Auf einer Anhöhe über dem Bodensee liegt das Schloss Kirchberg, das als privater Wohnbereich nicht einsehbar ist.
Entlang der B31 zwischen Hagnau am Bodensee und Immenstaad am Bodensee liegt das Schlossensemble Kirchberg. Von dort aus, 150 Meter über dem See, hat man einen prächtigen Blick auf den Bodensee, den Bodanrück und die Alpen.
Der Name des Ortes Kirchberg entstammt dem hochmittelalterlichen Chireberc. Im Jahr 1229 tauchte der Ort in den Urkunden auf. Der Legende stand hier eine Burg zweier Ritter – die Brüder eines aussterbenden Adelshauses. Beide verliebten sich in dieselbe Frau, was Eifersucht und Hass zur Folge hatte. Der ältere Bruder ließ den jüngeren einkerkern, welcher im Verlies starb. Der ältere Bruder wurde aus Reue Einsiedler und vermachte das Anwesen dem Kloster Kempten.
Tatsächlich war es damals ein wehrhafter Hof mit einer Kapelle im Besitz der Grafen Otto von Hartmann und Kirchberg. Der Adel ist wohl derselbe wie jener in Kirchberg an der Iller. Der hohe Adel war verwandt mit den Grafen von Buchhorn (Friedrichshafen), die aus dem Geschlecht der Udalricher stammten, die die ersten Grafen des fränkisch-alemannischen Gebiets stellten. Die Kirchberger verfügten über ein großes Herrschaftsgebiet, was ihr hohes Ansehen und ihren Reichtum verdeutlicht. Sie waren schon die Grafen des Linzgaus und nach dem Erlischen des Adels von Buchhorn übernahmen sie das Areal 1089.
Schon 1288 kam der Kirchberg in den Besitz des Klosters Kempten und wurde noch im selben Jahr vom Kloster Salem erworben – samt Vogteirechts – von Heinrich Schenk von Schmalegg. Zu der Zeit dürfte die Kapelle entstanden sein. Wie heute noch baute man damals an den Hängen des Bodensees Wein an. Damals machten das Laienbrüder und Leibeigene der Kirche. Schon zum Ende des 15. Jahrhunderts bewirtschaftete man 40 Hektar Fläche.
Im ausgehenden 13. Jahrhundert war der Hof vor allem ein Kornhaus oder wie man es auch nennt: Grangie. Im weiteren Verlauf der Jahrhunderte entdeckten die Äbte von Salem den Reiz der Anlage und bauten es ab dem 16. Jahrhundert als Residenzstätte mit einem Lustschloss aus, welches 1549 fertiggestellt wurde. Der untermauerte Südflügel zeugt noch davon. Ob der Hof zuvor noch als Burg oder Turmburg ausgebaut wurde, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Bis zum Jahr 1604 ließ Abt Christian II, Fürst auf Kirchberg, ein Wohnhaus und ein Nebengebäude errichten. Der Baumeister war Konrad Rüster und eine Weinpresse konstruierte Johann Hiltenperger.
Im Jahr 1637 übernahm Salem die Grundherrschaft über das untere Linzgau und erhielt die Hochgerichtsbarkeit und damit der Blutbann (die Fähigkeit, Todesurteile auszusprechen). Es wurde ein Galgen an der Straße errichtet, die damals durch das Schloss führte. Es war die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs zwischen protestantischem und katholischem Glauben. Soldaten aus Lindau verwüsteten 1638 Teile des Schlosses. Dabei entstanden erst wenige Jahre zuvor neue Wirtschaftsgebäude und das Hofmeistergebäude.
Bis 1830 gab es auf dem Schloss Kirchberg am Bodensee eine Kapelle. Sie befand sich zwischen dem Hofmeistergebäude und dem Südflügel. Die frühmittelalterliche Kapelle aus dem 13. Jahrhundert wurde 1500 abgerissen und neu erbaut. Schon zu dem Zeitpunkt verfügte sie über drei Altäre.
Durch Abt Johannes den II. Scharpfer wurde das Gebäude bis 1742 von Joseph Anton Feuchtmayer im Stil des Barocks umgebaut. Der bekannte Baumeister baute einige barocke Schlösser in Oberschwaben. Die barocke Kapelle wurde im 19. Jahrhundert zugunsten eines Hauskapellenbaus entfernt.
Zwei der Altäre (von Johann Georg Wieland und von Feuchtmayer) sind heute in der Pfarrkirche Sauldorf und in der Pfarrkirche Bermatingen zu sehen. Die Kapelle im Stil des Rokoko hatte eine Flachdecke und eine aufgesetzte Terrasse.
Schon zur Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der Neubau auf drei Etagen gebaut. Es entstand das ‘Alte Schloss’ auf den Grundmauern der ursprünglichen Befestigung im südlichen Flügel. Zum Ende des 17. Jahrhunderts wollte man dann ein Dreiflügelschloss errichten. Doch die Pläne des Architekten Franz Beer wurden nicht verwirklicht. Zunächst musste eine Ufermauer gezogen werden, um den Weinanbau vor dem Wasser des Bodensees zu schützen, das die Uferlinie veränderte. Diese 1767 gebaute Mauer ist noch heute existent.
Der Barock zog dann ab 1739 auf Schloss Kirchberg ein. Es begannen die Umbauarbeiten am Hofmeistergebäude von 1604 durch Lorenz Rüscher. Das spätgotische Haus besteht nur unten aus Stein, das obere Geschoss ist Fachwerk. Ein Jahr später machte sich Feuchtmayer an die Kapelle und 1741 nahm man sich dem Südflügel des Ensembles an. 1742 begann man mit den Abriss- und Wiederaufbauarbeiten der Wirtschaftsgebäude.
1767 stellte der ebenfalls bekannte Baumeister Pierre Michel d’Ixnard seine Pläne für einen Umbau vor, während die Uferlinie erneut befestigt werden musste. Der Abt Anselm II. Schwab ließ den Ostflügel ab 1775 durch Johann Joachim Scholl erneuern und einen Pavillon errichten. Die Stuckarbeiten, auch in der Wohnung des Abts, erledigte Johann Georg Dirr, wovon nichts mehr zu sehen ist. Der repräsentative Wohnbereich lag im zweiten Stock des Ostflügels und war vom Klassizismus geprägt. Im Keller gab es einen gewölbten Raum.
Das gesamte Areal mit dem zweiflügeligen Schloss, den Wirtschafts- und Nebengebäuden mit teils Staffelgiebeln steht auf einem rechteckigen Bereich mit 90 Meter auf 50 Metern Fläche. Der Schlosshof, durch den die Hauptstraße führte, war mit einem Brunnen versehen. Auch ein Schlosspark zierte das Gelände bis zum Mühlbach, das auch ein Sommerhaus einschloss.
Heute sieht man das Areal anders. Der Südflügel zur Seeseite misst 27 Meter auf elf Meter und verfügt über vier Etagen. Die Stufengiebel sind so prägend wie der Sims. Im dritten Stock sieht man Balkone mit Sandsteinbalustraden aus dem 19. Jahrhundert. Die oberste Etage des Gebäudeteils wurde im 19. Jahrhundert erbaut.
Nach der Aufhebung des Klosters Salem kam Kirchberg im Jahr 1803 an die Markgrafen von Baden, doch es blieb ein Wohnsitz des letzten Abts von Salem mit Namen Caspar Öchsle, der 1820 verstarb. Noch bis 1995 gehörte das Schloss zum ehemaligen Kloster Salem, das auch zu einem badischen Schloss wurde. Schloss Kirchberg war kurzzeitig der Sommersitz der Badener. Zu der Zeit wurde auch die umgebende Mauer samt Turm abgerissen.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts fanden weitere Umbauarbeiten statt, wie die Erhöhung durch eine weitere Etage. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Areal zum Gästehaus des Adels von Baden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Gebäudekomplex vom Flugzeughersteller Dornier aus Friedrichshafen genutzt. Nach dem Ende des Krieges nutze die französische Armee das Schloss als Gefängnis für deutsche und italienische Kriegsverbrecher.
Danach folgte die Nutzung als Schule durch das Schloss Salem und als Forschungs- und Entwicklungseinrichtung für das Unternehmen Dornier. Erst 1995 endete die badische Herrschaft über das Schloss mit einem ertragreichen Verkauf für das Adelshaus.
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurde hier maßgeblich der Wein Müller-Thurgau entwickelt. Der Prof. Müller schmuggelte eine entsprechende Pflanze aus Thurgau ein.
Zwischen den Jahren 1997 2000 wurden das Arrangement umgebaut und es entstanden teure Eigentumswohnungen in den fünf Häusern des Schlosses Kirchberg. Daher ist eine Besichtigung des Schlosses nicht möglich. In der Nähe gibt es einen Campingplatz, einen Yachthafen und Ferienwohnungen.
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