelalter vorhanden waren. Bettmauer wurde als Bettmaur im Jahr 1307 als Grenzpunkt erwähnt.
Das Kastell muss eine hohe Bedeutung gehabt haben und wurde in verschiedenen Quellen der Antike genannt. Es lag vor dem Adelegg Höhenzug, wo sich auch der Schwarze Grat befindet. Noch heute sieht man die Erhebung, die für das Kastell geschaffen wurde. Die Ausmaße der Anlage sind bis zu 80 Meter in der Länge und bis zu 45 Meter in der Breite. Es war ein Fünfeck, das auf den Moränenhügel, auf dem es stand, zugeschnitten war. Zudem war es durch das sumpfige Gelände geschützt, das heute durch Gräben entwässert ist. In der Nähe war ein wichtiger Flussübergang über die Argen, die damals vielleicht direkt am Kastell vorbei lief. Die Position war also durchaus günstig gewählt und von der Anhöhe konnte man weit blicken.
Das Kastell diente vor allem dem Schutz der Grenze und damit der römischen Bevölkerung vor germanischen Übergriffen. Im Umfeld des Kastells siedelten sich auch viele Menschen an. So gab es auch bei Maierhöfen eine Siedlung, die dem Schutz des Kastells unterstand.
Die Reiter, die bei Alarm ausrückten, schützten den Abschnitt bis nach Bregenz. Je nach Aufgabe konnten von hier aus Verbände von römischen Legionären ausgesendet werden. Besonders schützenswert waren auch die Straßen zwischen Leutkirch und Immenstadt, zwischen Kempten und Wangen.
Des Weiteren gab es in Sichtweite besetzte Überwachungstürme, die man als Burgi bezeichnet. Dem Kastell wurden etwa 15 solcher Wachtürme zugeordnet. Der nächste Turm war bei Nellenburg oder bei Weitnau, vermutlich dort wo im Mittelalter die Burg Alttrauchburg (Bayern) stand. Weitere Wachtürme, die in Verbindung zum Kastell Vemania standen, waren die Burgus Ahegg, bei Heimenkirch-Meckatz, Dreiheiligen und Kappen. Die Liste ist nicht erschöpfend, aber sie befanden sich alle auf der Limeslinie und waren durch einen Weg miteinander verbunden.
Das Kastell entstand, weil man den Limes zurückgezogen hatte. Im Jahr 213 durchbrachen die Alemannen die römische Grenze. Sie versuchten es immer wieder, bis es eines Tages, zwei Dekaden später, gelang, weiter zu kommen. Die Grenztruppen der Römer waren wegen der Kriege im Nahen Osten ausgedünnt. Die Alemannen nutzten die römische Infrastruktur und konnten auf den befestigten Straßen schnell vorankommen. Sie eroberten Augsburg und Kempten und zogen plündernd sogar bis nach Mailand.
Unter Kaiser Valerian und Gallienus wurde der Druck durch die Alemannen so groß, dass die Römer Probleme bekamen. Auch wenn es darüber hinaus noch römischen Einfluss gab, führten auch wirtschaftliche Gründe zu einer Limes-Verlegung. Während der Amtszeit des Kaisers Diokletians zum Ende des 3. Jahrhunderts zogen sich die Römer an den Donau-Iller-Rhein-Limes zurück, wofür Vemania ein wichtiger Stützpunkt war.
Allerdings gab es wohl schon vorher eine römische Siedlung an diesem Platz. Die Forschung geht von einem ersten Lager um 260 n. C. aus. Diese Siedlung war wohl auch von den alemannischen Überfällen betroffen. Der vorherige Kaiser Probus ließ Vemania daher immer wieder verstärken und ausbauen. Dennoch zerstörten die Alemannen das Kastell im Jahr 282 und 302.
Der Wiederaufbau erfolgte ab 306 und dauerte bis 337. Damals regierte Konstantin I., nach dem auch die Stadt Konstanz benannt wurde, wo ebenfalls ein Kastell stand. Im Jahre 350 wurde das Kastell instand gesetzt und eine Dekade später kam es zu vernichtenden Bränden. Doch das Kastell Vemania wurde erneut hergestellt.
Erst ab 401 und letztlich bis 406 wurde das Reiterkastell Vemania von den Römern verlassen. Zu diesem Zeitpunkt zerstörten die Römer die Anlage selbst, um den sich nähernden Alemannen nichts Verwertbares zu überlassen. Die Truppen wurden unter dem Befehlshaber Flavius Stilicho gegen den Goten Alarich gesandt, der bereits weit ins Herz des Romanum Imperium vorgedrungen war.
Die Steine der Verteidigungsanlage wurden, wie es im Mittelalter üblich war, in anderen Gebäuden wiederverwendet.
Das Kastell Vemania wurde über die Jahrzehnte immer wieder an die Begebenheiten angepasst. Nach dem die Anlage in der Mitte des 3. Jahrhunderts initiiert wurde, gab es bereits unter Kaiser Valentin erste Umbauarbeiten. Insgesamt ergaben die Grabungen sechs Bauphasen.
Neben den Wehrmauern gab es auch einen Graben, der wohl schon am Anfang des Kastells ausgehoben wurde. Er war über 1,50 Meter tief. Im Laufe der Jahre wurde das Kastell erweitert. Dafür musste man die Erde an den Ausbaustellen anhäufen. Die Mauer war von Türmen an den Ecken und zwischendurch durchsetzt, die mit dem Ausbau in der Anzahl zunahmen. Die Mauerdicke maß bis zu einem Meter.
Ein Tor war dort, wo man es heute noch vermuten würde – im nordwestlichen Teil. Dieses Tor war von vorstehenden vier Meter großen Türmen gesichert. Außerdem wurde der Graben auf der westlichen und südlichen Seite auf drei Meter vertieft. Nach dem Graben mussten die Angreifer eine Böschung von bis zu sieben Metern überwinden und standen dann vor der Mauer.
Die Kastelle waren in der Regel immer gleich aufgebaut. Vemania unterschied sich aber wegen des Platzes. Zentrale Wegführung, ein gemauerter Sitz für den Befehlshaber (Principia) und die hölzernen Baracken für die Soldaten und Handwerker waren aber auch hier gegeben. Das Principia maß 15 Meter auf 19,5 Meter. Die Räume der Verwaltung waren im östlichen Teil untergebracht. Auf dem übrigen Gelände standen im Abstand von etwa fünf Metern die Baracken und Pferdeställe. Je nach Ausbaustadium erreichten diese unterschiedliche Größen.
Das Kastell war mit 200 Reitern bestückt. Weitere 300 waren formell dem Kastell zugeordnet, aber verrichteten ihren Dienst auf den Wachtürmen in der Umgebung. Die Hilfstruppen waren oftmals nicht dort eingesetzt, wo sie herkamen, um eine Rebellion zu vermeiden. Die Soldaten von Vemania waren Sequaner, keltoromanische Krieger aus dem östlichen Frankreich. Sie wurden von 296 bis 299 gegen Karthago entsandt.
Schon 1490 suchten die Mönche des Klosters Isny unter Abt Georg nach Gold an dieser Stelle und tatsächlich wurden sie fündig. Man fand Gold und Silber aus der Zeit der Römer. Erst um die Wende zum 20. Jahrhundert fanden die ersten archäologischen Forschungsgrabungen statt. Richtig ergiebig wurden die Ausgrabungen aber erst ab 1966. Damals fand man 2.000 Münzen in der Umgebung des Kastells.
Neben Münzen und Schmuck fand man auch Werkzeug- und Brennöfenreste, aber auch Alltagsgegenstände wie Geschirr, Reiterausrüstungen oder Feuerstellen, wo man Fleisch zubereitete. Dort fand man auch Knochen eines Kamels.
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Gibt es bereits Kommentare?
"In der Nähe war ein wichtiger Flussübergang über die Donau" in Bezug auf Vemania ist wahrscheinlich eine Verwechslung. Statt Donau sollte es wohl Argen heißen. Bitte korrigieren.
Hallo! Vielen Dank für den Hinweis, da haben Sie selbstverständlich recht. Ich habe den Passus geändert. Vielen Dank für Ihre Hilfe bei der Verbesserung von oberschwaben-tipps.de!