Stadtkirche St. Verena Bad Wurzach

Die Stadtkirche St. Verena in Bad Wurzach ist ein wahrer Schatz der Kunstgeschichte. Die Architektur ist im Stil des Klassizismus, der zeitlich nach dem Barock kam.

Im Gegensatz zum Barock hat man im Klassizismus wieder vermehrt auf die Geradlinigkeit zurückgegriffen. Das Vorbild war die Antike. Der Barock galt als Symbol des Feudalismus, der zur Zeit des ausgehenden 18. Jahrhundert, als die Kirche gebaut wurde, vom Klassizismus abgelöst wurde.

Geschichte der Stadt Bad Wurzach

Die erste Erwähnung des Ortes Bad Wurzach stammt aus dem Jahr 1274, damals als “Wrzun” benannt, zwei Jahre später heißt es Wurtzun. Vermutlich hat der Truchsess von Waldburg Wurzach gegründet, da man die eigene Macht ausbauen wollte. Ab 1422 wurde eine Burg genannt und diese stand, wo heute das Schloss steht.

Schon im Jahr 1292 wurden die Einwohnenden als Bürger genannt und 1333 wird Wurzach als Stadt erwähnt. Im selben Jahr erhielt man das Memminger Stadtrecht, was 1362 von den Stadtherren bestätigt wurde. Damit bekam auch einen Rat und einen Ammann – für die Verwaltung und das Gerichtswesen. Im Jahr 1385 wurde für Wurzach ein Bürgermeister genannt. In das Rathaus konnte man aber erst im späten 15. Jahrhundert ziehen. Aber die Wirtschaft wuchs, ab 1413 gab es einen Wochen- und zwei Jahrmärkte.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts teilt sich das Haus Waldburg und Wurzach kam an die Georgische Linie der Waldburger. Zum Ende des Jahrhunderts erlangte durch den Habsburger Kaiser Friedrich III man den Blutbann. Im nächsten, dem 15. Jahrhundert, war Bad Wurzach ein Schlachtfeld im Bauernkrieg, genauer gesagt befand sich das Schlachtfeld auf dem Leprosenberg.

Bei der nächsten Teilung des Adels zu Beginn des 17. Jahrhunderts ging die Stadt an Waldburg-Zeil, doch sie nahmen den Menschen der Stadt viele Privilegien wieder weg. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kommt es zu einer erneuten Teilung des Hauses und es entsteht das Haus Waldburg-Wurzach. Der neue Adel setzte sich auch als Herrscher ein und schuf den Rat ab.

Im Dreißigjährigen Krieg ereilten Seuchen die Stadt Bad Wurzach, die ihren Titel “Bad” übrigens erst 1950 bekam. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges lebten nur noch 19 Menschen in Bad Wurzach. Im Jahr 1723 wurde mit dem Bau des Residenzschlosses begonnen. Damit die Bevölkerung wieder zunimmt, hat man ab 1780 begonnen, die Privilegien wieder einzuführen.

Ab 1793 wird das Haus Paumgarten aus Kißlegg zum Haus Waldburg-Wurzach. Dann kam zwar die Säkularisierung, dennoch bestand das adelige Amt in Wurzach noch bis ins Jahr 1849.

Geschichte der Kirche St. Verena | Bad Wurzach

Das Gotteshaus St. Verena steht zweifelsohne im Zentrum der Stadt und doch stand die Kirche ursprünglich auf der Anhöhe außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer. Erstmals wurde die Kirche im Jahr 1275 erwähnt, das ist gut ein Jahr, nach dem die Gemeinde erstmals erwähnt wurde. Damals war die Kirche “Unserer lieben Frau” gewidmet, oder wie man auf französisch sagt: “Notre Dame”. Das Patronatsrecht lag bei den Herren der Stadt, also beim Tuchsessen.

Die jetzige Kirche ist von 1777 und brauchte,  unter der Leitung von Dekan Dr. Johannes Kolb, zwei Jahre Bauzeit. Von dem vorherigen Bau steht nur noch der spätgotische Turm, der um 1434 erbaut wurde. Damals war die Kirche noch der Gottesmutter Maria gewidmet. Die ursprüngliche Kirche, von der man nicht viel weiß, dürfte als Wehrkirche ausgebaut worden sein. Darauf verweist die Ummauerung. Zumindest anfangs war es eine Kirche aus Holz.

Erst um 1600 wurde die heilige Verena der Maria beigestellt. Ab 1721 war sie ausschließlich der Heiligen Verena gewidmet. Im Jahr 1999 wurde die Kirche umfassend renoviert.

Kunstwerke in der St. Verena Stadtkirche Bad Wurzach

In der Kirche gibt es einige interessante Figuren und prächtige Deckengemälde. Die meisten Werke stammen aus dem 18. Jahrhundert, doch es gibt auch welche aus dem 17. Jahrhundert. Auch wenn die Kirche im Stil des Frühklassizismus errichtet ist, so sind die Altäre oder die Kanzel im barocken Stil gefertigt.

Auffallend ist das Deckengemälde des Malers Andreas Brugger im Mittelschiff aus dem Jahr 1777, vom 16. Oktober um genau zu sein. Derselbe Maler hat auch die Decke in der Kirche in Bad Buchau gestaltet. Das Bild ist in der Mitte zweigeteilt, das dann je nach Perspektive auf dem Kopf steht. Im Zentrum des 220 Quadratmeter großen Kunstwerks ist der Himmel mit den Engeln. An den Enden einerseits der König und ein Architekt mit einem Bauplan, vermutlich dieser Kirche. Die Bevölkerung blickt gen Himmel und auf der anderen Seite sieht man die Bevölkerung Wurzachs sowie einen triumphierenden Engel, mit einem Bild der Kirche über den Verstoßenen in der Hölle.

Im Altarraum ist ebenfalls ein Deckengemälde, auf dem die heilige Elisabeth zu sehen ist, die Brot und Trauben im Himmel verteilt und um sie herum die Menschen auf der Erde. Das Bild stammt von einem Künstler mit Namen Rieger oder Ringer.

Am Eingang findet man neben den Figuren eine Tafel aus Rotmarmor, das um 1520 gefertigt wurde. Die Tafel wurde für die Truchsessin Helena von Waldburg erricthtet. Sie gründete den Konvent des Rosengartens gegenüber der Kirche, wo nun das Naturschutzzentrum Bad Wurzachs untergebracht ist. Zu Zeit der Konventsgründung war es ein Franziskanerinnen Kloster. Sie war auch die Mutter des berüchtigten Bauernjörgs, der in der Kirche von Bad Waldsee beerdigt ist.

Die heilige Verena, die als Stuckfigur im Altar vertreten ist, gilt als Heilerin und kam im 5. Jahrhundert aus dem heutigen Ägypten über die heutige Schweiz.

Die Kunstwerke in der Kirche Bad Wurzachs sind:

  • Heilig-Grab-Christus, Stuckfigur zur Erinnerung an das Grab Jesu von 1784. Der Künstler war Franz Xaver Feichtmayr, d.J.
  • Hauptaltar von Konrad Hegenauer.
  • Reliquienschrein der Hl. Verena, in Gold gefasster Schrein, der 1754 nach Wurzach kam und von Franz Anton Kälin stammt.
  • Rotmarmor-Denkmal für Truchsessin Helena (um 1520).
  • St. Petrus Figur von 1740, ebenfalls von Franz Anton Kälin.
  • Engelsfigur (restauriert) aus dem 17. Jahrhundert.
  • Der auferstandene Christus mit Fahne, Skulptur von Johannes Ruez um 1720.
  • Gnadenstuhl in der Dreifaltigkeitskapelle in der Pfarrkirche St. Verena: Gott Vater hält den toten Jesus und darüber schwebt der Heilige Geist als Taube (Dreifaltigkeit). Vermutlich von Hans Mutschler zwischen 1450 und 1490 kreiert.
  • Wettersegenkreuz von 1776, das auf dem Deckengemälde dargestellt ist.
  • Christus-Pilger-Gruppe des Hochaltars von Franz Xaver Feichtmayr d.J. aus dem Jahr 1784.
  • Franziskusaltar links vom Altar mit den Figuren des Heiligen Laurentius und des Heiligen Stephanus von Jakob Ruez.
  • Gemälde der Dreifaltigkeit in der der Heilige Geist als Mensch dargestellt wurde.
  • Deckenfresko im Mittelschiff von Andreas Brugger von 1777: Engel betrachten den Kirchenplan.
  • Stuckfigur vom Hochchor von Johann Friedrich Vollmar aus Riedlingen.
  • Chorgemälde: Die heilige Elisabeth verteilt Brot und Trauben im Beisein der Volksvertreter (1776).
  • und weitere..

Adresse der Pfarrkirche St. Verena Bad Wurzach | Oberschwaben

  • Rosengarten 2 (abgehend von der Memminger Straße)
  • 88410 Bad Wurzach ‎


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