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St. Martin | Kirche Leutkirch im Allgäu

Über die spätgotische Kirche St. Martin in Leutkirch und die Geschichte der Stadt im Allgäu.

Der Ort Leutkirch im Allgäu hat ja bereits eine Kirche im Namen und dies hat einen Grund. Über die Stadt und die Kirche St. Martin.

Geschichte von Leutkirch im Allgäu

Die Stadt Leutkirch im Allgäu war vermutlich schon in der Antike bewohnt. Indizien dafür finden sich auf der sogenannten Wilhelmshöhe und im Gewerbegebiet “Untere Auen” im nördlichen Teil Leutkirchs. Auch die Alamannen fühlten sich hier wohl, so fand man spezielle Fibeln aus der Zeit der Spätantike, die man nach diesem Ort benannt hat. Die Alamannen siedelten in der Nähe des Kastells Isny und wohl auch hier. Ein Beleg dafür ist ein Grab aus dem Jahr 400, das man in der Lindenstraße fand.

In den Urkunden des Mittelalters wird Leutkirch am 7. Juni 766 erwähnt. Dabei ging es um einen Handel mit dem Kloster St. Gallen, das “Liutulfus und Merolfus und Zaizzo und Piscoffus, Söhne des Marulfi, vor dem Grafen Cozpertus und ihren Gaugenossen anerkennen und die von ihrem Vater gemachte Schenkung seines gesamten Besitzes in Nibelgau an das Kloster St. Gallen übertragen, um ihn gegen ein Entgelt wieder zurückzuerhalten.” Und mit Nibelgau meinte man ein Gebiet, das sich von Leutkirch über Wangen, Ravensburg und Bad Waldsee bis ins heutige Bayern zog. Die Hauptkirche für diesen Gau stand in Leutkirch, daher der Name und das Wappen der Stadt.

Die historischen Namensformen sind daher ipsa ecclesia nibulgauia (788), woraus 827 Nibalgauwe ad chirichun wurde, was wiederum zu Liutchirichun (848) und publicam ecclesiam (860) wurde. Jeder Name dreht sich um die Kirche von Leutkirch, wie heute noch. Der Ort war aber auch zu Gerichtszwecken verwendet worden. So war hier das oberste Gericht des Nibelgaus.

Im Laufe des Mittelalters wächst Leutkirch als Marktplatz mit Ufhofen und Mittelhofen zusammen. Nach dem Ende des altalamannischen Adelsgeschlechts der Udalrichinger erben die Grafen von Bregenz (eine Seitenlinie) und später die Grafen von Montfort Leutkirch.

Im Jahr 1239 wird die “villa” genannt “Liutkirche” zur “Burgo Liukirch” – sprich: man erwartete die Stadtrechte und baute die Stadtbefestigung aus. Damit gab es auch eine Stadtmauer, die sowohl ein oberes, als auch ein unteres Tor hatte, welche 1812 entfernt wurden. Teile der Stadtbefestigung kann man heute noch sehen, wie beispielsweise einen Teil der Stadtmauer, den Bockturm oder den Pulverturm.

Die Stadtrechte erhielt man im Jahr 1293 durch den König von Nassau, nach dem Vorbild der Stadt Lindau – und so war Leutkirch eine Reichsstadt. Doch zwei Jahre zuvor kaufte der König Rudolf von Habsburg (Österreich) in Kooperation mit dem Grafen von Zeil den Ort vom Grafen Rudolf von Montfort.

Diese verpfändeten die Stadt an verschiedene Geldgeber. Ab 1295 gibt es einen Amman (Amtmann) und ab 1311 einen Rat in der Stadt. Der erste Bürgermeister von Leutkirch wird 1358 erwähnt. Der Rat erhielt ab der Hälfte des 14. Jahrhundert mehr Macht und Gerichtsbarkeit. Ab 1397 durfte die Stadt den Amman, der über die hohe Gerichtsbarkeit verfügte und Todesurteile aussprechen durfte, selbst ernennen. Neben dem Rat hatten auch die Zünfte der Stadt ein großes Mitspracherecht.

Wirtschaftlich basierte Leutkirch vor allem auf dem Handel mit Textilien. Daher war die Zunft der Weber entsprechend einflussreich. Daneben gab es noch die Gilde der Bäcker, Bauern und der Schumacher, die später von den Metzgern abgelöst wurden. Ab 1488 bekam man sogar ein Stimmrecht auf dem Reichstag und war schon seit 1347 Mitglied beim Vorläufer und später beim Schwäbischen Bund.

Obwohl die Stadt sich während des Bauernkriegs neutral verhielt, beschloss der Rat 1546 sich der Reformation anzuschließen. Schon zuvor war das Gericht in Leutkirch nicht mehr so sehr von Bedeutung und wurde 1517 sogar nach Isny verlegt.

Das darauffolgende Jahrhundert mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) verursachte einen großen Schaden an Personen und Häusern. Im Jahr 1632 nahmen die Schweden Leutkirch ein und 1646 wurde es geplündert. Nach dem Ende der Kampfhandlungen verschuldete sich die Stadt zusehends und baute dennoch im 18. Jahrhundert ein barockes Rathaus (Zeichen der Gegenreformation).

Nach der Säkularisierung wurde Leutkirch 1802 an Bayern und 1810 an Württemberg angeschlossen. Seit 1974 spricht man offiziell von Leutkirch im Allgäu.

Die Martinskirche in Leutkirch

Wie man der Geschichte entnehmen kann, war die Kirche an dieser Stelle für den ganzen Nibelgau von Bedeutung. Im Mittelalter wurde sie auch die “Leutkirche” genannt. Sie steht auf dem höchsten Platz des Stadtareals, von der Wilhelmshöhe abgesehen.

Der heilige Martin ist der Schutzpatron der mittelalterlichen Franken gewesen. Das verweist ebenfalls auf eine wichtige Bedeutung, wie die St. Martins Kirche in Biberach.

Der heute dominierende Stil der Kirche ist die Spätgotik. Doch das war nicht immer so, der erste Bau dürfte im Stil der Romanik erfolgt sein. Das zeigt sich vor allem am Keller des Turms. Vor allem in der Apsis sieht man das gotische Deckengewölbe und die bunten Spitzfenstern mit den Rosetten. Da die Kirche offenbar von enormer Bedeutung war, dürfte sie auch schon im 8. Jahrhundert aus Stein gebaut worden sein.

Die Kirche verfügt über drei Schiffe und ist eine Hallenkirche. Der Stil der Gotik ist zwischen den Jahren 1514 bis 1519 eingezogen. Im 17. Jahrhundert hat man ebenfalls etwas umdekoriert, wobei die barocke Form des Turms entstanden sein dürfte. Auch im Inneren kann man einiges an Barock erkennen, so wie die Figuren an der Seite.

Wo befindet sich die St. Martins Kirche?

  • Marienplatz 2
  • 88299 Leutkirch im Allgäu)
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