Nördlich von Kressbronn liegt die mittelalterliche Burg Gießen, wo vermutlich schon die Römer eine Wehranlage aufbauten.

Die Wasserburg Gießen ist noch in weiten Teilen erhalten und ist ein schönes Ausflugsziel. Die Burg selbst kann man jedoch nur von Außen betrachten, denn sie ist Privatbesitz. Der Eigentümer renoviert die Räumlichkeiten nach und nach.

Schloss Griessen Kressbronn

Geschichte der Burg Gießen

Der Name Gießen, was im 14. Jahrhundert als “ze dem Güssen” festgehalten wurde, deutet auf einen Ort bei den Wasserfällen oder bei einem Strudel hin. Die Burg ist also mit Wasser versorgt, weswegen man hier überhaupt eine Burg baute.

Doch gehen die Anfänge der Wehranlage weiter zurück, vermutlich bis in die Zeit der Kelten. Auch sie nutzten anzunehmender Weise das Gewässer als Verteidigungsmaßnahme und erbauten vielleicht an dieser Stelle eine Ringburg aus Holz. Schon um 1.000 v. C. sind in der Region die Kelten ansässig. Auch die in der Nähe befindliche Lenensburg war ein keltisches Domizil. Leider gab dazu keine Funde, aber die Regelmäßigkeit deutet darauf hin. Denn auch die Römer nutzen das Areal der Burg Gießen, darauf verweisen Funde aus der Umgebung der Burg. Die Römer nutzten zumeist die bereits existierenden Verteidigungspunkte, da die Einheimischen bereits die besten Orte ausgewählt hatten, die gut zu verteidigen sind. Allen Anlagen, ob aus der Antike oder dem Mittelalter, war die Sicherung durch die Argen gemein, die hier nur wenige Meter entfernt vorbei fließt.

Die ersten überlieferten Besitzer der Wasserburg waren die Ritter von Wolfurt, die 1331 erwähnt wurden. Die Burg dürfte aber schon mindestens 100 Jahre zuvor gestanden haben, vermutlich eine von Wassergräben umgebene Turmburg. Wann sie genau aufgebaut wurde oder ob es jemals keine Burg war, ist ungeklärt.

Die Ritter von Wolfurt hatten vor allem bei Lindau und Bregenz ihre Besitzungen und auch einige hochgestellte Positionen inne. Sie hatten wohl keinen guten Stand mit den Grafen von Montfort, denn sie machten ausschließlich außerhalb deren Einflussgebiete ihre Geschäfte.

Mit der Tendenz in Richtung Österreich und aus finanziellen Gründen verkauften sie die Burg Gießen im Jahr 1405 an das Heilig-Geist Spital in Lindau. Sie setzten zur Verwaltung einen Vogt ein. Den Burginhabern gehörten nebst den Steuereinnahmen und Leibeigene, auch die Dörfer Apflau, Unterwolfertsweiler, Gitzensteig, Tutnau und Wiesach. Diese Ländereien beanspruchten aber die Grafen von Montfort für sich, welche jedoch mit ihrem Anspruch scheiterten.

Die Stadt Lindau baute 1482 die Befestigung der Wasserburg aus und dieses Aussehen blieb fast gänzlich bis in diese Tage erhalten. Heute sind von dem Bau des Mittelalters noch der Bergfried und das spätgotische Palasgebäude vorhanden. Das Wasser erhält die Burg aus einem Kanal, der sich bis nach Laimnau zieht, denn der Ort und die Burg Gießen wurden im 15. Jahrhundert zusammengeschlossen. Auch die Befestigungsmaßnahmen fand bei dem Grafen Ulrich von Montfort kein Gefallen.

Der Torturm und der heutige Eingang mit Mauer stammen aus dem späteren 16. Jahrhundert. Der Turm verfügt über fünf Räumlichkeiten. Im Jahr 1521 wurde der Palas (Wohnhaus) vergrößert und wenige Jahre später bekam der Turm eine Uhr. Für die spätere Belagerungen war wichtig, dass es ab dem 16. Jahrhundert auch einen Brunnen gab.

Und diese Belagerung ergab sich auch im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648). Die Schweden eroberten 1647 Lindau und am 8. Mai des selben Jahres auch die Burg Gießen. Im Jahr darauf belagerten die kaiserlichen Truppen die Burg und eroberten sie zurück.

Weitere bauliche Veränderungen ergaben sich im 18. Jahrhundert. Im Jahr 1768 bekam der Turm eine neue Uhr und der Burggraben wurde wieder vertieft. Sechs Jahre später wurde die Burgmauer abgerissen und der innere Burggraben wurde zugeschüttet. Die frühere Zugbrücke wurde 1788 ersetzt, dieses Mal als eine feste Brücke aus Stein.

Die Burg war nach Säkularisierung schnell unwirtschaftlich für das Spital aus Lindau und wurde 1810 verkauft. Der neue Besitzer war der Fürst und Kämmerer Carl Anselm von Horben zu Ringenberg aus Augsburg. Doch hatte sich dieser mit dem Preis überhoben und für etwas weniger bekam die Burg Gießen im Herbst des selben Jahres der Stabhalter Josef Köberlin von Mitten aus Wasserburg, welcher es privat als Gutshof nutzte.

Doch auch dieser verkaufte bald und so erhielt 1868 der Geistliche Augustin Fischer die Burg. Er verkaufte 1877 an zwei Bauernfamilien, die den Besitz bis 1974 hielten. Auch heute ist die Burg noch in  Privatbesitz, wobei sich der neue Inhaber bei der Renovierung und Instandhaltung engagiert. Rund um die Burg wachsen heute Apfelbäume.

Nur zu speziellen Veranstaltungen öffnet die Burg seine Pforten und angemeldete Gruppen können eine Führung bekommen.

Wo ist die Burg Gießen bei Kressbronn?

  • Schloss Giessen
  • 88079 Kressbronn-Apflau
  • Telefon: 07543 – 6180
  • Homepage des Besitzers zur Burg
Schwoable

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