Sühnekreuz für Hans Beutel bei Hochdorf
Zwischen Hochdorf und Schweinhausen bei Biberach steht ein Sühnekreuz für den Mord an Hans Beutel.
Was geschah im Jahr 1520 und warum stellte man damals ein Sühnekreuz auf? Es war ein Mord, daher nennt man die Sühnekreuze auch Mordkreuze.
Bedeutung von Sühnekreuzen im Mittelalter
Das mittelalterliche Recht ist mit dem heutigen Rechtsempfinden nicht zu vergleichen. Es ist noch von alten germanischen Traditionen geprägt, die mit dem römischen Recht konkurrieren. Die Gerichtsbarkeit war ein Recht, das nicht selten ge- und verkauft wurde. Es konnte beim Adel oder bei den Geistlichen liegen. Es wurde in niedere und höhere Gerichtsbarkeit eingeteilt. Mit der Höheren konnte man auch Todesurteile verkünden.
Wenn man ein Sühnekreuz verordnet bekam, ging es in der Regel um einen Mord. Nach althergebrachtem Recht hatte man damit das Recht auf Sühne, was nicht selten in einer Fehde endete. Diese Fehden konnten sich über ganze Sippschaften und über Generationen hinweg ziehen. Das Sühnekreuz sollte das verhindern und zum Gebet für den Verstorbenen auffordern. Ab dem 14. Jahrhundert kamen solche Sühnekreuze vor.
Ein in einen Stein gehauenes Kreuz oder wie in dem Fall ein Kreuz aus Stein waren meist mit dem Mordwerkzeug versehen. Womöglich auch ein Bild, aber einen Text gab es in der Regel nicht. Sühnekreuze kommen in ländlichen Gebieten vor und die Menschen des Mittelalters konnten kaum lesen. Mit der Halsgerichtsbarkeit durch Karl V im Jahr 1533 wurde das Sühnekonzept zwar verboten, doch es überdauerte die Zeit bis ins 17. Jahrhundert. In Gegenden, in denen der protestantische Glaube vorherrschte, wurden keine Sühnekreuze mehr aufgestellt. In Oberschwaben waren vor allem die Städte evangelisch, aber solche Mordereignisse fanden eher in tiefen Wäldern oder an Wegen statt.
Hans Beutel bei Hochdorf
Es war im Jahr 1520, als Hans Beutel aus Niederrohrbach auf dem Weg zwischen Hochdorf und Schweinhausen war. Dort erwarteten ihn vier Männer der Familie Mohr aus Hochdorf. Sie schlugen so lange auf den Hans Beutel ein, bis er auf der Straße tot zusammenbrach.
Der Richter in dem Fall war der Truchsess Georg III von Waldburg. Später würde er wegen seiner brutalen Verfolgung der rebellierenden Bauern im Bauernkrieg den Spitznamen Bauernjörg erhalten. Er setzte ihnen nach und ließe sie foltern und töten. Doch das ist noch fünf Jahre in der Zukunft dieses Vorfalls.
Georg III urteilte, dass am Georgitag (am 23. April) eine Bußprozession in Ziegelbach abzuhalten sei. Diese Prozession sollten die Täter mit Kerzen anführen. Der Haupttäter Martin Mohr musste der Prozession nackt vorangehen. Des Weiteren sollten Kerzen gestiftet werden. Diese Kerzen waren im Mittelalter sehr teuer. Zudem mussten die Täter 37 Messen lesen lassen (was ebenfalls zu bezahlen war) und damit Fürbitten für die katholische Seele beten, sodass das Mordopfer eher in den Himmel käme. Denn er konnte das Sakrament der letzten Ölung nicht mehr empfangen. Des Weiteren wurden Wallfahrten nach Einsiedeln und nach Rom angeordnet. Die Familie des Opfers wurde mit 31 Gulden entschädigt.
Schließlich mussten die Mörder auch ein Tuffsteinkreuz an der Stelle des Mords aufstellen, das noch heute steht.
Wo befindet sich das Sühnekreuz?
- Auf dem Weg zwischen Hochdorf und Schweinfurt
- 88454 Hochdorf