Von der Geschichte des Ortes und der Geschichte des Schlosses Messkirch im Linzgau.
Spätestens in der Bronzezeit war Meßkirch im Ablachtal ein wichtiger Siedlungsraum, der über die Jahrhunderte kontinuierlich belebt war. Das Schloss nimmt seinen Anfang im späten Mittelalter und gilt als eines der bedeutendsten Renaissance-Schlösser nördlich der Alpen.
Die Ursprünge von Messkirch reichen in die Bronzezeit vor rund 3.000 Jahren zurück. Möglich ist, dass schon zuvor Menschen an diesem Fleckchen Erde lebten, aber die ältesten Funde stammen aus der Bronzezeit. Einen schönen Einblick in diese Zeit vermittelt das Pfahlbauten-Museum in Unteruhldingen, das rund 40 Kilometer weiter weg am Bodensee gelegen ist.
Viele Hinterlassenschaften stammen aus der Zeit der Kelten, die man der Eisenzeit (9. bis 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung) zurechnet. Derart fand man Grabhügel in folgenden Gebieten: Bichtlingener Wald, Scherkinger Wald, bei Ringgenbach, Hackenberger Wald, am Buhlen, im Ehnried, bei Langenhardt sowie bei Menningen. Man fand auch eine keltische Viereckschanze in der Nähe von Heudorf. Das deutet auf eine wohlhabende und dichte keltische Besiedlung hin.
Mit dem Alpenfeldzug kamen die Römer in diese Gegend. Darauf verweist eine Villa Rustica, die man ebenfalls bei Heudorf fand. Außerdem führte im ersten nachchristlichen Jahrhundert eine wichtige Straße der Römer von Straßburg (Argentoratum) nach Augsburg (Augusta Vindelicorum) durch den Raum Messkirch. Viele Römer ließen sich hier nach dem Militärdienst nieder, so auch in der Villa Rustica bei Heudorf. Ein Weihestein zeugt von dieser Zeit, auf der Marcus Aurelius Honoratius Pankratius vermerkt ist. Außerdem fand man dort ein Fresko, das als die Venus von Meßkirch bekannt wurde und im Landesmuseum Stuttgart zu finden ist. Die Römer blieben bis ins dritte Jahrhundert nach Christus. Die jüngste Münze, die man hier fand, war von 210 n. Chr. Es ist geschichtlich hinterlegt, dass sich die Römer ab 270 südlich des Rheins verbarrikadierten. Irgendwann in der Zwischenzeit zogen die Römer aus Messkirch und Umgebung ab.
Messkirch im Mittelalter
Danach kamen die Alemannen und die Antike endet. Diese ließen sich hier ebenfalls nieder. Ihre Landnahme kann man an den heutigen Ortsnamen ablesen. Orte mit der Endung -ingen, wie Menningen, sind von den Alemannen gegründet worden. Sie liegen dort, wo man gut Ackerbau betreiben konnte. Orte mit der Endung -heim oder -haus stammen aus der Zeit der fränkischen Herrschaft und liegen meist verkehrsgünstig. Später wurden Orte mit -dorf und wo man rodete -hofen benannt. Ab dem 8. Jahrhundert benannte man frische Siedlungen mit der Endung -weiler. Das findet man alles in Raum Messkirch, es ist also kontinuierlich besiedelt gewesen.
In den Urkunden wurde der Ort erstmals 1080 genannt, da hier 965 der Heilige Heimerad geboren wurde. Eine Statue des Heiligen Heimerad steht in der St. Martinskirche von Messkirch. Messkirch war ab der fränkischen Herrschaft zu einem zentralen Ort der Missionierungstätigkeit der Kirche geworden. Der Name des Ortes verweist in diese Richtung. Der Ortsname lautete “Messankilche ” und bedeutet sinngemäß “Kirche des Messo”. Eine Kirche dürfte spätestens ab dem 8. Jahrhundert der zentrale Platz im Ort gewesen sein, was auch der Schutzpatron erklärt: Der Heilige Martin war der Volksheilige der Franken. Die vielen Kirchen des Ortes sind weitere Indizien für die herausragende Stellung von Messkirch bei der Missionierung der Alemannen.
Die Wirtschaft von Messkirch wurde zu der Zeit durch den Textilbereich dominiert. Das älteste Siegel der Stadt aus dem 11. Jahrhundert ist von der Zunft der Schneider. Später definierte man die Maßeinheiten bei der Ernte (Meßkircher Kornmaß) nach dem Ort, was auf eine gute wirtschaftliche Entwicklung schließen lässt. Urkundlich wurden bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Lehrer für den Ort erwähnt.
Die Herrschaft über Meßkirch oblag dem Grafen von Rohrdorf, deren Ministeriale sich “von Messkirch” nannten. Diese lassen sich bis ins 14. Jahrhundert verfolgen. Im Jahr 1210 starb das Haus von Rohrdorf aus und Messkirch wurde zum Teil der Herrschaft von Neuffen. Kurz darauf erwarben die Truchsessen von Waldburg den Ort, woraus sich die Linie von Rohrdorf entwickelte.
Aus dem kirchlichen Zentrum wurde nach der Machtübernahme der Waldburger ein Wirtschaftsort. 1241 erhielt der Ort das Recht, einen Markt abzuhalten und die Bewohner wurden Bürger. Im Jahr 1261 erhielt Messkirch das Stadtrecht und um 1300 wurde der Herrschaftssitz der von Waldburg-Rohrdorf nach Messkirch verlegt. Das und die bereits in der Antike erkannte verkehrsgünstige Lage, sorgten ebenfalls für wirtschaftlichen Aufschwung. Noch heute führt die B311 bzw. die B313 an der Stadt vorbei.
Mit dem Umzug der Herrschaft nach Messkirch wurde auch die Burg neugebaut, sodass es dem Prestige einer herrschaftlichen Residenz entsprach. Zudem wurde die Stadtmauer errichtet. Tatsächlich baute man zwei Stadtmauern: die innere und die äußere, welche von zwei Toren unterbrochen waren.
Im Jahr 1319 heiratete die Tochter des Hauses Waldburg-Rohrdorf, Tuchsessin Anna, den Freiherrn Werner von Zimmern den Älteren. Sie starb 1350, sodass Messkirch ein Jahr später zum Herrschaftssitz derer von Zimmern wurde. 1354 kaufte man die Herrschaft, was offiziell auch Ober- und Unterbichtlingen, Heudorf, Rohrdorf, Schnerkingen und Wackershofen umfasste. Die Herren von Zimmern, die erst im 16. Jahrhundert zu Grafen wurden, machten Messkirch zu einem Ort der kulturellen Blüte und sie bauten das Schloss um.
Doch nahmen die Steuern und Abgaben überhand, sodass es noch gegen Ende des 14. Jahrhunderts zu einem Exodus kam. Die Bürger wanderten nach Konstanz, Überlingen und Ravensburg ab. Diese Entwicklung wurde nur dadurch gehemmt, dass man die Bürger als frei deklarierte. Außerdem wurden die Kirche errichtet und das Schloss im Stil der Renaissance umgebaut. Das erfolgte unter Graf Froben Christoph von Zimmern, der auch die Zimmer’sche Chronik schrieb. Das führte dazu, dass Messkirch im 16. Jahrhundert zu einem wichtigen kulturellen Zentrum und Handelsort wurde.
Doch der Adel von Zimmern starb 1584 aus und so kam Messkirch durch Erbschaft an die Familie Helfenstein und ab 1627 an die von Fürstenberg. Sie machten aus Messkirch einen Verwaltungsort, was sich erst änderte, als man 1806 nach Baden zugeordnet wurde.
Damit wurde auch die freiheitliche Bestimmung eingeschränkt, die unter den von Zimmern vorherrschte und auch im Bauernkrieg von Bedeutung war. Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) führte zu einem massiven Einwohnerverlust der Stadt. 1637 lebten noch acht Personen in dem Ort. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts wuchs die Zahl auf unter 1.000 Menschen. Der Adel von Messkirch, die von Fürstenberg-Mößkirch, wurde unter Kaiser Karl VI. zum Prinzipalkommissar erhoben und das sorgte auch in Messkirch wieder für einen Aufstieg. Dort wurde rege und vor allem prachtvoll gebaut, was die Stadt erneut zu einem kulturellen Highlight machte und für viel Arbeit für die Handwerker sorgte.
Das Ende der Residenzstadt Messkirch kam 1744 mit dem Ende des Hauses Fürstenberg-Mößkirch. Die Herrschaft übernahmen die Fürstenberger aus Donaueschingen. Damit war auch die wirtschaftliche und kulturelle Blüte von Messkirch beendet. Denn der Hofstaat wanderte nach Donaueschingen ab.
Während des Zweiten Koalitionskrieges trafen bei Messkirch am 5. Mai 1800 österreichische Truppen auf die Grande Armee von Napoleon. Österreich verlor und musste sich zurückziehen. Am Arc der Triomphe in Paris ist Messkirch, neben anderen Städten wie Biberach, als “Moeskirch” vermerkt.
Meßkirch ist zudem mit dem “Meßkircher Zeitungskrieg” zwischen Konservativen und Liberalen in die Geschichte eingegangen. Dabei haben zwei Zeitungen aus der Stadt, der Oberbadische Grenzbote (liberal) und das Heuberger Volksblatt (katholisch-monarchistisch), über die Deutungshoheit der politischen Entwicklung gefochten.
Im Jahr 1911 bebte die Erde in Messkirch und Umgebung, was auch beispielsweise das Schloss Werenwag oder Burg Wildenstein in Mitleidenschaft zog. In Messkirch waren einige Häuser, die Liebfrauenkapelle und das Rathaus, davon betroffen.
Kurz vor der Befreiung durch die Franzosen im April 1945 wurde Meßkirch im Zweiten Weltkrieg bei britischen und US-amerikanischen Angriffen bombardiert. Das Ziel des Angriffs war der Bahnhof, wobei auch andere Orte in der Stadt getroffen wurden. Die Opfer, darunter auch viele unbekannte Arbeiter, wurden auf dem Friedhof in Messkirch bestattet. Dort liegt auch der Philosoph Martin Heidegger begraben.
Nach dem Krieg zogen einige Institutionen der Stadt, darunter ein Krankenhaus, das Amtsgericht und Schulen, um und die Zugehörigkeit zu Stockach wurde aufgelöst. Heute ist Messkirch mit unter 8.500 Einwohnenden eine Stadt im Kreis Sigmaringen. Mit der Gebietsreform verlor Messkirch auch wichtige Unternehmen und einen Radiosender.
Das Schloss Messkirch ist eines der wichtigsten Renaissance-Schlösser nördlich der Alpen. Es handelt sich dabei um eine Vierflügelanlage auf zwei Etagen mit vier dreigeschossigen Ecktürmen, die 1566 fertig wurden. Es ist im manieristischen Dekor der Renaissance unter Leitung des Grafen Froben Christoph von Zimmern errichtet worden – zumindest der Ost-, West- und Südflügel. Die Bauarbeiten dazu begannen 1557.
Der Baumeister des Schlosses Messkirch war Jörg Schwarzenberger. Er errichtete in Messkirch die erste Renaissance-Vierflügelanlage nördlich der Alpen. Die Renaissance zeichnet sich dadurch aus, dass man die römische Antike wiederauferstehen lassen wollte. So heißt denn Renaissance auch Wiedergeburt.
Der Nordflügel besteht aus dem vorherigen, “alten” Schloss oder auch Schlössle genannt. Dieser Teil wurde um 1400 von dem Vorfahren, Johann von Zimmern, erstellt. Es besteht aus Steinen der Burg Benzenburg, dem ehemaligen Adelssitz der Herren von Rohrdorf. Schon 1520 hat Gottfried Werner von Zimmern Umbauarbeiten an dem “alten Schloss” durchführen lassen. Offenbar wurde dabei aber ordentlich geschlampt, was als Vorwand für den Ausbau durch Froben Christoph diente.
Die Vorstellungen für das Aussehen des Schlosses bekam der Graf von zahlreichen Reisen in Frankreich. Doch der Stil des Schlosses hat innerhalb der Architektur einen eigenen Namen: der Meßkircher Schlosstyp. Diese Art und Weise spiegelt sich später auch beispielsweise im Schloss Zollern (Hechingen), im Schloss Heiligenberg, im Schloss Wolfegg oder Schloss Zeil wider.
Im Nordteil befindet sich der älteste Rittersaal der Renaissance Deutschlands von 1561. Der Saal verfügt noch über die originale Decke, die aus Holzkassetten besteht. Ähnliches fand man auch bei Renovierungsarbeiten im Ostflügel. Zudem wurden damals Fresken von Joseph Franz Wegschneider wieder entdeckt. Trotz der Länge von 30 Metern gibt es keine tragenden Elementen wie Säulen. Ein zweiter Festsaal, der über Renaissancearkaden verfügt, wurde während der Herrschaft von Wilhelm von Zimmern zweigeteilt.
Die Fertigstellung des Schlosses gelang 1594. Letzte Änderungen wurden bis 1700 abgeschlossen und seither ist es im Großen und Ganzen in seinem Aussehen erhalten geblieben. Das Schloss galt als eines der prächtigsten Herrschaftssitze in ganz Süddeutschland.
Zum sehenswerten Interieur des Schlosses zählen Wendeltreppen aus Stein, genannt Schnecken, die Türen, das barocke Treppenhaus (aus der Zeit der Fürstenberger) und im Keller gibt es tatsächlich ein Verlies, was weniger häufig in Schlössern vorkommt, als man denkt. In den ehemaligen Wohnbereichen gibt es Stuckdecken und der Dachstuhl ist noch aus dem 16. Jahrhundert.
Dort wo heute das Oldtimer-Museum von Messkirch untergekommen ist, die Remise, waren früher die Kutschen abgestellt. Der Bereich wurde 1737 durch den Baumeister des Barocks, Johann Caspar Bagnato, fertiggestellt.
Nach dem Ende der Stadt als Residenzort, ab 1744, wurde das Schloss zu einem Witwensitz. Der Hofstaat und die kulturellen Gegenstände wurden nach Donaueschingen transferiert.
Bis zum 20. Jahrhundert wurde das Schloss nur wenig renoviert, sodass es letztlich in baufälligem Zustand war. 1961 wurde es für eine D-Mark an die Stadt verkauft. Ab 1985 wurde das Schloss wieder hergestellt. Der Nordflügel und die Remise wurden in den 90er Jahren renoviert. Bis heute hat man alles, bis auf den Westflügel, saniert.
Heutzutage dient das Schloss der Stadt als Heimat für einige städtische Institutionen. So sind im Schloss Messkirch neben dem Notariat vor allem etliche Schulen untergebracht. Der Rittersaal kann für Events und Hochzeiten genutzt werden. Außerdem sind einige Räume für das Martin-Heidegger-Archiv reserviert. Im Ostflügel des Schlosses befindet sich das entsprechende Museum zum Leben des Philosophen. Des Weiteren ist im Südflügel ein Museum für Kunst untergebracht.
Außerdem ist das Schloss der Austragungsort des Sommerfestes und des Adventsfestes der Stadt, dem Messkircher Schlossfest und der Messkircher Schlossweihnacht.
Der Schlossgarten, oder auch Hofgarten genannt, wurde 1735 angelegt und ist ebenfalls einen Besuch wert. Dort finden sich im Stil des Barocks Wasserspiele und symmetrische Wege, wobei der barocke Anteil bis heute zugunsten eines Kinderspielplatzes und eines geänderten Verlaufs des Mettenbachs (nordöstlich) zurückgegangen ist.
Die Planungen dazu wollten jedoch weit mehr als das, was es wurde. Doch der Graf starb vor der Verwirklichung. Das heutige Aussehen hat der Garten durch Johann Caspar Bagnato erhalten. Vor allem Linden wurden dort angebaut und einige stehen noch – in beachtlichem Alter von über 200 Jahren.
Seit den 1930er Jahren ist der Hofgarten ein Naturdenkmal und zwischenzeitlich Sitz von 44 Vogelarten, darunter auch stark gefährdete Arten. Dasselbe gilt auch für die summa summarum 40 Käferarten auf dem Geländ, auch die Fledermaus fühlt sich hier wohl.
Öffnungszeiten der Kreisgalerie und des Martin-Heidegger-Museums: Freitag bis Sonntag und an Feiertagen 14 Uhr bis 17 Uhr (während den Sommerferien in Baden-Württemberg auch Montag und Mittwoch)
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