Das Schloss Friedrichshafen war annähernd 800 Jahre lang das Kloster Hofen am Bodensee.

Die Stadt Friedrichshafen gibt es noch nicht so schrecklich lange, einst waren es zwei Siedlungen: Buchhorn und Hofen. Das Kloster Hofen wurde im 19. Jahrhundert zum Residenzschloss des württembergischen Königs Friedrich (1754 bis 1816), daher ist die Stadt nach ihm benannt worden: Friedrichshafen. Heute gehört die Kirche des ehemaligen Klosters mit seinen Doppeltürmen zum Bodensee hin zur Skyline der Stadt.

 

Geschichte Friedrichshafens

Friedrichshafen, bestehend aus dem Dorf und Kloster Hofen, sowie der Reichsstadt Buchhorn (früher Buachihorn), gibt es seit 1811. Beide Ortschaften für sich waren nur kleine, wenig bedeutsame Flecken in Oberschwaben. Westlich das Dorf und Kloster Hofen, welche im Ursprung etwas mehr landeinwärts lagen, ungefähr bei der heutigen Werastraße. Vermutlich war der See früher ausgedehnter, weshalb die Ortschaft wohl weiter hinten siedelte.

Buchhorn, am See etwas östlich, war recht klein und hatte nur ungefähr 3,5 Hektar Fläche, was umgerechnet rund 5 Fußballfeldern entspricht. Der Name leitet sich von einem Horn (harter Landvorsprung) und den darauf wachsenden Buchen her. Aus der Gründungszeit sind noch die Wege Karlstraße, Wilhelmstraße und der Adenauerplatz erhalten. Zwischen den beiden ehemaligen Ortschaften zieht sich die heutige Promenade am Bodenseeufer. Vermutlich war Buchhorn der Sitz der ersten fränkischen Grafen in Alemannien: die Grafen von Udalrichinger. Sie werden auch mit der Schwedenschanze bei Frickingen in Verbindung gebracht. Sie hatten ihre Burg auf dem Platz des heutigen Schlosses. 883 wurde Buchhorn als “vicus Puochiorn” erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert wurde das Dorf prope Buchorne und 1343 ze Dorf und ze Hofen by Buchhorn genannt, bzw. urkundlich belegt.

Anfang des 11. Jahrhunderts teilte sich die Linie der Udalrichinger mit einem Sitz in Bregenz und mit der Herrschaft über das Gau Argen und mit einem Sitz in Buchhorn und der Herrschaft über das Linzgau. Doch am Ende des Jahrhunderts gab es keine Udalrichinger mehr, so ging Buchhorn an die Welfen und ab 1189 war es im Besitz der Staufer. Sie förderten den kleinen Ort und es entwickelte sich eine Stadt – die kleinste Stadt in Oberschwaben!

Mit den Stadtrechten 1274 errichtete man Rathaus, Stadtmauer und die Stadttore, benannt nach ihren Richtungen: Ravensburg, Lindau, Überlingen.

Im Jahr 1274 bekam die Reichsstadt von den Habsburgern das Überlinger Recht und war fortan unabhängig von anderer Gerichtsbarkeit. Zu dieser Zeit lebten die Bürger Muris und Möttelin noch hier, die dann nach Ravensburg abwanderten. 1299 bekommt Buchhorn auch das Marktrecht. Dennoch wurde Buchhorn bis 1232 an den Grafen von Heiligenberg-Werdenberg verpfändet – und das als Reichsstadt, die nur dem Kaiser gegenüber verpflichtet war. Da man sich für die Habsburger entschied, was mit dem Investiturstreit zu tun hatte, wurde Hofen vom Bischof von Konstanz eingenommen und weitgehend zerstört.

Im 14. Jahrhundert bekommt Buchhorn einen Bürgermeister und eine Stadtverfassung, deren Hauptachsen die Zünfte waren.

Um 1401 wurde Buchhorn die hohe Gerichtsbarkeit verliehen, was im Mittelalter Blutbann hieß. Knappe 130 Jahre später wurde von der Landvogtei Schwaben genau definiert, wo das Hoheitsgebiet der Stadt endet. Daher suchte man schon zuvor Schutz beim Schwäbischen Städtebund in Zürich, wo man Buchhorn ins Bürgerrecht aufgenommen hatte. Buchhorn expandierte danach und erwarb Oberbaumgarten.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) nutzten die Schweden den Hafen für ihre Militärschiffe. Die Ortschaft bekam den Namen Gustavsburg. Mißmanagement und die Tribute ließen die Stadt verarmen und sich verschulden. Zeitweise wurde versucht, sich in habsburgische Gefilde zu verorten, doch das blieb erfolglos. Im 18. Jahrhundert wurde der Ort bayrisch und ein zentraler Salzhandelsort. So kam es, dass Friedrichshafen zehn Jahre später zunächst an Bayern und ein Jahr vor der Umbenennung an Württemberg (1810) fiel.

Erst mit der Etablierung der Sommerresidenz des württembergischen Königs, des Ausbaus der Verkehrswege in Form von Straßen, sowie der schwäbischen Eisenbahn ab 1847, und natürlich dem Hafenausbau 1850, wurde Friedrichshafen langsam zur Industriestadt. Vor allem die Luftschifffahrt, der Motorenbau (Maybach) und Graf Zeppelin haben dazu beigetragen.

Im Zweiten Weltkrieg musste Friedrichshafen zwei Drittel der Stadt neu aufbauen, was auch dazu führte, dass sich mehr Industrie ansiedelte. Nach und vor dem Krieg wurden viele Ortschaften eingemeindet. Inzwischen ist Friedrichshafen auch eine Messestadt.

Geschichte des Klosters Hofen & Kunst in der Schlosskirche

Die Geschichte des Klosters Hofen beginnt mit dem Streit bezüglich der Investitur, was vom lateinischen Wort “Ankleiden” kommt. Und noch heute bekleidet man Ämter – doch wer darf das entscheiden? Der Papst oder der König (Kaiser)? Genau diesen Streit focht man im 11. Jahrhundert aus. Die Antwort war die Teilung der Macht zwischen Papst und Krone, was mit dem Gang nach Canossa seinen Abschluss fand. Der Adel in Buchhorn war auf der Seite des Kaisers, damals Heinrich IV. Vielleicht war die Gründung des Klosters ein Versuch der Machtausübung gegenüber dem Papst.

Gegründet wurde das Kloster von Bertha, die Witwe des Grafen von Buchhorn (Bregenz) Otto I. Das Kloster und die Burg Hofen waren ein Komplex und das Kloster sollte die Grablege der Grafenfamilie werden. Belebt wurde das Kloster von den Nonnen des Ordens der Benediktiner, die Schutzheiligen waren Sankt Andreas und Pantaleon (letzterer ab 1215). Die Kirche in Buchhorn wurde dem Kloster Hofen inkorporiert. Mit dem Übergang der Herrschaft an die Welfen kam das Kloster im Jahre 1101 unter die Obhut eines anderen Klosters, das in Weingarten – das Stammkloster der Welfen.

1215, also 115 Jahre nach dem das Kloster Hofen dem Kloster Weingarten unterstellt wurde, erbaute man eine neue Kirche. Der Bau im Stil der Spätromanik stand an der Südseite des Klausurgebäudes. Die heutige Kirche im Nordflügel entstand zwischen 1695 und 1702.

Im Gegensatz zu Buchhorn war Hofen unter der Gerichtsbarkeit des Schenken von Schmalegg-Ittendorf. Das Kloster selbst hatte nur eine niedere Gerichtsbarkeit. Aus den Urkunden gehen verschiedene Verkäufe des Klosters hervor. So verkaufte man einen Hof in Riedhausen für 10 Mark Silber, 1271 verkaufte man den Zehnten von Manzell an das Kloster Weißenau für sechs Mark Silber. Jeweils unter Mitzeichnung oder Zustimmung des Klosters Weingarten. Ebenfalls im 13. Jahrhundert verschenkte Graf Rudolf von Montfort seine Ländereien in der Nähe nicht an das Kloster Hofen, sondern an das Kloster Weißenau. Auch die weltlichen Herren des Klosters haben dessen Ressourcen zur Schuldentilgung genutzt.

Die Nonnen im Kloster versuchten sich von äußeren Zwängen zu befreien, denn in dieser Abhängigkeit zum Kloster Weingarten konnte man nur wenig tun. Dies geschah sehr zur Unzufriedenheit des übergeordneten Klosters Weingarten. Um dem Treiben ein Ende zu bereiten, hatte man den Nonnen Missmanagement vorgeworfen und hob das Kloster Hofen im Jahre 1419 auf. Die Besitzungen und das Kloster wurden schon seit 1170 von einem Propst verwaltet. Ein Propst ist quasi ein Vormund für das Kloster und wickelt die Geschäfte ab. Das Kloster Weingarten wollte diese Tätigkeit aber nicht mehr ausüben, so hatte man die Rechte auf den Abt übertragen. Ein normaler Verwalter und ein Pfarrhelfer wurden engagiert, um das Kloster abzuwickeln. Für diese wurde 1431 ein Haus in Buchhorn gekauft.

Die letzte Nonne des Klosters Hofen und ein Dominikanermönch, Jacob de Reate, überzeugten die Stadt Buchhorn von der Reaktivierung des Klosters und versuchten zusammen im Jahre 1435 die Pfarrrechte zu erwerben. 1441 entschied das Konzil in Basel einen Vergleich in diesem Fall. Der Kompromiss war, dass der Propst fortan vom Bischof eingesetzt wurde und das Amt lebenslang ausführte.

In den unruhigen Zeiten des 16. Jahrhunderts kaufte die Stadt Buchhorn das Kloster, um es 24 Jahre später, 1548, an das Kloster Weingarten zu verkaufen. Der Propst jener Tage war Rupert Reichelin von Meldegg und er war gegen die Beschlüsse des Konzils von Trient. Dort wurde beschlossen, dass der Gottesdienst einheitlich ablaufen solle. Da sich der Propst dem nicht beugen wollte, hat ihn der päpstliche Botschafter, der Nuntius, abgesetzt und in den Kerker werfen lassen. Der Botschafter des Papsts war Ninguarda, Bischof und Statthalter von Regensburg. Es sollte kein weiterer Propst eingesetzt werden, so seine Anweisung.

Doch 1581 verstärkte sich der Druck des Konvents in Hofen, einen neuen Propst zu ernennen, so kam Johann Jakob Schnell an diese Stelle. Mit seinem Tod, 1594, wurde Hofen zu einer eigenen Pfarrei – zusammen mit Buchhorn.

Doch die Zeiten wurden im nächsten Jahrhundert noch unruhiger: Der Dreißigjährige Krieg stand vor der Tür und mit ihm die Schweden. Sie brannten das Kloster 1634 nieder. Doch das Kloster wurde wieder aufgebaut. Jener Tage,  in der Mitte des 17. Jahrhunderts, bemühte sich Michael Beer, der auch am Schloss Sigmaringen arbeitete, um den Erbau, vor allem der Wirtschaftsgebäude.

Ab 1695 entstand ein dreiflügeliger Konventbau mit Satteldach, der Grundriss war rechteckig. Zusammen mit der Klosterkirche war es eine geschlossene Anlage. Vermutlich wurde das erste Geschoss im romanischen Stil und der zweite Stock im Stil des frühen Barocks wieder errichtet. Es war auch eine Wehranlage, so gab es Tortürme und vermutlich eine Mauer.

Die Kirche wurde vergrößert. Die Türme der Westfront entstanden und ein Chor wurde eingebaut, dessen Begrenzung von einer Figur mit einem Bischofsstab markiert wurde. Der Bau, dessen Leitung Christian Thumb übernahm, orientierte sich an der Kirche in Obermarchtal. Im Stil des Barock ist der Stuck im Refektorium (Schlafraum der Mönche). Der Stuck des Hochaltars stammt von der Familie Schmuzer und einige Gemälde entstammen der Hand von J. A. Feuchtmayer, der auch im Schloss Tettnang, Schloss Salem, Neues Schloss Kisslegg, in der Basilika Pfullendorf und auch im Kloster Weingarten seine Werke hinterließ. Die Kanzel der Kirche ist von Ulrich Byss.

Zur Fertigstellung 1701 (Wirtschaftsgebäude ab 1707) unterstand das Kloster wieder einem Verwalter, doch hatten 12 Mönche und drei Laien ihren Sitz hier. Die Eröffnung des neuen Klosters war am 30. November 1702. Die Kirche befand sich nunmehr an ihrem heutigen Platz. Die heutige Kirche hat ein Langhaus, das aus vier Jochen besteht und hinten im Chor wird es dreijochig. Viel Stuck verziert das Innere, wobei das Original kaum erhalten ist. Der aktuelle Stuck ist von 1950 von Joseph Schnitzer. Nur im Chor ist Stuck von Joseph Hildebrandt von 1699 erhalten.

Am Hauptportal, die von Johann Kuon und Jakob Boss stammen, sieht man die Jahreszahl der Fertigstellung 1701.

 

Geschichte des Schlosses Friedrichshafen

Nach der Säkularisierung 1803 ging das Kloster, wie auch das Dorf, durch viele Hände und endete 1806, schon vor Buchhorn, im Württembergischen. Davor war es im Besitz von Nassau-Oranien (1803), ein Jahr später war es im Besitz von Österreich und erst mit dem Wiener Kongress endete dies. Österreich hatte Hofen und Buchhorn besetzt, was dazu führte, dass die Menschen die Vorräte im Kloster plünderten.

Die Schlosskirche wurde evangelisch und das Kloster zum Schloss des Königs ausgebaut. Ab 1814 bis 1824 wurde es zur Sommerresidenz des Königs von Württemberg. Übrigens hatte Napoléon den Fürsten von Württemberg zum König ernannt, was sein Gebiet mehr als verdoppelte. Der König begann auch mit dem Bau der Neustadt und errichtete Gebäude entlang der Friedrichstraße, die die beiden Ortskerne verband. Die heutige Uferpromenade entstand erst 1911.

Für die Nutzung als Residenz hatte man weitergehende Bauarbeiten nach Plänen von Giovanni Salucci veranlasst, dazu gehörte auch die in sieben Bogen gegliederte Loggia vom Schloss zum Ufer des Bodensees. Dieser Steg sieht aus wie eine Brücke ins Nirgendwo, doch ist es eine Art Balkon für den König. Außerdem wurde dem König ein Hafen angelegt, wo sein Dampfboot lag.

Auch die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogen, sie wurde bis 1951 wieder errichtet.

Der Schlosspark, der nicht zugänglich ist, verfügt über einen Pavillon aus Gusseisen, der von 1860 ist. Zudem steht dort ein Aussichtspavillon von 1870 von Joseph von Egle.

Bis heute ist das Gebäude und Areal im Privatbesitz der Familie von Württemberg und ist daher für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Obwohl der alte Adel an das Schloss, wie die Jungfrau zum Kinde, gekommen ist. Hohe Mauern umgeben weite Teile des Areals, was jeglichen Blick verhindert. Einzig die Schlosskirche ist im Sommer geöffnet. Daneben ist eine Weinerei des Hauses Württemberg. Die Weinerei wurde 1677 als Hofkämmererkellerei erwähnt, vermutlich geht aber die Herstellung von Wein zurück ins 13. Jahrhundert.

Adresse des Schloss Friedrichshafen

  • Schloßstraße 1
  • 88045 Friedrichshafen
  • GPS: 47.650535, 9.464236

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