Das Schloss Ratzenried entstand als Residenz für die Humpis-Familie, die sich später von Ratzenried nennen.
Dieser Beitrag behandelt das Schloss Ratzenried und nicht dessen Burgruine, die aber sehr wohl in Verbindung zu dem Schloss steht. Es ist die Geschichte, wie die Humpis zu den Baronen von Ratzenried werden.
Kurzer Blick in die Adelsgeschichte
Die ursprünglichen Herren von Ratzenried waren Ministeriale im Auftrag des Klosters St. Gallen, das im Allgäu viele Gebiete ihr Eigen nannte. Sie waren Ritter, also von niederer, aber freier Herkunft und residierte in der Burg, südlich von Ratzenried. Die Burg wurde über die Jahrhunderte verändert, ist aber als Ruine immer noch zu sehen. Der ursprüngliche Adel von Ratzenried (Wetzelsried) starb im 12. Jahrhundert aus und es folgten viele weitere.
Im Jahr 1453 kaufte Jos Humpis, ein reicher Kaufmann aus Ravensburg, das Areal von St. Gallen ab. Die Burg war aber schon baufällig und sein Bruder, Jakob Humpis, baute ab 1498 das Schloss als Residenzort um. Bei der Teilung des Erbes der Humpis gehen Schloss und Burg verschiedene Wege.
Aber nicht nur das. Sie kauften nach und nach die Gebiete rund herum auf und bildeten so ein zusammenhängendes Herrschaftsterritorium. Zum Ende des 15. Jahrhundert bekamem sie dann zunächst die Niedere- und kurz darauf sogar noch die Hohe Gerichtsbarkeit vom Kaiser, da sie in den Adel erhoben wurden und sich dann von Ratzenried nannten. Der Adelsstand war dann der eines Barons.
Zum Inventar der Humpis von Ratzenried gehörten Tavernen, Schmieden und andere Betriebe. Zudem verlangte man Zoll – ab der Argenbrücke. Um 1600 wurden auch ein Leprosium und eine Schule gebaut.
Die recht große Burg indes verkam und wurde im Dreißigjährigen Krieg geschliffen. Aber schon davor nutzte man sie als Steinbruch.
Erbaut wurde das Schloss ab 1498, als die Humpis das Dorf kauften, welches damals noch Wetzelsried genannt wurde. Sie kauften das Dorf samt der rund 30 Bauerngehöfte für 4.500 Gulden.
Bei der Trennung der Linien ging das Obere Schloss – die Burg – an Jos und Jakob baute das Schloss im Dorf – das untere Schloss. Die Teilung wurde bereits 1498 vollzogen. Wo das Schloss heute stand, gab es damals den Maierhof von Wetzelsried – heute Ratzenried.
Die Bauarbeiten zogen sich hin und so ist bekannt, dass noch 1512 der Zimmermann Barholme Humel am Schloss arbeitete. Jakob starb nach der Fertigstellung des Gebäudes und sein Sohn, Sebastian von Ratzenried, wurde vom Onkel der Burg betreut.
Es kam zu einer weiteren Teilung im Jahr 1558, aber nur für wenige Jahre. Denn die eine Hälfte verstarb ohne Nachwuchs und so kam das Erbe wieder zusammen. Ab 1605 herrschte Jos Ludwig von Ratzenburg.
Während des Bauernkrieges wurde das Schloss 1525 geplündert und wie man den Urkunden entnehmen kann, wurden vor allem der Hausstand mitgenommen. Im Dreißigjährigen Krieg, genauer 1632, wurde das Schloss, aber auch die Burg und das Dorf von schwedischen Truppen zerstört.
Die Linie der von Ratzenried (Humpis) auf der Burg oder auch oberes Schloss genannt, stirbt 1647 aus. Zum Hauptsitz wird das Schloss, welches u. a. mit Steinen der alten Burg bis zum Jahr 1680 wiederaufgebaut wurde. Offenbar hatte man den Bau gemäß alter Pläne wieder aufgebaut, denn es wurde in der gleichen Form gebaut, wie zuvor. Ab diesem Jahr spricht und schreibt man von Ratzenried und nicht mehr von Wetzelsried.
Die Zimmer wurden bei einer Inventur aufgezählt: Darin befanden sich die “blaue Stube, eine Capuzinerstube, eine Kammer ob der Küche, die Frau-Schwarzerin-Kammer, die Mutter-selig-Camer, die Tafelstuben, die Canzley, die Nebentafelstuben, das Zimmer des Barons und die Kammer neben der unteren Gesindestube.”
Im 18. Jahrhundert waren die Barone von Ratzenried mit wichtigen Ämtern bekleidet. J.A.F. von Ratzenried war Erbkämmerer, Geheimrat und Oberhofmarschall des Bischofs in Konstanz. Zudem der Obervogt auf der Reichenau und sein Sohn auch noch von Meersburg. Sie wurden Diplomaten des Ritterkantons Hegau-Allgäu-Bodensee. Die Amtsträger wohnten die meiste Zeit auf der Reichenau. Die Familie stellte zudem einige Bürgermeister von Ratzenried.
Im Jahr 1813 stirbt auch diese Linie auf dem Schloss in Ratzenried aus, was das Ende der Humpis als Ratzenrieder ist. Dank der Säkularisierung gehörte Ratzenried kurz zu Bayern und ab 1810 zu Württemberg.
Für 1.800 Gulden wechselte das Schloss den Besitzer: Zu den Grafen von Beroldingen. Angesichts der geringen Summe war es wohl in schlechtem Zustand. Sie nahmen einige Umbauarbeiten vor und versetzten es wieder in seinen Ursprungszustand. Sie gaben dem Turm die Zinnen.
Zudem ließen sie den Schlossgarten, samt Springbrunnen und Bärenfiguren auf Säulen, anlegen. Die letzte von Beroldingen war die Gräfin Maria. Sie malte einige Bilder, die noch heute im Schloss zu sehen sind. Sie heiratete 1902 den Grafen Anton von Waldburg Zeil. Im Nachhinein wurden die neugotischen Elemente, wie dem Anbau mit den Fenstern und der gotische Speisesaal, integriert.
Die Figur des Heiligen Georgs im Hof stammt vermutlich aus der gegenüberliegenden Kirche von Ratzenried.
Nach dem Tod der Herren von Schloss Ratzenried bekamen die Borrmäerschwestern das Haus und es entstand in dessen Gemäuern das Kinderheim Antoniusheim. Der letzte des Adels wurde Mönch und verschenkte es an die Schwestern. Sie bauten dem Turm wieder eine Pyramide auf. Das hat der nächste Käufer, Norbert Güthling 1974, wieder revidiert. Er machte daraus das Humboldt Institut mit Deutsch als Fremdsprache, welches heute noch existiert. Das Schloss wurde renoviert und es kamen Türmchen mit Schießscharten hinzu.
Schloss der Renaissance
Schon im 16. Jahrhundert hat das Schloss seine heutige Form bekommen und diese zeugt von der Renaissance. Es ist ein rechteckiger Bau auf drei Etagen, der von einem Satteldach gekrönt ist. Auch die Zinnen sind der Renaissance zu verdanken. Der Turm entstand aber wohl erst ab 1600. Bis 1617 hatte der Turm noch ein Pyramidendach und heute prägen wieder Zinnen den Turm.
Die Räumlichkeiten sind beibehalten worden und auch die umgebende Mauer war damals schon errichtet worden. Der Eingang war von zwei Türmen bewacht und unterirdisch führte ein Fluchttunnel aus dem Schloss.
Zur Zeit des Barock, zwischen 1746 und 1748, wurde der Stuck der Decke und der Nordturm von J.G. Specht aus Lindenberg gefertigt. Auch die Türen und Treppen wurden barockisiert.
Zum Schloss gehörte auch ein Bauhof. Das heutige Gebäude, wo dieser einst stand, ist aber aus dem 20. Jahrhundert.
Wo befindet sich das Schloss Ratzenried
Übersicht über die wichtigsten Weihnachts- und Adventsmärkte in Oberschwaben. Wenn der Winter beginnt, dann freuen…
Die Räubersleut geisterten vor allem im 18. und 19. Jahrhundert durch Oberschwaben. Einige Legenden berichten…
Einerseits war Franz Ludwig Schenk von Castell seiner Zeit voraus, andererseits machte er ein Geschäft…
Im Jahr 746 ließ ein fränkischer Herrscher den alemannischen Adel in einer einzigen Nacht einsperren…
Am westlichen Rand Ostrachs liegt das Buchbühl-Denkmal. Es erinnert an die ‚Schlacht von Ostrach‘ zwischen…
Ein prächtiges Schloss liegt auf der Erhebung über dem Illertal bei Oberkirchberg, einem Teil von…