St. Antonius-Kirche Bad Saulgau

Südlich der mittelalterlichen Altstadt von Bad Saulgau liegt die spätgotische Kirche St. Antonius. Das „Alte Kloster“ ist heute ein Kulturhaus mit Bücherei und angeschlossener Kirche.

St Antonius Kirche Bad Saulgau
St Antonius Kirche Bad Saulgau

Wo heute Kultur und Kunst einen Platz finden, stand einst ein Kloster im damaligen Bad Saulgau. Davon ist heute noch die St. Antonius-Kirche übrig. Der Namenspatron, der heilige Antonius von Padua, ist der Gründungszeit des Klosters geschuldet.

Anfänge des Franziskanerklosters St. Antonius in Bad Saulgau

In den mittelalterlichen Urkunden der Jahre 1355 und 1383 finden sich Einträge über den Vorgängerorden der Kirche. Sie hatten in der Nähe der Pfarrkirche ein Terminierhaus, also eine Aufbewahrungsstelle für die erbettelten Güter der Geistlichen.

Bei diesen Geistlichen handelte es sich um sogenannte „Unbeschuhte“. Eine Ordensgemeinschaft, die der Volksmund Barfüßler nannte. Gemäß dem Aufruf Jesu an seine Jünger, weder Schuhe noch Geld noch Vorräte mitzunehmen, trugen diese Geistlichen kein oder nur unzureichendes Schuhwerk.

Im 15. Jahrhundert war die Frage der Schuhe wichtiger als die Frage der Armut, denn die Mönche konnten einige Pfründe ihr Eigen nennen. Jedoch gab es dabei Verluste und Stiftungen blieben aus. Daher begann der Bettelorden zu sparen. Doch mit der Not des Dreißigjährigen Kriegs gerieten die Dinge in arge Schieflage, sodass die Versorgung des inzwischen angewachsenen Pfarrbezirks gefährdet war.

Die Notlage nutzte die Fürstäbtissin des Damenstifts von Buchau, Katharina von Spaur, Pflaum und Valör, für eine Umstrukturierung. Dank ihrer guten Kontakte, die sogar bis zum kaiserlichen Hof reichten, gelang ihr als Patronatsherrin die Gründung eines Franziskanerklosters. Schließlich trug Franz von Asisi auch keine Schuhe. Katharina konnte 1646 zwei Franziskaner-Patres aus Ehingen bewegen, sich im Pfarrhof einzurichten. Drei Jahre später konnte sie ein Grundstück für den Konvent ergattern, wofür die Fürstäbtissin der Stadt Ersatz leistete. Das Grundstück lag im damaligen Bad Saulgau außerhalb der Stadtmauer. Die Bebauung dieses Bereichs erfolgte bereits im 13. Jahrhundert.

Im Jahr 1664 konnte die Saalkirche mit eingezogenem Chor geweiht werden. In den darauffolgenden zwei Jahren wurde das Konventsgebäude fertiggestellt. Mit dem anschließenden Klostergebäude entwickelte sich die Anlage 1696 zu einem zweistöckigen Geviert um einen zentralen Kreuzgang.

Das Kloster wurde dem Heiligen Antonius von Padua gewidmet, welcher als Schutzpatron für mehrere Städte sowie der Bäcker, der Schweinehirten oder Reisenden gilt. Seine Hilfe wird bei der Suche nach Verlorenem und der Partnersuche erbeten. Für die Menschen in Bad Saulgau sollte er wohl aber im Angesicht der Pest und des Kriegs aushelfen.

Blüte und Ende des Franziskanerklosters St. Antonius in Bad Saulgau

Das Kloster avancierte bald zu einem integralen Bestandteil der Stadt. Der Bettelorden der Franziskaner verschrieb sich der Seelsorge der Stadt und des Umlands. Sie übernahmen die katholischen Zeremonien wie Beichte oder hielten die Messe ab. Sie etablierten während des Barocks die Kreuzwegsidee und führten Prozessionen mit der „Erzbruderschaft vom Gürtel des heiligen Franziskus“ durch. Derart etablierte sich eine respektable Beziehung zur Stadt Saulgau. Eine Zeit der Prosperität stand dem Kloster ins Haus, sodass die Kirche erneuert wurde. Es wurden Kapitele angeschafft und Malereien entstanden. 1738 wurde eine Empore eingerichtet und die Kleeblattfenster eingezogen. Die Rokoko-Verzierungen im Chor stammen von Anton Rebsamen aus dem Jahr 1756. Die Apsisdecke ziert das Bild vom Eselswunder des Antonius.

Im Jahr 1755 zählte der Konvent 18 Mönche und vier Laien und lag auf seinem Höhepunkt. Doch die Blütezeit des Klosters währte nur wenige Dekaden. Mit der Aufklärung endete auch dieses Kloster im Jahr 1810. Die Kirche wurde zu einem Salzlager umgewidmet, das Interieur wurde verkauft. Fünf Jahre später erwarb die Stadt die Gebäude. Es entstand das Spital und das Krankenhaus, das sich bis 1914 darin befand. Mithilfe eines Zwischenbodens wurde die Kirche einerseits zu einem Kornhaus, andererseits zu einem Theater. Wegen Brandschutzbedingungen endete diese Zweiteilung 1886. Der Kirchturm ist von 1864, denn fünf Jahre zuvor wurde der damalige Dachreiter von einem Sturm herabgeweht.

Nach dem Ersten Weltkrieg, 1920, schenkte die Stadt die ehemalige Kirche, die als „Gerstenhaus“ bezeichnet wurde, der katholischen Gemeinde. Inzwischen lagerte man das Korn entlang der Bahnlinie im Raiffeisen-Lagerhaus. Innerhalb von zwei Jahren wurde das profanierte Gebäude wieder zu einem Gotteshaus.

Von der ehemals barocken Pracht blieben derart der Deckenstuck oder die Altarprospekte des frühen Klassizismus von unbekannten Künstlern erhalten. Unter dem Kreuz ist nicht nur der heilige Antonius, sondern auch die Gute Beth vom Kloster Reute. Eine Figur aus dem 20. Jahrhundert. In den 1990er Jahren wurden weitere Elemente wiederhergestellt. Die bunten Einlassungen stammen von Emil Kiess.

Die Kirche beheimatet weitere Kunstwerke, so die Ewiglichtampel von 1790 von Franz Müller. Die Figur des heiligen Josefs und das Kreuz der rechten Wand sind aus dem 18. Jahrhundert. Die anderen Kunstwerke stammen aus dem 19. oder 20. Jahrhundert. Die Altarblätter sind von 1921 aus dem Atelier von Gebhard Fugel. Die Orgel ist von Varadi & Sohn aus Budapest aus dem Jahr 2000. Und eine der Glocken ist von 1700, während die andere aus der Nachkriegszeit stammen.

Kultur im Alten Kloster

Seit 2010 ist in dem alten Franziskanerkloster das Kulturzentrum Bad Saulgaus untergebracht. Außerdem finden sich in den Räumen die Stadtbibliothek, die Kunstgalerie Fähre mit „Kunst in Oberschwaben seit 1900“, wozu auch ein Werk von Gebhard Fugel zählt, und eine Musikschule. Um die Bücherei unterzubringen, wurden 2,4 Millionen Euro investiert. Damit wurde auch die Überdachung des Klostergartens ermöglicht, wo außergewöhnliche Kunstwerke ins rechte Licht gerückt werden. Außerdem befindet sich im Haus auch noch ein Teil des städtischen Altenheimes St. Antonius.

Wo befindet sich die Kulturensemble mit der St. Antoniuskirche?

  • Hauptstraße 102-104
  • 88348 Bad Saulgau
  • GPS: 48.015020277308615, 9.502046563143786

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