Der Ort Ratzenried im Allgäu und die Geschichte der Kirche St. Georg.
Der Ort Ratzenried ist vor allem für seine Burgruine und des Schlosses Ratzenried bekannt, doch es gibt noch mehr zu sehen. Die Kirche St. Georg in Ratzenried im Allgäu brannte gleich mehrfach ab und so gab oder gibt es hier Gotik, Barock, Klassizismus und Neogotik.
Der Ort Ratzenried hieß bis 1650 eigentlich Wetzelsried. Noch 1353 schrieb man es so: “Wetzelsriet”. Die Geschichte des Ortes kann man bis 1167 zurückverfolgen, als der Adel des Ortes in den Urkunden vorkam. Das Gebiet, das zum Kloster St. Gallen gehörte und dessen Ministeriale der hiesige Adel war, expandierte im 16. Jahrhundert. Doch dann kam der Dreißigjährige Krieg, der 1632 mit den Schweden viel Zerstörung mit sich brachte.
Anschließend wurde auch der Ortsname geändert, da das Lehen nun auf Wetzelried überging. Nach den Herren von Ratzenried übernahmen die Herren von Molpertshaus ab 1350 die Ministerialtätigkeit, gefolgt von den Herren von Praßberg, von Sürgenstein, von Stüdlin und von Hürnheim. Danach, im Jahr 1453, kam der Ort an das Haus Humpis aus Ravensburg, die sich ab dem 16. Jahrhundert von Ratzenried nannten. Die Grundherrschaft erhielt das Haus Ansberg, die zuvor beim Grafen von Eglofs lag.
Dies erfolgte spätestens ab 1454, als die Herren von Humpis auch die hohe und niedrige Gerichtsbarkeit erwarben. Die Steuern standen dem Ritterkanton Hegau-Allgäu-Bodensee zu. Ab 1553 expandierte man durch den Kauf von Gerazreute und dem dazugehörigen Sprengel. Im Jahr 1589 tauschte man Güter und die darauf lebenden Menschen mit der Stadt Wangen im Allgäu. Dabei ging es um Berfallen, Reute, Schwenden und Zimmerberg.
Ratzenried verödete zwischen 1768 und 1783. Nach der Säkularisierung wurde der Ort zunächst Bayern zugeteilt, kam aber 1810 an Württemberg. Noch 1811 erwarb der Graf von Beroldingen die Herrschaft über Ratzenried und seit 1820 war es eine eigene Gemeinde.
Eine Kirche war vermutlich schon von Beginn an vorhanden. Sie wurde spätestens im 12. Jahrhundert als Eigenkirche, also dem Adel vorbehalten, errichtet. Auch damals war sie dem Reiter- und Kriegsheiligen Georg geweiht. Doch das sollte sie nicht vor Feuersbrünsten schützen.
Schon um 1290 brannte die erste Kirche, die aus Holz gezimmert wurde, ab. Der Neubau wurde sofort initiiert und vom Adel von Ratzenried, konkret von Ludwig, dem Eselsjunker vom Oberhof – auch Esel genannt, bezahlt. Er hat seine letzte Ruhestätte in der Kirche. Auf dem Grabstein findet sich eine lateinische Inschrift. Dieser gotische Bau brachte den heute noch sichtbaren Kirchturm und die Mauer zum Hof mit sich.
Auch unter der Herrschaft der Humpis brannte die Kirche ab. 1469 ließ das Haus Humpis den Chor und das Langhaus im Stil der damaligen Zeit, der Gotik, errichten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, als die Schweden 1632 den Ort und die Kirche verwüsteten, musste man abermals eine Baustelle aus dem Gotteshaus machen. Einzig der Chor blieb aus der Zeit erhalten. Die erneute Weihe der Kirche erfolgte 1663.
Den Stuck im barocken Stil erhielt die Kirche zwischen 1754 und 1756. Auch der Chor und Teile des Schiffs wurden mit Bildern barockisiert. Doch als der Barock aus der Mode gekommen war, wurden die Altäre entfernt und die Deckengemälde überpinselt. Der neue Stil war der Klassizismus und auch die Neogotik spiegelte sich beispielsweise im Hochaltar wieder. Davon ist heute nur noch das Kreuzigungsbild geblieben.
Noch 1906 wurde die Kirche St. Georg um mehrere Meter vergrößert. Das Deckengemälde wurde bei dem Künstler Reihing aus Stuttgart in Auftrag gegeben. Bis 1910 wurde auch die Pieta in der Seitenkapelle von ihm geschaffen. Zudem gibt es eine Reihe weiterer Kunstwerke in der Kirche. Dazu zählt auch der barocke Altar von 1720 aus der Werkstatt des Künstlers Ruez, der ursprünglich in der Leprosenkapelle in Bad Wurzach zu finden war. Der damalige Patronat, Erich von Waldburg-Zeil, stiftete ihn 1949. Das Patronat der Kirche Ratzenried lag immer beim örtlichen Adel.
Auch der bekannte Künstler aus Bad Waldsee, Zürn der Jüngere, ist in der Kirche vertreten. Er kreierte die Madonna auf dem Altar im Jahr 1650. Die Seitenaltäre mit dem Heiligen Georg und der Heiligen Familie sind aus der Nachkriegszeit von dem Künstler Gebhart aus Isny im Allgäu.
Aus dem 12. oder 13. Jahrhundert ist ein romanisches Jesus-Kreuz-Objekt. Des Weiteren gibt es zwei gotische Heiligendarstellungen und den Taufstein von 1477. Aus dem Hochmittelalter finden sich auch die Grabmäler der Familie Humpis und Beroldingen. Das Relief “Marien Tod” wurde 1520 in Ottobeuren geschaffen und um 1900 in die Kirche gebracht.
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