Das Schwörhaus in Ulm steht im Zentrum der Altstadt und ist heute das Stadtarchiv mit der Geschichte der Stadt.
In Ulm gibt es einige interessante Gebäude und dazu zählt auch das Schwörhaus in der Innenstadt, wo heute das Stadtarchiv untergebracht ist und man die Geschichte der Stadt Ulm im Stadtmuseum erkunden kann.
Besonders im Juli ist das Schwörhaus in Ulm nicht nur ein Museum, sondern ein Ort der aktiven Geschichte. Im Sommer feiert Ulm die Woche zum Schwörmontag, in dem der regierende Bürgermeister seinen Amtseid leistet. Dabei schwört er einen historischen Eid auf die Verfassung der Stadt aus dem Jahr 1397 – genannt der Große Schwörbrief.
Geschichte des Schwörhauses
Das Schwörhaus steht im sogenannten Weinhof, der zur Zeit der Erbauung ein Marktplatz war. Vorher stand an dieser Stelle die Königspfalz (Königssitz), die bereits im Jahr 854 gebaut wurde. Im 16. Jahrhundert wurde das Areal profaniert, also jenseits von Adel und Kirche genutzt.
Zunächst wurde im 14. Jahrhundert das Schwörhäusle gebaut, das noch in den Bau des 9. Jahrhunderts integriert war. Es stand neben einem Wachturm der Pfalz, der als “Luginsland” (schau ins Land) betitelt wurde. Der städtische Bau war denn auch tatsächlich eher ein Häusle mit etwa neun Meter Breite. Dort entstanden drei der Ulmer Schwörbriefe – der von 1345, 1397 und 1558. Im Schwörhaus leistet der Bürgermeister seinen Eid auf die Stadtverfassung – noch heute. Mit der Position auf dem ehemaligen Areal des Königs, wollte man der Macht der Stadt Nachdruck verleihen.
Mit steigendem Wohlstand sollte sich dies auch im Schwörhaus der Stadt widerspiegeln. Vom ursprünglichen Königsbau blieb nur die Kapelle, die 1612 mit dem alten Schwörhäusle verschwand. Die Begründung für den Abriss war die Baufälligkeit des Areals. Es wurde das neue Schwörhaus gebaut.
Mit einer kleinen Pause arbeitete man, unter der Aufsicht von Caspar Schmid und Laux Hemmerlin dem Jüngeren, bis 1618 an dem neuen Schwörhaus. Als Ergebnis entstand ein beachtlicher Renaissancebau, inklusive Arkaden und einem Balkon für den Schwörakt. Das Haus maß 31 Meter auf etwa 17 Meter und war damit deutlich größer als der Vorgängerbau.
Außerdem wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Bibliothek integriert und später auch Wein gelagert, daher der Name Weinhof. Seitlich hatten die Beamten ihre Räumlichkeiten und davor fand der wichtige Ross- und Weinmarkt statt. Im obersten Stockwerk befanden sich Lagerräume für Lebensmittel.
Im Jahr 1785 wird das Schwörhaus ein Raub der Flammen. Aber danach hat man es wieder errichtet – genau wie nach dem zweiten Weltkrieg, was man heute noch sehen kann. Bis 1790 war die Arbeit am neuen Schwörhaus getan. Allerdings wurde der Bau nicht so pompös wie sein Vorgänger, jedoch erhielt er eine Zwiebelhaube.
1802 wird Ulm Bayern zugeteilt und die bayrischen Behörden ziehen in das Gebäude ein. Der Schwörtag wurde abgeschafft und kurz darauf auch der Schwörbalkon. 1810 geht Ulm an Württemberg, worauf von 1822 bis 1897 der Königlich Württembergischen Gerichtshof einzog. Ein Jahr später kauft die Stadt den Bau zurück. Wegen Bauarbeiten am Rathaus tagte der Gemeinderat zu der Zeit dort.
Es folgten einige Umbauarbeiten und eine Erweiterung. Auch ein Balkon und die Arkaden wurden wiedereingebaut und mit bekannten Bürgermeistern farblich dekoriert. Es zogen zu Beginn des 20. Jahrhundert eine Ausstellung und Schulen ein. Schon seit 1908 war hier auch das Stadtarchiv vertreten.
Bei einem Luftangriff im Dezember 1944 wurde das Schwörhaus zerstört. Auch danach wurde es wieder errichtet, was eine breite Diskussion um das Aussehen mit sich brachte. Im Stil der Renaissance mit seinen Giebeln und der Schwörloggia mit Erker wurde das Schwörhaus 1954 mit seinen drei Etagen und Satteldach eingeweiht. Auf der zweiten Etage ist auch eine freigelegte Mauer aus dem Mittelalter zu sehen.
Seit 2007 ist in den Räumlichkeiten zudem das Museum der Stadt anzufinden. Eine Ausstellung führt durch die wichtigsten Stellen der Stadt in seiner Entwicklung. Zudem finden sich hier alle wichtigen Dokumente der Stadt im Archiv des Schwörhauses.
In dieser Ausstellung finden sich Werke und alte Urkunden, auch aus der Zeit der königlichen Pfalz – damals hulmam patio regio. Ab dem 11. Jahrhundert finden im Ulm Märkte statt. Mit Karten und Hinweistafel zu den Ausstellungsstücken bekommt man ein gutes Bild von der Entwicklung der Stadt und der Pfalz / Weinhof Areals.
Eine Karte Zeigt das Terrain, wie es im 14. Jahrhundert ausgesehen haben muss. Auch das Aussehen der alten Kapelle lässt sich damit vorstellen. Außerdem geht man auf die politische Bedeutung der Pfalz ein. Denn dass die Pfalz (also der Königssitz) sich in Ulm befand, erlaubte einen Marktplatz und die Ansiedlung von Handwerkern und Kaufleuten. Das lockte selbstverständlich auch Neidische an. Es gab einige Kämpfe, wie der der Staufer gegen den König Lothar III. im 12. Jahrhundert. Dabei ging es allerdings um die Königskrone und nicht um Ulm direkt, doch werden ganze Stadtteile zerstört und 1140 wieder aufgebaut.
Ab dem 13. Jahrhundert beginnt man um die Stadt einen Befestigungswall zu ziehen. Rund herum gründeten sich Niederlassungen und Klöster. Das Kloster Wiblingen gehörte damals übrigens nicht zum Stadtgebiet. Die Filiale des Reichenauer Klosters findet seinen Sitz auf dem Grünen Hof, wo sich auch das romanische Steinhaus und die Nikolauskapelle befinden.
Ulm war damals eine Reichsstadt, die nur dem König und dem Reich unterstand. Ab dem 13. Jahrhundert bekommt Ulm Stadtrechte und seine Stadtverfassung (Schwörbrief). Diese garantiert Wahlen und eine Machtsplittung, sowie die Rechte der Zünfte und dererlei mehr. Ulm war damals fast so etwas wie autonom und Ulm war vor allem im Reichstag vertreten.
Das oberste Organ in der Stadt war der Rat, der ab 1255 erstmals erwähnt ist. Doch dieser ist weniger demokratisch, als mehr wirtschaftlich orientiert. So hatten denn auch die Patrizier viel Einfluss in Ulm. Im 14. und 15. Jahrhundert stand Ulm in der Blüte seiner Macht. Die Stadt ist reich und leistet sich den Bau des Münsters. So finden sich auch mittelalterliche Schecks in der Ausstellung. Diese waren aus zwei Stücken Holz, deren Geldschuld nur beim Zusammenfügen gewahr wurde. Zudem verwahrt man einige gotischen Steine des Münsters auf, andere Steine stellen ehemalige Grenzsteine der Stadt dar.
Andere Themen der Ausstellung sind die Stellung der Bevölkerung, die Wirtschaft in internationalen Handelsströmen, der Ausbau der Stadtmauer und die Erweiterung der Stadt. Ulm galt auch damals schon als Zentrum des kreativen Schaffens, wovon die Ulmer Schule zeugte. So zeigt die Ausstellung auch einige frühe Drucke aus dem 15. Jahrhundert, wie der Ulmer Aesop (1476) – eine Sammlung von Fabeln mit Bildern.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Reformation in Ulm, denn die Stadt wurde Mitglied im Schwäbischen Reichskreis. Dort erwirbt man Einfluss und Ulm wurde zum Tagungsort nach der Gebietsreform des 16. Jahrhunderts. Ulm entschied sich dann auch beim Augsburger Reichstag 1530 für die evangelische Kirche. Das führt rund 20 Jahre später zum Krieg mit Kaiser Karl V.
Und selbstverständlich darf die Donau-Schifffahrt nicht in der Ausstellung fehlen. So gibt es beispielsweise ein Ordinarschiff in Miniatur. Dieser Schiffstyp, der auch als Ulmer Schachtel bezeichnet wurde, diente oftmals für die Flucht ins österreichische Wien. Dort wurde das Holz des Schiffs verkauft, um eine Grundlage für den Start zu haben.
Und selbstredend gibt es Ausstellungsstücke zu den bekanntesten Kindern von Ulm, wie dem Mathematiker Johannes Faulhaber, Wolfgang Bachmayer und vielen weiteren. Vor allem aber hat Albert Einstein einen besonderen Platz im Herzen von Ulm und im Stadtarchiv.
Die Kriege des 18., 19. und 20. Jahrhunderts rütteln auch an Ulm. Die Aufstände zum Ende des 18. Jahrhunderts sind dokumentiert, wie auch die Zeit der bayrischen und württembergischen Oberhoheit oder im Krieg mit Napoléons Frankreich. Ab dem 19. Jahrhundert wird Ulm zu einem Industriestandort. Zu dieser Zeit entstanden auch die Traditionen des Fischerstechens und des “Nabadas”.
Auch die Nazi-Zeit und die Naziverbrechen sind in der Ausstellung dokumentiert. In Ulm gab es Widerstand, so kommen die Mitglieder der bekannten “Weißen Rose” – Hans und Sophie Scholl aus Ulm. Bis 1945 ist Ulm eine Sammlung von Ruinen, die von den US-Truppen eingenommen wurde.
Die Ausstellung im Schwörhaus in Ulm kann von Dienstag bis Sonntag von 11 Uhr bis 17 Uhr besucht werden.
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