Der Schwarze Vere oder Schwarze Veri ist einer der bekanntesten Räuber zur napoleonischen Zeit in Oberschwaben.
Der Schwarze Vere, oder mit bürgerlichem Namen Franz Xaver Hohenleitner, war einer der bekanntesten Räuber in Oberschwaben zu seiner Zeit. Um ihn ranken sich viele Legenden und Erzählungen, was auch mit seinem Tod zu tun hat.
Der Schwarze Vere wurde in der Nähe von Augsburg, in Rommelsried geboren und agierte nicht nur in Oberschwaben. Er wurde im Jahr 1788 geboren, aber man weiß wenig über seine Jugend. Doch klar ist, das Leben seiner Zeit brachte wenig Erfreuliches mit sich. Die Abgaben durch die Gegenreformation des Barock und die allgemeine schleppende Wirtschaftslage im Ländle und vor allem im Allgäu, waren ein schweres tägliches Brot. Es war auch die Zeit der Schwabenkinder. Napoleon hatte die deutschen Gebiete besetzt und führte die Säkularisierung durch. Es war eine Zeit des Umbruchs, in der viele ihre Orientierung verloren. Wegen der Kriege zogen kampfunfähige Söldner, aber auch heimatlose Handwerker durch die Gegend.
Vielleicht waren es die Freiheitsgedanken der Aufklärung, aber bestimmt waren es soziale Zwänge und letztlich Hunger, der Menschen in die Kriminalität jener Tage führte. Dazu kam, dass gerade in Oberschwaben eine Vielzahl von Landesherren ihr Land beherrschten, es gab also keine einheitliche Rechtsprechung oder Vorgehensweise. Die Wälder hingegen und die dünne Besiedlung gaben solchen Elementen viel Rückzugsraum. Und einen Personalausweis zur Feststellung der Identität gab es auch nicht.
Die Etablierung von Württemberg als Königreich (von Napoleons Gnaden) änderte dies und brachte einheitliches Vorgehen der Behörden.
Die Banden unternahmen nur im Sommer Raubzüge, denn im Winter hätte man die Spuren im Schnee zurückverfolgen können. Ob ein Anführer durch List oder Stärke an die Macht kam, ist dabei unerforscht. Jedoch war die Gruppe um den Schwarzen Veri nicht die einzige Räuberbande in der Region. Die Gebiete der Räuber waren von einander abgegrenzt, so gab es eine Gruppe um den Bussen herum und der Schwarze Vere blieb südlich davon.
Die Räuber und auch der Schwarze Vere haben sich verschiedene Verstecke gehalten. Die Wege dahin waren markiert, aber nur für Eingeweihte sichtbar. Auch die möglichen Opfer wurden mit solchen Signalen bedacht: ein Zeichen signalisierte, dass in dem Haus ein Polizist wohne, den man nicht überfallen sollte. Ein anderes Zeichen besagte, dass hier ordentlich was zu holen ist oder auch nicht. Oder auch, dass man hier auf Fromm machen soll, um etwas zu bekommen.
Eines dieser Lager des Schwarzen Vere war im Altdorfer Wald in Weißenbronnen. Andere Unterschlüpfe waren auch das Rankenhaus, das Strochenhaus oder das Benzenhaus. Ein Treffpunkt für Räuber in der Gegend war eine Kneipe in Spöck bei Ostrach.
Die Räuberbanden, wie die des Schwarzen Vere, bestanden nicht nur aus Männern, sondern auch Frauen und Kinder waren Teil der Banden. Die Kinder waren allerdings nur selten bei Überfällen dabei.
Einigen Geschichten nach, haben die Frauen mit entblößter Brust die Bauern abgelenkt, während die Männer sich an den Vorratskammern bedient haben. Vor allem Lebensmittel, aber auch Schnaps und wertvolle Gegenstände haben die Diebe an sich genommen. Dabei verwendeten sie aber auch Gewalt und drohten mit Pistolen.
Die Gruppe um den Schwarzen Vere herum bestand aus 17 Personen, wobei es unter den Leuten auch Paare gab. Diese waren nicht verheiratet, denn kein Geistlicher hätte diesen Bund genehmigt. Die Bande formierte sich zwischen Februar und März des Jahres 1819 und sollte nur zwei Jahre durch Oberschwaben geistern.
Das Bild eines Räubers war schon damals verklärt und die Diebe hatten jeweils einen besonderen Spitznamen. Der “Räuberhauptmann” war Franz Xaver Hohenleiter – der Schwarze Vere. Seine ebenfalls beteiligte Lebensabschnittspartnerin war Maria Josepha Tochtermann. Sie trug den Spitznamen Günzburger Sephe und stammte aus Eppishofen. Auch der Bruder des Anführers war mit von der Partie: Ulrich Hohenleiter, genannt Urle. Er war mit Agatha Gebhard, die Schwarz Agath, liiert und bekannt dafür, dass er auch vor äußerster Gewalt nicht zurückschreckte. Gemeinsam waren sie die dreckete Partie (schmutzige Partie).
Der Schöne Franz, Friedrich Klumpp aus Eppishofen war mit Theresia Jeppler aus Bessenfeld zusammen, sie trug den Spitznamen Posamentierers Resel. Der einäugige Fidele, Fidelis Sohm, war mit Crescentia Tochtermann, die Schwester der Frau des Räuberhauptmannes zusammen. Ihr “Künstlername” war Günzburger Crescenz.
Der Baste, Sebastian Kellermann, und die Dreckete Agnes Gebhard, ebenfalls eine Schwester, bildeten auch eine Dreckete Partie. Josef Anton Jung, der Condeer, aus Unterschwarzach oder Waldsee war ebenfalls mit einer der Gebhards liiert, mit der Crescens. Ein weiteres Paar waren Christian Maucher, des Bometshauser Schneiderle, aus Waiblingen und Ottila Hunsinger (Vetters Ottl) vom Federsee.
Ein Franz Merkle, der Weberen Franz, aus Bellerhausen und Fidelis Gindele, der “dicke rote Metzger” aus Ergetsweiler waren die einzigen Singlemänner bei den Räubern. Eine Single Frau war die Mutter der Schwestern Gebhard. Ihr Name war Katharina, genannt wurde sie die Dreckete Mutter.
Belegte Überfälle des Schwarzen Vere waren unter Anderen in Illwangen, Firmetsweiler, Roggenbeueren, Urnau, Markdorf, Stadelhofe, Meersburg und im Argental in Argendhardt. Bei Letzterem ging man äußerst brutal vor und schlug auf eine Frau ein, die drei Monate danach an der Gewalteinwirkung verstarb.
Außerdem hat die Bande bei Betzenweiler 1817 eine Ölmühle in Brand gesetzt. Ein Jahr später ist man in Unterweiler, Bellamont und Waldbeuren eingebrochen. Im Jahr 1819 brach er in Hüttenreute, in Riedhausen und in Illwangen bei Ostrach ein.
Im Laufe der Zeit werden die Räuber immer frecher und wagemutiger. Dabei wuchs gleichsam der Aufruhr in der Bevölkerung über die Räuberbanden und es bilden sich Milizen heraus. Wobei dies nichts gebracht hat.
Weniger dramatisch ist es im Löwen in Michelwinnaden zugegangen, dort bezirzte vor allem eine Frau den vom Wirt geholten Schultheiß, der die gesamte Räuberbande zum Essen einlud, ohne von deren Tätigkeiten zu wissen.
Gefangennahme der Räuberbande des Schwarzen Vere 1819
Sie waren in den Wald zwischen Riedhausen, Königseggwald und dem Pfrungener Ried geflohen, wo sie sich über die erbeuteten Lebensmittel hermachten. Langen erblickte sie, aber tat so, als wäre er ein Förster beim Markieren von Bäumen. Tatsächlich wollte er seine Verstärkung abwarten und die Räuber glaubten das Schauspiel zunächst.
Dann näherte er sich den Räubern und fragte nach ihrem Tun im Wald. Doch sie erwiderten sie seien Handwerker und machten Pause. Herr Langen zog seine Pistole und forderte sie auf, nach Königseggwald mitzukommen. Doch die Räuber, die in der Mehrzahl waren, versuchten ihn vom Pferd zu reißen, wobei sich ein Schuss löste und Condeer, Josef Anton Jung, dabei getroffen wurde. Einige der Bande flohen, doch der Hauptmann und Friedrich Klumpp blieben da. Der Schwarze Vere versuchte es mit einem Angriff, um seine Flucht zu ermöglichen, doch kamen die Bäuerin und ihr Sohn dem Langen zur Hilfe. Und langsam kam auch die Verstärkung des Langen.
Der Schwarze Vere konnte erneut flüchten, doch spürten ihn die Hunde der Verstärkung schnell wieder auf. Er kam in Gefangenschaft, wo er versuchte, unter falschem Namen, seine zufällige Anwesenheit zu erklären. Heute erinnert eine Holztafel an diesem Ort an die Festnahme des Schwarzen Vere. Erst als er nach Saulgau vor das Oberamt kam und ein Entrinnen immer unwahrscheinlicher wurde, gestand er seinen Namen.
Seine Bande wurde wenige Tage später festgenommen, doch konnten wieder einige Flüchten. Sie schlossen sich einer anderen Banden an. Eine Bande griff einen Soldaten auf Urlaub an, der zufällig des Wegs kam. Das löste ein Großangebot von Freiwilligen und Soldaten aus Ulm aus, die sie suchten.
Es folgten aber weitere Überfälle im selben Schema und sie kamen auch in Steinenberg bei Bad Waldsee vorbei. Bis Ende Mai 1819 wurde auch diese Gruppe aufgegriffen. Nur einer konnte sich entfernen, doch er wurde einen Monat später im Allgäu geschnappt.
Alle Räuber wurden nach und nach in den Kerker in Biberach an der Riß geworfen. Inzwischen hatte man 70 Personen in Haft. Der Schwarze Vere war im Ehinger Torturm, andere waren im Weißen Turm und wieder andere waren im Seelhaus eingesperrt. Das Seelhaus war ein Krankenhaus, das aus Platzmangel zu einem Gefängnis umfunktioniert wurde.
Die Frauen wurden von den Männern getrennt, teils waren sie schwanger oder brauchten ärztliche Hilfe, die ihnen zu Teil wurde. Die Kinder wurden zur Adoption freigegeben. Die Stimmung unter den Inhaftierten war dramatisch und wurde immer unruhiger. Einige versuchten sich das Leben zu nehmen, andere versuchten erfolglos auszubrechen. Obgleich es manchen auch gelang, doch kurz darauf wurden sie wieder eingekerkert.
Am 20. Juli 1819 brach ein heftiges Gewitter aus und ein Blitz schlug in die Wetterfahne des Ehinger Turms ein. Er zerstörte den Dachstuhl und der Strom wurde über mehrere Stockwerke bis in die Ketten des Schwarzen Vere geleitet. Vom Blitz schwer getroffen, war der 31-jährige Schwarze Vere kaum noch am Leben, als man ihn aus dem Turm barg. Der Legende nach, hatte seine Kleidung erst draußen Feuer gefangen, der Körper war aber stark verbrannt. Der angekettete Arm war verkohlt und bis zur Brust fanden sich Verbrennungen. Sonst wurde niemand verletzt, obwohl in den Stockwerken darüber ebenfalls Gefangenen saßen.
Dieser Verlauf des Blitzes durch den Turm in die Ketten des Räuberhauptmanns ließ die Legenden quellen. Es sei die Strafe Gottes gewesen sein und es gab keine Obduktion.
Schon am nächsten Tag wurde der Leichnam von Hohenleitner auf einem Friedhof beigesetzt. Ohne den kirchlichen Segen wurde er irgendwo auf dem Friedhof in der Ehinger Straße in Biberach begraben.
Die Geschichte mit Bildern, Originaltexten und Aussagen der Räuber selbst findet man auf den Seiten von M. Kendel (Via Webarchive).
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Gibt es bereits Kommentare?
Website zum Schwarzen Vere von M. Kendel
Die von Ihnen empfohlenen Seiten von M. Kendel über den Schwarzen Vere habe ich früher ab und zu aufgerufen und fand sie sehr informativ. Leider kommt jetzt (auch von Ihrem Link aus) die folgende Fehlermeldung:
ZUGRIFF NICHT ERLAUBT
Die angeforderte Seite darf nicht angezeigt werden (Error 403 - Forbidden).
Wissen Sie eine Lösung? Im voraus vielen Dank für Ihre Hilfe.
MfG
P.Hepp
Hallo und vielen Dank für den Hinweis. Dies ist von Seiten des Betreibers so gemacht worden. Darauf habe ich keinen Einfluss.
Auch die Email des Webmasters geht nicht...
Eine sehr informative und spannende Lektüre über die Legende "Schwaaz Vere"
Der Link zur Webseite von M. Kendel fkt bei mir leider auch nicht.
Hallo! Vielen Dank für den Hinweis. Ich habe jetzt eine Lösung gefunden, die Seite von Herrn Kendel wieder ansehen zu können. Ich hoffe, das hilft weiter.