Schloss Bad Wurzach
Das Alte Schloss in Bad Wurzach steht auf dem Platz des heutigen, Neuen Schlosses in Bad Wurzach und lockt vor allem wegen der barocken Kunst die Besuchenden an.
Das Schloss in Bad Wurzach ist eine Station auf der Oberschwäbischen Barockstraße, denn von diesem Stil ist das Neue Schloss eindrucksvoll geprägt. Das Schloss und die Stadt entstammen ihrem Ursprung den Truchsessen von Waldburg.
Geschichte von Bad Wurzach
Die gesamte Geschichte der Stadt Bad Wurzach ist eng mit der Geschichte des Hauses Waldburg verbunden, die wiederum ihren Ursprung in Alttann, damals Tanne, hatten. Bad Wurzach wurde vermutlich erst im Hochmittelalter gegründet – eben von den Truchsessen von Waldburg.
Erstmals wurde Wurzach als Oppidum Wrzun im Jahr 1273 erwähnt. Die Silbe “Wur” kommt vermutlich von Wuhr und meint entweder Damm, Graben oder Wehr. Der Name rührt daher vermutlich von der Ach, welche einen Graben durch die Landschaft zog oder auch von der ursprünglichen Funktion der Stadt. Als Wurzach gegründet wurde, war es nämlich die Aufgabe der Truchsessen von Waldburg, welche im Dienst der Welfen standen, das Gebiet für den Salzhandel zu sichern.
Und schon 1333 wird Wurtzun zur Stadt erhoben und erhält die Stadtrechte nach Memminger Vorbild vom bayrischen König. Damit einher ging das Marktrecht, die niedere Gerichtsbarkeit und der Bau einer Stadtmauer. Im Jahr 1385 wurde ein Bürgermeister erwähnt. Erst 1422 wurde in den Urkunden zu Bad Wurzach eine Burg erwähnt, das als “Altes Schloss” gilt.
Als sich die Linie des Hauses Waldburg 1429 teilte, kam Wurzach in der Erbfolge an die Georgische Linie. Im Jahr 1485 erteilte der Kaiser erneut das Lehen an die Truchsessen und verlieh Wurzach den Blutbann (Hohe Gerichtsbarkeit).
Im Aufstand der Bauern, dem sogenannten Bauernkrieg 1525, kam es auf dem Leprosenberg zu einer Schlacht zwischen den Bauern und dem Bauernjörg – Georg III. von Waldburg. Er führte den Kampf aufseiten des Adels an und erhielt damit auch seinen Namen “Bauernjörg”, da er die Bauern nicht nur vernichtend schlug, sondern ihre Rädelsführer folterte und abschlachtete.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts teilte sich das Haus Waldburg abermals und Wurzach fiel an die Linie Waldburg-Zeil. Ab 1675 gab es die Linie Waldburg-Wurzach. Damit verringerte sich die Souveränität der Stadt Wurzach, denn man entließ den städtischen Amtmann. Ab 1793 gehörte auch ein Teil der Herrschaft Kisslegg zur Linie Waldburg-Wurzach – der paumgartnerische Teil. Nach 1806 gehörte Wurzach zu Württemberg. Allerdings war die Polizei bis 1849 dem Adel unterstellt. Die Linie Waldburg-Zeil-Wurzach starb 1903 aus.
Seit 1950 darf Wurzach das Prädikat “Bad” tragen und heißt seitdem Bad Wurzach. Das Wappen der Stadt zeigt einen roten Krebs auf weißem Grund, was auf den vergangenen Krebsreichtum in der Ach hinweist. In einer Rechnung aus dem 16. Jahrhundert geht die Lieferung von 1300 Krebsen an Memmingen hervor. Schon 1335 wurde das Tier im Wappen geführt. Einer Legende nach forderten die Einwohnenden einen Krebs zum Tanzen auf und begeistert vom Tanz sollen sie das Tier in das Wappen aufgenommen haben. Davor, so die Legende, soll es mysteriöserweise gar keine Tiere mehr in und um Wurzach gegeben haben.
Altes Schloss Bad Wurzach
Das sogenannte Alte Schloss von Wurzach bildet das Fundament des heutigen Schlosses, es steht auf demselben Platz. Tatsächlich war das Alte Schloss eine Burg. Damals bestand die Stadt vor allem aus der Marktstraße und die Burg war offenbar bereits damals nach Süden ausgerichtet.
Heute ist von der alten Anlage nur noch der Ostflügel und die Kapelle erhalten, die aber erst nach dem Bau des Ursprungsgebäudes entstanden. In der Kapelle befindet sich zudem die Grabstätte des Truchsessen Georg I. von Waldburg, der 1467 starb. Im Jahr 1994 wurde der westliche Teil des Alten Schlosses, das Hohe Haus, umgebaut, da es baufällig war.
Ob schon vor dem Alten Schloss eine wehrhafte Burg an dieser Stelle war, ist unklar. Es wird auch darüber spekuliert, dass der erste Bau einer Burg auf dem Gottesberg bei Bad Wurzach gestanden habe. Jedoch gibt es dazu bisher keine weiterführenden Erkenntnisse. Erst als die Anlage erwähnt wurde, zunächst nur die Kapelle 1422, kann man gesichert von der Existenz einer Anlage ausgehen. Die Burg selbst wurde im Jahr 1424 erwähnt.
Im 17. Jahrhundert war die Anlage bereits marode und bestand aus einem hohen Gebäude, aber keinem Turm. 1692 wurde der Ostflügel, das sogenannte Rentamt, erbaut und eine Mauer gezogen. Das Tor erhielt zwei Wachpavillons.
Das Alte Schloss war aber für die Ansprüche des Grafen Sebastian Wunibald Waldburg-Zeil-Wurzach im 17. Jahrhundert zu unbequem, weswegen er einen Neubau in Auftrag gab. Die Fertigstellung des Neuen Schlosses sollten weder er noch sein Sohn erleben. Derweil quartierte sich der Graf sich im Schloss Zeil ein.
Zudem gab es einen Streit um den Residenzort. Der Fürstabt Rupert von Kempten, der auch der Lehnsherr war, sah Manstetten dafür vor. Daher baute man auch dort am Ende des 17. Jahrhunderts ein Schloss auf. Doch man kam nur ein Stockwerk weit, da der Fürstabt Rupert im Jahr 1700 starb. So begannen die Arbeiten am Neuen Schloss in Bad Wurzach in barocker Form.
Barockes Schloss Bad Wurzach
Erst der Sohn des Grafen, der Graf Ernst Jakob von Waldburg-Zeil-Wurzach, konnte den Bau 1723 beginnen. Die Fertigstellung führte wiederum dessen Sohn, Graf Franz Ernst, aus. Damals war offensichtlich noch nicht viel erledigt, wie aus den Aufzeichnungen von Franz Erst hervorgingen. So war zu diesem Zeitpunkt nur der Westflügel fertig. Auch der barocke Garten sollte unter seiner Regie entstehen.
Ganz im Stile des Barocks entstand eine Dreiflügelanlage, welche nach wie vor nach Süden ausgerichtet ist. Der Mittelbau hat drei Etagen und ein Risalit, einen Vorsprung in der Höhe. Nicht ganz klar ist, wer der Baumeister war. Aber es gibt einige Kandidaten: So gilt als sicher, dass Johann Caspar Bagnato zumindest beraterisch beteiligt war. Er war ein bekannter Baumeister, der beispielsweise auch in Altshausen am Schloss arbeitete. Ein weiterer möglicher Baumeister ist Pierre Michel D’Ixnard, den man hinter der Arbeit der Truchsessengalerie auf der dritten Etage vermutet. Er arbeitete auch am Schloss in Aulendorf.
Solange das Schloss Residenzort war, bis 1876, war es ein Zentrum der Macht, des Zanks, aber auch der Malerei und Musik. Ab 1924 wurde es mit dem Einzug des Salvatorianer Kollegs eine Internatsschule. Ein Teil des Schlosses wurde vorübergehend zu einer Brauerei.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss als Kriegsgefangenen- und als Internierungslager genutzt. Seit ab 2004 ist das Schloss eine Stiftung und lädt regelmäßig zu Banketten und Kulturevents ein. Der Ort wird zudem gern für Hochzeiten gewählt. Und der der Westflügel ist heute eine Seniorenanlage.
Treppenhaus im Schloss Bad Wurzach
Ein besonderer Hingucker in diesem Schloss ist das Treppenhaus im Stil des Barocks. Hier entfaltet sich die ganze barocke Pracht und es ist frei zugänglich. Das Treppenhaus verfügt über doppelläufige Stiegen und der Aufgang ist rund 12 Meter breit.
Anfangs verwendete man massives Bauwerk, aber ab dem ersten Stock wurde leichteres Material verwendet. Später wurde noch eine Galerie im dritten Stock eingebaut. Vom Treppenhaus, das sich in Kreisen nach oben zieht, gelangte man auch zur ehemaligen Bibliothek.
Die Säulen sollen den Eindruck des Prachtvollen unterstreichen und weisen auf die Antike hin. Auch die Figuren, die das Treppenhaus tragen, verweisen auf die griechische Antike: Atlas, der das Himmelszelt trägt. Die Inschriften an den Türen weisen teils auf die Erbauungszeit, teils auf Heilige hin; mit der Bitte der Verteidigung an den Heiligen Michael.
Die erste Etage war einst eine beträchtliche Sammlung an Kunstwerken, rund 1.400 Werke wurden ausgestellt. Im Napoleonischen Krieg wurde die Sammlung veräußert. Einige Werke finden sich heute im Bode-Museum Berlin.
Auf der zweiten Etage befindet sich gleichfalls ein Bild das der griechischen Mythologie entnommen ist. Im Mittelpunkt steht die Herkules-Sage, wonach der Mensch über die Natur siegen kann. Herkules fährt in einem Wagen, dessen Pferde die Götter Eos und Morgenröte darstellen sollen.
Des Weiteren gibt es ein Bild von Zeus, der im blauen Cape und mit einem Zepter thront. Dazu wird offenbar der gesamte Olymp dargestellt, darunter Amalthea, Athene, Aphrodite, Hera, Artemis, Hephaistos und selbst der Titansturz ist im Hintergrund zu sehen.
Im Zentrum des Treppenhauses ist an der Decke eine farbenfrohe Malerei im Stil des Rokokos (Spätbarock) zu sehen. Die Tiefenwirkung ist ein typisch barockes Stilmittel, dabei arbeitet man mit optischen Tricks. Hier im Zentrum steht abermals Zeus und etwas kleiner der Kriegsgott Ares. Weitere Götter vom Olymp kreisen um ihn: Hermes, Poseidon, Kronos, Aphrodite und wieder Herkules, dieses Mal im Kampf gegen Hydra. Alle in ihrer jeweiligen Sagenfunktion und es gibt zwei Inschriften in Latein, die sagen: “Das Leben gibt den Menschen nichts ohne große Mühe” (Horaz) und “Die Tugend folgt der Ruhm wie ein Schatten” (Cicero).
Da man bei der Erbauung offenbar auch auf die Akustik im Treppenhaus achtete, finden hier und im Wintergarten noch heute Konzerte statt.
Wo ist das Schloss Bad Wurzach?
- Marktstraße 9
- 88410 Bad Wurzach
- GPS: 47.908780, 9.896489
- Infoseite zum Schloss
Das Treppenhaus ist täglich geöffnet. Die Stadtführung blickt ebenfalls ins Schloss. Dafür trifft man sich jeden Freitag um halb drei an der Stadtkirche St. Verena.